Besuch in Auschwitz-Birkenau: Ein Artikel über das größte Vernichtungslager der Nazis

Das Konzentrationslager Auschwitz war ein deutsches Arbeits- und Vernichtungslager, das von der SS zwischen 1940 und 1945 am Westrand der polnischen Stadt Oświęcim (zu deutsch: Auschwitz) betrieben wurde. Zu dem Vernichtungslager gehörten neben den drei Hauptlagern, dem Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager), dem Vernichtungslager Birkenau–Konzentrationslager Auschwitz II und dem Konzentrationslager Monowitz, noch 50 weitere Nebenlager. Heute befinden sich auf den Überresten des ehemaligen Konzentrationslagers ein staatliches Museum und eine der meist besuchten Gedenkstätten der Welt, zusammen umfassen sie eine Fläche von 191 Hektar. Seit seiner Eröffnung am 2. Juli 1947 verzeichnet das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau über 25 Millionen Besucher aus aller Welt und trägt den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes.

Reiseinformationen

Das Museum Auschwitz-Birkenau ist von Krakau aus nur eine Autostunde entfernt. Am Hauptbahnhof Krakau (Kraków Główny) hast du die Wahl zwischen Zug- oder Busfahrten zum Bahnhof Oświęcim. Besonders die günstigen Flixbusse sind eine gute Alternative zur Anreise mit dem eigenen Fahrzeug. Alternativ kannst du eine organisierte Tour mit Transport im Shuttlebus buchen. Es gibt Halbtages- und Ganztagestouren nach Auschwitz-Birkenau und zusätzliche Tagestouren, die auch noch einen Besuch im Salzbergwerk Wieliczka beinhalten. Ich entschied mich nur die Gedenkstätte von Auschwitz-Birkenau zu besuchen, um mich ganz auf die Eindrücke vor Ort zu konzentrieren.

Es besteht außerdem nach 15 Uhr die Möglichkeit das Gelände von Auschwitz I eigenständig zu besuchen, vormittags ist der Eintritt nur mit einem offiziellen Guide erlaubt. Das Gelände von Auschwitz II-Birkenau kann dagegen den ganzen Tag während der Öffnungszeiten auf eigene Faust besichtigt werden. Auch im Februar war das Museum täglich ausgebucht, weshalb du unbedingt im Vorhinein ein Ticket reservieren solltest. Der Eintritt ist zwar kostenlos, bei eigener Anreise fällt jedoch eine Parkplatzgebühr von einigen Złotys an.

Die Baracken des 1941 errichteten zweiten Lagerkomplexes

Ich verbrachte etwa 3,5 Stunden auf dem Museumsgelände und legte dabei einige Kilometer zurück. Es empfiehlt sich also definitiv bequeme Schuhe zu tragen.

Die Touren beginnen in der Regel mit einem Besuch im Stammlager Auschwitz I, wo sich die meisten Ausstellungsstücke befinden und das knapp zwei Kilometer vom Bahnhof Oświęcim entfernt liegt. Anschließend erfolgt ein Besuch im Lager II, wo sich die Baracken, Ruinen und die Überreste der ursprünglich sechs Gaskammern und vier Krematorien befinden. Auf dem Weg zum Museum überraschte mich der Anblick der kleinen Stadt Oświęcim (Auschwitz) mit seinem lebhaften Bahnhof, den vielen Hotels, Restaurants und dem großen Einkaufszentrum. Auschwitz hatte ich bisher immer nur mit der Vernichtungsanlage der Nazis und dem heutigen Museumsgelände in Verbindung gebracht, aber natürlich ist sie heute eine eigenständige Stadt.

Die Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau

Errichtung von Auschwitz I (Stammlager)

Vor dem zweiten Weltkrieg waren etwa die Hälfte der 14.000 Einwohner Oświęcims Juden. Nach der Machtübernahme der Deutschen wurden sie gezwungen beim Bau des Vernichtungslagers zu helfen. Die Nationalsozialisten entschieden sich ausgerechnet für die kleine Stadt Oświęcim als Standort des größten ihrer Konzentrationslager, aufgrund des dünnbesiedelten Umlands und der offenen und sumpfigen Felder ringsum. Außerdem hatte das Lager zuvor bereits als Kaserne der polnischen Armee fungiert und war aufgrund der Bahnanbindung somit der perfekte Ort, um Häftlinge schnell zu deportieren.

An Bekanntheit gewann der Block 11 im Stammlager besonders durch die grausamen Bestrafungen und Exekutionen, die hier an den Häftlingen vollzogen wurden

Um noch mehr Menschen innerhalb kürzester Zeit töten zu können, begannen die Deutschen mit dem Bau großer Vernichtungslager mit Gaskammern. Die meisten jüdischen Gefangenen wurden durch das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B ermordet, der Tod fand durch qualvolles Ersticken statt. Um die Psyche der deutschen Wärter zu schonen, mussten sich die Mitinhaftierten um den Abtransport und die Verbrennung der Leichen in den Krematorien kümmern.

Bau von Auschwitz II (Vernichtungslager Birkenau)

Im Jahr 1941 erteilte Reichsführer der SS Heinrich Himmler den Befehl zum Bau des zweiten Lagers, dem eigentlichen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Das Dorf Brzezinka wurde abgerissen und an seiner Stelle wurden neue Gebäude errichtet. Das Lager bestand aus den Gaskammern und den Baracken, wo die verschiedenen Opfergruppen, u.a. jüdische Frauen und Kinder unter 14 Jahren, ungarische Juden und Zigeuner, untergebracht waren. Langjähriger Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war Rudolf Höß, der 1947 als Kriegsverbrecher in Auschwitz gehängt wurde. Insgesamt vier Gaskammern gab es im Lager Birkenau, in jeder einzelne wurden bis zu 6.000 Menschen am Tag getötet.

Auschwitz III und weitere Gefangenenlager

Im Lager Auschwitz III wurden die Inhaftierten zur Zwangsarbeit gezwungen. Viele der Menschen starben unter dem höhnischen Leitspruch der Nazis „Arbeit macht frei“ unter den harten Arbeits- und Lebensbedingungen.

Die Parole über dem Eingang zum Stammlager:„ Arbeit macht frei“

Die Nationalsozialisten sahen den Sinn von für sie unwertem Leben in der Vernichtung durch Arbeit.

Todesfabrik

Schätzungen sprechen heute von 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen die im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu Tode kamen. Die Zahl ist jedoch nur geschätzt, da viele Häftlinge überhaupt nicht registriert waren. Mehr als zwei Drittel der Neuankömmlinge, darunter viele Kinder und arbeitsunfähige Erwachsene, wurden gar nicht erst registriert sondern direkt in die Gaskammern verfrachtet. Um die Selektion bei der Ankunft noch zu optimieren, wurde in Birkenau die dreigleisige Bahnrampe errichtet, die noch heute vorhanden ist. So entwickelte sich Auschwitz-Birkenau schnell zu einer der am schnellsten funktionierenden Todesfabriken.

Die dreigleisige Bahnrampe prägt noch heute das Bild der Gedenkstätte von Auschwitz-Birkenau

Bei der Ankunft im KZ wurden die Gefangenen selektiert und auf jene dreigleisige Bahnrampe verteilt.

Befreiung von Auschwitz

Zum Ende des Krieges im Frühjahr 1945 zwang die SS rund 56.000 Häftlinge zu einem qualvollen Marsch Richtung Westen, den sogenannten Todesmärschen, weg von der näher rückenden Roten Armee. Die kranken und schwachen Häftlinge ließen sie in Auschwitz-Birkenau zurück, etwa 7.000 Menschen. Aufgrund der drohenden Niederlage töten sie in nur einer Nacht noch über 10.000 Häftlinge und zerstörten Gaskammern und andere Beweismittel. Von den 56.000 Häftlingen starben etwa 9.000 Menschen aufgrund der harten Bedingungen auf den teilweise über 250 Kilometer langen Märschen. Die die es schafften wurden bei klirrender Kälte im Januar in offene Bahnwaggons in die Konzentrationslager Buchenwald und Mauthausen transportiert. Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden aus Auschwitz-Birkenau schließlich von Soldaten der Roten Armee befreit. Von den Überlebenden starben in den folgenden Tagen und Wochen ein Großteil.

Fazit

Auf Reisen ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich auch mit der Geschichte eines Landes auseinandersetze. Schon während der Planung meines Roadtrips durch Polen wusste ich, dass ich die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, das einst größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten, gerne besuchen würde. Ich habe mir einen ganzen Tag Zeit genommen, um in Ruhe durch die riesige Museumsanlage zu laufen, die Texte und Fotos in den Baracken im Stammlager zu lesen bzw. zu betrachten und schließlich die Eindrücke der Überreste im Lager II auf mich wirken zu lassen. Und noch viele Wochen nach meiner Rückkehr aus Polen hat mich die Geschichte von Auschwitz-Birkenau und die Atmosphäre in der Gedenkstätte sehr bewegt.

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 44 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im achten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

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