Stettin: Erste Station des Polen-Roadtrips

Stettin ist eine dynamische Großstadt, nur zwei Autostunden von Berlin entfernt und direkt an der Oder im Nordwesten Polens gelegen. Sie ist die Hauptstadt der Region Westpommern und gilt noch als echter Geheimtipp. Die Hafenstadt ist eine der grünsten Städte des Landes und überzeugt mit ihrer einzigartigen Lage inmitten einer Landschaft aus Wäldern, Seen und Mooren, weshalb sie sich auch perfekt für gemeinsame Reisen mit Hund eignet. Außerdem findest du hier einige bedeutende Meisterwerke der Kunst und Architektur, von denen viele nach den verheerenden Zerstörungen der Bombenangriffe des zweiten Weltkriegs aufwendig restauriert wurden.

Reiseinformationen

Stettins polnischer Name Szczecin ist für die deutsche Zunge zwar schwierig auszusprechen, doch die Stadt selbst ist äußerst besucherfreundlich. Sie ist von Deutschland aus sehr schnell und bequem zu erreichen, denn Stettin liegt knapp hinter der deutschen Grenze, an der Mündung der Oder im Stettiner Haff. Du reist entweder über den internationalen Flughafen Stettin-Goleniów, per Zug über den Bahnhof Szczecin Główny oder mit dem eigenem Fahrzeug über die A11 und dann die DK13 an. Beachte, dass auf den polnischen Autobahnen meistens Mautgebühren anfallen. Dafür sind die Diesel- und Benzinpreise in ganz Polen sehr günstig.

Der einzige Campingplatz Stettins war zu meiner Reisezeit Mitte Februar noch geschlossen, weshalb ich während meines Aufenthalts für einige Nächte bei einem Couchsurfer unterkam, der seine Wohnung am Stadtrand hatte. Besonders bei Unterkünften in der beliebten, geschichtsträchtigen Altstadt, lohnt es sich häufig im Vorhinein schon zu reservieren. In Stettin selbst gibt es zahlreiche schöne Restaurants, Cafés und Geschäfte. Banken findest du überall im Zentrum und selbst mit meinem großen VW-Bus habe ich stets problemlos einen Parkplatz gefunden. Allerdings ist im Februar in Stettin auch nicht wirklich viel los, zur Hochsaison in den Sommermonaten soll das ganz anders aussehen.

Notwendig für die Einreise mit Hund nach Polen ist der gültige EU-Heimtierausweis, mit eingetragener Mikrochip-Kennzeichnung und den notwendigen Impfungen, allen voran natürlich der Tollwut-Impfung. Welpen dürfen erst ab einem Alter von 15 Wochen einreisen und für einige sogenannte Listenhunde gibt es ebenfalls Sonderregelungen. In Polen herrscht in den öffentlichen Verkehrsmitteln ein Maulkorb- und Leinenzwang. Hunde reisen in den Zügen zum halben Preis, allerdings dürfen maximal zwei Hunde pro Fahrgast mitgeführt werden. Nach meinen Erfahrungen werden Hunde in den meisten Restaurants und Cafés geduldet, was besonders aufgrund der fleischlastigen polnischen Küche jeden Hund freuen wird. Alles was du vor einer gemeinsamen Reise mit Vierbeiner sonst noch wissen musst und was du auf keinen Fall vergessen solltest, habe ich dir in meinem Artikel Reisen mit Hund: Planung und Packliste beschrieben.

Sehenswürdigkeiten in Stettin

Schloss der Pommerschen

Als ehemalige Residenz der Herzöge von Pommern ist das Schloss eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Stettin. Nach einem Bombenangriff der Alliierten im Jahre 1945 wurde das gesamte Bauwerk schwer beschädigt.

Der Innenhof des Schlosses

Bis dahin galt es als das am besten erhaltene Schloss der Greifenherzöge überhaupt. In den 70er Jahren wurde es restauriert und neu erbaut, sowie zum Kulturzentrum Zamek Książąt Pomorskich („Schloss der Pommerschen Herzöge“) ernannt, indem heute regelmäßige Führungen stattfinden. Du kannst das Schloss aber auch auf eigene Faust, täglich von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr, besichtigen.

Hakenterasse

Am westlichen Ufer der Oder liegt eines der prägnantesten Bauwerke Polens; Die Stettiner Hakenterasse. Benannt wurde sie nach dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt, Hermann Haken und entstanden ist sie zwischen 1900 und 1914. Im Gegensatz zum Schloss der Pommerschen blieb sie von den Bombenangriffen des 2. Weltkriegs weitestgehend verschont und ist deshalb heute eines der wenigen, nicht restaurierten Kulturdenkmale Stettins.

Blick auf den Stettiner Hafen

Oberhalb der Terrasse befindet sich das Polnische Nationale Seemuseum, links die Marineakademie mit dem Marinemuseum und rechts das ehemalige Regierungsgebäude der Provinz Pommern.

Jakobskathedrale

Die Jakobskathedrale ist eine der größten Kirchen Pommerns und besonders aufgrund des Sitzes des katholischen Bischofs von Bedeutung. Die Kathedrale ist ein backsteingotischer Kirchenbau, der in Etappen vom 13. bis zum 15. Jahrhundert erbaut, jedoch im zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört wurde. 1971 begannen die Restaurationsarbeiten und heute wird sie als Kathedrale des katholischen Erzbistums Stettin-Cammin genutzt. Bis zu ihrer Zerstörung 1945 war sie eine evangelische Kirche. Als zweitgrößte Kathedrale Polens bietet sie eine spektakuläre Aussicht über die Dächer Stettins. Die Aussichtsplattform erreichst du über einen Aufzug. Für den Besuch der Kirche wird ein Eintritt von einem Euro verlangt, die den Instandsetzungsarbeiten des Bauwerks dienen sollen.

Stettiner Westhafen

Als alte Hafenstadt besitzt Stettin einen der größten Häfen im Ostseeraum. Der Hafen selbst ist etwa 68 Kilometer vom Meer entfernt und nur über eine Fahrrinne erreichbar. Wer mit dem Kreuzfahrt- oder Ausflugsschiff in Stettin ankommt, sieht als erstes die imposante Hakenterasse. Schwerpunktmäßig wird im Hafen jedoch industriellen Tätigkeiten und der Versorgung des Raums Oberschlesien nachgegangen. Eisenerz gelangt über den Stettiner Hafen nach Schlesien und der fertig verarbeitete Stahl wird in viele Länder der Welt transportiert. Auch die Bedeutung als Containerumschlagplatzes hat in den letzten Jahren rasant zugenommen.

Kino Pionier 1907

Das Kino Pionier 1907 in der Stettiner Innenstadt ist das älteste Kino der Welt. In wohnzimmerähnlicher Atmosphäre werden auf einer gerade einmal Fernseher großen Leinwand in den beiden Kinosälen alte Klassiker, sowie neue internationale Filme, vorgeführt. Es gibt sowohl englische als auch polnische Vorführungen.

Statt langen Sitzreihen befinden sich Tische, Stühle und eine kleine Bar vor der Kinoleinwand

Cafe 22

Das Hochhaus Café mit Panoramablick auf die Dächer Stettins ist sowohl für den gemütlichen Kaffee am Nachmittag, als auch für einen Cocktail zur Sonnenuntergangszeit einen Besuch wert. Du erreichst das Café über den Aufzug eines Mietshauses, falls du den Weg nicht findest, bitte einfach die Empfangsdame um Hilfe.

Jezioro Szmaragdowe

Das ehemalige Kreideabbaugebiet rund um den Smaragdsee (Jezioro Szmaragdowe) ist ein wahrer Zufluchtsort, raus aus dem grauen, lauten Stadtleben Stettins. Durch den hohen Anteil Calciumcarbonat spiegelt sich das Wasser im Sonnenschein in smaragdgrün und ist so klar, dass man bis zu zwei Meter tief blicken kann. Es führen einige Wander- und Trimmdichpfade um den See herum. Du erreichst ihn von Stettin aus in nur zehn Minuten oder fährst vom Hauptbahnhof (Szczecin Glowny) aus mit einem der Regionalzüge eine Station bis nach Szczecin-Zdroje.

Stettiner Landschaftsschutzpark Buchheide

Die erste Nacht in Polen verbrachte ich im Landschaftsschutzpark Buchheide (Szczeciński Park Krajobrazowy) vor den Toren der Stadt Stettins. Hier gibt es zahlreiche Wanderwege durch das riesige Waldgebiet, entlang einer weitläufigen Seen- und Moorlandschaft.

Einer der Seen des Parks

Der Park selbst umfasst eine Fläche von 9096 ha und besteht größtenteils aus einem mehrere Tausend Jahre alten Moränenwall. Auch der Smaragdsee ist Teil des Stettiner Landschaftsschutzparks Buchheide. Weitere Informationen über Wanderrouten, Flora und Fauna, sowie die Ursprungsgeschichte des Moränenwalls findest du auf der Internetseite des Parks. Bei Regen sind viele Wege und Straßen im Schutzpark matschig und schwer zu befahren. Ich bin an meinem ersten Abend auch stecken geblieben.

Fazit

Die polnische Stadt Szczecin im Nordwesten Polens ist von Deutschland aus nicht nur sehr unkompliziert und schnell zu erreichen, sondern ist durch seine historische Altstadt und die aufwendig restaurierten Bauwerke eine der sehenswertesten Städte Polens. Sie war außerdem die erste Station auf meinem mehrwöchigen Roadtrip quer durchs Land und bleibt mir somit als mein erster Eindruck von Polen gut in Erinnerung.

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 24 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 42 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im siebten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

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