Meine dreimonatige Reise durch Großbritannien und Irland letzten Sommer, begann mit der Anreise über den Ärmelkanal bis nach Dover in Südengland. Diese malerische Region zwischen Kent im äußersten Südwesten und Cornwall am südwestlichsten Zipfel, bis hin zu Somerset und Cotswolds, nahe der walisischen Grenze, ist so divers und abwechslungsreich, wie die Briten selbst. Es ist ein Gebiet mit reicher Geschichte, prächtigen Herrschaftshäusern, wunderschönen Landschaften mit herrlichen Küstenabschnitten und den typischen südenglischen Dörfern.
Reiseinformationen
Die Grenzen Südenglands sind nicht genau definiert. Genau genommen sind damit nur die Grafschaften am oder in der Nähe des Ärmelkanals gemeint, die zusammen etwa eine Größe von 62.042 km² einnehmen. England ist unglaublich schön, aber auch teuer. Besonders Südengland zählt zu den wohlhabendsten und damit auch hochpreisigsten Regionen des Landes. Die Preise liegen um etwa 25 Prozent über denen in Deutschland. Die günstigste und zudem mit Hund einfachste Art des Reisens ist ein Roadtrip. Insgesamt 13.000 Kilometer legte ich in den drei Monaten mit meinem Auto zurück, allein 3.000 davon in Südengland. In England gilt Linksverkehr und die Geschwindigkeiten werden in Meilen (mph) angegeben. Außerdem ist gerade Südengland bekannt für seine engen und gebogenen Straßen, die teilweise so schmal sind, dass keine zwei Autos aneinander vorbei passen. So passierte es auch, dass mir ein entgegenkommendes Wohnmobil auf einer engen Küstenstraße in Dorset den rechten Außenspiegel abfuhr.

Offiziell gibt es kein Gesetz, das Wildcampen in England erlaubt, denn das ganze Land ist gewisser Maßen völlig in Privatbesitz. Jedes Stückchen Land gehört irgendwem. Besonders in der Hochsaison werden die Nationalparks und Strände außerdem strenger kontrolliert und Wildcamper die man erwischt, werden zur Kasse gebeten. Ich schlug mein Zelt einige Male an abgelegenen Orten in Wäldern, Dünen oder zwischen entlegenen Hügeln auf. Die meiste Zeit aber nutzte ich die App Park4night, die ein Verzeichnis aller Campingplätze- und Wiesen Großbritanniens aufzeigt. Hier übernachtete ich häufig auf Farmen und Bauernhöfen, die stets über sanitäre Anlagen, eine Kochnische und manchmal sogar Strom und Internet verfügten, meist für 7 bis 10 Pfund die Nacht. Vergiss nicht einen Adapter für die englischen Steckdosen mitzunehmen.
Unterwegs mit Hund
Für die Einreise mit Vierbeiner benötigst du den EU-Heimtierausweis mit gültiger Tollwutimpfung, einen Mikrochip und 24 bis 120 Stunden vor der Einreise eine Bandwurmbehandlung, die vom Tierarzt durchgeführt und im EU-Heimtierausweis dokumentiert werden muss. Südengland ist ein Traum für Reisende mit Hund. Keine Leinenpflicht, ausgesprochen tierfreundliche Einheimische und endlose Strände, aufregende Klippenwanderungen und ruhige Nationalparks laden zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Was auf einer Reise mit Vierbeiner außerdem auf keinen Fall fehlen sollte, kannst du hier nachlesen; Reisen mit Hund: Planung und Packliste.

Die Sommermonate können allerdings sehr heiß werden. 2022 wurde in London der landesweite Hitzerekord von 40,3 Grad gemessen. Auf Campingplätzen sind angeleinte Hunde fast nie ein Problem, auch in vielen Unterkünften ist die Mitnahme von Hunden gestattet, am besten informierst du dich wie immer im Vorhinein. Viele Restaurants in Großbritannien erlauben allerdings leider keine Hunde in ihren Innenräumen, Pubs dagegen immer häufiger (Doggie Pubs).
Sehenswürdigkeiten: von Dover bis Cornwall
Bei der Ankunft im Hafen von Dover wurde ich zuallererst von den fantastischen Kreidefelsen, den White Cliffs of Dover, begrüßt. In über 100 Metern Höhe ragen die mächtigen Felsen über der Nordsee. Die Überfahrt mit der Fährgesellschaft DFDS dauert je nach Strecke 1,5 – 2 Stunden und kostet ca. 70 Euro für zwei Personen mit Auto. Hunde müssen im Auto oder in extra dafür vorgesehenen Zwingern an Deck bleiben. Alternativ kannst du natürlich auch den Eurotunnel nehmen, der ist deutlich schneller mit 35 Minuten – dafür aber auch doppelt so teuer mit ca. 150 Euro.
Greatstone Beach
24 Meilen westlich von Dover liegt der weiße Sandstrand Greatstone Beach, an dem Hunde das ganze Jahr über willkommen sind und der außerdem zu den weniger besuchten Stränden der englischen Südküste zählt. An den Wochenenden grillen die Engländer zwischen den Mannshohen Dünen und schlagen bei Nacht ihr Zelt auf, während am Tag geschwommen und gewandert wird.

Nur einige Kilometer entfernt liegt das Vogelschutzgebiet Dungeness National Nature Reserve, indem du mit etwas Glück seltene Zugvögel beobachten kannst.
Jurassic Coast
150 Kilometer erstreckt sich der schönste Küstenstreifen Englands vom Orcombe Point bis hin zur Isle of Purbeck. Die Jurassic Coast war 2001 die erste englische Naturlandschaft, die von der UNESCO in das Weltnaturerbe aufgenommen wurde. Hier befindet sich nicht etwa ein Dinosaurierpark, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern eine Landschaft mit außergewöhnlich vielen Fossilienfunden. Die weißen Kalksteinklippen der Jurassic Coast strahlen in der Sonne, die seichte Brandung umspielt die von Felsen gesäumten Sandstrände und in schwindelerregender Höhe wachsen bunte Blumenfelder am Rande der Klippen.


Zu den schönsten Naturerlebnissen der Jurassic Coast zählt der Küstenabschnitt Seven Sisters in der Grafschaft East Sussex mit ihren acht spektakulären Kuppen und sieben Senken und die Felsbrücke aus Kalkstein, das Durdle Door.
Brighton
Brighton, von den Engländern aufgrund der Nähe zur Hauptstadt auch als London by the Sea bezeichnet, stand ursprünglich nicht auf dem Reiseplan. Aufgrund eines gerissenen Keilriemens direkt vor den Toren der Stadt, verbrachte ich dann jedoch das Wochenende auf dem Campingplatz Chalky Downs Campsite und erkundete die Küstenstadt, ehe die Werkstatt Montagsfrüh das Auto wieder reparierte.

Das Herz der Stadt ist eindeutig der lebhafte Brighton Pier, der eher einem Vergnügungspark, als einer Seebrücke, ähnelt. Hier reihen sich eine große Spielhalle an Fast Food-Buden, laute Achterbahnen und bunte Kinderkarussells. Für ausreichend Kulturprogramm in Brighton, sorgt der Royal Pavillon, der Palast, den König Georg IV. im 19. Jahrhundert im indisch-chinesischen Stil erbauen ließ. Das äußerst opulente Bauwerk ähnelt dem indischen Maharadscha Palast mit seiner prächtigen Kuppel, den zahlreichen Türmchen und verzierten Fensterbögen. Tickets für den Royal Pavillion kosten für Erwachsene 16 Pfund (Stand 2022). Mehr Infos zum Brighton Pavillion findest du hier.

Legendär sind auch die bunten Strandhütten, die Hove Beach Huts, in Brighton. Wer eine der bunten Hütten mieten möchte, muss sich auf eine lange Wartezeit von aktuell über zehn Jahren einstellen. Für einen Einkaufsbummel lohnt sich das The Lanes Viertel mit seinen hippen Geschäften, kleinen Cafés und traditionellen Restaurants.
Salisbury Kathedrale
Die Kathedrale von Salisbury (offiziell: The Cathedral Church of St Mary) zählt zu den bedeutendsten sakralen Bauwerken Englands und mit einer Höhe von 123 Metern, ist der Turm zugleich auch der höchste Kirchturm Großbritanniens. Im gotischen Stil errichtet und 1258 fertiggestellt, prägt die Kathedrale das Bild der gleichnamigen Stadt. Sie verfügt außerdem über eine funktionsfähige Uhr aus dem 14. Jahrhundert und ein Originalexemplar der Magna Carta.

Übrigens erinnert der Kreuzgang in der Kathedrale sehr an die verschachtelten Gänge in Schloss Hogwarts, aus den Harry Potter-Filmen. Der Eintritt zur Kathedrale ist frei, allerdings wird um eine kleine Spende für den Erhalt des Bauwerks, gebeten.
Stonehenge
Nur zehn Meilen nördlich der Salisbury Kathedrale, befindet sich eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Englands, Stonehenge, ein prähistorischer Steinkreis von besonderer Bedeutung. Legenden und Mythen ragen sich um diese als magischen Ort bezeichnete archäologische Stätte und machen dessen Faszination nicht nur in England, sondern auf der ganzen Welt aus. Stonehenge selbst ist so alt, dass es keinerlei kollektives Gedächtnis mehr gibt, das sich an seinen ursprünglichen Zweck erinnern kann. Heute weiß man, dass der Bau vor etwa 4.600 Jahren in mehreren Phasen fertiggestellt wurde, wobei er insgesamt um die 1.500 Jahre dauerte. Wie die teilweise über 50 Tonnen schweren Sarsensteine überhaupt nach Stonehenge gebracht wurden, ist jedoch bis heute unbekannt. Seit 1986 gehört Stonehenge außerdem zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Wem die Eintrittskosten von stolzen 19 Pfund pro Person (Ermäßigungen gab es während meines Besuchs nicht, Stand Sommer 2022) zu teuer sind, der kann auch zahlreiche kostenlose und weniger besuchte historische Stätte besuchen. Denn Stonehenge liegt mitten in einer uralten Landschaft, in der es vor neolithischen Sehenswürdigkeiten nur so wimmelt. Mindestens genauso groß und bedeutend wie Stonehenge, ist beispielsweise der Steinkreis Avebury.
Portsmouth
Portsmouth ist eine wunderschöne Hafenstadt, die seit 1194 als eine der wichtigsten Marinestützpunkte der Royal Navy dient. Das Zentrum der Stadt ist die historische Werft, das Portsmouth Historic Dockyard. Hier befinden sich einige der bedeutendsten Kriegsschiffe Englands und mit der HMS Warrior außerdem das erste ozeantaugliche Panzerschiff mit eisernem Rumpf. Auf 170 Metern Höhe kannst du auf der Aussichtsplattform des Spinnaker Towers die ganze Stadt überblicken. Der Spinnaker Tower zählt zu den höchsten Gebäuden Großbritanniens.

Mehr über meine Reise nach Portsmouth erfährst du im Artikel Ein Wochenende in Portsmouth.
Cheddar Gorge
Auf dem Weg nach Bath kannst du die größte Schlucht Englands, die Cheddar Gorge in Somerset, durchqueren. Die scharfen und verwitterten Klippen formen eine Schlucht von 122 Metern Tiefe, sowie die Höhle Gough’s Cave. Hier wurde der Cheddar Man gefunden, mit 9.000 Jahren Großbritanniens ältestes vollständiges Skelett. Die Tropfsteinhöhle kann heute im Rahmen einer geführten Tour besucht werden. Tickets kannst du hier buchen.

Eine Straße schlängelt sich durch die 4,8 Kilometer lange Schlucht, aber Achtung, die Kurven sind unglaublich eng und scharf und werden oftmals von den wilden Ziegen und Schafen durchquert. Neben den weitläufigen Höhlensystemen, gibt es in der Schlucht auch einige Wanderwege, der beliebteste startet am Jacob’s Ladder Tower. Mit etwas Glück kannst du Wanderfalken, Bussarde und Fledermäuse entdecken.
Bath
Der Stadtname (englisch für „Bad“) geht auf die berühmten heißen Bäder der Stadt zurück. In Bath kannst du in der einzigen natürlichen Thermalquelle Großbritanniens entspannen. Die Geothermalquellen und Dampfbäder des Thermae Bath Spa wurden aufgrund ihres hohen Mineralgehalts einst von den Römern genutzt. Heute kannst du selbst im Rooftop-Pool über den Dächern der Stadt oder in den unterirdischen Thermalbecken baden. Ein 2-stündiger Spa-Besuch kostet 43 Pound pro Person und sollte besonders am Wochenende im Vorhinein gebucht werden. Eine Häuserblock weiter befinden sich die Überreste der ursprünglichen Badeanstalt, die die Römer hier vor mehreren Tausend Jahren errichteten.

Aber Bath hat noch mehr zu bieten, abseits der Mineralbäder. Die Stadt liegt am Fluss Avon und beeindruckt mit seinen zahlreichen eindrucksvollen Beispielen georgianischer Architektur. Tatsächlich ist die gesamte Stadt UNESCO-Weltkulturerbe. Bath lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden. So kannst du an der Pulteney Brücke entlang, die gotische Abteikirche besichtigen, im Jane Austen-Centre eine kleine Zeitreise unternehmen und im ältesten Haus der Stadt, dem Teehaus Sally Lunn’s, einen traditionellen englischen Nachmittagstee genießen.
Auch Bath habe ich einen ganzen Blogartikel gewidmet; Tagestrip nach Bath.
Cornwall
Cornwall. Das Herzstück Südenglands und doch aufgrund seiner abgeschiedenen Lage im Südwesten und der skurril-schönen Landschaft eine ganz eigene Welt. Kein Wunder, das hier in der südwestlichsten englischen Grafschaft diverse Blockbuster gedreht wurden, wie James Bond, Johnny English oder die Klassiker der Rosamunde Pilcher-Reihe. Im Eden Projekt und den Lost Gardens of Heligan entstanden Anfang der 2000er weltweit einzigartige ökologische Projekte. Hier befinden sich die größten Gewächshäuser der Welt, ein Regenwald mit Pflanzen aus diversen Ländern mit eigener Hängebrücke und eine Ruheoase innerhalb der traumhaften Gartenanlagen.

In Cornwall kannst du gerettete Robben und Seelöwen im Cornish Seal Sacntuary besuchen, an den wohl traumhaftesten Stränden des Landes ins Wasser springen und am Land’s End aufs Meer schauen, wo der Ärmelkanal im Osten in die Keltische See im Westen übergeht.
Auch über Cornwall habe ich einen ausführlichen Reisebericht veröffentlicht; Mit Hund nach Cornwall.
Die Reiseroute im Detail

Fazit
Südengland hat mich begeistert und wie nach eigentlich jeder Reise, würde ich am liebsten sofort wieder zurück. Was mir in Erinnerung bleiben wird, sind die langen Fahrten auf engen, kurvigen Küstenstraßen, die teils auch sehr anstrengend waren. Die pittoresken Dörfer, die egal wie klein, immer über eine lebhafte und fröhliche Pub-Kultur verfügten. Malerische Strände mit türkisblauen Wasser und steilabfallende Kreidefelsen, der Geruch von Fish ’n‘ Chips an den Straßenstränden und das Gekreische der Möwen.
If I should die, think only this of me: That there’s some corner of a foreign field. That is forever England.
„The soldier“ by Rupert Brooke
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