Roadtrip mit Hund durch Schottland

Bei Erinnerung an meine Schottland-Reise kommen mir einsame Landschaften, beeindruckende UNESCO-Stätte, Steinkreise und uralte Siedlungen, lebhafte Städte auf der einen und unbesiedelte Inseln auf der anderen Seite, sowie feucht-fröhliche Pubs in den Sinn. Schottland (schottisch-gälisch: Alba) ist zudem bekannt für seine Märchen und Legenden. So wundert es auch nicht, dass das offizielle Nationaltier ebenfalls ein Fabelwesen, nämlich ein Einhorn ist. Und wer kennt sie nicht, die Geschichte über das Seeungeheuer Nessi aus dem Loch Ness, welches angeblich bereits von zahlreichen Augenzeugen gesehen wurde. Vielleicht sind diese Sichtungen oder die Erzählungen über den kopflosen Trommler der Edinburgh Castle, die Leichenverstümmler William Burke und William Hare oder den Vampir vom Glasgower Friedhof, auch nach einem Pub-Abend mit viel schottischen Whiskey entstanden. Denn bis heute ist der schottische Whiskey (schottisch-gälisch: Uisge-beatha, bedeutet so viel wie „Das Wasser des Lebens“) das wichtigste Exportgut des Landes.

Reiseinformationen

Bereits seit 1707 gehört Schottland zum Königreich Großbritannien. Das Land nimmt das nördliche Drittel Großbritanniens, sowie mehrere Inselgruppen ein. Schottland unterscheidet sich allerdings landschaftlich, sozial und auch politisch inzwischen immer mehr vom Rest Großbritanniens.

The Scotch Whiskey Experience ist ein Whiskey-Museum in Edinburgh, das Verkostungen und Touren anbietet

Schon seit Anfang des Jahrtausends fordern viele der insgesamt 5,5 Millionen Einwohner, eine Abspaltung vom Vereinigten Königreich, insbesondere von England. Im Jahre 2016 stimmte die Mehrheit der Schotten gegen den Brexit und somit für einen Verbleib in der EU. Auch wenn sich Schottland politisch vom Rest der britischen Insel abgrenzt, so ähneln sich die Länder doch in vielen anderen Punkten. Auch Schottland ist ein relativ teures Reiseziel; Unterkünfte kosten rund 15 Prozent mehr als in Deutschland, der Austausch des Ölmessstabrohrs inklusive Motorreinigung lag bei stattlichen 700 Pfund (knapp 820 Euro) und ein großes Bier im Pub schlägt mit 3,95 Pfund, also um die vier Euro, zu Buche. Ebenso wie in England und Nordirland, sind auch in Schottland meist keine Hunde in den Restaurants erlaubt. Die Straßen abseits der Städte sind oftmals eng, unübersichtlich und auch auf den Linksverkehr musste ich mich einige Tage einstellen.

Autopanne in Schottland, ein Erlebnis, auf das ich gerne verzichtet hätte

Anreisen kannst du via Direktflug von Deutschland nach Edinburgh oder mit dem Zug über England. Für die Einreise wird seit dem Brexit übrigens ein Reisepass benötigt, der Personalausweis reicht nicht mehr aus. Wer mit dem Auto anreist hat die Wahl zwischen verschiedenen Fährrouten. Da ich erst Südengland bereiste, nahm ich die Fähre von Calais nach Dover. Alternativ kannst du die Fähre von Amsterdam nach Newcastle wählen. Newcastle liegt an Ostküste, direkt an der Grenze zu Schottland und nur 175 Kilometer von Edinburgh entfernt. Alternativ kannst du die Überfahrt von Rotterdam oder Zeebgrügge nach Hull, etwa 400 Kilometer von der schottischen Hauptstadt entfernt, nutzen. Eine direkte Fährverbindung nach Schottland ist allerdings nur für LKWs möglich.

Camping in Schottland, bei eisigen Temperaturen Mitte August

Innerhalb des Landes verkehren zwischen den Städten durchaus Züge und Busse, desto weiter du jedoch in die schottischen Highlands vordringst, umso abgeschiedener wird es. Hier kommt teilweise nur einmal pro Tag ein Bus vorbei, wenn es überhaupt einen gibt. Für einen Roadtrip durch das ganze Land und um auch wirklich in abgelegene Regionen vordringen zu können, ist ein Auto also eigentlich unabdingbar. Mietwagen-Verleihe gibt es in den größeren Städten Edinburgh, Glasgow, Inverness und Aberdeen. Wer mit eigenem Fahrzeug anreist, sollte auch wenn es inzwischen nicht mehr Pflicht ist, die grüne Versichertenkarte mitführen. Auch eine gültige ADAC-Plus Mitgliedschaft lohnt sich, selbst wenn du mit einem neuen Auto unterwegs bist. Ebenso notwendig wie ein Auto, ist in Schottland eine gute Regenjacke. Die regenärmste und wärmste Zeit des Jahres sind die Monate zwischen April und September. Als schönster Monat mit langen, milden Tagen, geringer Moskitoplage und wenig Touristen, gilt der Mai. Die Sommertage sind lang und auch in der Nacht wird es aufgrund der hohen Lage im Norden, selten so richtig dunkel. Es gibt zwar keine Regenzeit in Schottland, so wie es in vielen asiatischen und afrikanischen Ländern der Fall ist, dennoch gibt es Monate mit 15 bis 20 Regentagen bzw. großen Schneemengen im Winter.

Reise mit Hund

Neben der Planung rund um die Anreise, Fortbewegung, Verpflegung und Unterkunft, muss auch für die Schottland einiges bedacht werden. Da Großbritannien inzwischen nicht mehr zur EU gehört, wirst du bei Ein- und Ausreise womöglich nach den Papieren deines Hundes gefragt. Normalerweise ist dies aber immer nur bei der Rückreise eines Nicht-EU-Landes in ein EU-Land, in diesem Fall also bei der Fahrt von England nach Frankreich oder Holland (je nachdem welche Fähre du wählst), der Fall. Gescannt wird dabei immer der Mikrochip. Achtung, dieser kann im Laufe eines Hundelebens seinen Platz ändern! Bei Gismo sitzt er inzwischen nicht mehr im Nacken, sondern seitlich links am Hals.

Gismo und ich auf dem Edinburgher Hausberg Arthur’s Seat

Für die Reise mit Hund nach Schottland benötigst du den blauen EU-Heimtierausweis mit der eingetragenen Tollwutimpfung (spätestens drei Wochen vor der Einreise geimpft), einen Mikrochip oder eine Tattowierung zur Identifizierung und eine Bandwurmbehandlung, mindestens 24 und maximal 120 Stunden vor der Einreise. Der Wirkstoff muss Praziquantel oder ein equivalentes Präparat enthalten, das gegen Echinococcus multilocularis hilft. Alle drei Punkte müssen vor der Reise von deinem Tierarzt korrekt in den Heimtierausweis eingetragen werden. Welpen dürfen frühestens ab einem Alter von 15 Wochen nach Schottland eingeführt werden. Folgende Rassen dürfen gar nicht einreisen;

  • Pitbull Terrier.
  • Japanese Tosa.
  • Dogo Argentino.
  • Fila Brasiliero.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten

Es lohnt sich schon vor einer Reise nach Schottland einen Plan der Sehenswürdigkeiten aufzustellen, die man sehen möchte. Schaue dir im Vorhinein auch die Distanzen an und kümmere dich früh genug um die Fährtickets, denn diese sind in der Hochsaison schnell ausgebucht. Nimm dir auch während des Roadtrips genügend Zeit, denn die schönsten Orte findest du häufig auf deinen Fahrten durch unberührte Täler, vorbei an schneebedeckten Gipfeln, tiefblauen Lochs (schottische Seen) und den Weiden der zotteligen Hochlandrinder, ganz ohne Reiseführer.

Burgen und Schlösser

In kaum einem europäischen Land gibt es so viele Burgen und Schlösser zu bewundern, wie in Schottland. Etwa 3.000 Stück, davon einige jedoch nur noch Ruinen, soll es geben. Viele von ihnen stammen noch aus der Zeit der Wikinger und Kelten und wurden lange Zeit als Befestigungsanlagen gegen feindliche Angriffe genutzt. Heute scheinen die Burgen und Schlösser mit der schottischen Landschaft verschmolzen zu sein. Die Eilean Donan Castle am Loch Duich ist nur bei Ebbe über eine kleine Gezeitenbrücke zu erreichen und die Dunnottar Castle in Stonehaven scheint mit den steilen Felswänden regelrecht verwachsen zu sein.

Inverarary Castle- Eines der schönsten Schlösser Schottlands

Die Stirling Castle aus dem 12. Jahrhundert, die Inveraray Castle und Blair Castle werden von malerischen Gartenanlagen umgeben. Viele der Burgen wurden oder werden noch immer von schottischen Clans bewohnt, so wie die Dunvegan Castle auf der Isle of Skye, die seit über 800 Jahren als Stammsitz des Clans der MacLeods dient. Auch die Urquhart Castle am Loch Ness wurde einst vom Clan Urquart bewohnt. Die wohl berühmteste und imposanteste Burg des Landes ist die Edinburgh Castle in der schottischen Hauptstadt.

Edinburgh und Glasgow

In keiner anderen Stadt auf der Welt stehen so viele Gebäude unter Denkmalschutz, wie in Edinburgh. Zahlreiche UNESCO-Stätten, Museen und historische Sehenswürdigkeiten wie das Scott-Denkmal, der Greyfriars Kirkyard, Calton Hill oder auch die Edinburgh Castle, machen die schottische Hauptstadt ungeeignet für einen reinen Tagestrip. Stattdessen solltest du mindestens ein verlängertes Wochenende einplanen, um der Stadt mit ihren zahlreichen Festivals und Events und dem malerischen Umland aus Bergen und Meer auch gerecht zu werden. Weitere Informationen für deine Reise findest du hier; Unterwegs in Schottlands Hauptstadt Edinburgh.

Glasgow hat nicht nur mehr Einwohner als Edinburgh, die Stadt gilt als Arbeiterstadt, die „das wahre Schottland“ repräsentiert. Von Vielen wird Edinburgh nämlich als touristische Vorzeigestadt und Touristenmagnet dargestellt, wohingegen das raue Glasgow mit seinem weniger gepflegten Stadtbild, dem vielen Street Art, der Multikulturalität durch die vielen Zuwanderer und dem betriebsamen Stadtverkehr, die Realität Schottlands zeigen soll. Doch auch Glasgow ist nicht nur grau und laut. In meinem Artikel Auf den Spuren von Simple Minds in Glasgow erfährst du mehr über die Auszeichnung zur UNESCO-City of Music, schöne Museen und eindrucksvolle Gebäude wie The Lighthouse, Glasgow Cathedral oder den People’s Palace.

Inselhopping

800 Inseln gibt es vor den schottischen Küsten, jedoch sind nur 130 von ihnen auch tatsächlich bewohnt. Zwischen den Inseln verkehren Fähren, auf denen häufig auch Autos transportiert werden. Es gilt, desto kleiner die Insel die angesteuert wird, um so kleiner auch die Fähre. Beim Inselhopping auf den Orkneys solltest du früh genug dran sein, denn es gibt häufig nur eine handvoll Plätze für Fahrzeuge an Deck. Die großen Fähren hingegen, die ihre Passagiere zu den Shetland-Inseln transportieren, fassen einige Hundert Fahrzeuge. Auf den größeren Inseln gibt es auch Flughäfen auf denen Inlandsflüge verkehren. Auf den Orkney Inseln gibt es übrigens den kürzesten Passagierflug der Welt. In nur zwei Minuten Flugzeit können Passagiere von Westray nach Papa Westray fliegen.

Wanderung zum Old Man of Storr auf der Isle of Skye

Die wohl schönste, zugleich aber auch touristischste Insel Schottlands, ist die Isle of Skye. Sie ist die größte Insel der Inneren Hebriden und liegt vor der schottischen Westküste. Wer die Brücke bei Kyle of Lochalsh auf die Insel überquert, findet eine mystische Landschaft vor. Durch das Tal Coire na Creiche fließen die Wasserfälle Fairy Pools aus dem Black Cuillin Gebirge, während am Quiraing und Old Man of Storr, besondere Felsformationen in den Himmel ragen. Weitere Informationen findest du in meinem Artikel Insel der Märchen und Sagen: Isle of Skye mit Hund.

Roadtrip durch die Highlands

Die schottischen Highlands (gälisch: A’ Ghàidhealtachd, was soviel heißt wie „Gegend, in der Gälisch gesprochen wird„) umfassen den gesamten Nordwesten Schottlands. Die zerklüfteten Berge, nebelverhangenen Täler, windumtosten Küsten und einsamen Moore bilden eine Szenerie, die sich mit keinem anderen Land, das ich bisher bereist habe, vergleichen lässt. Eine so unberührte Natur mit großer Diversität ist heute selten geworden in Europa.

The Glenfinnan Viaduct aus den Harry Potter-Filmen in den Highlands

Mit 1.345 Metern Höhe ist der Ben Nevis in den Grampian Mountains der höchste Berg Großbritanniens und ein beliebtes Ziel bei erfahrenen sowie frischen Bergsteigern. Im Herzen der Highlands befindet sich der größte Nationalpark des Landes, der Cairngorms-Nationalpark. Zu den bekanntesten Seen zählen das Loch Lochmond, Loch Ness und Loch Morar mit den Silver Strands. Während die Stadt Inverness als Eintrittspforte in die schottischen Highlands gilt, so bezeichnen die Schotten die Stadt Oban als Gateway to the Isles, also zu den Inseln.

Schottische Geschichte

In Schottland gibt es einige der ältesten und besterhaltenen Relikte aus der Jungsteinzeit. Die Calanais Standing Stones auf den Äußeren Hebriden zählen zu den komplettesten Steinkreisen Großbritanniens. Bereits 2.900 v. Chr. sollen sie errichtet worden sein. Auf den Orkney Inseln stehen nicht nur zwei weitere bedeutende Steinkreise (der Ring of Brodgar und die Stones of Stenness) sondern auch die Siedlung Skara Brae aus der Jungsteinzeit, die nach einem Sturm 1850 unter den Dünen wiederentdeckt wurde.

Der Ring of Brodgar auf dem Mainland der Orkneys

Doch nicht nur Bauwerke, auch Bäume aus längst vergangener Zeit befinden sich auf den Orkneys. Die Eibe Fortingall Yew ist mit 3.000 bis 9.000 Jahren (ganz genau lässt sich das nicht mehr bestimmen) zu den ältesten Bäumen Europas. In Perthsire befindet sich die Hecke Meikleour Beech Hegde, die bereits 1745 gepflanzt wurde und heute eine Höhe von 30 Metern und eine Länge von 530 Metern misst. Damit ist sie die höchste Hecke der Welt.

The Kelpies

Auf dem Weg zwischen Glasgow und Edinburgh befindet sich das Kunstwerk The Kelpies vom Glasgower Künstler Andy Scott. Es handelt sich um zwei riesige Pferdeköpfe mit gut 30 Metern Höhe, die aus insgesamt fast 1.000 rostfreien Stahlplatten erbaut wurden. Sie sollen an die ausdauernden Arbeitspferde erinnern, die einst am Kanal in Falkirk arbeiteten und so eine ganze Region versorgten. Bei Nacht werden die Kelpies von innen beleuchtet. Du siehst sie bereits von der Autobahn aus, denn die Pferdeköpfe erstrecken sich über die Bäume, welche die Fahrbahn säumen.

Die Kelpies säumen beide Seiten eines Kanals in Falkirk

Der Eintritt in den Park The Helix, indem sich die Statuen der Pferde befinden, ist kostenlos. Einzig fürs Parken fällt eine Gebühr von fünf Pfund an.

Die Reiseroute im Detail

Haltwhistle (England) * Oban * Isle of Skye * Fort William * Glasgow * Drumnadrochit * Orkney Islands * Inverness * Edinburgh

Fazit

Aller Reichtum der Welt liegt im Wetter. Diesem schottischen Sprichwort folgend haben auch Kälte, Dauerregen und Nebel meiner Mutter und mir die Schottlandreise nicht vermiesen können. Dem vielen Regen ist es zu verdanken, dass die Landschaften überhaupt so gedeihen, seltene Pflanzen wachsen und vielleicht auch, dass Schottland nicht so touristisch überlaufen ist, wie große Teile Südeuropas. Der keltische Charme der Einheimischen in ihren Schottenkaros, die fabelhafte Natur von malerischen Inseln bis in die einsamen Hochmoore und die vielen UNESCO-Stätte gleichen jeden noch so regnerischen Tagen wieder aus.

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Hi, ich bin Nadine, 27 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer 8-monatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder. Hier auf meinem Blog Horseshoe Travel verbinde ich meine beiden großen Leidenschaften: das Reisen und das Reiten – und das schon seit 2016!

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