People make Glasgow – die Menschen sind das, was Glasgow ausmachen. Der Slogan der schottischen Hauptstadt spiegelt ihre Multikulturalität, das Kulturreichtum und den besonderen Charme wieder. Obwohl sie die erste UNESCO City of Music in Großbritannien war, haftet ihr noch immer das eher negative Image einer Arbeiterstadt an. Im Gegensatz zum pittoresken Edinburgh verfügt Glasgow über wenig beeindruckende Architektur und malerische Postkartenmotive im Stadtzentrum. Außerdem ist die Stadt für ihre vielen grauen und regnerischen Tage bekannt. Dennoch gelten die Scouser (die Einwohner Glasgows) als die freundlichsten Menschen ganz Schottlands.
Reiseinformationen
Mit über 600.000 Einwohnern ist Glasgow die größte Stadt Schottlands. Glaschu, wie die Stadt im schottisch-gälischen eigentlich genannt wird, verdankt seinen rauen Industriecharme seiner Vergangenheit als „zweite Stadt des Empire.“ Arbeiter aus ganz Großbritannien und Europa strömten im 19. und 20. Jahrhundert nach Glasgow, um in den Kohleminen, Eisenwerken und Baumwoll- und Textilfabriken zu arbeiten. Als Folge hatte die schottische Hauptstadt nach dem zweiten Weltkrieg die höchste Bevölkerungsdichte aller britischen Städte und entwickelte sich im Zuge der industriellen Revolution außerdem zu einer der reichsten Städte der Welt. Durch Schließung großer Teile der Schwerindustrie in den 1970er und 1980er Jahren folgte eine Massenarbeitslosigkeit und für die zuvor so florierende Wirtschaft ging es steil bergab. Erst der Strukurwandel hin zur Dienstleistungsbranche, sowie der Renovierung vieler historischer Gebäude und damit auch der Steigerung der touristischen Attraktivät, sorgte für einen Aufschwung Glasgows.

Im Vergleich zu Edinburgh ist Glasgow deutlich günstiger zu bereisen. Hotelzimmer und Apartments gibt es bereits ab 30 Pfund pro Nacht und auch die Parksituation ist deutlich entspannter. Gemeinsam mit meiner Mutter und meinem Hund Gismo reiste ich letzten Sommer in die schottische Hauptstadt und übernachtete einige Tage in einem Apartment in Govan. Obwohl eher ein ruhiger Stadtteil, blieb uns Govan als Ort mit viel Müll auf den Straßen und so einigen zwielichtigen Gestalten in Erinnerung, an dem man Abends als Frau nicht mehr als nötig alleine durch die Straßen laufen sollte. Aufgrund des Niedergangs der schottischen Stahlindustrie leiden viele Scouser bis heute unter Massenarbeitslosigkeit, Jugendkriminalität, Armut, sozialem Elend und weit verbreiteten Alkoholismus. Die Lebenserwartung liegt bei gerade einmal 53 Jahren und Glasgow hat zudem eine der höchsten Mordraten des Vereinigten Königreichs.
Reise mit Hund
Für die Einreise mit Hund nach Schottland benötigst du den blauen EU-Heimtierausweis mit der eingetragenen Tollwutimpfung (mindestens drei Wochen vor der Einreise geimpft), einen Mikrochip oder eine Tattowierung zur Identifizierung und eine Bandwurmbehandlung, mindestens 24 Stunden und maximal 120 Stunden vor der Einreise. Der Wirkstoff muss Praziquantel oder ein equivalentes Präparat sein, das gegen Echinococcus multilocularis hilft. Alle drei Punkte müssen vom Tierarzt korrekt in den Heimtierausweis eingetragen sein. Welpen dürfen frühestens ab 15 Wochen nach Schottland eingeführt werden und die Einreise für die Tiere folgender Rassen ist verboten:
- Pitbull Terrier.
- Japanese Tosa.
- Dogo Argentino.
- Fila Brasiliero.

Schottland ist ein sehr hundefreundliches Reiseziel und wie die meisten Briten, lieben auch die Schotten Hunde. Es gibt keine allgemeine Leinenpflicht, allerdings solltest du deinen Hund in den Städten außerhalb der Parks und in Gebieten mit sehr viel Wild, vorsichtshalber anleinen. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Großstädten, wie Venedig oder Paris, dürfen Hunde in Glasgow ohne Maulkorb und noch dazu kostenlos in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren. Tierärzte und Hundebedarfsläden sind besonders in den Städten weit verbreitet, dennoch kaufe ich für meinen Hund das Futter immer schon vor der Reise, damit er zumindest seine Futterroutine unterwegs beibehalten kann. Wie bereits in England und Wales sind Hunde allerdings in den meisten Cafés und Restaurants nicht gestattet, höchstens die Pubs machen mal eine Ausnahme.
Sehenswürdigkeiten
Wie in jeder britischen Stadt, bieten auch in Glasgow die roten Hop on Hop off-Busse die bequemste und einfachste Sightseeing-Möglichkeit. Die einzelnen Haltestellen werden ja nach Fahrplan im 20-30 Minutentakt angefahren und du kannst selbst aussuchen, wann und wo du aus- und wieder einsteigen willst. Falls das schottische Wetter mitspielt, kannst du auf dem Dach des Doppeldeckerbus Platz nehmen und so einen ungefilterten Eindruck von der Hauptstadt bekommen. Wir waren mit Hop-on-Hop-off-Bus Glasgow unterwegs.
Bellahouston Park
Gerade auf Reisen mit Hund informiere ich mich schon vor der Buchung der Unterkünfte über Spaziermöglichkeiten für Gismo. In Glasgow war es im August regnerisch und kühl, weshalb ich Gismo auch auf Spaziergängen durch das Stadtzentrum mitnahm (allerdings nicht mit in den Hop on Hop off-Bus), allerdings sind Hunde natürlich in den Museen, Kirchen und auch leider vielen Restaurants nicht gestattet.

Eine tolle Alternative zum für die Hunde eher eintönigen Spaziergang durch die Straßen, ist der Bellahouston Park im Westen von Glasgow. Von der kleinen Anhöhe Ibrox Hill hast du einen tollen Blick auf die Stadt und für ausgiebige Spaziergänge bietet sich eine große Runde bis zum anschließenden Pollok Country Park an.
George Square
Als zentraler Platz vor dem Rathaus bildet der George Square das Herz der Stadt. Er ist nach König George III. benannt und war einst eine matschige Einöde, auf der im 17. Jahrhundert zuerst private Gärten errichtet wurden und im 19. Jahrhundert ein öffentlicher Platz entstand.


Historische Bauten, hippe Restaurants und hochpreisige Hotels umgeben den George Square heute, der mit Skulpturen und Statuen namenhafter schottischer Persönlichkeiten bestückt ist. Er dient als Versammlungsort für Demonstrationen, Studentenmessen und Weihnachtsmärkte und als Treffpunkt für Jung und Alt.
Glasgow Cathedral
Die Glasgow Kathedrale wird auch St. Mungo’s Kathedrale genannt und liegt auf dem Hauptfriedhof Glasgow Necropolis auf einem Hügel. Sie ist eine von nur wenigen mittelalterlichen Kirchen in Schottland, die nicht zerstört wurde. Neben der St. Magnus Kathedrale auf den Orkney Islands ist die Glasgow Kathedrale die einzige gotische Kirche Schottlands, die die Jahrhunderte überdauerte. Errichtet wurde um 600 nach Christus eine Kapelle vom Heiligen Mungo, am kleinen Flüsschen Molinder. Nach seinem Tod bauten die Menschen eine Kathedrale über seinem Grab, die heutige St. Mungo’s Kathedrale. Der Eintritt in die Kathedrale ist frei, es wird aber nach einer kleinen Spende zum Erhalt des historischen Bauwerks gebeten.
Kelvingrove Art Gallery and Museum
Auf Städtereise besuche ich eigentlich fast immer ein bis zwei Museen. In Paris waren es auf jeden Fall mehr. Das Kelvingrove Art Gallery and Museum lohnt sich aber auch für Reisende, die es normalerweise nicht so sehr in Museen zieht. Das Gebäude ist unglaublich schön, die Ausstellungsstücke sind einzigartig und vielfältig und die vielen Installationen an der Decke erwecken die Räume zum Leben. Neben einer großen Waffen- und Rüstungssammlung, u.a. mit der ältesten vollständigen Plattenrüstung der Welt, befinden sich im Kelvingrove Art Gallery and Museum eine große naturhistorische Kollektion und viele historische Erfindungen.

Auch der ausgestopfte asiatische Elefant Sir Roger, der Ende des 19. Jahrhunderts im Glasgow Zoo lebte, wird im Museum ausgestellt. Ebenso wie eine Orgel, die einst für den Konzertsaal der Glasgow International Exhibition konstruiert wurde und die noch immer täglich für Orgelkonzerte in Betrieb ist.
Der Eintritt in das Museum ist frei.
People’s Palace
Auch der People’s Palace in Glasgow ist ein Museum, das zwischen 1893 und 1898 erbaut wurde. Neben den Ausstellungen über das Leben der Scouser ab dem Jahre 1750 bis zur heutigen Zeit, ist auch das dreistöckige Neorenaissancegebäude aus roten Sandstein mit anschließendem Gewächshaus eine echte Sehenswürdigkeit. Einst wurde der Volkspalast erbaut, um den bitterarmen Menschen aus dem Glasgow Greens Bildung und Erholung zu bieten. Schon im 19. Jahrhundert stand das lichtdurchflutete Glashaus den Menschen offen, auf den Wiesen rund um den Palast graste Vieh und an den Flüssen wurde Kleidung gewaschen.

Heute können Besucher die spannende Geschichte der Stadt und die Schicksale ihrer Menschen in den Ausstellungen kennenlernen und die herrlichen Grünanlagen genießen. Wie in allen Glasgower Museen ist auch der Eintritt zum People’s Palace frei.
Riverside Museum
Das Riverside Museum ist ein Museum der etwas anderen Art. Hier werden keine Portraits, Stillleben und Kriegsszenen berühmter Künstler ausgestellt, sondern Sammlungen historischer Fahrzeuge. Die Ausstellungen umfassen Werke über die Straßen von Glasgow, den Fluss Clyde, Züge und Freizeit oder Produkte aus Schottland.

Eine Besonderheit ist das Tall Ship, welches vor dem Museum zu Anker liegt und die Welt viele Male umrundet hat. Der Eintritt zum Riverside Museum und auf das Tall Ship ist ebenfalls frei.
The Lighthouse
Zwar steht in der Mitchell Street in Glasgow kein echter Leuchtturm, dennoch erinnert The Lighthouse mit seiner auffälligen Architektur, der steilen Wendeltreppe und seinen Erkerfenstern an einen Leuchtturm. 1895 als Verlagshaus für die Zeitung The Herald gebaut, verfügt das Gebäude noch heute über die alte Dampfmaschine für die Druckpressen und den großen Schornstein, der einst die Abgase der Maschine abführte. The Herald befindet sich heute im Besitz von Newsquest, das seinen Sitz in London hat. Das Lighthouse in Glasgow wurde seinem Architekten Charles Rennie Mackintosh und seiner Kunst geweiht. Die Ausstellungen sind kostenlos und auch der Turm steht Besuchern offen. Von dort bietet sich dir ein grandioser Blick über die Dächer der Innenstadt.

Leider ist The Lighthouse seit Beginn der Corona-Pandemie geschlossen und eine Wiedereröffnung ist vorerst nicht geplant.
UNESCO City of Music
Die City of Music-Auszeichnung der UNESCO wird an Städte mit einer besonders reichen Musiktradition und Alleinstellungsmerkmalen in Kunsthandwerk und Volkskunst, Design, Film, Gastronomie, Literatur und Medienkunst verliehen. Mit über 100 Musikevents pro Woche, mehr als zehn Konzerthallen, den meisten musikalischen Veranstaltungen in ganz Schottland und der höchsten Dichte an Hochschulen, die Musikkurse anbieten und in Folge dessen auch der größten Anzahl an Musikstudenten im Land, wurde Glasgow 2008 zur UNESCO City of Music ernannt. Das Musikleben in Glasgow ist unglaublich divers. 1978 gründete sich eine meiner Lieblingsbands, Simple Minds, in Glasgow, jedes Jahr finden riesige Festivals, wie das Mela Festival im Juni im Kelvingrove Park statt und auch die Scottish Opera, das Royal Scottish National Orchestra, sowie die BBC Scottish Symphony Orchestra, National Youth Orchestra of Scotland, das Royal Conservatoire of Scotland (RCS) und das Scottish Ensemble sind in Glasgow zu Hause.

Wen wundert es da, dass der Anlass für unsere Reise nach Glasgow ebenfalls ein Konzert war. Im August 2022 besuchten meine Mutter und ich ein Konzert von Coldplay im Hampden Park Stadium.
Fazit
Glasgow wird sein Image als etwas heruntergekommene Arbeiterstadt mit einer ungewöhnlich hohen Kriminalitätsrate nie so ganz verlieren. Doch die schottische Hauptstadt befindet sich dank aufwendiger Restaurationen, Umgestaltungen des Zentrums und Steigerung der Attraktivität der Stadt im Wandel. Die alten Fabriken wurden in Bars und Clubs umgewandelt, das eher triste Stadtbild durch bunten Street Art aufgepeppt und die vielen Musikveranstaltungen in den Konzerthallen und Stadtparks erlassen Glasgow neu erblühen. Wer jedoch auf der Suche nach einer gut ausgebauten touristischen Infrastruktur, schöner Architektur und dem „Schottland für Touristen“ ist, der wird sich in Edinburgh besser aufgehoben fühlen.
I never really left Glasgow. No doubt I’ve spent most of my grown-up life away from the city but I’ve always had somewhere to lay my head.
Jim Kerr
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