Eine Woche reiste ich quer durch die Ostslowakei. Eine abwechslungsreise Woche, in der ich noch einmal die atemberaubend schönen Landschaften bestaunen, mich quer durch die deftigen Menüs der slowakischen Wirtshäuser probieren und ein letztes Mal die Freundlichkeit der Slowaken genießen durfte. Denn nach 4 Monaten Auslandssemester an der Univerzita Mateja Bela in Banská Bystrica, neigte sich meine Zeit im Land der vielen Burgen dem Ende zu. Und wie hätte ich den Abschied besser feiern können, als mit dieser letzten Reise? Die Gipfel der Karpaten im Rückspiegel, slowakische Volkslieder, die aus dem Radio schallen, und ein Roadtrip entlang grüner Hügel mit glücklich weidenden Schafen, historischen Burgen und alten Holzkirchen – bis nach Košice, dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der Region. Eine Region, irgendwo zwischen Ost und West.
Reiseinformationen für deinen Roadtrip
Die einwohnerreichsten Städte der Ostslowakei sind Košice (die zweitgrößte Stadt der Slowakei) und Prešov. Das östliche Drittel der Slowakei ist zwar heute kein eigenständiger Verwaltungsbezirk mehr. Für statistische Zwecke der EU gilt allerdings weiterhin eine ostslowakische „Region“ (Východné Slovensko). Die ostslowakischen Dialekte sind für die Slowaken im Rest der Slowakei mitunter übrigens sehr schwierig zu verstehen. Von den rund 5,4 Millionen Slowaken im ganzen Land, leben etwa 1,5 bis 1,6 Millionen Menschen in der Ostslowakei.
Historischer Überblick
Bereits im 12. Jahrhundert siedelten sich die ersten Deutschen in der Ostslowakei an. Sie gründeten Handels- und Handwerkszentren, wie Bartfeld, Eperies und Košice. Bis heute sprechen dort viele Menschen Deutsch. Ganz ähnlich zum rumänischen Siebenbürgen (Transilvanien).

Als die Osmanen im 16. Jahrhundert dann Ungarn eroberten, wurde die Ostslowakei zu „Oberungarn“. Schon damals war die Region geprägt von slowakischer, ungarischer, deutscher, jüdischer, ruthenischer und Roma-Kultur. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1918 in Košice eine pro-ungarische „Ostslowakische Republik“ ausgerufen, jedoch kurz darauf in die Tschechoslowakei integriert. 1938 fiel der südliche Teil der Ostslowakei an Ungarn. Košice wurde später ein zentrales Drehkreuz für die Deportation jüdischer Bürger nach Auschwitz-Birkenau. 1945 war die Stadt vorübergehend Regierungssitz der Tschechoslowakei.
Der rückständige Osten?
Viele Gebiete der Ostslowakei gelten als rückständig – besonders im Vergleich zum modernen Westen des Landes. Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahr 1989 fehlt es weiterhin an gut ausgebauten Verkehrsverbindungen in die Westslowakei. Obwohl bereits seit über 50 Jahren an der Fertigstellung der längsten Autobahn der Slowakei, der D1, gearbeitet wird, ist weiterhin kein Ende in Sicht. Die Straßen sind an vielen Stellen voller Schlaglöcher, es fehlen Markierungen und an den Straßenrändern befinden sich unbeseitigte Unfallschäden.

Die Ostslowakei hat auch noch aus einem anderen Grund einen eher schlechteren Ruf unter den Einheimischen – sie gilt als ärmste Region des Landes. Insbesondere in der ehemaligen Zips Region leben viele Roma, die stärker als die Restbevölkerung von Arbeitlosigkeit betroffen sind. Der Nordosten ist ukrainisch und der Süden der Ostslowakei ungarisch geprägt und die Mischung der verschiedenen Kulturen birgt mitunter Konfliktpotential. Besonders in den Städten der Ostslowakei sind deutlich mehr Fälle von Diebstahl, Einbrüchen und Raubdelikten gemeldet, als in der Westslowakei. Über 500.000 Roma leben in der gesamten Slowakei. Viele von ihnen in Slums in teilweise katastrophalen Bedingungen. Die EU hat die Slowakei sogar schon verklagt, da diese zu wenig gegen die Ausgrenzung der Roma im Land tut. Viel ist jedoch seitdem nicht passiert. Das Schweizer Radio & Fernsehen, Weltspiegel und der MDR haben erschütternde Dokus über die Situation vieler Roma in der Slowakei gedreht.
Als Tourist in der Ostslowakei; Transport, Unterkunft & Essen
Wer die größeren Städte der Ostslowakei bereist, wie Košice, Prešov, Michalovce, Humenné, Spišská Nová Ves oder Trebišov, kann die slowakischen Züge nutzen. Studenten in der Slowakei fahren übrigens kostenlos! Innerhalb der Städte verkehren Busse, Taxis und in Košice dienen auch E-Roller zur Fortbewegung. Reist du allerdings außerhalb der Städte, beispielsweise in der Hohen Tatra, Suchá Belá oder dem Slowakischen Karst, ist ein (Miet-)Auto eigentlich Pflicht! Kommst du am Flughafen Letisko Košice an, kannst du den Mietwagen direkt beim Schalter vor Ort abholen! Für Selbstfahrer gilt:
- Du benötigst eine gültige Autobahnvignette.
- Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten: innerorts 50 km/h, außerorts 90 km/h, auf der Autobahn max. 130 km/h.
- Abblend- bzw. Tagfahrlicht ist jederzeit Pflicht.
- Es gilt eine 0% Promillegrenze!
- Alle weiteren Besonderheiten im slowakischen Straßenverkehr kannst du hier nachlesen; Mit dem Fahrzeug in die Slowakei. Was auf Roadtrips auf keinen Fall fehlen darf, habe ich hier für dich zusammengefasst: Die ultimative Packliste für Roadtrips.
Übernachtet habe ich in zwei verschiedenen Unterkünften in der Ostslowakei:
- In einem schönen zentrumsnahen City-Apartment in Košice: Atlas Apartment.
- Sonnenbaden mit Blick auf die Zipser Burg. Das geht im Innenhof der A+S Penzion Podzamok.

In meiner Slowakei-Blogreihe wirst du auch immer wieder auf meine Schwärmereien über die slowakische Küche stoßen. In der Ostslowakei unbedingt probieren solltest du;
- 🐑🧀 Bryndzové halušky – Kartoffelklößchen mit Schafskäse. Das slowakische Nationalgericht, serviert mit würzigem Schafskäse aus der Region.
- 🥟 Pirohy – Gefüllte Teigtaschen. Der Klassiker, der auf keiner slowakischen Speisekarte fehlen darf! Teigtaschen, die mit Kartoffeln, Bryndza (Schafskäse) oder Marmelade gefüllt und mit Butter oder Schmand serviert werden.
- 🍜 Kapustnica – Sauerkrautsuppe, häufig als Vorspeise in einem Leib Brot serviert. Eine würzige Suppe aus Sauerkraut, Wurst, Speck und Pilzen, oft mit Sahne verfeinert. Ebenso wie Mačanka (eine traditionelle Pilzsuppe), wird sie gerne zu Weihnachten und allgemein in der kalten Jahreszeit serviert.
- 🥘 Guláš – Gulasch. Nicht nur die Architektur in vielen Teilen der Ostslowakei erinnert an die ungarische Vergangenheit – auch die Mahlzeiten! Ebenso wie das ungarische Gulasch wird auch die slowakische Variante mit Rind- oder Schweinefleisch, Paprika, Zwiebeln und Kartoffeln gekocht und anschließend mit Knödeln oder Brot serviert.
- 🥞 Lokše – Kartoffelpfannkuchen. Die herzhafte Variante hat Heimatgefühle und den Gedanken an rheinländische Reibekuchen mit Apfelmus in mir geweckt. Die Slowaken essen Kartoffelpfannkuchen jedoch traditionell entweder süß (mit Marmelade) oder herzhaft (mit Schmalz oder Gänsebraten).
- 🥧 Last and least – die Süßspeisen: Medovník & Šišky. Medovník ist ein Honigkuchen mit Nüssen und Karamellcreme. Šišky hingegen sind frittierte Krapfen, meist mit Marmelade gefüllt und mit Puderzucker bestreut. Diese gibt es an vielen Straßenständen in Košice, ebenso wie Trdelník (Baumstriezel).
Sehenswürdigkeiten in der Ostslowakei
Altstadt von Levoča
Im äußersten Osten der Region Spiš befindet sich am Fuße der Berge von Levočské vrchy das bezaubernde Städtchen Levoča. Erstmals 1249 in einer Urkunde erwähnt, blickt Levoča auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit zurück. Ihre Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert verdankt die einst wichtigste Stadt des Zipser Bundes, dem internationalen Handel. Die Stadt lag an der bedeutenden Handelsstraße zwischen Ungarn, Polen und dem Baltikum. Levoča erhielt über die Jahre zahlreiche Handelsprivilegien von den ungarischen Königen, darunter auch das Stapelrecht, das Kaufleute zwang, ihre Waren direkt in der Stadt anzubieten. Ab dem 17. Jahrhundert verlor Levoča jedoch an Bedeutung, da sich die Handelsrouten verlagerten und die Stadt durch Kriege, Brände und politische Veränderungen geschwächt wurde.

Heute ist die 14.000-Einwohner-Stadt zwar kein wichtiges Handelszentrum mehr, dafür können Besucher durch die historische Altstadt spazieren, mittelalterlichen Bauwerke besuchen oder zum 781 Meter hohen Mariánska hora pilgern, einem der bekanntesten slowakischen Wallfahrtsorte. Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich rund um den zentralen Marktplatz (Námestie Majstra Pavla), einem der größten mittelalterlichen Plätze in Mitteleuropa. Sehenswert sind außerdem der Dom St. Jakob, das städtische Rathaus und der Käfig der Schande – ein eisenbeschlagener Pranger aus dem 16. Jahrhundert, in dem früher unartige Bürger zur Schau gestellt wurden. Seit 2009 ist Levoča außerdem Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Der höchste holzgeschnitzte Alter der Welt im Dom St. Jakob
Die meisten Besucher zieht es aufgrund des gotischen Doms St. Jakob (Bazilika svätého Jakuba) nach Levoča. Die Kirche, übrigens die zweitgrößte in der Slowakei, ist dem heiligen Apostolus Jakobus gewidmet, dem Beschützer der Soldaten, Wanderer und Arbeiter. Chor und Langhaus des Doms St. Jakob stammen aus dem 14. Jahrhundert, während der 70 Meter hohe Turm erst im 19. Jahrhundert errichtet wurde. Seit 1965 zählt der Dom zum Nationalen Kulturdenkmal. Insgesamt 18 gotische Altäre (der älteste wurde 1492 fertiggestellt), darunter der höchste holzgeschnitzte Altar der Welt und eine wertvolle Schatzkammer mit zahlreichen Kunstdenkmäler, birgt der Dom.

Ausschließlich aus Lindenholz schnitzte Meister Paul von Leutschau zwischen 1507 und 1517 den spätgotischen Alter im Dom St. Jakob. Mit seinen stattlichen 18,6 Metern Höhe ist er der größte Holzaltar der Welt. Im Anschluss überzog Paul von Leutschau die Figuren und Szenen, die Darstellungen aus dem Leben Jesu und der Heiligen zeigen, mit Gold und gestaltete sie farbig. Den Holzaltar sowie den Rest der Kirche gilt es mit dem Auge zu genießen, denn im gesamten Dom herrscht absolutes Fotografierverbot. Der Eintritt in den Dom kostet 3€/ Person und die Öffnungszeiten variieren je nach Jahrezeit.
Dobšinská-Eishöhle
Die Slowakei hat viele Höhlen! Über 6.000 wurden über die Jahre erforscht, zahlreiche bleiben bis heute unentdeckt. Schon lange nicht mehr unentdeckt ist die Dobšinská-Eishöhle, nahe der gleichnamigen Stadt, im Slowakischen Paradies gelegen. Sie zählt zu den größten und ältesten Eishöhlen Europas. Die Dobšinská-Eishöhle entstand vor ca. 250.000 Jahren durch unterirdische Wassererosion im Kalkstein. Entstanden ist sie durch die Strömungsaktivitäten des Baches Hnilec (Göllnitz). Der Bergbauingenieur Eugen Ruffíni und einige Kollegen entdeckten die Eishöhle im Jahr 1870. Nur ein Jahr später wurde sie für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 1887 gibt es Licht in den unterirdischen Gängen – damit ist die Dobšinská-Eishöhle eine der ersten beleuchteten Höhlen der Welt. Seit dem Jahr 2000 zählt sie außerdem zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Bis zu 112 Meter tief reicht die Dobšinská-Eishöhle unter die Erde. Auf einer Länge von 1,5 km führt das Tunnelsystem die Besucher entlang von Bodeneis, Eisfällen, Eisstalagmiten und Säulen – jedoch nur in der Zeit von Mitte Mai bis Anfang Oktober. Selbst wenn draußen die Sonne scheint, steigen die Temperaturen in der Eishöhle selten über den Gefrierpunkt. Zieh dich also entsprechend warm an! Besonders im Herzen Dobšinskás, dem Großen Saal, ist es kalt. Hier befinden sich die dicksten Eisschichten der Höhle – bis zu 26,5 Meter dick sind sie!
Der Eintritt in die Eishöhle kostet 12€. Wer Fotos schießen möchte, zahlt noch einmal 10€ zusätzlich. Die Führungen beginnen immer dann, wenn sich genug Besucher zusammengefunden haben.
Flohmarkt in Prešov
Prešov ist die drittgrößte Stadt der Slowakei und diente mir eigentlich nur als Zwischenstopp zwischen Košice und Bardejov. Tatsächlich ist die Stadt im Scharoscher Bergland jedoch mehr als nur einen Zwischenstopp wert! Sie hat eine historisch bedeutende Altstadt mit der gotischen St.-Nikolaus-Kirche, dem Museum Ruthenen (der gleichnamigen Volksgruppe aus dem Grenzgebiet gewidmet), dem Museum Solivar (Museum über regionalen Salzabbau) und gleich mehreren Synagogen. In Prešov lebt bis heute eine recht große jüdische Community und auch sonst ist das einstige Handelszentrum im ungarischen Königreich geprägt von einer ethnischen Vielfalt.

In der guterhaltenen Altstadt finden sich zahlreiche großbürgerliche Häuser aus dem 18. Jahrhundert. Aufgrund ihrer vielen historischen Bauwerke und dem Schwerpunkt von Kultur und Bildung wird die Stadt manchmal auch das „Athen an der Torysa“ genannt. An der Stelle, wo der 49. Breitengrad quer durch die Stadt verläuft, gibt es ein Monument. Als ich Prešov besuchte, war gerade ein großer Flohmarkt vor der St.-Nikolaus-Kirche aufgebaut. Hier kannst du echte Schätze erwerben – und einige fragwürdige Souvenirs! Gehäkelte Tischdecken, altmodische Wanduhren, Filme aus längst vergangener Zeit, aber zu meiner Überraschung auch SS-Helme, verstaubte Werke von Hitlers Mein Kampf und alte Hakenkreuz-Flaggen stapelten sich auf den vollen Verkaufstischen.
Höhenburg Ľubovniansky hrad
Im nordöstlichen Teil der Zips thront auf einem 71 Meter hohen Kalksteinfelsen die Höhenburg Ľubovniansky hrad. Ungarische Könige ließen die Lublauer Burg im 13. Jahrhundert als Grenzfestung errichten. Neben dem Schutz der polnisch-ungarischen Grenze, diente sie auch zur Sicherung einer der wichtigsten Handelsstraßen, die durch das Tal des Flusses Poprad bis nach Polen führte. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1553 wurde die Lublauer Burg in eine modernere Renaissancefestung umgebaut. Nachdem die osmanische Bedrohung weitgehend abgewendet waren, verlor die Lublauer Burg zunehmend an Bedeutung und begann zu verfallen. Lange Zeit war sie einfach eine Ruine. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde sie aufwendig rekonstruiert. Heute befindet sich hier die Ausstellung des Burgmuseums in der Vorburg. Nach der Erneuerung der Burgkapelle im Jahr 1991, finden dort heute wieder Gottesdienste statt. Jedes Jahr im Juli zieht es Tausende Mittelalterfans aus dem ganzen Land auf die Lublauer Burg, zu den alljährlichen Burgfestspielen!

Das Burgmuseum hat von Dienstag bis Sonntag zwischen 10.00 und 15.00 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt kostet 5€/ Person. Hunde sind auf dem Burggelände leider nicht erlaubt.
Kežmarok Burg & Artikularkirche
Die Stadtburg in Kežmarok (Kežmarský hrad) entstand zum Schutz der Stadt im Jahr 1463 auf den Ruinen der mittelalterlichen Siedlung St. Elisabeth. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte die Burg verschiedenen Adelsfamilien, darunter den ungarischen Familien Szécsényi und den Keresztúry. Im 17. Jahrhundert war die Burg im Besitz der Familie Rákóczi, und es fanden einige Umbauten statt. In dieser Zeit erhielt die Burg ihre heutige Renaissance- und Barockarchitektur. Heute spricht man in den slowakischen Schulen jedoch weniger über die Architektur von Burg Kežmarok, sondern über die Geschichte der einstigen Burgdame Beate Laski. Im Jahr 1565 reiste sie gemeinsam mit einigen Bürgern aus Kežmarok in die nahegelegenen Berge der Hohen Tatra. Als die Fürstin schließlich drei Tage später zurückkehrte, war ihr Mann Albert Laski so verärgert über ihre lange Abwesenheit, dass er sie zur Strafe in den Burgturm einsperrte. Sechs Jahr blieb sie dort gefangen. Einzig zwei kleine Fenster dienten ihr als Kontakt zur Außenwelt – durch das eine erhielt sie ihr Essen, durch das andere hatte sie einen Ausblick auf ihr einstiges Sehnsuchtsziel, die Hohe Tatra.

In Kežmarok befindet sich außerdem eine von nur fünf hölzernen Artikularkirchen in der Slowakei. Traditionell ist sie der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Erbaut wurde die Artikularkiche im Jahr 1717, ausschließlich mit Eibe und Rotfichte. Metall wurde beim Bau gar nicht verwendet. Die evangelische Holzkirche ist ein Nationales Kulturdenkmal und erinnert an die Zeit der religiösen Unterdrückung von Protestanten im Königreich Ungarn. Laut Artikel 26 des Ödenburger Landtagsbeschlusses durften die protestantischen Gläubigen ihre Kirche nur außerhalb der Stadtmauern, ohne feste Grundmauern, aus Holz und ohne Turm und Glocken erbauen. Sammelspenden aus ganz Nordeuropa finanzierten den Kirchenbau, der bloß drei Monate dauerte! Im Jahr 2008 wurde die Artikularkirche von Kežmarok, gemeinsam mit sieben weiteren Holzkirchen des Karpatenbogens, in die UNESCO-Liste des Welterbes eingetragen.
Der Eintritt in die Artikularkirche kostet 2€/ Person und es werden täglich Führungen angeboten.
Mit dem Holzfloß nach Polen im Pieniny-Nationalpark
Flächenmäßig ist der Pieniny-Nationalpark mit 37,5 km² zwar der kleinste Nationalpark der Slowakei – mit dem malerischen Fluss Dunajec, den Gipfeln des Pieniny-Gebirges und den vielen Burgen, Klöstern und Holzkirchen ringsum, kann er jedoch locker mit den größeren Nationalparks im Land mithalten! Der Pieniny-Nationalpark ist der zweitälteste slowakische Nationalpark. Der polnische Teil des Parks wurde bereits im Jahr 1932 gegründet und war damit der erste Nationalpark Polens. Der Park liegt direkt an der slowakisch-polnischen Grenze und bildet eines der ältesten grenzüberschreitenden Naturschutzgebiete Europas.

Neben der Möglichkeit, von einem Land ins andere zu Wandern, hat mich am Pieniny-Nationalpark vor allem die Dunajec-Schlucht (Pieniński Przełom Dunajca) begeistert. Auf 8 km Länge schlängelt sich der Dunajec durch den Canyon zwischen Sromowce Niżne und Szczawnica. Die Kalksteinwände ragen bis zu 350 Meter über dem Flussbett auf und bieten eine eindrucksvolle Kulisse im Schatten des Pieniny-Gebirges. Die schönste Aussicht hast du von den traditionellen Holzflößen der Góralen. Sie sind Mitglieder eines lokalen Volksstammes, die in ihrer bunten Tracht die Flöße ab den Einstiegsorten Sromowce Nizne oder Krościenko nad Dunajcem (und weiteren) den Dunajec hinunter steuern. Ihnen allein ist es vorbehalten, die Floßfahrten anzubieten! Der Pieniny-Nationalpark ist gut ausgeschildet, sodass du die Floßstege einfach finden wirst. Es ist diese Mischung aus polnischer und slowakischer Kultur, die lokalen Wirtshäuser die sowohl polnische Bigos als auch slowakische Bryndzové Halušky servieren und die Ruhe im Nationalpark, welche die Region so einzigartig machen.

Meine Wanderung durch den Pieniny-Nationalpark begann ab Sromowce Niżne. Nach einem kleinen Abstecher im mittelalterlichen Červený Kláštor ging es weiter in Richtung Trzy Korony, dem höchsten Gipfel Pieninys. Von da aus führte mich die Route zum Gipfel Sokolica. Ebenso wenig wie die über 700 im Pieniny-Nationalpark heimischen Schmetterlingsarten bemerkte ich, dass ich plötzlich die Ländergrenze zwischen der Slowakei und Polen überquert hatte. Endstation war das hervorragende polnische Restaurant Karczma u Polowacy w Szczawnicy.
Über den Baumwipfeln auf dem Treetop Walk Bachledka
Im Herzen des Pieniny-Nationalparks schlängelt sich der Baumwipfelpfad Bachledka auf über 20 Metern Höhe durch den majestätischen Wald. Auf über 1 km Länge erstreckt er sich durch die Baumwipfel und bietet eine fantastische Aussicht auf das kleinste Hochgebirge der Welt (die Hohe Tatra), die slowakische Tiefebene und die Woiwodschaft Kleinpolen. Schwindelfrei solltest du allerdings sein, denn der höchste Aussichtsturm befindet sich 32 Meter über dem Waldboden. Entlang des Pfads befinden sich Infotafeln mit allerlei Wissen über die lokale Tier- und Pflanzenwelt. Wer mag, kann sich den Rückweg sparen und stattdessen eine 60 Meter lange Spiralrutsche hinunter rutschen.

Der Baumwipfelpfad Bachledka ist täglich von 9:00 bis 16:00/ 18:00 Uhr (je nach Jahreszeit) geöffnet. Der Eintritt kostet 14€/ Person.
Stadtbummel durch Košice
Košice bildet mit seinen 242.066 Einwohnern das Herz und zugleich wirtschaftliche Zentrum der Ostslowakei. Kaschau (wie die zweitgrößte Stadt der Slowakei auf Deutsch genannt wird) gilt als moderne Universitätsstadt und verströmt gerade deshalb einen so jugendlichen Flair, trotz geschichtsträchtiger Vergangenheit und einer Vielzahl alter Gebäuden. Im Jahr 2013 teilte sie sich mit Marseille den Titel als Europäische Kulturhauptstadt. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten Košices zählen die belebte Hauptstraße Hlavná ulica, die von vielen Restaurants, Cafés und den schönsten historischen Gebäuden der Stadt gesäumt wird. Sehenswert sind außerdem der gotische Dom der heiligen Elisabeth und die sensationelle Aussicht von der Domkuppel auf 60 Metern Höhe, der Jakob Palais, das Staatstheater, der Urbanturm aus dem 14. Jahrhundert und die St. Michael Kapelle.

Flächenmäßig ist Košice das größte denkmalgeschützte Stadtgebiet der Slowakei. Mein Highlight? Der belebte Park zwischen Theater und Dom, in dem es singende Fontänen gibt, die zufälligerweise gerade einige Songs von Harry Potter zum Besten gaben, als ich den Park durchquerte. Das Symbol der zweitgrößten Stadt der Slowakei ist übrigens die Statue eines Marathonläufers. Während meines Auslandssemesters in der Slowakei trainierte ich für den Stuttgart-Lauf. Vielleicht fühlte ich mich auch deshalb in Košice so wohl? Bereits seit 1924 findet der Košice-Marathon jährlich statt. Damit ist er der älteste Marathonlauf Europas! Weshalb Košice aber auch die Lieblingsstadt vieler Slowaken ist, erfährst du hier; Reise nach Košice.
UNESCO-Weltkulturerbe Bardejov
Die Stadt Bardejov liegt Ufer des Flusses Topľa, 20 km südlich der polnischen Grenze und am südöstlichen Fuße des Flyschmassivs Busov. Im Jahe 1241 zum ersten Mal erwähnt, zählt sie zu den ältesten slowakischen Städten. In Bardejov finden sich bis heute die Spuren der Deutschen Ostsiedlung; Ein rechteckiger Marktplatz als Stadtzentrum (Radničné námestie) auf dem sich auch das älteste Renaissance-Rathaus der Slowakei befindet, und die zahlreichen mittelalterlichen Gebäude, die den Platz säumen. Unweit vom Rathaus befindet sich eine obszöne Figur, die ihr entblösstes Hinterteil in Richtung des historischen Gebäudes streckt. Ähnlich wie auch die Bronzefiguren in Bratislava erinnert sie an reale, jedoch längst verstorbene Stadtbewohner. Die Statue wurde bei Erbauung des Gebäudes von wütenden Handwerkern errichtet, die keine Bezahlung für ihre Arbeit erhielten. Der historische Stadtkern blieb über die Jahre komplett erhalten und ist heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. In einem Artikel des GEO-Magazins, das ich selbst gerne zur Reisevorbereitung lese, wird Bardejov sogar als Traumort des Tages bezeichnet.

Vom Kirchturm der St.-Aegidius-Kirche hast du die schönste Aussicht auf die Dächer der Stadt. Sehenswert ist auch das nahegelegene Franziskanerkloster, das sich in der Nähe der Stadtbefestigung befindet, die zu den am besten erhaltenen Fortifikationssystem der Slowakei zählt. Und direkt am Rande des Marktplatzes hat in den 1990er Jahren eine Gruppe slowakischer Musiker den Park John Lennon (Parčik Johna Lennona) errichtet, eine Gedenkstätte für die Beatles und bedeutendes Friedenssymbol.
Sommertage an den slowakischen Badeseen
Zugegeben, da mein Auslandssemester in der Slowakei im Februar begann und Anfang Juni endete, kam ich leider nur in den Genuss weniger sommerlicher Tage. Meine slowakischen Komilitonen gaben mir jedoch allerlei Tipps für die warme Jahreszeit – darunter auch das Schwimmen in den Badeseen Zemplínska šírava, Úhorná, Palcmanska Masa und Veľká Domaša. Tatsächlich verfügt die Slowakei über einige der bedeutendsten Wasserquellen Europas, die sich aus insgesamt fast 1.500 Mineral- und Thermalquellen zusammensetzen. Perfekt auch für warme Sommertage mit Hund! Eine Auflistung der schönsten slowakischen Badeseen findest du bei Slovakia Travel.
Wandern durchs slowakische Paradies Suchá Belá
Anstrengend aber wunderschön! So würde ich meine Wanderung durch die 3,8 km lange Klamm Suchá Belá beschreiben. Sie ist Teil des Slowakischen Paradies-Nationalpark (Slovenský raj), einem der jüngsten der insgesamt neun slowakischen Nationalparks. Im ganzen Park gibt es über 300 km Wanderwege, rund 200 Höhlen (nur die Dobšinská-Eishöhle ist für die Öffentlichkeit zugänglich), zahlreiche Schluchten, Canyons, Wasserfälle und Täler. Du hast also die Qual der Wahl! Am beliebtesten sind die Klamme Veľký Sokol, Prielom Hornádu und Suchá Belá, die Wanderung zum Felsvorsrpung Tomaášovsky ýhľad, der Klettersteig Ferrata HZS Kyse und der Ausflug zum Lost Place Hotel Jas.


Ich entschied mich für die rund 3-stündige Wanderung durch Suchá Belá. Startpunkt ist der Parkplatz Podlesok (nahe Hrabušice). Weiter ging es über steile Metalleitern enlang von Wasserfällen, über aufregende Klettersteige entlang enger Felspassagen, mit den Wanderschuhen quer durch den Fluss (gutes Schuhwerk ist ein Muss), bis zu einer Weggabelung. Da die Schlucht aufgrund der vielen engen Passagen eine Einbahnstraße ist, musst du für den Rückweg einen anderen Weg wählen. Entweder dem roten Pfad folgend durch ein schattiges Waldstück oder entlang des blauen Pfads bis nach Kláštorisko. In den Sommermonaten ist es zudem möglich, den Rückweg durch den Wald mit einem Fahrrad zurückzulegen, das du in Podlesok wieder abgeben kannst. Auf dem Weg zum Auto solltest du unbedingt einen Stopp beim Souvenirshop des nahegelegenen Campingplatzes machen, der wirklich schöne lokale Produkte anbietet.
Wanderparadies Slowakischer Karst
Im Süden der Slowakei bildet der Slowakische Karst (Slovenský kras) gemeinsam mit dem ungarischen Nationalpark Aggtelek das größte Karstgebiete Mitteleuropas. Im Jahr 2002 gegründet ist der Slowakische Karst außerdem der zweitjüngste slowakische Nationalpark. Er erstreckt sich auf einer Fläche von 346 km2 (plus einem zusätzlichen Schutzgebiet mit einer Ausdehnung von 117 km2). Das Karstgebirge besteht aus Dolomiten und Kalkstein, die bis zu 400-500 m dick sind und von den tiefen Tälern der Flüsse Slaná und Štítnik eingeschnitten werden. In keinem anderen slowakischen Nationalpark gibt es so viele Höhlen und Schluchten, wie im Slowakischen Karst. Kein Wunder, der Kalkstein wird besonders schnell von Wasser erodiert, wodurch unterirdische Hohlräume und Gänge entstehen. Über 1.100 Höhlen und Schluchten sind im Slowakischen Karst bekannt. Die Wohl bekannteste ist die Höhle Domica, die eine unterirdische Verbindung zum Nachbarland Ungarn darstellt.

Ausgangspunkt für die meisten Wanderungen im Slowakischen Karsts ist die Stadt Rožňava. Die schönsten Wanderroute findest du hier; Komoot und Slovakia Travel.
Zipser Burg – Die größte Burg der Slowakei
Mein Favorit unter allen slowakischen Burgen, die ich besichtigt habe (und das waren eine ganze Menge), ist die Zipser Burg (Spišský hrad) in der gleichnamigen Region. Mit 4,5 Hektar Fläche gehört sie zu den größten Burgruinen Europas und dem UNESCO-Weltkulturerbe. Errichtet wurde sie rund um das Jahr 1120 auf einem 634 Meter hohen Travertinhügel. Im Gegensatz zu vielen anderen slowakischen Burgen, konnte sie den verheerenden mongolischen Plünderungen im 13. Jahrhundert standhalten. In den folgenden Jahrhunderten diente sie als Wohnsitz zahlreicher Adelsfamilien, bis sie im Jahr 1780 fast vollständig niederbrannte. Erst 1970 begannen die aufwendigen Restaurierungsarbeiten, um die fragilen Mauern und Türme zu stabilisieren, die durch den instabilen Felsuntergrund bedroht waren.

Innerhalb der Burgmauern befindet sich heute eine Ausstellung des in Levoča ansässigen Zipser Museums (slowakisch Spišské múzeum), das zum Netz der Slowakischen Nationalmuseen gehört. Und während die Mongolen es nie schafften, die hohen Mauern der Zipser Burg zu überwinden, kannst du genau das für 5€/ Person tun. Die Zipser Burg liegt wahnsinnig schön gelegen, zwischen weitläufigen Getreidefeldern, dichten Wäldern und dem kleinen Ort Spišské Podhradie unterhalb des Travertinhügels. Vielleicht kommt dir die Burganlage sogar bekannt vor? Sie diente nämlich bereits als Filmkulisse für Klassiker wie „Dragonheart“ oder „Die letzte Legion.“
Die Reiseroute im Detail

Fazit nach einer Woche in der Ostslowakei
Des einen Leid ist des anderen Freud. In der Slowakei traf ich auf viele Einheimische, die mir von Reisen in den Osten des Landes abrieten. Zu gefährlich, zu schlechte Straßenverhältnisse, zu wenig los außerhalb des Stadtzentrums Košices und sowieso, ist im Westen doch vieles besser. Die Abneigung vieler Slowaken gegen die große Roma-Community trägt sicher auch zum schlechten Bild der Ostslowakei bei. Natürlich muss an den Lebensumständen der benachteiligten Menschen etwas getan werden, aber gleich eine ganze Region über einen Kamm scheren? Völlig falsch in meinen Augen. Denn wo sonst werden Nationalparks als Paradiese betitelt? Wo sonst gibt es so viele UNESCO-Welterbestätten? Wo sonst findet sich eine vielfältigere Natur? Und wo sonst kann man Ländergrenzen mit dem Holzfloß oder unterirdisch durch eine Höhle überqueren? Nur in der Ostslowakei, die sich in Geographie, Entwicklung und Kultur tatsächlich irgendwo zwischen Ost und West befindet.
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