Weltreiseabbruch: Ein ganz persönlicher Artikel

In diesem Artikel möchte ich dir erzählen, warum meine Reise vor einem Monat so ein abruptes Ende fand.

Über die Sinnlosigkeit des Planens

Vor meiner Asienreise versuchte ich stets, jeden zukünftigen Schritt zu Planen, verbrachte Abende vorm Computer, um nach neuen Reiseartikeln, Routenvorschlägen und Sicherheitshinweisen zu suchen und wahrscheinlich hat mich gerade deswegen das Gefühl der Freiheit auf Reisen so begeistert. Länder, von denen ich auf der Landkarte weder wusste wo sie lagen, noch interessierten sie mich wirklich, wurden zu den größten Abenteuern meiner Reise… Sri Lanka, China oder Japan.

Planen vermittelt einem Sicherheit, zumindest denkt man das, bis du schließlich den ersten Schritt aus dem Flugzeug machst und begreifst, dass das wahre Leben doch ganz anders ist. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich am Abend des neunten Septembers 2016 im heißen Manila ankam und mich fragte, was zur Hölle ich mir da angetan hatte. Doch mit den Wochen, den Monaten, gewann ich immer mehr an Selbstsicherheit und merkte, wieviel Freiheit das „Nicht-Planen“ eigentlich ermöglicht.

Planen ist sinnlos, da Dinge sowieso immer anders kommen als gedacht. Du lernst Menschen kennen und ihr geht einen Teil des Weges zusammen, Umweltkatastrophen wie Stürme oder Überflutungen zwingen dich zum Umdenken oder du merkst plötzlich, dass die Pläne die du vor deiner Reise hattest, nicht mehr zu dir und deiner Situation passen und reist ganz nach Gefühl weiter, sowie ich es zum Schluss getan habe. Auf Reisen ist man unglaublich mit sich selbst beschäftigt und genießt es auch ein wenig, egoistisch zu sein. Frei sein, sich nicht mit den Problemen von Zuhause beschäftigen. Doch das die Familie und Freunde daheim, die trotz Skype so nah erscheinen aber eigentlich so weit weg sind, ihr Leben ebenfalls weiterführen, während sich bei dir alles verändert und jeder Tag ein Abenteuer ist, scheint manchmal schwer zu realisieren.

Das Ende der Reise…

Vielleicht ist auch das gerade das Aufregende an der Reise, die wir Leben nennen, wir können nicht planen was die Zukunft für uns bereithält und genau so wenig können wir irgendetwas festhalten. Der wunderschöne Tauchgang, die abenteuerliche Wildtiersafari oder die nächtliche Party am Strand, Erinnerungen die sich zwar auf Fotos verewigen lassen, ansonsten aber nur in unseren Herzen als ein unvergessliches Erlebnis zurück bleiben.

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Während meiner Arbeit in einem japanischen Reitstall

Die letzten Wochen verbrachte ich gerade in Japan und arbeitete in einem Reitstall am Fuße des Mount Fuji, als ein Anruf von Zuhause mein ganzes Leben, wie ich es in den letzten acht Monaten gelebt und genossen hatte, auf den Kopf stellte. Mein Vater war sehr plötzlich verstorben und ich buchte noch am gleichen Tag mein Rückflugticket. Ich wusste zwar, dass die Welt nicht stehen bleiben würde, nur weil ich in Asien unterwegs war und dennoch war es ein Schock. Aber vor allem ein Schlag in die Magengrube, als eben jener Anruf kam und ich begriff, dass ich es verpasst hatte, mich von einem der wichtigsten Menschen meines Lebens zu verabschieden. Und schon wieder etwas was ich über das Leben lernte, es ist wichtig, die Zeit mit denen die uns lieb und wichtig sind, zu genießen und wertzuschätzen, was man daheim eigentlich hat. Vielleicht ist dies sogar die wichtigste Lektion meiner Reise.

…Oder doch nicht?

Ich bin bereits seit einem Monat wieder in Köln, hatte viel zu Organisieren und Überdenken. Vieles worüber ich mir nicht sicher war und vieles, was noch immer unklar ist. Ich muss mein Leben, das ich so ganz anders geplant hatte, nun den Gegebenheiten anpassen. Mich zum Beispiel um meinen Hund kümmern, der ja die letzten acht Jahre bei meinem Vater gelebt hat.

Mit der Trauer geht jeder Mensch anders um, so bin ich niemand der sich für Wochen im Bett verkriecht, sondern jemand der weiter macht. Und doch bin ich noch immer sehr orientierungslos, krampfhaft damit beschäftigt ein „normales“ Leben wie meine Freunde und Bekannte zu führen, bewarb mich panisch für irgendwelche Studiengänge, schaute mich nach Ausbildungen und Nebenjobs um und versuchte mir einen Plan zu machen, wie es nun weiter geht. Und doch spüre ich, dass das nicht ich bin. So fühle ich mich auf der einen Seite mit meinen 19 Jahren noch furchtbar jung und auf der anderen Seite, als hätten die acht Monate in Asien und all die Dinge die ich erlebt habe, mich sehr geprägt und viele meiner Ansichten über das Leben verändert.

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Gismo und ich

Eins ist sicher, mein Vater hätte nicht gewollt, dass ich für ihn meine Reise abbreche, aber er hätte gewollt, dass für unseren Hund Gismo gut gesorgt wird und das ist definitiv der Fall. Im Sommer geht es für mich, mein Auto, dass ich mir letzte Woche von dem Restgeld meiner Reisekasse kaufte, und Gismo auf kleine Europatour. Juli in Österreich, August in Holland und dann mal weiter sehen. Ich mache es nun ganz abhängig von meinem Hund, ob Ihm das Reisen und Leben im Auto gefällt und wenn dem so ist, geht es im Herbst weiter. Es muss schließlich nicht immer Asien sein, auch in Europa warten große Abenteuer auf einen, vor allem dann, wenn der beste Freund dabei ist.

Ab nun wird es auch wieder regelmäßige Blogartikel geben und ich versuche dich auch während meiner kleinen Nachbarländerreise auf dem Laufenden zu halten. Horsehose Travel wird sich verändern, auch da mein Schwerpunkt nun nicht mehr unbedingt beim Backpacking und Fernreisen liegt, sondern bei Roadtrips, Reisen mit Hund und Europa, aber eines verspreche ich dir, so schnell kriegt mich und diesen Blog keiner unter.

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder.

14 Kommentare zu „Weltreiseabbruch: Ein ganz persönlicher Artikel

  1. Das mit deinem Vater tut mir unendlich leid! Ich könnte damit wahrscheinlich nicht so gut umgehen wie du. Und genau aus diesem Grund habe ich eine so große Angst vor einer Weltreise und mache lieber nur alle paar Monate eine Reise, statt auf Familie und Freunde komplett verzichten zu müssen.
    Ich wünsche Dir weiterhin das Allerbeste und viel Spaß auf deiner Europatour!

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  2. Hey Donni:) einen sehr beeindruckenden artikel hast du da malwieder geschrieben. ich finde es echt bemerkenswert wie du dein leben anpackst und selbst die schlimmsten dinge nicht als anlass benutzt dich fremdbestimmenn zu lassen oder dich irgendwo einzureihen. davon kann sich der ein oder andere in unserem alter, der es noch dazu viel leichter hat als du, eine dicke scheibe abschneiden:D wie du weisst wünsche ich dir nur das beste und freue mich auf österreich!! Grüsse von Juli

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  3. Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, wer so lebendig diesen Herzen innewohnt, bekommt ein zweites Leben in der Erinnerung!
    Du wirst sicherlich deinen ganz eigenen Weg gehen und letztendlich beginnt jede große Reise mit einem kleinen Schritt! Ich wünsche dir Kraft und Zuversicht!

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  4. Hallo Nadine 🙂
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf deinem weiteren Weg, dein Papa ist sicherlich unfassbar stolz auf dich!
    Du und Gismo werdet ganz bestimt eine tolle Zeit haben egal wo ihr seid und was ihr macht! 🙂

    Werde ab jetzt öfter vorbeischauen! Liebe auch Pferde und Hunde und bin sehr beeindruckt von deiner Freiwilligenarbeit in dem Bereich 🙂 Sehr inspirirend!

    Lieben Gruß 🙂

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    1. Hi Franzi,

      vielen lieben dank für deine tollen Worte, auch wenn es nicht immer leicht war, Gismo und ich schaffen das alles irgendwie zusammen.

      Ich fands klasse, über deine Reisen mit Hund und Arbeit mit Pferden zu lesen, gibt es also doch noch ein paar Gleichgesinnte..

      Alles Liebe und schöne Reisen, wünsche ich dir 🙂

      Nadine

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