Céad míle fáilte. Übersetzt aus dem Irisch-Gälischen, heißt dieses Sprichwort der Iren „One hundred thousand welcomes.“ Und tatsächlich, kein anderes Land in Westeuropa habe ich als so gastfreundlich erlebt, wie die grüne Insel Irland. Ob bei einer Panne meines BMWs am Straßenrand, beim Pläuschchen in den Bars von Dublin oder bei zufälligen Bekanntschaften mit anderen Hundebesitzern, die Iren sind stets hilfsbereit, gastfreundlich und auskunftsfreudig. Neben den warmherzigen Menschen sind es die grünen Hügel und spektakulären Steilklippen, sowie die lebhafte irische Kultur, die Irland so einzigartig macht.
Im ersten Artikel über meine Reise entlang des Wild Atlantic Way, habe ich dir einige allgemeine Fakten über Irland und seine 1,55 Millionen Milchkühe erzählt, sowie Tipps für das Reisen mit Hund gegeben (Wild Atlantic Way Teil I: Mit Hund von Inishowen bis zum Connemara-Nationalpark). In diesem Artikel erfährst du nun, was du zur Vorbereitung auf einen Roadtrip durch Irland wissen musst. Zusätzlich geht es weiter mit meinen Reisetipps auf der zweiten Etappe, von Galway nach Kinsale.
Roadtrip durch Irland
Warum bezeichnen wir Irland eigentlich als „die grüne Insel?“ Typisch für eine britische Insel, ist auch das Wetter auf Irland häufig windig und regnerisch. Während die Winter eher mild ausfallen, sind die Sommer angenehm kühl. Jedoch sind in Folge des Klimawandels auch auf der irischen Insel in den letzten Jahren ungeahnte Hitzerekorde gebrochen worden. Als beste Reisemonate gelten Mai und September. Zu keiner anderen Jahreszeit ist die Wahrscheinlichkeit für trockenes, sonniges Wetter höher. Im Rest des Jahres, ändern sich die Wetterverhältnisse meist ruckzuck. Während ich bei meiner Irland-Reise im Oktober in einem Moment noch bei strahlenden Sonnenschein an einem Picknickstisch irgendwo entlang des Wild Atlantic Way mein Frühstück genoss, flüchtete ich im nächsten Moment schon vor dem plötzlich einsetzenden Platzregen ins Auto. Erinnert schon sehr an Skandinavien, oder? Die Farbe Grün ist übrigens nicht nur Bestandteil der irischen Flagge, sondern prägt auch das Landschaftsbild. Auf einer Fläche, die gerade einmal so groß ist wie Bayern, erstrecken sich raue Küsten, sattgrüne Wiesen und malerische Seen auf der irischen Insel und machen sie zu einer wahren Traumdestination für Roadtrips.

Irland lässt sich am einfachsten mit einem Auto erkunden. Von meiner im Vorhinein erstellten Reiseroute bin ich jedoch während des Roadtrips immer wieder abgekommen. Das war zum einem dem Wetter geschuldet, denn wer will schon bei Starkregen am Strand liegen? Zum anderen habe ich die oftmals eher schlechten Straßenverhältnisse unterschätzt und auch immer wieder wunderschöne Orte entlang der Reise gefunden, an denen ich einfach stoppen musste. In vielen irischen Mietwägen sind Navigationssysteme eingebaut, alternativ kannst du dich mit den Apps Google Maps oder Maps me orientieren. Aufgrund der hohen Nachfrage an Mietautos in der Hochsaison, solltest du zumindest in diesem Zeitraum im Vorhinein einen Wagen buchen. Da ich mit meinem Hund Gismo unterwegs war, kam für mich nur die Anreise über die Landbridge-Verbindung mit dem eigenen Auto infrage. So wie auch in Großbritannien, herrscht in Irland übrigens Linksverkehr. Daran gewöhnt man sich aber wirklich schnell.

Bei dem Gedanken an Irland komme ich noch immer ins Schwärmen und oftmals auch ins Schmunzeln. Die Iren sind ein lustiges Volk und haben eine unglaublich offene, lebensbejahende Art. Sie gelten als eines der glücklichsten Völker Europas! Tatsächlich hatte sogar ich einige Fakten über Irland vor der Reise völlig falsch im Kopf. So ist Irland kein Teil Großbritanniens, sondern seit 1973 EU-Mitglied. Das offizielle Nationalsymbol Irlands ist nicht wie landläufig angenommen das dreiblättrige Kleeblatt (Shamrock), sondern eine Harfe. Und der heilige irische Schutzpatron Saint Patrick, nachdem Naturdenkmäler und Feiertage benannt wurden, ist eigentlich gar kein Ire. Tatsächlich war er ein römisch-britischer christlicher Missionar, der Ende des 4. Jahrhunderts als Magonus Sucatus Patricius in Großbritannien geboren wurde. So richtig heilig ist er eigentlich auch nicht, denn er wurde nie offiziell von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Zu seinen Lebzeiten gab es nämlich noch gar keinen formellen Heiligsprechungsprozess.
Teil II des Wild Atlantic Ways
Der Wild Atlantic Way (irisch: Slí an Atlantaigh Fhiáin) ist eine knapp 2.600 Kilometer lange Küstenroute. Sie führt die irische Westküste entlang, von Inishowen im Norden bis Kinsale im Süden. Der Wild Atlantic Way ist geprägt von durch die Kraft des Atlantiks geformten Küstenlandschaften. Bezaubernde kleine irische Ortschaften und magische Küstenstraßen, machen den Wild Atlantic Way zu einem der schönsten Roadtrips überhaupt.

Viele malerische Orte entlang der Route findest du während deiner Reise ganz spontan. Um jedoch eine grobe Reiseroute zu erstellen, empfehle ich dir die Routenvorschläge von wild-atlantic-way.de.
Galway
Galway (irisch: Gaillimh) ist die einzige Stadt entlang des Wild Atlantic Ways, die sich auch tatsächlich so nennen darf. Der Größe nach sind nämlich nur Cork, die Hauptstadt Dublin, Galway, Limerick, und Waterford überhaupt offizielle irische Städte. Galway gilt als das Tor zum Connemara Nationalpark und bezaubert seine Besucher mit einer lebhaften irischen Pubkultur, bunten Märkten und vibrierenden Festivals in den Sommermonaten. Aber auch wer es auf Reisen lieber ruhiger zugehen lässt, ist in Galway gut aufgehoben.


Spaziere entlang der Salthill Promenade bis zur Mutton Island Causeway, schaue den Anglern beim Lachsfangen an der Salmon Weir zu (nur zwischen Februar und September) oder genieße eine leckere Portion Fish and Chips am Ufer des Flusses Corrib.
Fanore Beach
Die Sandstrände im Südwesten zählen zu den schönsten der irischen Insel. Der malerische Fanore Beach (irisch: Fánóir – der goldene Hang) am Rande des Karstgebiets des Burren, bildet da keine Ausnahme. Der starke Wind zieht Surfer das ganze Jahr über an den von stattlichen Dünen umgebenen Strand und vertreibt die meisten Badegäste.

Aufgrund seiner Weitläufigkeit und der geringen Besucherzahlen eignet sich der Fanore Beach perfekt für einen gemeinsamen Ausflug mit Hund. Windumtost, leer und zugleich malerisch wie er ist, erinnerte er mich ein wenig an die verlassenen Strände Zeelands in den Wintermonaten.
Cliffs of Moher
Sie sind die berühmtesten Sehenswürdigkeit Irlands und mit ihren 214 Metern Höhe zählen die Cliffs of Moher (irisch: Aillte an Mhothair) zu den schönsten Klippen Europas. Sie sind vollständig vertikal und die Klippenkante beginnt völlig abrupt. In den Felsspalten nisten die schüchternen Papageientaucher und kreischenden Dreizehenmöwen, während zu ihren Füßen Riesenhaie und Delphine im tosenden Atlantik leben. An einem klaren Tag bietet der Wanderweg Doolin Cliff Walk, entlang des Kamms der Klippen, eine spektakuläre Aussicht bis zu den Aran-Inseln.

Hunde dürfen aufgrund der vielen Schafe am Wegrand nicht mit zu den Cliffs of Moher. Hier scheint die Angst der Farmer vor Angriffen auf ihre Tiere einfach zu groß. Generell solltest du deinen Vierbeiner an den oft ungesicherten irischen Klippen nie frei herum laufen lassen.
Loop Head
Der Landstrich Loop Head (irisch: Ceann Léime), zwischen Shannon-Mündung und Altantik, ist mir aufgrund einer windumtosten Wildcamping-Nacht am Rande dramatischer Klippen gut in Erinnerung geblieben. In der Nacht habe ich im Gegensatz zu meinem Hund Gismo kein Auge zugetan, der sobald er im Zelt liegt, in eine Art komatösen Zustand verfällt. Der heftige Wind ließ die dünnen Zeltwände erbeben, während die tosenden Wellen so laut gegen die Klippen schlugen, dass ich zwischendurch Angst hatte, gleich selbst überschwemmt zu werden. Camping auf der irischen Insel ist definitiv nichts für Schwächlinge!

Bei Tage erschien mir der Loop Head dann wieder deutlich freundlicher mit seinem knapp 170 Jahre alten Leuchtturm, den sattgrünen Wiesen am Rande der Steilklippen und dem fantastischen Ausblick bis zum Connemara-Nationalpark im Norden. Falls dir der Loop Head bekannt vor kommt, dann vielleicht weil er einst als Drehort für „Star Wars: Die letzten Jedi“ diente.
Beale Beach
Auf einer Länge von drei Kilometern erstreckt sich der Beale Beach entlang der Shannon-Mündung. Auch wenn mein Hund Gismo und ich im kühlen Oktober die einzigen Spaziergänger am ansonsten völlig verlassenen Strand waren, soll dieser im Sommer ein beliebtes Ziel irischer Urlauber sein. Er gilt als guter Standort für Vogelbeobachtungen, Angel-Touren und Ausritte zu Pferd. Das Haggerston Riding Centre bietet mehrstündige Ritte zum Strand an.

Direkt am Parkplatz findest du übrigens noch heute Überreste des im Jahre 1834 hier gekenterten kanadischen Schiffes Thetis .
Dingle 🐬
Der wohl berühmteste Einwohner Irlands ist ein Delfin namens Fungie, der viele Jahre in den Gewässern rund um die Halbinsel Dingle (irisch: Corca Dhuibhne) lebte. In Irland kennt jeder seine Geschichte. Schon seit 1983 durchschwamm er die Bucht vor Dingle in Kerry. Bis heute wissen Forscher nicht, wieso Fungie es vorzog alleine, statt wie für Delfine üblich, in großen Gruppen zu leben. Stattdessen begleitete er Boote und Kayaks der Einheimischen und schwamm oft nahe am Ufer vorbei. Reisende aus aller Welt kamen nach Dingle, um einen Blick auf den freundlichen Delfin zu werfen. Seit Oktober 2020 jedoch ist Fungie verschwunden. Es ist unklar, ob er sich vielleicht einer Gruppe Delfine auf ihrer Reise hinaus auf das offene Meer angeschlossen oder sich mit seinen 45 Jahren vielleicht doch zum Sterben zurückgezogen hat. Zu Ehren von Fungie gibt es in Dingle eine bronzene Delfinstatue, einen eigenen Delfin-Shop und zahlreiche Erinnerungsfotos in den ansässigen Restaurants.

Dolphin Watching-Touren werden übrigens nicht nur in Dingle, sondern an verschiedenen Standorten entlang der irischen Westküste angeboten. Tatsächlich können die Meeressäuger das ganze Jahr über vor den irischen Küsten beobachtet werden. Ich unternahm eine dreistündige Tour mit Baltimore Sea Safari in Cork, natürlich ohne Gismo.
Portmagee
Das bezaubernde Küstenörtchen Portmagee (irisch-gälisch: An Caladh) mit seinen bunten Häusschen ist ein wahrer Touristenmagnet am Wild Atlantic Way. Übersetzt heißt der Ortsname so viel wie „Landeplatz“. Und tatsächlich, Portmagee dient als Dreh- und Angelpunkt für Fahrten zu den bezaubernden Skellig Inseln.

Eine Brücke verbindet Portmagee außerdem mit Valentia Island, die mit wunderschönen Aussichten auf die umliegenden Buchten und leichten Wandermöglichkeiten reizt.
Kerry Cliffs
Im Vergleich zu den legendären Cliffs of Moher, sind die Kerry Cliffs noch ein wahrer Geheimtipp! Von Portmagee sind es nur wenige Autominuten zu den Kerry Cliffs. Fünf Euro kostet der Eintritt zu den Klippen, aber es lohnt sich allemal. Mit 305 Metern Höhe zählen die Kerry Cliffs zu den spektakulärsten Klippen Irlands.

Die Farbe der brechenden Wellen am Fuße der Klippen ist sensationell, ebenso wie die fantastische Aussicht auf die Skellig Rocks, eine von nur drei UNESCO-Welterbestätten auf der irischen Insel. Noch ein Vorteil – Hunde sind auf dem Spaziergang zu den Kerry Cliffs ausdrücklich erlaubt.
Ring of Kerry
Irland ist das Land der schönen Straßen und somit perfekt geeignet für Roadtrips. Die Panoramastraße Ring of Kerry (irisch: Mórchuaird Chiarraí) erstreckt sich auf einer Länge von 180 km über die Iveragh Halbinsel. Neben dem Conor Pass in Dingle zählt sie zu den spektakulärsten Straßen Irlands.

Für die malerischen Landschaften entlang des Ring of Kerry, insbesondere den Killarney Nationalpark, aber auch die Küstengebiete, solltest du mindestens einige Tage Zeit einplanen. Kleiner Wildcamping-Tipp entlang des Ring of Kerry; Gleesk in Castlecove.
Bere Island
Die Bere Island (irisch: Oiléan Béarra) ist eine bezaubernde Halbinsel in der Grafschaft Cork mit einer übersichtlichen Einwohnerzahl von 218 Personen. Natürlich fallen die Touristen besonders auf, auch wenn es nur wenige sind, die von Castletownbere oder dem Pontoon Pier in Felane West nach Bere Island übersetzen.

Tatsächlich wagen sich die wenigsten Touristen überhaupt bis in den Süden Irlands vor. Die meisten Leute bevorzugen Tagestouren von Dublin zu den Cliffs of Moher und nach Galway. Südirland ist echt, authentisch und wild. Ebenso wie die Bere Island. Hier führen Wanderwege entlang von Bauernhöfen und quer über Viehweiden. Dies ist jedoch auch der Haken, zumindest für Hundebesitzer. Denn aufgrund der fehlenden Zäune darfst du mit deinem Hund auf Bere Island nur auf öffentlichen Straßen spazieren gehen.
Seefin ⛰️
Eine Autostunde von Bere Island entfernt liegt die Bergkette Seefin. Okay, wirkliche Berge sind die Boggeragh Mountains und der Sheep’s Head vielleicht nicht, aber schließlich ist die irische Insel auch nicht für ihre Höhenmeter bekannt. Im Gegenteil, mit 1.039 Metern Höhe ist der Carrantuohill im County Kerry der höchste Berg Irlands. Der offizielle Viewpoint des Seefin befindet sich auf über 300 Metern Höhe zwischen Glanlough und Kilcrohane, oberhalb des Sheep’s Head. Wer einmal das Auto bis zum Viewpoint hinauf gequält hat, dem bietet sich eine fantastische Aussicht auf Bantry Bay und Dunmanus Bay.

Nachdem Gismo aufgrund des Hundeverbots auf der Bere Island etwas kurz gekommen war, unternahmen wir eine ausgiebige, wenn auch anstrengende Wanderung, entlang der Hügelkuppen.
Inchydoney Beach
Jede Reise nimmt einmal ein Ende. So auch meine zwei Wochen entlang des Wild Atlantic Way, einmal von Inishowen im Norden bis Kinsale im Süden. Der letzte Stopp vor der Rückreise in die Hauptstadt Dublin war der Inchydoney Beach in der Clonakilty Bay.

Umrahmt von grünen Hügeln mit vereinzelten kleinen Häusschen und dem tiefblauen Ozean, zählt er zu einem der schönsten Strände des Wild Atlantic Way.
Fazit
Ich gebe es zu, in so mancher Nacht in Irland, in der ich aufgrund der heftigen Atlantikwinde und der herbstlichen Kälte Anfang Oktober Mal wieder kein Auge zu machte, träumte ich von warmen Südsee-Urlauben und gemütlichen Hotelzimmern. Dennoch, jeder einzelne Tag des Roadtrips auf irischen Straßen, entlang endloser Wiesen voll bunt gefleckter Kühe, spektakulärer Steilklippen über dem türkisfarbenen Atlantik und menschenleerer Sandstrände hat die kalten Nächte wieder tausendmal wett gemacht. Zusammen mit der unvergleichlichen Gastfreundschaft der Iren, ihrem besonderen Sinn für Humor und der feucht-fröhlichen Pubkultur ist Irland eine ganz eigene Inselwelt am Rande Westeuropas. Eine Welt, in die einmal einzutauchen, ich nur jedem Reisenden empfehlen kann.
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