Vor meiner Skandinavien-Reise habe ich Schweden mit Elchen, die durch tiefgrüne Wälder streifen, meinen Kindheitshelden von Astrid Lindgren und Sven Nordqvist, Köttbullar bei Ikea und den kleinen schwedenroten Holzhäusern am Rande malerischer Seen verbunden. Tatsächlich leben in Schweden schätzungsweise 250.000 – 300.000 Elche und sowie ich, wachsen auch viele schwedische Kinder mit Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und Petterson und Findus auf. In den Küchen der schwedischen Holzhäuser auf dem Land riecht es tatsächlich oft verdächtig nach rustikaler Hausmannskost, wie den Fleischbällchen Köttbullar. Aber Schweden hat noch eine ganz andere Seite – eine lange Küstenlinie, verstreute Schärengärten an der Ost- und Westküste und faszinierende Inselwelten. Eine dieser Inseln ist Gotland. Nach Wochen der Einsamkeit und des wechselhaften Wetters in Lappland und Småland, war meine Zeit auf der größten schwedischen Insel echte Erholung! Und so geht es nicht nur mir. Mit seinen weißen Sandstränden, leckeren Fischrestaurants in Visby und vielen, vielen Sonnenstunden ist Gotland vor allem ein beliebtes Reiseziel schwedischer Badeurlauber.

Reiseinformationen für dein Inselabenteuer

Die schwedische Insel Gotland liegt in der Provinz Gotlands län und ist etwa 139 km vom nächstliegenden Hafen in Oskarshamn entfernt. Nach der dänischen Insel Seeland ist Gotland die größte Insel der Ostsee – zum Vergleich, sie ist mit rund 3.000 km² etwa 3 mal so groß wie Rügen. Knapp 60.000 Menschen leben auf Gotland, also rund 20 Einwohner je km² – damit ist sie für schwedische Verhältnisse sogar relativ dicht besiedelt. Zum Vergleich, in Lappland sind es trotz einer viel größeren Fläche, gerade einmal 2 Einwohner je km². Die meisten Gotländer leben in der Inselhauptstadt Visby. Bis heute ist Visby das Tor nach Gotland, schließlich kommen hier nicht nur die Fluggäste über den kleinen Visby Airport an, sondern auch die Fährverbindungen aus Oskarshamn und Nynashämn gehen hier vor Anker. Im Mittelalter war Visby eine wichtige Handelsstadt für die seefahrenden Kaufleute Hanse. Sie sind dir vielleicht noch aus meinen Blogbeiträgen über die norwegischen Städte Bergen und Trondheim ein Begriff. Zum Schutz wurde eine Stadtmauer um Visby herum erbaut, die zu Teilen noch heute zu finden ist und seit 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

Seinen Namen verdankt die Insel übrigens der Besetzung durch den germanischen Stamm der Goten in der Antike. Es wird angenommen, dass der Name „Gotenland“ im Laufe der Zeit zu „Gotland“ wurde. Die Einwohner von Gotland bezeichnen sich selbst als heute als „Gutar“ und verwenden den Begriff „Gute-“ zur Bezeichnung von allem, was mit Gotland in Verbindung steht. Zum Beispiel werden die Schafe auf Gotland als „Guteschafe“ bezeichnet oder der lokale Fußballclub aus Visby heißt „FC Gute.“ Während meiner 4-wöchigen Reise quer durch Schweden habe ich festgestellt, dass nicht nur die Gotländer, sondern allgemein die Schweden, sehr stolz auf ihr Land sind.

Die perfekte Reisezeit für Gotland ☀️

Gotlands Tourismuswirtschaft lebt von den Sommergästen. Meist beginnt die Saison Mitte Juni, pünktlich zum Sommerferienbeginn der schwedischen Schulkinder, und endet in der zweiten Hälfte des Augusts. Ganze 10 Wochen am Stück haben die Kinder dann frei. Während des 8-tägigen Mittelalterfestivals Anfang August strömen Mittelalterfans aus ganz Skandinavien nach Visby – zu dieser Zeit sind Hotelreservierungen unbedingt notwendig! Wer etwas mehr Ruhe sucht, sollte seine Reise auf die Nebensaison im Mai, Anfang Juni oder den September verlegen. Zu der Zeit übersteigen die Temperaturen zwar selten die 20°C Marke, es hat jedoch bereits viele Sonnenstunden.

Anreise mit der Autofähre ⛴️

Die meisten Reisenden erreichen Gotland mit der Autofähre. Du hast die Wahl zwischen den beiden Häfen auf dem Festland: Nynäshamn, südlich von Stockholm, und Oskarshamn in Småland. Von beiden Häfen brauchst du rund 3 Stunden nach Visby. Nach Gotland hin bin ich von Oskarshamn gefahren und habe für 2 Personen (es gibt Vergünstigungen für Studenten und unter 25-Jährige), ein Auto und einen Hund (den musst du zwar angeben, zahlst jedoch keinen Aufpreis) 786 SEK (rund 68 Euro) bezahlt. Allein 494 SEK kostete dabei das Auto. Für die Rückfahrt, diesmal von Visby nach Nynäshamn habe ich 1.177 SEK (rund 100 Euro) gezahlt. Die Preise variieren je nach Saison, Wochentag und Auslastung des Schiffes. Übrigens hatten beide Schiffe erhebliche Verspätungen von mehreren Stunden, weshalb ich im Anschluss an die Reise eine Teilrückzahlung als Entschädigung von Destination Gotland erhalten habe. Gebucht habe beide Fährverbindungen über Direct Ferries.

Deutlich schneller als mit der Fähre geht es nur mit dem Flugzeug von Stockholm nach Visby. In nicht einmal einer Dreiviertelstunde erreichst du bereits den kleinen Inselflughafen, den sogar einige internationale Flüge ansteuern.

Unterwegs auf Gotland: Wildcamping & Camping-Küche ⛺️

Das „Allemansrätt“ (Jedermannsrecht) erlaubt es Reisenden in Schweden, sich frei in der Natur zu bewegen, unabhängig davon, wem das Land gehört. Außerhalb von Naturschutzgebieten darfst du also kostenfrei zelten, Beeren für den eigenen Bedarf sammeln und sogar angeln (mit Angelkarte), solange die Umwelt respektiert und keine Schäden angerichtet werden. Das Jedermannsrecht bezieht sich allerdings nur auf die Natur. Du kannst also nicht einfach in der Nähe von Häusern oder im Stadtzentrum von Visby dein Zelt aufschlagen. Außerdem wird besonders im Nachbarland Norwegen seit einigen Jahren diskutiert, wie mit der steigenden Anzahl an freistehenden Wohnmobilen und Vans umgegangen werden soll – das ursprüngliche Jedermannsrecht umfasst nämlich keine motorisierten Fahrzeuge. Auf Gotland gibt es immer mehr Parkplätze, die Nachts für Wohnmobile gesperrt sind. Gerade rund um Visby gibt es einige schöne Campingplätze direkt am Strand, die auch gar nicht so teuer sind, z.B. Snäck Camping (auf dem habe ich 2 Nächte übernachtet), Kneippbyn Camping oder Visby Strandby. Wer mit Zelt unterwegs ist kann auch am Ufer des nahegelegenen Follingbo Limestone Quarry, einem wunderschönen Badesee, campen. Die Zufahrtsstraße zum See ist jedoch voller Schlaglöcher und tiefer Bodenwellen und daher eher für höher gelegte Autos geeignet.

Und auch wenn ich in Skandinavien die meiste Zeit selbst gekocht habe, die süßen Crepes der Crêperie Tati auf der Nachbarinsel Fårö und das selbstgemachte Eis im Café Gotlato am Hauptplatz Stora torget in Visby, konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. Den frischesten Fisch auf Gotland sollen die Restaurants Bakfickan und Österdahls Brygga in Visby, sowie Lergrav Fisk & Café in Lärbro servieren.

Insel-Trip mit Hund 🐺

Generelle Einreisebestimmungen

Natürlich hat Gismo mich auch nach Gotland begleitet. Wie schon bei der EInreise nach Schweden wurde ich zwar auch während der Fährfahrt nach Visby nicht nach Gismos Reiseunterlagen gefragt, ich hatte sie selbstverständlich trotzdem immer dabei. Dazu zählen der EU-Heimtierausweis mit eingetragener Identifikationsnummer bzw. Tattowierung und der Nachweis über eine aktuelle Tollwutimpfung (mindesten 21 Tage alt). Außerdem musst du deinen Hund vor der Reise beim schwedischen Zoll registrieren – das ist jedoch mit wenigen Klicks erledigt.

Unterwegs mit Hund

Auf Gotland und allgemein in ganz Schweden gilt vom 01.03. bis zum 20.08. Leinenpflicht, zum Schutz brütender und setzender Wildtiere. Auch an den Steilklippen Högklint, an denen es ungeschützt viele Meter in die Tiefe geht, solltest du deinen Hund nicht ableinen. Ebenso an beliebten Wanderwegen, wo im Sommer einfach viel los ist, wie dem Jungfrun Naturreservat. Leider sind auf Gotland in den Sommermonaten viele Strände für Hunde gesperrt. In der Nähe von Visby ist lediglich der kleine Kiesstrand unterhalb von Södra Hällarna für Hunde im Sommer überhaupt zugänglich.

Mein Tipp – Gotland außerhalb der Saison oder der Haupt-Touristenorte erkunden. Die meisten Urlauber bleiben an den Stränden rund um Visby. Auf der Nachbarinsel Fårö und auf der Ost- und Südseite Gotlands findest du hingegen menschenleere Strände, an denen auch Hunde das ganze Jahr über willkommen sind. Auch an den vielen wunderschönen Seen Gotlands, dem Follingbo Limestone Quarry oder der Blå Lagunen, dürfen Hunde ihre Besitzer begleiten.

Praktische Tipps

Gotland ist bekannt für seine Kalkstein­plateaus- und Felsen. Diese sind oftmals sehr scharfkantig und können Verletzungen an den sensiblen Hundepfoten hervorrufen. In jede gut ausgestattete Hunde-Reiseapotheke gehören daher Wundspray, Heilsalbe und Verbandszeug. Auch Pfotenschuhe können Abhilfe bringen. Auf was ich als Hundebesitzer auf Reisen außerdem nie verzichten würde, kannst du hier nachlesen; Reisen mit Hund: Planung und Packliste. In Notfällen hat die Tierklinik District Veterinarians Roma 24/7 geöffnet. Alle anderen Tierarztpraxen auf Gotland haben an den Wochenenden geschlossen. In Visby gibt es einen Tierbedarfsladen, den ZooMarket. Dennoch würde ich dir empfehlen, Medikamente, Futter und Spielzeuge deines Hundes aus Deutschland mitzubringen, um ihm so den Stress der Umstellung zu ersparen.

Gotland-Roadtrip: Route und Sehenswürdigkeiten 🚗

Wer Gotland erkunden möchte, braucht ein Auto. Es fahren zwar Busse zwischen den Ortschaften, jedoch nur unregelmäßig und der Fahrplan ist für ausländische Touristen nicht leicht nachzuvollziehen. In und um Visby gibt es mehrere Mietwagenstationen, auch am Flughafen. Ich war zwar mit meinem eigenen Auto auf Gotland, suche ich aber sonst einen Mietwagen für eine Reise, vergleiche ich die Preise gerne über Check24.

Auf den Spuren der Römer im Kloster Roma

Die Klosterruine Roma auf Gotland war ein Zisterzienserkloster, das im Jahre 1164 gegründet wurde. Obwohl sich der Orden der Bescheidenheit verschrieb, war das Kloster Roma einst eine imposante dreischiffige Basilika und eines der größten Klöster in ganz Schweden. Es spielte eine wichtige Rolle in der religiösen und kulturellen Entwicklung der Insel. Das Kloster Roma wurde schließlich im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert aufgelöst und die Gebäude größtenteils zerstört oder umgebaut. Die Kirche selbst wurde zum Viehstall umgewandelt, während die übrigen Gebäude schlichtweg zerfielen.

Heute kannst du die Ruinen von Roma besichtigen, die im Hinblick darauf, wie imposant und majestätisch das Kloster einst ausgesehen haben muss, bloß ein trauriges Überbleibsel sind. In der ehemaligen Kirche finden heute Theater-Aufführungen unter freiem Himmel statt und das zugehörige Herrenhaus beherbergt wechselnde Kunstausstellungen. Direkt neben den Ruinen befindet sich ein kleiner Laden mit schwedischen Kunsthandwerk aus der Region Gotlands län und es gibt ein nettes Cafè.

Der schönste Aussichtspunkt – Högklint

An sonnigen Tagen kannst du von der Kliffspitze Högklint weit aufs Meer hinaussehen und die großen Fähren entdecken, die von Nynäshamn und Oskarshamn nach Visby übersetzen. Stolze 46 Meter ragt das Plateau fast senkrecht über der Ostsee in die Höhe. Bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts bildet Högklint zusammen mit seinem Umland ein geschütztes Naturreservat. An den steilen Ufern nisten Möwen, Seeschwalben, Wat- und Alkvögel und sorgen mit ihrem Geschreie und Gezeter für eine laute Geräuschskulisse. Eine verwinkelte Holztreppe führt die steile Felswand des Högklint Plateaus hinunter und ermöglicht die Sicht auf die Kliffspitze von einer ganz anderen Perspektive. Für Hunde ist die steile Treppe jedoch nicht geeignet.

Högklint ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Touristen. Es gibt einen kleinen Parkplatz, ein Toilettenhäusschen und Picknickstische zwischen den schattenspendenden Nadelbäumen. Die rauen Felsen, der schäumende Ozean und die lichten Nadelbäume faszinieren, nicht nur mich. Hier wurden bereits Szenen für Fernsehserien wie Kripo Gotland oder Der Kommissar und das Meer gedreht.

Die Gotland-Tierarten

Ja, du hast richtig gelesen. Auf Gotland gibt es eigene Tierarten- bzw. Rassen, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Besonders gut an das raue Klima und die karge Vegetation der Ostseeinsel angepasst sind die Guteschafe. Ihre feine Wolle wird oftmals für Kleidung verwendet, die dann als warme Pullover, Handschuhe und Mützen in den Stockholmer Souvenirläden landen. Das Gotland-Pony (Schwedisch: Gotlandruss) zählt zu den ältesten Pferderassen Europas. Frühe Funde von der Nachbarinsel Stora Karlsö gehen auf die jüngere Steinzeit zurück. Einst von den Bauern als genügsames und starkes Arbeitspferd geschätzt, findet man das Gotlandpony heute in immer mehr schwedischen Reitschulen – sie gelten zwar als dickköpfig, aber auch als wahre Springtalente. Eine letzte wildlebende Herde Gotland-Ponys gibt es noch heute im Wald Lojsta hed, in Zentralgotland. Seit 1984 wird die Rasse in Schweden als nationale und schützenswerte Pferderasse anerkannt. Auf dem Gervide Gård in Sjonhem befindet sich übrigens ein Pferdemuseum über die Entstehung, Entwicklung und das Leben der Gotland-Ponys auf der Insel.

Doch auf Gotland gibt es nicht nur Schafe und Ponys. Die Insel ist außerdem ein wichtiger Lebensort für Wildtiere wie Wildschweine, Füchse oder Dachse. Verschiedene Vogelarten wie Kraniche, Seeadler und Eulen nisten an der Steilküste und in den rauen Gewässern davor fühlen sich Robben besonders wohl.

Kuriose Kalksteinformationen namens Raukar

Gotland ist bekannt für seine schroffen Felsklippen und mysteriösen Felsformationen – die Schweden nennen sie Raukar. Dabei handelt es sich um teilweise über 10 Meter hohe Kalksteinsäulen, die über ganz Gotland und die Nachbarinseln Fårö, Lilla Karlsö und Öland verteilt sind. Ihre bizarren Formen entstanden nach der letzten Eiszeit durch Erosion und Auswaschungen des Kalk- und Mergelgesteins im Küstenbereich. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné verglich die Formen der Steinskulpturen einst mit „Statuen, Pferden und allerlei Geistern und Teufeln.“ Und tatsächlich, bei näherem Hinsehen erinnern die Raukar tatsächlich an die Schemen von Tieren und Menschen. Auf Fårö etwa ähnelt eine Kalksteinsäule im Landschaftsschutzgebiet Digerhuvud einem Hund. Digerhuvud ist Schwedens größtes Gebiet mit Rauken – eine gepflasterte Straße schlängelt sich hier durch eine Landschaft mit mehreren hunderten Kalksteinsäulen.

Du warst nicht auf Gotland, wenn du nicht die höchsten Rauke der Insel gesehen hast. Die Meinung vertritt zumindest mein Reiseführer. Vom Parkplatz in Lickershamn sind es nur rund 10 Minuten Fußmarsch bis zur Jungfrun, der mit Abstand spektakulärsten Felsformation Gotlands. Unterhalb der 30 Meter hohen Klippen liegt ein ruhiger Strand, an dem auch Hunde erlaubt sind.

Und wer jetzt immer noch nicht genug von den Klippen, Rauken und Kalkstein hat, der kann das Naturreservat Folhammar Raukområde auf der Ostseite der Insel besuchen. Das Raukargebiet misst über 500 Meter Breite und die Kalksteinsäulen in diesem Bereich der Insel sind besonders reich an Fossilien.

Insel-Hopping auf die Nachbarinseln

Nicht nur Gotland ist eine Reise wert. Gerade wer über etwas mehr Zeit und bestenfalls ein Auto verfügt, kann einen Abstecher zu den malerischen Nachbarinseln unternehmen. Nur durch einen schmalen Sund werden Gotland und der Nachbar Fårö am Nordteil der Insel voneinander getrennt. Nur 6 Minuten Fährfahrt, die noch dazu kostenlos ist, trennen die beiden Inseln voneinander. Auf Fårö befindet sich der schon mehrfach als schönster Strand Schwedens ausgezeichnete Sudersand-Strand mit seinem schneeweißen Sand. Am Farnavik See habe ich übrigens einen der schönsten Wildcamping-Spots aller Zeiten gefunden. Noch dazu waren mein Freund Sebi, Gismo und ich völlig alleine hier.

Die etwa 3 km vor der Westküste Gotlands gelegene Insel Lilla Karlsö ist ein unbewohntes Naturreservat, das Besucher auf Wanderungen erkunden können. Ganz so unbewohnt ist Lilla Karlsö auf den zweiten Blick aber doch nicht. Etwa 200 Schafe leben in völliger Abgeschiedenheit und Ruhe zwischen den weitläufigen Orchideenfeldern der kleinen Insel. Übrigens ist Lilla Karlsö jene Insel mit Schafen, welche die Schriftstellerin Selma Lagerlöf im 13. Kapitel ihres Romans Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen beschreibt.

Auf der anderen Seite von Gotland, an der Ostseite, befindet sich Östergarnsholm, die Insel der Leuchttürme. Ganze 3 Stück gibt es auf der gerade einmal 1,4 km langen und 1,1 km breiten Ostseeinsel. Die Anzahl der Leuchttürme ist darauf zurückzuführen, dass Östergarnsholm eine gefährliche Küste mit vielen Untiefen und Felsen hat. Die Leuchttürme dienen seit jeher dazu, Schiffe vor diesen Gefahren zu warnen und ihnen sichere Routen zu zeigen. Auch Östergarnsholm hat als einzige Einwohner eine große Herde Schafe, kann im Sommer aber von Tagesausflüglern besucht werden.

Mittelalterfestival & Altstadt-Spaziergang in Visby

Die lebendige Inselhauptstadt Visby ist das Herz und Zentrum Gotlands. Hier gibt es alles was das Touristenherz begehrt – zahlreiche schöne Übernachtungsmöglichkeiten, nette Cafés und Restaurants und einen vollen Eventkalender und das sogar das ganze Jahr über. 20 km südlich von Visby befindet sich der Traumstrand Tofta Beach, allerdings sind dort im Sommer leider keine Hunde erlaubt. Dafür kann dein Vierbeiner dich auf eine spannende Tour durch die mittelalterlichen Gassen der Hansestadt begleiten. Die ältesten Funde von Siedlungen im heutigen Visby gehen bis auf die Wikingerzeit zurück. Der mittelalterliche Stadtkern rund um den Hauptplatz Stora torget, wurde bereits im 12. Jahrhundert angelegt. In den folgenden Jahren entwickelte sich Visby zu einem führenden Handelshafen im Ostseeraum. Die wichtigsten Handelswaren der Insel Gotland waren traditionsgemäß Wolle, Getreide und Fisch.

Innerhalb der gut erhaltenen, rund dreieinhalb Kilometer langen, mittelalterlichen Ringmauer, befindet sich der Dom St. Maria (Visby Sankta Maria Domkyrka) aus dem 12. Jahrhundert und das Gotland-Museum. Im Kunstmuseum werden Werkzeuge und Schmuckstücke der Wikinger, die einst auf Gotland lebten, sowie mittelalterliche Bildsteine in überraschend guten Zustand, ausgestellt. In der Nähe des Hafens liegt ein Campus der Universität Uppsala und nur 5 km nsüdwestlich von Visby befindet sich der Freizeit- und Vergnügungspark Kneippbyn. Dort wurden große Teile der alten Pippi Langstrumpf-Filme gedreht – echte Astrid Lindgren-Fans können dort sogar die originale Villa Kunterbunt besichtigen. Viele Wachtürme der alten Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert sind übrigens noch intakt. Die Stadtmauer und die gesamte Altstadt von Visby gehören seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Spannende Events in Visby:

🤵‍♂️ Die Almedal-Woche im Juli: Zur „Almedalsveckan” kommen schwedische Politiker, Journalisten, Lobbyisten, Unternehmer und Bürger aus dem ganzen Land nach Gotland, um Teil eines der wichtigsten politischen Foren Schwedens zu sein. Eine Woche lang finden zahlreiche Podiumsdiskussionen, Seminare, Workshops und Parteiveranstaltungen in Visby statt. Zugegeben, für Touristen eher uninteressant.

🏇 Die Mittelalterwoche im August: Pünktlich zur „Medeltidsveckan” reisen jährlich rund 40.000 Besucher nach Visby, um auf Märkten, bei Theaterstücken und Turmspielen in die Welt des Mittelalters einzutauchen. Und was wäre ein besserer Austragungsort für das größte Mittelalterfestival Nordeuropas, als die mittelalterlichen Gassen und Wehrtürme Visbys?

🐩 Hundeshow, ebenfalls im August: Huskys, Pudel, Pekinesen – auf der alljährlichen „Nationell hundutställning” treffen die Hunderassen dieser Welt für ein August-Wochenende in Visby zusammen. Richter vergeben Wertnoten für die edelsten Tiere, in verschiedenen Agility-Wettbewerben treten Border Collies & Co gegeneinander an und Züchter informieren die Interessenten über ihre Arbeit.

🍄 Trüffel im goldenen Oktober: Politik im Juli, Ritterfestspiele und Hundeshows im August – fehlt noch die kulinarische Versorgung. Während des „Gotlands Tryffelfestival” Mitte November, können Besucher die speziellen Trüffelmenüs in den Restaurants Visbys probieren. Auf Gotland wachsen der Burgundertrüffel und der Sommertrüffel, die pünktlich zum Trüffelfestival gesammelt werden. Außerdem können sie an Trüffelseminaren teilnehmen, über den Trüffelmarkt schlendern und der Trüffelzeremonie beiwohnen. Insgesamt 4 Wochen lang feiern die Gotländer zwischen Oktober und November ihren Trüffelmonat.

Schwimmen in der Blå Lagunen

Im ehemaligen Kalksteinbruch im Norden Gotlands befindet sich eine tiefblaue Lagune, die heute von den Gotländern als Badesee genutzt wird. Zwar ist der Boden aufgrund des Kalksteins ziemlich hart, bequem liegen kannst du hier nicht auf Dauer, dafür ist es ein Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit.

Die Blå Lagunen liegt im Naturreservat Bästeträsk und ist umgeben von dichten Nadelwäldern. Auf der Nordseite der Lagune befinden sich ein kleiner Parkplatz und einige Picknickstische. In den Sommermonaten verkauft an dieser Stelle ein Schwede leckeres Eis aus einem altmodischen Foodtruck. Und das Beste – Hunde sind an der Blå Lagunen offiziell erlaubt!

Fazit

Die altmodischen Kopfsteinpflastergassen Visbys, die kurios anmutenden Raukar aus Kalkstein vor der weitläufigen Küste und die tiefblauen Lagunen und Seen im Inland machen Gotland zu einem echten Traumziel in der Ostsee. Auch für Reisende mit Hund. Vielleicht war es aber auch der Widder auf dem offiziellen Wappen Gotlands (schließlich bin auch ich ein Märzkind), der Anblick von Rittern und Mägden in Visby oder die alten von Efeu überwucherten Häuser im Inselinneren, die mich schon nach meinem ersten Schritt auf die Insel in ihren Bann zogen. Wer einmal Fuß oder Pfote auf Gotland gesetzt hat, den lässt der Zauber der schwedischen Insel nicht mehr los. Die vielen Sonnenstunden tragen sicherlich auch ihren Teil dazu bei. ☀️

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