Unterwegs in der alten Königsstadt Krakau

Krakau ist die zweitgrößte Stadt des Landes und Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen. Bis heute wird Krakau als die heimliche Hauptstadt Polens bezeichnet, aufgrund ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit, dem Standort als industrielles, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum, sowie ihrem Ruf als schönste polnische Stadt. Trotz ihrer geringen politischen und regionalen Bedeutung ist die alte Königsstadt Krakau heute die meistbesuchte Stadt Polens mit jährlich über zehn Millionen Besuchern. Ihre Beliebtheit verdankt sie auch der herrlichen im zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebenen Altstadt, dem mittelalterlichen Charakter der sakralen und historischen Gebäude und den vielfältigen Museen.

Reiseinformationen

Krakau liegt im Süden von Polen etwa 250 Kilometer von der Hauptstadt Warschau entfernt. Krakau ist sehr gut vernetzt, von Berlin aus erreichst du die Stadt über die Autobahn A4 die Teil der Europastraße ist, allerdings fallen Mautgebühren an. Außerdem verkehren Bus- und Bahnlinien zwischen Berlin und Krakau, über aktuelle Verbindungen kannst du dich hier informieren. Die einfachste und schnellste Anreise erfolgt über den Flughafen Johannes Paul II in Krakau-Balice, den zweitgrößten Flughafen Polens.

In Krakau gibt es einige Campingplätze und Wohnmobilstellplätze, die während meiner Reise Mitte Februar allerdings noch geschlossen waren. In der Hochsaison lohnt es sich Hotelzimmer und Apartments besonders im Zentrum rund um den Rynek Główny vorzureservieren. In Krakau gibt es außerdem unzählige tolle Restaurants, gemütliche Cafés und einladende Geschäfte. Banken findest du überall im Zentrum und selbst mit meinem großen VW-Bus habe ich stets problemlos einen Parkplatz gefunden, allerdings soll sich die Parkplatzsituation in der Hochsaison deutlich verschärfen.

Mit Hund unterwegs in Krakau, mit ein wenig Reiseplanung kein Problem

Da ich mit meinem Hund Gismo nach Polen reiste, verbrachte ich viel Zeit im Landschaftspark Bielany-Tyniec und auf den Błonia-Wiesen westlich der Krakauer Altstadt, wo sich täglich die Hundebesitzer nach Feierabend treffen. Notwendig für die Einreise mit Hund nach Polen ist der gültige EU-Heimtierausweis mit eingetragener Mikrochip-Kennzeichnung und den notwendigen Impfungen, allen voran natürlich der Tollwut-Impfung. Alles was du vor einer gemeinsamen Reise mit Vierbeiner sonst noch wissen musst und was du auf keinen Fall vergessen solltest, habe ich dir in meinem Artikel Reisen mit Hund: Planung und Packliste zusammengefasst.

Sehenswürdigkeiten der Altstadt

Rynek Główny

Wie durch ein Wunder blieb Krakau während des zweiten Weltkriegs fast gänzlich unversehrt und somit sind die prachtvollen Bauten der Gotik, der Renaissance, des Barocks und späterer Epochen erhalten geblieben. Das Herz der alten Königstadt aber ist die Altstadt, die aufgrund ihrer mittelalterlichen Architektur seit 1978 Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist. Seit 1257 markiert der Rynek Główny den Mittelpunkt der Altstadt und zählt mit 40.000 m² außerdem zu einem der größten mittelalterlichen Plätze in Europa überhaupt.

Der Rynek Główny wird von herrlichen Palästen, Kirchen, Restaurants und Cafés gesäumt. In der Mitte des Platzes befinden sich die legendären Tuchhallen, die 1555 nach einem schweren Brand wiederaufgebaut wurden. Auf dem Platz stehen außerdem die romanische St. Adalbert-Kirche, das Adam-Mickiewicz-Denkmal von 1898 und der imposante Rathausturm. Am auffälligsten sind jedoch die zwei riesigen roten Türme der Marienkirche.

Unterwegs in der Krakauer Altstadt

Auf dem Rynek Główny finden regelmäßig Veranstaltungen, Märkte und sonstige Feierlichkeiten insbesondere rund um die Weihnachtszeit statt. In den Kellergewölben der Gebäude rund um den Platz sind Restaurants und Cafés eingerichtet, auf deren Terrassen du dir mit einem traditionellen polnischen Kawa das bunte Getümmel anschauen kannst. Meine Lieblingsrestaurants der Krakauer Altstadt sind das Stodoła, ein herrlich rustikales Restaurant mit hervorragenden lokalen Spezialitäten, das Restauracja pod Gruszką, das Kuchnia U Babci Maliny, sowie das Angler Poutine & Burger, ein toller kleiner Burgerladen.

Marienkirche

Die gotische Kościół Mariacki (Marienkirche) ist mit ihren beiden großen Türmen der wahre Blickfänger des Rynek Główny. Zu jeder voller Stunde wird die berühmte Trompetenmelodie Hejnał gespielt, die schließlich abrupt abbricht und an den Wächter erinnern soll, der die Stadt einst vor dem Überfall der Mongolen warnte und von einem plötzlichen Pfeil durchbohrt wurde. Aufgrund ihrer Kunstschätze und der Architektur ist die Marienkirche das Wahrzeichen der Stadt. Als bedeutendstes Kunstwerk der Marienkirche gilt der legendäre Hochaltar des spätgotischen Bildhauers Veit Stoß. Er ist der größte Altar Europas und gilt als erstes gesichertes Werk von Veit Stoß.

Tuchhallen

Die Krakauer Tuchhallen (Sukiennice) entstanden im 14. Jahrhundert und waren ursprünglich das Handelszentrum der Stadt. Nach einem verheerenden Brand 1555 wurden die Tuchhallen im Stil der Renaissance wiederaufgebaut. Heute wird im Erdgeschoss statt mit Tüchern mit Andenken, Souvenirs und Kunsthandwerk gehandelt und im Obergeschoss befindet sich die Galerie Polnischer Malerei des Krakauer Nationalmuseums.

Florianstor

Das 34,5 Meter hohe Florianstor war vom Mittelalter an das bedeutendste der sieben Krakauer Stadttore. Heute ist es das einzig erhaltene Tor der Krakauer Stadtmauer. Auf der Innenseite der Mauer befindet sich heute eine Freiluftgalerie einiger bekannter Werke.

Weitere Sehenswürdigkeiten Krakaus

Burg Wawel

Die Wawel-Kathedrale und die dazugehörige Burg gelten als das polnische Nationalheiligtum und haben als ehemalige Residenz der polnischen Könige eine ganz besondere Bedeutung für die Stadt. Errichtet wurde die Burganlage auf einem Kalkhügel am linken Ufer der Weichsel und bietet so auch eine herrliche Aussicht auf die Dächer Krakaus. Die Wawel-Kathedrale und die Burg gehören ebenso wie die Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe.

Die Wawelburg besteht aus 71 Sälen, die Teile der Staatlichen Kunstsammlung beherbergen

Errichtet wurde die Wawel-Burg im 14. Jahrhundert vom polnischen König Kasimir dem Großen. Ihre Baugeschichte zeugt von den verschiedenen Stilepochen Romantik, Gotik, Renaissance und Barock. Es werden regelmäßige Führungen durch die Burg und zu der unterhalb der Burganlage liegenden Drachenhöhle angeboten und auch die Kathedrale kann besichtigt werden. Hier findest du aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittpreisen.

Salzbergwerk Wieliczka

Das Salzbergwerk Wieliczka ist leider die einzige in diesem Artikel vorgestellte Sehenswürdigkeit, die ich nicht selbst besuchen konnte. Grund dafür war der überraschende Ausbruch der Corona-Pandemie in Polen Ende Februar 2020. Auf jeden Fall möchte ich den Besuch im UNESCO-Weltkulturerbe der Königlichen Salzbergwerke Wieliczka und Bochnia eines Tages nachholen.

Jüdischer Stadtteil Kazimierz

Kazimierz ist der jüdische Stadtteil von Krakau und heute eine Art Szeneviertel, Gedenk- und Traditionsstätte zugleich. Vor dem zweiten Weltkrieg wohnten in Kazimierz noch mehrere zehntausend jüdische Einwohner, die allermeisten von ihnen wurde nach dem Einmarsch der Deutschen in das Vernichtungslager Auschwitz verfrachtet. Noch heute wirst du in Kazimierz viele Denkmäler finden, die an die ermordeten Juden erinnern sollen, die den Gräueltaten der Nazis zum Opfer gefallen sind.

In Kazimierz kannst du dich einfach treiben lassen, die besondere Atmosphäre auf dich wirken lassen, die bunten Geschäfte besuchen und die traurigen Relikte aus der Zeit der deutschen Machtübernahme auf dich wirken lassen. Sehr zu empfehlen ist das israelische Restaurant Hamsa und der kleine daneben liegende Buchladen.

Schindler Museum

Oskar Schindlers ehemalige Emaillewarenfabrik ist heute ein staatliches Museum in Krakau. Einst rettete er 1.200 Juden vor dem sicheren Tod indem er sie in seiner Fabrik als Arbeiter anstellte und somit vor der Deportierung in die umliegenden Konzentrationslager bewahrte. Viele seiner Angestellten kamen in einem Nebenlager unter und wurden von Schindler mit Lebensmitteln vom Schwarzmarkt versorgt, um die mangelhaften Essensrationen aufzustocken.

Die Außenfassade von Oskar Schindlers ehemaliger Emaillewarenfabrik

Oskar Schindler fälschte Dokumente, log hochrangige Nazigenerale an und gab beispielsweise Akademiker und Kinder als hochqualifizierte Metallarbeiter aus, um ihr Leben zu retten. Die SS bewachte zwar das Lager rund um die Emaillefabrik, betrat es jedoch selten.

1993 benannte der Staat Israel Oskar Schindler zum Gerechten unter den Völkern. Teile des bekannten Films Schindlers Liste wurden im Stadtteil Kazimierz gedreht.

Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Das Konzentrationslager Auschwitz war das größte und zugleich tödlichste Vernichtungslager der Nationalsozialisten mit 1,1 bis 1,3 Millionen ermordeten Menschen. Mein Besuch in Auschwitz hat mich sehr bewegt und zum Nachdenken gebracht, davon möchte ich dir aber in einem eigenen Artikel erzählen, den du bald an dieser Stelle finden wirst.

Fazit

Krakau ist eine unglaublich lebendige, stolze und gleichzeitig traditionelle Stadt. Viele der alten Kirchen, Paläste und Wohnhäuser sind abgesehen von ein paar Restaurationsarbeiten über die Jahre unverändert geblieben und stehen sinnbildlich für die verschiedenen zeitlichen Epochen die Polen so geprägt haben. Besonders einprägsam sind die Relikte aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, der Polen durch die Machtübernahme der Deutschen schwer getroffen hat. Stelle dich also bei einer Reise in die alte Königsstadt Krakau auf tolles Essen, gute Musik, wunderschöne Gebäude und Kathedralen aber auch ein Stück trauriger aber notwendiger Vergangenheitsaufarbeitung ein.

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 44 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im achten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

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