Alleinreisen als Frau auf Sri Lanka: 5 Vorurteile

Bevor ich dir in den nächsten Blogartikeln über die wilden Tierbeobachtungen auf Safari, das köstliche Essen und die schönsten Stränden der Welt berichte, möchte ich erstmal über das so heiß diskutierte Thema, des Alleinreisens als Frau auf Sri Lanka, sprechen.

Ich fand es relativ schwer, objektive Darstellungen der tatsächlichen Situation für Touristinnen auf Sri Lanka herauszufinden. Das Auswärtige Amt warnt vor sexuellen Belästigungen und Übergriffen, sowie dem heimlichen Verabreichen von K.O.-Tropfen, zahlreiche Internetseiten alarmieren vor den gefährlichen Beach Boys, sowie aufdringlichen Männern und die Einheimischen selbst rieten mir, immer gut auf mich aufzupassen. Doch was bedeutet das genau? Viele Internetseiten zum Thema Alleinreisende Frauen auf Sri Lanka erwecken den Eindruck, als wimmele das Land nur so von schlechten Menschen, etwas was ich diesem Artikel gerne widerlegen möchte.

Die 5 größten Vorurteile:

Fünf Wochen verbrachte ich auf Sri Lanka, reiste auf eigene Faust durch das tropische Inselparadies und arbeitete in einem örtlichen Tierheim. Das Land, seine gastfreundlichen Menschen, die lebensbejahende Kultur und die spektakuläre Tier- und Pflanzenwelt haben mich absolut fasziniert. Daher fühle ich mich ein wenig schuldig, nach all den negativen Artikeln im Internet, Sri Lankas Ruf als Reiseziel für Frauen ein wenig aufzubessern.

Den Großteil meiner Zeit auf Sri Lanka, arbeitete ich in einem Tierheim für Straßentiere und lernte dabei die Gastfreundlichkeit der Menschen zu schätzen

Nr. 1: Vorsicht vor den Männern

Die wohl am häufigsten gehörte Warnung ist Vorsicht vor den Männern. Egal ob Freunde und Bekannte oder das Internet, jeder scheint ein gewisses Bild der Sri Lanker zu haben und leider kein sehr Gutes. Doch kann man ein ganzes Land wirklich so über einen Kamm scheren? Kann man wegen Vorfällen in der Vergangenheit einfach pauschalisieren? Wohl kaum. Denn was man nicht hört, sind die Geschichten über die guten Menschen auf Sri Lanka, wie dem Tuk Tuk-Fahrer, der mich während meiner Zeit in Tissamaharama jeden Abend nachhause fuhr und an meinem letzten Tag seiner kleinen Familie vorstellte. Auch von Sambath hört man nicht, dem Mitarbeiter des Tierheims indem ich aushalf, der sogar einige der Tiere in seinem spärlichen Zuhause aufnimmt, weil im Tierheim kein Platz für sie ist oder von meinem 80-jährigen Safariguide im Yala-Nationalpark, einer der beeindruckendsten Menschen die ich je getroffen habe.

Männer sind jedoch allgegenwärtig auf Sri Lanka. Sie bedienen dich in den Geschäften, fahren die Busse, begrüßen dich beim Check-in im Hotel und verleihen die Surfbretter. Sei höflich, bestimmt und vermeide Körperkonakt. Ich wurde stets respektvoll und freundlich behandelt, doch es gibt sie, die Ausnahmen. Vermittle daher immer den Eindruck, als wüsstest du wohin du gehst. Wenn du dich wirklich einmal belästigt fühlst, versuche Aufmerksamkeit zu erregen, ein klaresNein auf Sinhala „Epa“, hilft! Kleiner Tipp, um unnötigen Körperkontakt in den überfüllten Zügen und Bussen zu vermeiden kannst du dich auf den Platz hinter dem Fahrer setzen. Der ist normalerweise für Mönche reserviert.

Nr. 2: Niemals kurze Kleidung tragen

Bedenke, dass du in ein eher konservatives Land reist und berücksichtige dies unbedingt bei der Wahl deiner Kleidung. So ist es auf Sri Lanka als Frau üblich, Schulter und Knie zu verdecken, sowie auch in den meisten südostasiatischen Ländern. Weit ausgeschnittene oder zu enge Kleidung gilt als anstößig. In den touristischen Gegenden sind die Einheimischen an den Anblick von Touristen in Shorts und T-Shirts gewöhnt, einen Skandal aber würdest du mit einem solchen Aufzug in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder weniger aufgeschlossenen Regionen erregen. Bade am Strand auf keinen Fall oben ohne. Um zu verhindern, dass du ständig angestarrt wirst, dir Telefonnummern zugesteckt werden oder die Tuk Tuk-Fahrer dich schlichtweg nicht Ernst nehmen, trage längere, aber luftige Kleidung, damit du bei den tropischen Temperaturen nicht eingehst.

Nr. 3: Am Strand hast du vor lästigen Beach Boys keine Ruhe

Ich habe mich an den Stränden Sri Lankas nie belästigt oder unwohl gefühlt. Die Einheimischen in den touristischen Strandgegenden sind meist auch toleranter und wie gesagt auch an den Anblick halbnackter Ausländer gewöhnt, weshalb weniger gestarrt wird. Am Strand in Tangalle sah ich zwei Engländerinnen, die am hellichten Tage zusammen mit einigen Beach Boys einen Cocktail nach dem anderen tranken. Jedoch hätten sie die Situation jederzeit beenden können und der Kontakt ging auch tatsächlich mehr von ihnen als von den Männern aus. Beach Boys wollen Touristen meist die günstigste Tour, das preiswerteste Hotelzimmer und das beste Restaurant empfehlen und sind dabei eindeutig auf Profit aus.

Vorsicht vor dem Baden an menschenleeren Stränden, wenn du schon im Bikini schwimmst, dann besser in touristischen Gegenden

In der Vergangenheit kam es schon vor, dass Frauen um ihre Wertgegenstände erleichtert wurden, nachdem sie eine Nacht mit einem der Beach Boys verbracht haben oder sie sich nach einem Getränk an nichts mehr erinnern konnten. Genau das war wohl gemeint, als mir ein Einheimischer während einer Busfahrt riet, dass ich immer auf mich aufpassen solle.

Nr. 4: Ohne Mann kannst du Sri Lanka nicht bereisen

Auf diese Ansicht bin ich während meiner Reisevorbereitung tatsächlich des öfteren gestoßen. Nach einigen Tagen alleine auf Sri Lanka gewöhnte ich mich von selbst daran, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen und einfach wachsam zu bleiben. Natürlich wurde ich angestarrt, vor allem als hellhäutiger, blonder, großer Mensch, doch das bedeutet doch noch lange keine Gefahr. Auf Sri Lanka kann man problemlos auch ohne männliche Begleitung unterwegs sein, sollte jedoch stark und selbstbewusst auftreten. Einen Ring am Finger zu tragen bringt dabei relativ wenig.

Trotzdem solltest du nach Einbruch der Dunkelheit öffentliche Verkehrsmittel und vor allem Tuk Tuks vermeiden. Es gehört sich auf Sri Lanka als Frau einfach nicht, Nachts umher zu streifen. Respektiere das.

Nr. 5: Sri Lanka ist wie Indien

Aufgrund der geographischen und kulturellen Nähe, assoziieren viele Menschen Sri Lanka mit Indien. Und natürlich denken sie dabei selten an die guten Ähnlichkeiten der beiden Länder, wie die lebhafte Bollywoodmusik, die bunten indischen Kleider oder das vielfältige Essen, sondern an Vergewaltigungen und aufdringliche Männer. Sri Lanka ist jedoch ein vergleichsweise sauberes und gepflegtes Land mit unglaublich gastfreundlichen Menschen, die eher zurückhaltend und höflich, als aufdringlich sind.

Als Frau alleine in der Welt

Ich bin viel alleine gereist, Marokko, Kambodscha, Russland oder Rumänien. Eindeutig Männerdominierte Länder, in denen es eine klare geschlechterspezifische Rollenverteilung und eine männerlastige Regierung gibt.

Wegen solcher Momente reiste ich nach Sri Lanka. Das eine solche Reise einige kulturelle Anpassungen mit sich bringt, ist für mich selbstverständlich

In jedem Land der Welt existieren Menschen, die mit dir bzw. deinem Körper nichts böses im Sinne haben. Es gibt viele Länder, wo das Ansehen der Frau deutlich niedriger ist als in Deutschland, wo die Vergewaltigungsquote viel zu hoch ist (alleine 2012 wurden 24.923 Vergewaltigungen in Indien angezeigt, die Dunkelziffer mag 4-5 Mal so hoch sein) und wo Frauen mitunter nicht ohne Mann das Haus verlassen dürfen. Letztere Orte würde ich alleine nicht besuchen. Ich wähle meine Reiseziele gezielt aus, informiere mich im Vorhinein über die Gegebenheiten vor Ort und passe mich an. Nie wäre es mir auf Sri Lanka auf offener Straße eingefallen, unangebrachte kurze Kleidung zu tragen, mich Nachts in abgelegenen Gassen herumzutreiben oder in zwielichtige Taxis einzusteigen. Doch selbst als ein Mensch, der gut auf sich aufpasst und sich bestmöglich an die verschiedenen Kulturen assimiliert, lerne auch ich noch immer dazu. Das Stichwort ist kulturelle Sensibilität.

Noch ein Tipp; Damenartikel wie Binden und Tampons sind in Sri Lanka rar und werden aus Scham in der Regel unter der Ladentheke versteckt. Am besten bringst du dir Hygieneartikel von Zuhause mit.

Fazit

Wer mit häufigem Starren und Hinterherschauen umgehen kann, was übrigens häufig von Frauen wie auch Männern ausgeht, für die der Anblick einer Alleinreisenden Europäerin mit Rucksack auf dem Rücken einfach ungewohnt ist, selbstbewusst und stark auftritt, und sich nicht von jedem Tuk Tuk-Fahrer einschüchtern lässt, wird als Frau keine Probleme auf Sri Lanka haben. In den nächsten Artikeln werde ich dir von denen aus meiner Sicht viel gravierenderen Problemen Sri Lankas berichten, der herzzerreißenden Straßentierproblematik, den vielen Verkehrsunfällen verursacht durch die grausame Fahrweise vieler Einheimischen und den unvergleichlich langsamen und korrupten Behörden.

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Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder.

7 Kommentare zu „Alleinreisen als Frau auf Sri Lanka: 5 Vorurteile

  1. Da kann ich dir in allem nur 100%ig zustimmen. Unsere Freunde auf Sri Lanka sind wohl die gastfreundlichsten Menschen die ich überhaupt kenne. Sie haben sich jeden Tag Zeit für unsere gesamte Reise genommen, sind mit uns durch das ganze Land gereist um uns alles zeigen zu können und uns helfen zu können, obwohl sie hätten arbeiten müssen, da selbstständig.
    Viele Menschen verbreiten Vorurteile, obwohl sie nie ein Land wie Sri Lanka bereist haben. Sie hören Gerüchte und Geschichten, glauben sie und verbreiten sie weiter. Ich hoffe dein Beitrag öffnet vielen Menschen mal die Augen.

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    1. Hey Johanna, danke für deinen Kommentar! Mich hat es wirklich schockiert, wie schlecht die Meinungen über dieses tolle Land im Internet sind und ich finde das schlimm, denn sicherlich hat das schon die ein oder andere Frau vor einer Reise abgeschreckt…

      Ganz liebe Grüße aus Japan 🙂

      Nadine

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  2. Danke Nadine und danke Johanna für eueren Empfehlungen an anderen allein reisende Mädels durch meine Heimatinsel!
    Wir sind eine sehr freundliche und hilfsbereite Volk. Aber in den Städten wo es seit lange Tourismus gibt, versuchen manche Leute von Euch zu profitieren!
    Ich kann einen kleinen Tipp an Euch geben, falls ihr unterwegs belästigt werden solltet!
    Sag einfach auf Englisch daß Ihr schon auf Sri Lanka in Colombo arbeitet und lebt! Das ist einfach eine Notlüge damit daß Sie Euch einfach loslassen 😜

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    1. Hey,
      vielen lieben dank für den Tipp, kann ich definitiv nur weiter empfehlen.. auf Sri Lanka kann man als Frau sehr sicher unterwegs sein, wenn man ein paar Dinge beachtet und die Tradition des Landes respektiert. Das sind zumindest meine Erfahrungen..

      Liebe Grüße 🙂

      Nadine

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  3. Hi Nadine, interessanter Artikel. Wir waren gerade für ein paar Tage im Nov in Sri Lanka im kulturellen Dreieck. Hier war es wirklich wichtig, dass die Frauen Schulter und Knie bedeckt hatten. Für die Temples sogar auch die Männer. Ansonsten sind die Einheimischen sehr sehr nett. Wir haben tolle Leute kennengelernt 🙂
    Liebe Grüße Olivia

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    1. Hi Olivia,

      danke für deinen Kommentar! Das auch Männer die Schultern und Knie bedeckt haben müssen, war mir ehrlich gesagt gar nicht bekannt, aber ist ja eigentlich auch nur fair. 😀
      Freut mich, dass du ebenfalls gute Erfahrungen gemacht hast und mit einem guten Gefühl zurück nachhause gereist bist.

      Alles Liebe für deine zukünftigen Reisen!

      Nadine 🙂

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      1. Hi Nadine, ja wussten wir vorher auch nicht. Aber z.B. bei den Tempeln in Polonnaruwa oder in den Felsentempeln von Dambulla durften auch die Herren nicht mit kurzen Hosen rein. Die beiden mussten dann unsere Sarongs umbinden. Was sehr witzig aussah :-). Aber gleiches Recht für alle 🙂
        LG Olivia

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