Gerade einmal eineinhalb Autostunden von Berlin entfernt liegt eines der facettenreichsten und schönsten Länder Europas. Polen („Rzeczpospolita Polska“) blickt zurück auf eine geschichtsträchtige und äußerst bewegte Vergangenheit unter der einstigen Herrschaft von Litauen, Russland, Preußen, Österreich und zur Zeit des zweiten Weltkrieges auch der Nationalsozialisten. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion erlangte das bis dahin kommunistisch regierte Polen 1989 die Demokratie. Über 87 Prozent der Bevölkerung sind heute Anhänger der Römisch-Katholischen Kirche und auch sonst ist Polen heute ein eher konservativ geprägtes Land mit klassischen Wertvorstellungen.
Reiseinformationen
Polen ist völlig unproblematisch mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen. Die Autobahnen sind in der Regel in einem sehr guten Zustand und zum Teil mautpflichtig. Allerdings ist die Maut deutlich günstiger als in anderen europäischen Ländern, wie Frankreich oder Spanien. Kraftstoff ist ebenfalls relativ preiswert. Auch tagsüber muss mit Abblendlicht gefahren werden und es gelten folgende Geschwindigkeitsbegrenzungen: 50/90/120/140. Abseits der Städte sind die Straßen teilweise in einem maroden Zustand, sowie geprägt von Schlaglöchern und unasphaltierten, schmalspurigen Streckenabschnitten, die besonders für größere Wohnmobile zur Herausforderung werden können. Auch die Fahrweise vieler Polen ist relativ ruppig. Ansonsten ist Polen von Deutschland aus auch bequem mit dem Flugzeug, der Bahn oder dem Bus zu erreichen.

Aufgrund seiner zentralen Lage in Mitteleuropa hat Polen relativ viele Nachbarländer. Im Osten grenzt es an Litauen, Weißrussland, die Ukraine und Russland, im Süden an die Slowakei und die Tschechische Republik und im Westen an Deutschland. Als eines der größten Länder Europas ist Polen außerdem ein unglaublich vielfältiges Land mit einer reichen Flora und Fauna. Im Norden grenzt Polen an die Ostsee mit einer über 500 Kilometer langen Küstenlinie und im Süden liegt das mächtige Tatragebirge mit Polens höchsten Berg, dem 2.503 Meter hohen Rysy. Ansonsten ist das Landschaftsbild geprägt von Wäldern, Seen und Flüssen, Tälern, Heide- und Sumpflandschaften und insgesamt 28 unterschiedlichen Gebirge und Gebirgszügen. Das Klima ist abhängig von den unterschiedlichen Landeszonen. Im Norden an der Ostseeküste und in den angrenzenden westlichen Regionen unterliegt das Klima maritimen Einflüssen und ist daher relativ mild. Im Osten Polens ist das Klima eher kontinental, wodurch die Sommer heiß und trocken und die Winter kalt und schneereich sind. In den Bergregionen im Süden fällt häufig das ganze Jahr über Schnee und auch Steigungsregen ist keine Seltenheit.
Die Preisklasse für Unterkünfte in Polen variiert stark. Generell gibt es ein großes Angebot an günstigen Apartments, Hotelzimmern und Ferienwohnungen bis hin zu teuren Luxusunterkünften. Es gibt ein breites Netz von Campingplätzen, die allerdings bis auf wenige Ausnahmen in den Wintermonaten komplett geschlossen sind. Geldautomaten findest du in fast jeder polnischen Stadt. Das wahre Highlight einer Polenreise ist allerdings die lokale Küche. Sie ist relativ deftig und variiert je nach Region. So werden in den Küstenregionen der polnischen Ostsee meist frische Meeresfrüchte aufgetischt insbesondere Gerichte mit Hering, Dorsch und Ostseelachs und in den Gebirgsregionen in Podhale und den Vorkarpaten würzige Suppen, Kotelettes mit Schafskäse, Gulasch und süße Speisen wie aromatisierte beskidische Lebkuchen, Torten und Schmarrn.



Zu den liebsten Gerichten der Polen zählen außerdem das Nationalgericht Pierogi, die es sowohl in herzhafter als auch süßer Form gibt, die bekannte Rote-Bete-Suppe Barszcz und das Eintopfgerich Bigos, für das es kein einheitliches und festgeschriebenes Rezept gibt. Die liebste Süßspeise der Polen ist der Apfelkuchen Szarlotka meist serviert mit Vanilleeis oder Sahne. Getrunken werden bevorzugt die Biersorten Tyskie und Żywiec und auch Wodka gehört zum guten Ton.
Die meisten Polen beherrschen als Zweitsprache Englisch auf hohem Niveau. Gemäß dem English Proficiency Index 2018 belegen die Polen sogar den 13. Platz weltweit unter den Völkern mit den besten Englischkenntnissen. Außerdem gilt Polen als ein sehr sicheres Reiseziel und eignet sich daher auch gut für Alleinreisende Frauen.
Einreise mit Hund
Aufgrund der vielfältigen Landschaft und der vielen Wandermöglichkeiten ist Polen ein wahres Hundeparadies. Für die Einreise benötigst du den gültigen EU-Heimtierausweis deines Vierbeiners mit eingetragener Mikrochip-Kennzeichung und allen notwendigen Impfungen. Welpen dürfen erst ab einem Alter von 15 Wochen einreisen und für einige sogenannte Listenhunde gibt es ebenfalls Sonderregelungen. In Polen herrscht in den öffentlichen Verkehrsmitteln Maulkorb- und Leinenzwang. Hunde reisen in den Zügen zum halben Preis, allerdings dürfen maximal zwei Hunde pro Besitzer mitgeführt werden. Straßenhunde habe ich unterwegs keine gesehen, viele Tiere stromern aber frei durch die Dörfer oder leben als Kettenhunde in den Hinterhöfen ihrer Besitzer.
Nach meinen Erfahrungen werden Hunde in den meisten Restaurants und Cafés geduldet, was besonders aufgrund der fleischlastigen polnischen Küche meinen Hund Gismo sehr gefreut hat. Je nach Jahreszeit solltest du deinen Hund mit Anti-Zeckenmittel schützen. Alles was du vor einer Reise mit Vierbeiner sonst noch wissen musst, habe ich dir in meinem Artikel Reisen mit Hund: Planung und Packliste zusammengefasst.
Sehenswürdigkeiten
Die Dreistadt: Danzig, Sopot und Gdynia
In der Danziger Bucht liegen die drei Städte Danzig, Sopot und Gdynia, die zu einer der meist besuchten Regionen des Landes gehören. Die Hafenstadt Danzig (Gdańsk) gilt als das geographische und kulturelle Zentrum der Region und verzaubert seine Besucher mit den farbenfrohen Häusern des Langen Marktes, dem beeindruckenden Neptunbrunnen mit der bronzenen Statue des Meeresgottes und der gotischen Marienkirche. Danzig ist außerdem bekannt für sein außerordentliches Bernsteinvorkommen.

In den Nachbarstädten Sopot und Gdynia geht es gemächlicher und ruhiger zu. Sopot ist als Kur- und Badeort besonders für seine herrlichen Strände bekannt, aber auch der berühmte und zugleich längste Pier Europas und die Fußgängerzone (Monciak) sind einen Besuch wert. Gdynia ist eine klassische Hafenstadt in der du neben den Ostseewerften auch eine Reihe maritimer Museen besichtigen kannst. Mehr über meine Reise in das Städteeck kannst du hier nachlesen; Trójmiasto: Danzig, Sopot und Gdynia.
Krakau
Krakau gilt als heimliche Hauptstadt Polens und ist außerdem mit über zehn Millionen Besuchern jährlich die meistbesuchte Stadt des Landes. Bekannt ist Krakau außerdem für den gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern rund um den beeindruckenden Rynek Główny und das jüdische Viertel Kazimierz. Ihre unglaubliche kulturelle Vielfalt verdankt die Stadt vor allem der Tatsache, dass sie im Gegensatz zum Rest des Landes während des zweiten Weltkriegs fast gänzlich unversehrt geblieben ist. Auf dem UNESCO-Weltkulturerbe Rynek Główny befinden sich die Marienkirche mit ihren reichen Kunstschätzen, die legendären Tuchhallen, das einstige Handeszentrum der Stadt, und der imposante Rathausturm.
Auch außerhalb der Altstadt befinden sich einige wichtige Sehenswürdigkeiten. Auf einem Kalkhügel am linken Ufer der Weichsel wurden im 14. Jahrhundert die Wawelburg und die Wawelkathedrale errichtet. Einst residierten hier die polnischen Könige von 1040 bis 1795.

Das historische jüdische Viertel Kazimierz beherbergt heute eine interessante Mischung aus Galerien, ausgefallen Geschäften, traditionellen Restaurants und einigen Denkmälern aus der Zeit der Nationalsozialisten. Sehenswert in diesem Zusammenhang ist außerdem die ehemalige Emaillewarenfabrik von Oskar Schindler, die heute ein staatliches Museum ist. Einen detaillierten Reisebericht über meine Besuch in Krakau findest du hier; Unterwegs in der alten Königstadt Krakau.
Vor den Toren Krakaus befinden sich außerdem zwei der Hauptsehenswürdigkeiten des Landes, das Salzbergwerk Wieliczka, eines der ältesten und bekanntesten Salzbergwerke der Welt und UNESCO-Weltkulturerbe und die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau in dem einst 1,1 bis 1,3 Millionen Menschen den Tod fanden. Mehr über das ehemalige KZ kannst du hier nachlesen; Besuch in Auschwitz-Birkenau: Ein Artikel über das größte Vernichtungslager der Nazis.
Die Malbork Castle
Die im 13. Jahrhundert errichtete Malbork Castle (zu deutsch: Marienburg) ist der größte Backsteinbau Europas und trägt aufgrund seiner geschichtsträchtigen Vergangenheit, der aufwendig restaurierten Festungsmauern und der vielen wertvollen Ausstellungen den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes.

Die Burganlage kann regelmäßig mit Guide oder Audioguide besichtigt werden. Alle aktuellen Informationen findest du auf der Webseite des Schlossmuseums von Malbork. Einen ausführlichen Bericht über meinen Besuch auf der Malbork Castle findest du: Zu Besuch auf Malbork Castle.
Die Ostseeküste
Die 500 Kilometer lange polnische Ostseeküste erfreut sich sowohl bei den Polen als auch bei ausländischen Besuchern an großer Beliebtheit. Sie ist bekannt für die enorme Vielfalt der Flora und Fauna in den insgesamt zwei großen Nationalparks, fünf Landschaftsschutzparks und zahlreichen Naturreservaten. Im Sommer laden die herrlichen Sandstränden zum Sonnenbaden und die Ostsee zum Schwimmen ein, während auf den ausgeschilderten Wanderwegen durch die Nationalparks auf der Insel Wollin und den Slowinski Nationalpark gewandert werden kann. Im Stettiner Haff, der zweitgrößten Lagune der Ostsee, sind Wander-, Reit- und Fahrradtouren sehr beliebt und wer es lieber etwas gemächlicher angehen möchte, kann sich auf der Insel Hel oder im Kurort von Łeba mit frischem Fisch verwöhnen lassen. Mehr über meine Zeit an der polnischen Ostsee findest du hier; Von Łeba nach Danzig.

Zwischen dem 1. Juni und dem 30. September herrscht ein generelles Hundeverbot an den polnischen Badestränden mit Ausnahme von explizit ausgeschilderten Hundestränden. Eine Liste mit den aktuellen Hundestränden findest du hier: Hundestrände in Polen.
Stettin
Stettin (polnisch Szczecin) liegt an der Oder im Nordwesten Polen und war die erste Station auf meinem Roadtrip. Die Stadt ist bekannt für die Hakenterrasse aus dem 19. Jahrhundert, das restaurierte Schloss der Pommerschen Herzöge und die gotische Jakobskathedrale, eine der imposantesten Kirchen Pommerns. Als alte Hafenstadt gibt es in Stettin außerdem einen der größten Häfen der Ostsee und in der lebendigen Innenstadt befindet sich das älteste Kino der Welt, das Kino Pionier 1907, indem heute regelmäßig Vorführungen auf Englisch und Polnisch durchgeführt werden.
Mehr über meinen Besuch in Stettin kannst du hier nachlesen; Stettin: Erste Station des Polen-Roadtrips.

Vor den Toren der Stadt befindet sich der Landschaftsschutzpark Buchheide (Szczeciński Park Krajobrazowy), indem es zahlreiche Wandermöglichkeiten, einige wunderschöne Seen wie den Smaragdsee und weitläufige Wiesen und Felder gibt. Eine weitere Sehenswürdigkeit der Region und nur 40 Autominuten von Stettin entfernt, ist der Krumme Wald (Krzywy Las) südlich der Gemeinde Gryfino. Die Bäume wachsen zunächst in einer 90-Grad-Kurve und richten sich dann wieder nach oben, sodass es wirkt, als würden die Stämme tanzen. Es gibt verschiedene Theorien weshalb die Kiefern so gewachsen sind.
Die Reiseroute im Detail

Fazit
So nah an Deutschland gelegen und doch habe auch ich Polen bis zum Zeitpunkt meiner Reise relativ wenig Beachtung geschenkt. Dabei ist das Land unglaublich facettenreich und verschiedenartig. Dies ist zum einen auf die Größe Polens und die damit verbundene landschaftliche Vielfalt zurückzuführen, aber auch auf das reiche kulturelle Erbe. Polen ist bis heute ein Land, das sehr von seiner bewegten geschichtlichen Vergangenheit und der langen Fremdherrschaft durch verschiedene Mächte geprägt ist. Dies zeigt sich in den vielen Gedenkstätten, Museen und Denkmälern im ganzen Land.
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