Wie ein Finger, der nach Osten zeigt, erstreckt sich der Caprivizipfel im äußersten Nordosten Namibias entlang der Grenzen zu Botswana, Angola, Sambia und Zimbabwe. Er scheint in jene Richtung zu weisen, die der ehemalige Reichskanzler des Deutschen Reiches, Leo von Caprivi, mit dem Anschluss des Zipfels erobern wollte: die erhoffte Handelsroute über den Sambesi ins Innere Afrikas. Blöd nur, dass die Victoriafälle jegliche Schifffahrt unmöglich machten. Obwohl dieser Plan scheiterte, blieb der Caprivi dennoch Teil von Deutsch-Südwestafrika.
Heute wirkt es, als zeige der Caprivizipfel wie ein Finger in jene afrikanischen Regionen, denen er landschaftlich weit stärker ähnelt. Denn im Gegensatz zum sonst von Trockenheit, Wüste und rotem Sandstaub geprägten Namibia, wird das Landschaftsbild hier von breiten Flüssen, weitläufigen Sümpfen und tropischen Wäldern bestimmt. Dazwischen erstreckt sich eine scheinbar grenzenlose Natur, eingebettet in die KAZA Transfrontier Conservation Area, das größte grenzüberschreitende Schutzgebiet der Welt. Grenzenlos waren auch meine Abenteuer im Caprivi. Wieso ich beim Anblick eines Elefanten den Schmutzfänger meines Hilux verlor, eine Löwin mir beinahe zum Verhängnis wurde und Ohropax beim Camping im Caprivi so wichtig für mich waren, erfährst du in diesem Artikel.
Die Geschichte einer kolonialen Fehlannahme
Der Caprivi-Streifen entstand 1890 im Rahmen der deutschen Kolonialpolitik in Südwestafrika. Bereits lange zuvor lebten entlang der wasserreichen Flüsse lokale Stämme wie die Lozi, Mafwe, Subia, Yeyi oder Mbukushu, die traditionell Fischerei, Ackerbau und Viehhaltung betrieben. Durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag tauschte das Deutsche Reich mit Großbritannien mehrere Kolonialansprüche und erhielt im Gegenzug einen schmalen Landkorridor im äußersten Nordosten des heutigen Namibia. Reichskanzler Leo von Caprivi verband damit die Hoffnung, über den Sambesi eine Handelsroute bis an den Indischen Ozean zu eröffnen und Deutsch-Südwestafrika wirtschaftlich und strategisch aufzuwerten. Dieser Plan erwies sich jedoch bekanntlich als Fehlkalkulation. Dem damaligen deutschen Reichskanzler verdankt der Caprivi auch seinen Namen. Leo von Caprivi reiste wie so viele Kolonialherren übrigens nie selbst nach Afrika.

In den folgenden Jahren gingen die einst so reichen Wildtierpopulationen im Caprivi durch starke Bejagung, militärische Präsenz, Grenzsicherung und daraus resultierend auch die Störungen traditioneller Wanderrouten immer mehr zurück. Im Ersten Weltkrieg mit Ende der deutschen Kolonialzeit, wurde der Caprivi Teil der britischen Kolonie Bechuanaland Protectorate – dem späteren Botswana. Erst 1990 erlangte Namibia schließlich die Unabhängigkeit von der südafrikinaischen Besetzung und der Caprivi-Streifen gehörte endlich wieder zu Namibia. Seit 2013 trägt die Region offiziell den Namen Zambezi-Region.
Kavango Zambezi Transfontier Conservation Area
Mit einer Fläche von rund 520.000 km² (etwa 1,5 Mal so groß wie Deutschland), insgesamt 36 einzelnen Schutzgebieten und Nationalparks, darunter drei UNESCO-Welterbestätten, sowie dem Zusammenschluss der fünf Länder Angola, Sambia, Zimbabwe, Botswana und Namibia, bildet die Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA) eines der größten Naturschutzgebiete der Welt. Nur der Nationalpark Nordost-Grönland ist noch größer. Die grundlegende Idee dieses Zusammenschlusses besteht darin, politische Grenzen zugunsten ökologischer Zusammenhänge zu relativieren. Durch die Öffnung und Wiederherstellung grenzüberschreitender Wanderkorridore sollen Wildtiere, insbesondere Elefanten, ihren alten Migrationsrouten wieder folgen können. Noch sind nicht alle Zäune entfernt und die Gebiete so endgültig miteinander verbunden, sodass KAZA aktuell eher einem Flickenteppich gleicht. Auch bleiben Nutzungskonflikte zwischen Menschen und Tieren bestehen, inbesondere im Bereich der Landwirtschaft.

Seit der Unterzeichnung des Vertrags im Jahr 2011 werden die KAZA-Schutzgebiete mit ihren zentralen Kernräumen, dem Okavango-Delta, dem Chobe-Gebiet, dem Kwando–Linyanti-System, den Sambesi-Auen sowie der Victoriafälle-Region, in einem gemeinsamen Managementrahmen koordiniert. Zusammengenommen beherbergen diese Landschaften die größte Elefantenpopulation der Erde mit über 220.000 Tieren sowie eine außergewöhnlich hohe Biodiversität. Dennoch eine beträchtlich kleine Zahl, bedenkt man, dass einst rund 20 Millionen Elefanten auf dem afrikanischen Kontinent lebten. Der Schutz der Wildtiere ist dabei zunehmend zu einer Schlüsselrolle für die Menschen vor Ort geworden. In vielen Regionen haben sich frühere Spannungsverhältnisse verschoben: Ehemalige Wilderer arbeiten heute als Ranger, Guides oder lokale Schutzakteure. Der Aufbau und Fortbestand der KAZA-Schutzgebiete werden dabei maßgeblich durch externe Geldgeber ermöglicht. Eine besonders zentrale Rolle kommt hier übrigens Deutschland zu, das zu den wichtigsten finanziellen Unterstützern der KAZA-Initiative zählt. Hier findest du den offiziellen Flyer des BMZ: A Journey through KAZA.
Reiseinformationen für Selbstfahrer: Reisezeit, Campingplätze & Straßenverhältnisse
Der Caprivi ist so etwas, wie die Königsdisziplin der Namibia-Selbstfahrer: Anspruchsvolles Gelände, Wildtiere, die sich völlig frei bewegen und das „echte“ Afrika, fernab von Zivilisation, Massentourismus und Netzabdeckung. In den Nationalparks des Caprivi lernte ich das Offroad-Fahren und allgemein den Umgang mit Geländefahrzeugen. Was du beim Reisen durch den Caprivizipfel beachten solltest;
Die richtige Reisezeit
Als ich im Februar 2025 erstmals nach Namibia einreiste, befand sich das Land mitten in einer der wasserreichsten Regenzeiten seit rund einem Vierteljahrhundert. Die teils enormen Wassermassen, welche die ersten Wochen meines dreimonatigen Volontariats auf der Kambaku Safari Lodge bestimmten, bezeichneten viele Namibier gleichermaßen als „gift from God“ wie auch als „blessing“. Rund 80 Prozent der Niederschläge der Regenzeit fallen im Caprivistreifen. Im Frühjahr 2025 hörte ich immer wieder Berichte von Reisenden, die im tiefen Schlamm der Nationalparks im Caprivi stecken geblieben waren. Zugleich führten die Flüsse Zambezi, Kwando, Linyanti und Chobe derart viel Hochwasser, dass Dörfer überflutet wurden und einige Regionen zeitweise nicht mehr zugänglich waren. Das Ngepi Camp etwa war für mehrere Tage vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Ähnliches widerfuhr im April 2025 auch der Düsternbrook Guestfarm, auf der ich ebenfalls drei Monate als Volontärin arbeitete.

Die Regenzeit (November bis April 🌧️) gilt als die grüne Saison, während der (mit Ausnahme der kurzen Hochsaison rund um Weihnachten), am wenigsten Touristen unterwegs sind. Diese Nebensaison eignet sich allerdings ausschließlich für erfahrene Geländefahrer. Über mehrere Wochen hinweg kann es vorkommen, dass Nationalparks unpassierbar sind, Campingplätze geschlossen werden und Mietwagenfirmen ausdrücklich von Reisen in den Caprivizipfel abraten. Zudem wächst die Vegetation in dieser Zeit so üppig, dass Tiersichtungen seltener werden. Viele Antilopenarten decken ihren Wasserbedarf vollständig über feuchte Gräser und Blätter und müssen die Flüsse zum Trinken nicht mehr aufsuchen. Gleichzeitig ist es die Zeit der Tierbabys und Muttertiere ziehen sich mit ihrem Nachwuchs verstärkt zurück. Auch die Vogelwelt befindet sich in der Brutzeit, die Landschaft präsentiert sich besonders grün und dicht. Mit der hohen Feuchtigkeit steigt allerdings auch das Malariarisiko, da die zahlreichen Moskitos hier ideale Bedingungen vorfinden.
Zwischen Mai und Oktober ist der Caprivi am einfachsten zu bereisen, wobei die Monate Juli-September als Hochsaison gelten. Ich war in der Vorsaison im Mai da und empfehle dir diesen Monat auch als beste Reisezeit. Es waren kaum andere Safarifahrzeuge unterwegs, und die Tiere zog es zunehmend zum Trinken an die Flüsse, ohne dabei bereits so unruhig zu wirken wie in den ausgeprägten Dürremonaten. Die Temperaturen lagen tagsüber bei angenehmen 25 bis 28 °C, nachts kühlte es deutlich ab. Zwar hatten die Straßen unter den starken Regenfällen deutlich gelitten, doch nahezu alle waren wieder befahrbar, und auch die Mückenpopulation war spürbar geringer. Da die Regenzeit jedoch gerade erst geendet hatte und außergewöhnlich ergiebig gewesen war, nahm ich vorsorglich dennoch eine Malariaprophylaxe. Mehr zu dem Thema erzähle ich dir in meinem Beitrag Moskitoschutz auf Reisen.
Auto & Ausrüstung
Autovermietungen gibt es in Namibia inzwischen wie Sand am Meer und fast alle bieten sie dieselben Modelle an: Toyota Hilux, Toyota Fortuner, Land Cruiser, Ford Ranger und den Suzuki Jimny, für den kleineren Geldbeutel. Ich mietete für insgesamt 14 Tage einen Toyota Hilux bei Asco Car Hire, der mich an reinen Mietkosten 1.680€ kostete – ein normaler Preis für Jeepvermietungen in Namibia. Dazu kommen dann noch Extras wie zusätzliche Kühlboxen, Ersatzkanister, Versicherung (210€ insg.) und in meinem Fall noch eine Location Fee, da das Auto für mich nach Victoria Falls gebracht wurde, wo meine Reise begann. Zusätzlich musste ich die Cross-border Permit Fee von 38,50€ für die Einreise nach Botswana und Zimbabwe bezahlen. Die Mitarbeiter von Asco haben diese Grenzüberquerung dutzende Male gemacht und sind Vollprofis. Achte dennoch darauf, dass du den Letter of Authority des Autobesitzers (also der Mietwagenfirma), die Fahrzeugpapiere, den Versicherungsnachweis und die Temporary Import Permit für Botswana erhältst. Doch auch wenn du alle Unterlagen beisammen hast, kannst du Opfer von der bekanntesten aller afrikanischen Bereicherungsmethoden werden – der Korruption.

Als ich nämlich die Grenze von Zimbabwe nach Botswana überqueren wollte, erklärte mir die Grenzbeamtin plötzlich, meine Papiere seien nicht gültig. Sie müsse das Auto beschlagnahmen. Dabei zeigte sie auf einen abgesperrten Bereich, in dem bereits eine Handvoll Fahrzeuge parkte. Sie erklärte mir, dass Clemens, der Asco-Mitarbeiter der mir den Hilux übergeben hatte, das Auto zuvor selbst eingeführt hatte. Folglich müsse er es auch wieder ausführen. Und zwar nur er. So funktioniere das hier, sagte sie. Ich fragte sie daraufhin, wie ein solches Vorgehen überhaupt mit dem Prinzip eines Mietwagens vereinbar sein solle. Sie blieb stur. Ich ebenfalls. Schließlich bat ich sie, ihren Supervisor zu holen, damit wir gemeinsam bei Asco anrufen könnten. Kurz darauf hielt ich plötzlich genau die Papiere in den Händen, die zuvor noch als unzulässig gegolten hatten. Mein Pass war frisch ausgestempelt, und mir wurde eine gute Weiterreise gewünscht. Ein paar Kilometer später erreichte ich die Grenze zu Botswana. Dort erlebte ich keine Korruption, dafür ein seltsames Reinigungsritual: Ich musste mit dem Auto durch eine Senke fahren, die mit einer dunklen Brühe gefüllt war, um die Reifen zu säubern. Anschließend sollte ich mit meinen Turnschuhen über ein triefend nasses Handtuch laufen – offenbar, um mögliche Viren auszuschließen.
Außer viel Geduld an den Grenzposten solltest du einige Dinge im Gepäck haben:
- (Aufgepumpten) Ersatzreifen (besser 2), sowie Wagenheber und Radschlüssel
- Kompressor/ Luftpumpe, um den Füllstand der Reifen an die unterschiedlichen Bodenverhältnisse anzupassen
- Reifenreparaturset
- Abschleppseil/ Bergegurte
- Schaufel (Sand, Schlamm, Ausfahrten)
- Erste-Hilfe-Set (gibt es bei Asco auf jeder Fahrt dazu. Ist in Namibia nämlich nicht gesetzlich vorgeschrieben).
Packe Werkzeuge wie Wagenheber so ein, dass du bei einer Panne nicht erst das ganze Gepäck aus dem Auto räumen musst, sondern schnell an alles heran kommst. Was auf Roadtrips außerdem unerlässlich ist, kannst du hier nachlesen; Die ultimative Packliste für Roadtrips.
Übernachten im Caprivi
Rund um Parkeingänge, Ortschaften und touristische Zentren gibt es im Caprivi Unterkünfte. Die beliebtesten (und häufig auch teuersten) Lodges liegen in den Parks. Preise variieren von günstigen Stellplätzen auf Community Campingplätzen für um die 130Dollar/ Nacht (ca. 6€) bis zur gehobenen Luxuslodge für mehrere Tausend Euro. Ich buchte alle Unterkünfte vorab – meist direkt über die Webseite und seltener über Vermittlerportale wie Booking.com. Meist zahlst du dann über den afrikanischen Zahlungsdienstleister Nights Bridge die gesamten Unterkunftskosten vorab.

Generell empfehle ich dir auf Reisen ja häufig, spontan zu sein und Unterkünfte erst vor Ort zu buchen. Im Caprivi ist das aufgrund der geringen Anzahl an günstigen Campingplätzen eher nicht zu empfehlen. Im Nachhinein hätte ich mir allerdings gewünscht, etwas mehr Zeit in den Nationalparks Mudumu und Mamili zu verbringen.
Verpflegung & Einkaufen
In Namibia gilt: was du heute kannst besorgen, dass verschiebe bloß nicht auf morgen. In den größeren Ortschaften Katima Mulilo und Divundu gibt es Supermärkte, Banken und Tankstellen. Versorge dich hier unbedingt mit Lebensmitteln, Bargeld und Diesel. Bargeld benötigst du für die Eintrittsgebühren in den Nationalparks, für Lebensmitteleinkäufe außerhalb der Supermärkte und Trinkgelder. In den kleineren Dörfern und häufig auch am Straßenrand finden sich zudem Verkaufsstände, an denen Grundnahrungsmittel wie Maismehl, Reis, Zucker, Konserven und teilweise auch Obst und Gemüse angeboten werden.

Viele Lodges bieten Abendessen und Frühstück an. Auf den Campingplätzen gibt es häufig Braii-Stellen und manchmal auch eine Bar, an der du kühle Getränke und Snacks kaufen kannst. Ansonsten gilt selber kochen! Und dabei auch immer den eigenen Müll wieder mitnehmen, anstatt ihn im Busch zu entsorgen. Die meisten Mietautos haben eine Kühlbox im Auto und einen Abwassertank mit dem du auch unterwegs Spülen und Hände waschen kannst. Trinken solltest du jedoch nur abgefülltes Wasser oder Leitungswasser, das von den Grundbesitzern (meist auf Lodges und in privaten Wildreservaten) als safe deklariert wurde. Beachte bei deinem Einkauf, dass Alkohol in Geschäften nur zu bestimmten Zeiten verkauft werden. Meist wird er nur bis zum frühen Freitagnachmittag in den Shops und an den Wochenenden gar nicht verkauft.
Sicherheit als Selbstfahrer(in)
Der Caprivi-Streifen gilt als sichere Region. Die größte Gefahr geht von den Tieren aus, den Herausforderungen beim Autofahren und der Kleinkriminalität bzw. Korruption, besonders in den Städten und an Grenzposten. Da sich die Wildtiere im Caprivi frei bewegen können, sind Zusammenstöße mit Autos leider nicht immer vermeidbar. Fahre daher auch außerhalb der Parks vorsichtig und in den Parks maximal 60km/h (und das ist schon sehr schnell). Vermeide aufgrund der unberechenbaren Wildbegegnungen außerdem Fahrten im Dunkeln, nimm bei entgegenkommenden Fahrzeugen den Fuß vom Gas, denn der aufwirbelnde Staub verhindert häufig jede Sicht und lege Pausen am besten nicht auf abgelegenen, unbewachten Rastplätzen ein. Innerhalb der Parks ist das mit den Pausen aber auch so eine Sache. Während es im Etosha-Nationalpark eigens errichtete Rastplätze gibt, die von hohen Zäunen umgeben sind und häufig zusätzlich von einem Securitymitarbeiter mit Waffe bewacht werden, habe ich so etwas in keinem Park im Caprivizipfel erlebt. Dabei gibt es dort neben Löwe, Leopard und Elefant auch noch Hippos, Krokodile, Wasserbüffel und andere Wildtiere, die dem Menschen gefährlich werden können. Einmal stieg ich in der Buffalo area des Babwata-Nationalparks aus, um mich kurz zu erleichtern. Wenige Minuten später begegnete mir (zurück im Auto) eine Löwin, die meinem Toiletttengang ein schnelles Ende hätte bereiten können.

Tagsüber fordern auch die Kühe, Ziegen und Schafe deine völlige Konzentrationsfähigkeit, die gerne unerwartet die Straßenseite wechseln. Bei Nacht solltest du nicht unnötig umher wandern. Die Campingplätze liegen häufig mitten in den Parks. Ich verbrachte mehrere Nächte im Ngepi Camp, direkt am Cubango Fluss. Die Hippos gröhlten in der Nacht so laut, dass ich ohne Ohropax niemals ein Auge zubekommen hätte. Einmal wachte ich Nachts auf und auf der Außenwand meines Dachzelts hatte es sich eine handgroße Spinne bequem gemacht und auf dem Weg zu den spärlich beleuchteten Waschräumen (im Freien) sah ich gerade noch das gemusterte Schwanzende einer Schlange verschwinden, die mir sehr nach einer Puffotter aussah.
Scanne zusätzlich all deine Dokumente (Reisepass, Impfausweis, Führerschein, Krankenversicherung, Kreditkarte etc.) sicherheitshalber auch online ein. Da es im Caprivi nur eine geringe Netzabdeckung gibt und auch Campingplätze, wenn überhaupt, nur über sehr brüchiges Internet verfügen, solltest du dir Offline-Karten wie Tracks4Afrika und MapsMe herunterladen. Außerdem habe ich auch aktuelle Papierkarten mitgeführt. An den Parkeingängen erhältst du meist eine Parkkarte. Alleine als Frau generierte ich definitiv eine gewisse Aufmerksamkeit. Der Caprivi zählt zu den ärmsten Regionen Namibias, in dem viele Menschen nicht über fließend Wasser oder Strom verfügen. Dennoch wurde mir hier eine große Hilfsbereitschaft und Respekt entgegengebracht.
Sehenswürdigkeiten & Reiseroute
Meine Caprivi-Reise begann an den Victoria Falls. Dort tankte ich den Hilux auf, füllte die Dieselkanister und besorgte Lebensmittel. Weiter ging es über die Grenze nach Kasane, Botswana. Die Parks machen meist zum Sonnenaufgang auf und schließen zum Sonnenuntergang. Innerhalb der Parks gilt ein Plastiktüten-Verbot. In der Regel senkte ich vor Einfahrt in den Park meinen Reifendruck und holte Getränke und Snacks nach vorne in die Fahrerkabine, um nicht im Parkinneren aussteigen zu müssen. Die Eintrittsgebühren lagen bei allen Parks im Caprivi bei 100N$ pro Person und weiteren 50N$ für das Auto.
Elefantenparadies Chobe-Nationalpark
Der Chobe-Nationalpark im Nordosten Botswanas misst 10.566 km² und ist der älteste Nationalpark des Landes. Im Flussgebiet befindet sich das Vierländereck bestehend aus Namibia, Zimbabwe, Sambia und Botswana – eines der tierreichsten Gebiete innerhalb der KAZA. Benannt wurde der Chobe National Park nach dem Chobe River, der in Angola entspringt, durch den Nordosten Botswanas fließt und östlich bei Kasane in den Sambesi mündet. Der Chobe-Nationalpark ist bekannt für seine riesigen Elefanten-, Kaffernbüffel und Pukuherden. Etwa 80.000 – 85.000 Elefanten leben im drittgrößten Nationalpark Botswanas. Dieser ist in vier Parkbereiche eingeteilt: Die Uferregion entlang des Flusses mit seinen Überschwemmungsgebieten und dichten Teak-Wäldern, das Savute-Marschland im Westen, die Linyanti-Sümpfe im Nordwesten sowie die trockenen Gebiete um Nogatsaa.

Ich übernachtete im Chobe River Camp direkt am Ufer des Chobe. Von Kasane bis zum Camp ist die Straße durch den Park übrigens asphaltiert, du brauchst hier also noch keinen Allrad. Zum Sonnenuntergang unternahm ich eine Bootstour auf dem Chobe und die goldene Stunde enttäuschte nicht – wir entdeckten Krokodile, zahlreiche Wasservögel und Elefanten, Kudus, Giraffen, Paviane und viele andere Tiere, die es zum Trinken an den Fluss zog. Den Campingplatz solltest du unbedingt vorab über die Gondwana Webseite reservieren, da es nur sechs Stellplätze gibt. Ebenfalls auf dem Chobe, allerdings schon auf namibischer Seite, befindet sich die Zambezi Queen by Mantis, ein Luxusschiff, auf welchem Besucher Mehrtagessafari auf dem Chobe unternehmen können.
Nkasa Rupara-Nationalpark (Mamili-Nationalpark)
In meinem Marco Polo-Reiseführer wurde der Nkasa Rupara-Nationalpark als Namibias größtes Sumpfgebiet bezeichnet, das in der sprichwörtlich hintersten Ecke des Landes liegt. Klingt ganz nach mir, dachte ich. Der Nkasa Rupara liegt inmitten eines großen Überschwemmungsgebiets aus Wasserwegen des Chobe, Kwando und Linyanti. Während und nach der Regenzeit ist der Park fast gar nicht mehr zu erreichen. Doch auch darüber hinaus ist der Nkasa Rupara-Nationalpark ein absoluter Geheimtipp, denn die meisten Besucher kennen ihn entweder gar nicht oder meiden ihn, da er entlang der C49 einen Umweg auf der beliebten Strecke zwischen Chobe und dem Bwabwata-Nationalpark bildet. Auch in der Trockenzeit sind tiefe Sandpisten, gefährliche Wasserquerungen und zugewachsene Wege eine echte Herausforderung. Empfohlen wird eigentlich, den Park nur mit entsprechender Ausrüstung und in einer Kolonne aus mindestens zwei Geländefahrzeugen zu besuchen.
Auf den stark zugewachsenen Parkwegen holte ich mir zahlreiche Kratzer, die ich am Ende meiner Reise mühsam wieder herauspolierte. Klassische Game-Drive-Routen gibt es hier nicht, und viele Wege waren während meines Besuchs überhaupt nicht befahrbar. Stattdessen bewegte ich mich meist entlang der tiefen Wasserlöcher und Sümpfe, immer auf der Suche nach einem der rund 500 Krokodile in Nkasa Rupara, die Längen von bis zu fünf Metern erreichen können.

Bis 2012 trug der Nkasa Rupara-Nationalpark noch den Namen Mamili-Nationalpark, unter dem ihn viele Namibier heute noch kennen. Die heutige Bezeichnung geht auf zwei Inseln im Kwando zurück: Nkasa und Rupara. Doch unabhängig vom Namen zählt der Park weiterhin zu den am wenigsten besuchten Nationalparks Namibias. Gerade diese Abgeschiedenheit macht seinen Reiz aus. Die touristische Infrastruktur ist minimal: Die einzige Unterkunft im Park ist das Jackalberry Tended Camp, die auch Pick-ups für Touristen anbieten, die nicht selbst durch den Park fahren wollen. Obwohl einer der kleinsten, ist der Nkasa Rupara-Nationalpark übrigens der einzige, in dem ich mich während meiner Caprivi-Reise verfuhr. Für einige bange Minuten sah ich mich bereits gezwungen, zwischen den Krokodilen in den Sümpfen zu übernachten.
Mudumu-Nationalpark
Der nächste Park auf meiner Reise war der Mudumu-Nationalpark am malerischen Ostufer des Kwandos. Er gilt als wild, ursprünglich und wenig erschlossen. Ein enormes Artenreichtum kommt im Mudumu-Nationalpark vor, darunter große Populationen an Flusspferden. Der Park gilt als Übergangsraum zwischen Fluss und Inland mit der Mischung aus Savannen-, Wald- und Auenlandschaften. Doch auch viele Gebiete im Mudumu-Nationalpark waren während der schweren Regenfälle im Jahr 2025 saisonal überflutet, sodass zahlreiche Wege nicht mehr befahrbar waren. Am Eingang zum Park traf ich auf zwei Guides, die genau wie ich gerade ihre Eintrittskarten kauften. Sie boten mir an, einfach hinter ihnen herzufahren, um mich so nicht zu verfahren und zugleich die vom Regen zerstörten Wegabschnitte zu umgehen. Darüber war ich tatsächlichr froh, denn viele Pisten führten direkt am steilen Ufer entlang.


Die Nacht verbrachte ich auf der Mukolo Campsite, einem schönen Campingplatz direkt am Fluss. Als ich dort am Abend auf der Terrasse saß, in der Ferne das Grunzen und Grölen der Hippos hörte und einen Savanna Cider trank, während die Sonne als rote Kugel hinter den weitläufigen Sumpfgebieten versank, wusste ich, dass ich mich abseits der touristischen Pfade wieder einmal am wohlsten fühlte.
Besuch beim Mafwe-Stamm
Während meiner Reise durch den Caprivi lernte ich die Landschaften und Tieren intensiv kennen. Ich lernte, wie man sich Elefanten richtig mit dem Fahrzeug nähert, das Hippos als Drohung gähnen oder ältere Wasserbüffel sich von der ursprünglichen Herde absetzen. Ebenso wichtig war es mir jedoch, die Menschen vor Ort zu verstehen – nicht die wohlhabenden Lodgebesitzer, sondern die lokalen Stämme. So besuchte ich das Living Museum of the Mafwe People nahe der angolanischen Grenze. Die Mafwe zählen zu den fünf traditionellen Caprivi-Stämmen und gelten als Ureinwohner der Region. Ihr Leben ist seit jeher eng mit den Fluss- und Auenlandschaften des Kwando–Linyanti-Systems verbunden. Das Living Museum wird von einer deutschen Organisation in Zusammenarbeit mit der lokalen Community betrieben, und für die Eintrittsgebühr von 250N$ erhälst du sogar eine Spendenquittung. Wichtig war mir dabei, kein Dorf zu besuchen, in dem Menschen wie Ausstellungsstücke präsentiert werden oder eine künstliche Show ausschließlich für Touristen inszeniert wird.


Das Living Museum of the Mafwe People ist in dieser Hinsicht ganz anders – was sich auch in den überwiegend sehr guten Bewertungen zeigt. An diesem Vormittag war ich der einzige Tourist im Museum. Geführt von einer englischsprachigen Dorfbewohnerin spazierte ich entlang der einfachen Hütten. Sie zeigte mir, welche Medikamente aus den umliegenden Baobabbäumen gewonnen werden, wie Trommeln als Warnruf vor Elefanten dienten und wie Fleisch über offenen Feuerstellen zubereitet wurde. Natürlich ist auch die ursprüngliche Lebensweise der Mafwe heute von Modernität geprägt – sichtbar etwa an tiefhängenden Stromkabeln über den Dörfern, an Handys oder Autos. Dennoch gelingt es Namibia, in der Form von Living Museen traditionelle Kultur nicht bloß einzufrieren, sondern als gelebtes Wissen auch an Touristen weiterzugeben.

Die schönsten lokalen Souvenirs im Caprivi gibt es übrigens bei Mashi Crafts, direkt an der Kreuzung B8/ C49 gelegen. Insgesamt 300 Kunsthandwerker aus fünf Gemeinden finden hier Arbeiten – sie flechten Körbe und Schalen, malen Bilder, weben Taschen und schnitzen Holzfiguren. Die Preise sind fest und man kann sogar mit Karte bezahlen.
Salambala Conservancy
Als eines der frühen kommunalen Schutzgebiete Namibias zählt die Salambala Conservancy bis heute zu den wichtigsten Lebensräumen für Wildtiere in der Zambezi-Region. Rund 50 Kilometer südlich von Katima Mulilo gelegen, erstreckt sich das Conservancy über eine Fläche von etwa 930 km². Antilopen, Hyänen, Elefanten und sogar Wildhunde teilen sich hier die Wander- und Lebensräume entlang des Chobe Flusses. Der Name „Salambala“ leitet sich laut lokaler Überlieferung von Sala und Bala, zwei Liebenden, ab, deren Geschichte eng mit dem Gebiet verbunden ist. In den über das Conservancy verteilten Dörfern leben rund 9.000 Menschen, deren Alltag unmittelbar mit der umliegenden Wildnis verflochten ist. Salambala gilt damit als Beispiel für das namibische Modell der Koexistenz von Mensch und Tier. Diese Koexistenz ist jedoch nicht immer konfliktfrei: Ernteverluste, Gefährdungen für Mensch und Tier sowie Nutzungskonflikte stellen auch die KAZA vor Herausforderungen.
Vielleicht liegt es an der grün überwucherten Salzpfanne und den ganzjährig wasserführenden Wasserlöchern, die ausreichend Nahrung und Rückzugsräume bieten – jedenfalls sind Mensch-Wildtier-Konflikte im Salambala Conservancy vergleichsweise wenig spürbar. Im Herzen des Schutzgebiets befindet sich die Salambala Campsite, ein von den lokalen Gemeinschaften betriebener Campingplatz, dessen Mitarbeitende auch Safaris und geführte Fahrten durch das Conservancy anbieten. Die Managementstruktur des Conservancy wird ebenfalls gemeinschaftlich getragen: Sie besteht aus gewählten Vertretern der lokalen Bevölkerung, darunter ein Vorstand sowie Gemeinde-Ranger, die für Wildtierüberwachung und Konfliktmanagement zuständig sind.
Babwata-Nationalpark
Auf 180 Kilometern Länge erstreckt sich der Babwata-Nationalpark zwischen Okavango und Kwando. Der Babwata-Nationalpark ist der Caprivi oder ist es umgekehrt? Lange Zeit galt er als DER Nationalpark des Caprivi und war so auch als Caprivi-Nationalpark bekannt – immerhin nimmt er einen Großteil des Zipfels ein. Er ist bekannt für sein enormes Artenreichtum. Im Babwata-Nationalpark leben einige der letzten Wildhunde Namibias, Flusspferde, Krokodile und 340 verschiedene Vogelarten. Vier Vertreter der „Big Five“ können an den Flussufern gesichtet werden– Löwe, Elefant, Büffel und Leopard. Auch Pferde- und Rappenantilopen, Buschböcke, Impalas, Kudus, Leierantilopen, Letschwe, Riedböcke und Sitatungas sowie kleinere Antilopen- und Säugetierarten leben in den Laub- und Trockenwäldern der Savanne. Was hätten die rund 8.000 Elefanten des Parks wohl zu erzählen? Darüber, wie südafrikanische Truppen, die Rebellen im Nachbarland Angola verfolgten, mitten in Babwata stationiert waren? Oder wie im Jahr 2013 eine Passagiermaschine im Park abstürzte und 33 Menschen ums Leben kamen? Oder wie sie ihre alten Migrationsrouten ins Okavango Delta oder eines der anderen KAZA-Gebiete wieder aufnehmen, dank der Entfernung von Zäunen?

Der Babwata-Nationalpark ist in verschiedene Core Areas unterteilt: Kwando, Mahango und Bufallo. Für jede Core Area kaufst du ein Eintrittsticket und erhältst eine Parkkarte. In Vorbereitung auf meine Reise habe ich den Reiseführer Namibia von Laura und Tobi gelesen, die auf ihrem Blog Wildful Stories und der dazugehörigen App wertvolle Tipps für Namibia-Reisen geben. Ihr Reiseführer lag auf meinen Fahrten durch den Babwata-Nationalpark stets aufgeklappt auf dem Beifahrersitz. Er beinhaltet Kartenmaterial, Tier- und Reiseinfos, sowie Hinweise, wann du am besten wo unterwegs bist, um möglichst viele Tiere zu sehen. Eine klare Empfehlung!
Kwando Core Area
Dieser Teil des Babwata-Nationalparks ist der einzige mit Lodges und Campsite. Schlafe unbedingt im Park, da Elefanten gerne Nachts die Camps durchqueren. Die Kwando Core Area besteht fast ausschließlich aus Tiefsandpassagen, dafür aber keine schwierigen Abschnitte über Felsen, so wie in der Buffalo Core Area. Fahrtechnisch erwies sich die Kwando Core Area dennoch als das anspruchsvollste Gebiet, das ich in Namibia je befahren habe. Vor allem der tiefe Sand an den steilen Hängen verlangt höchste Konzentration und fahrerisches Können. Wenige Touristen wagen sich überhaupt ohne Guide in den Park. Ich war einige Male so konzentriert nicht stecken zu bleiben, dass ich sicher die ein oder andere Tiersichtung verpasste. Innerhalb des Parks befinden sich die Nambwa Tented Lodge, die Namushasha River Lodge sowie das Kazondwe Camp. Alle Unterkünfte bieten zudem Bootstouren auf dem Kwando-Fluss an.

Das Highlight der Kwando Core Area ist der Horseshoe Bend sowie die lange Fahrt entlang des Flusses bis dorthin. Wie ein Hufeisen schlängelt sich der Kwando hier durch die Überschwemmungsgebiete des Bwabwata-Nationalparks. Besonders am späten Nachmittag ziehen große Elefantenherden zum Trinken an das Ufer. Entlang der Strecke entdeckte ich zahlreiche Spuren und Hinterlassenschaften der Dickhäuter. Während meines Besuchs am frühen Morgen hielten sich die Tiere allerdings noch tief im dichten Buschland auf. Am Horseshoe Bend befindet sich zudem ein Beobachtungsstand, von dem aus sich dir ein hervorragender Blick auf das Flussufer bietet.
Mahango Core Area
Wesentlich einfacher und sicherer mit dem eigenen Fahrzeug zu befahren, ist die Mahango Core Area auf der Westseite des Cubango. Der Park ist vergleichsweise klein. Eine etwa 15 Kilometer lange Strecke führt quer durch das Überschwemmungsgebiet und anschließend am Flussufer entlang. Ich war bereits früh am Morgen im Park unterwegs und fuhr die sandigen Uferpisten entlang – stets auf der Suche nach den großen Büffelherden, für die das Gebiet so bekannt ist. Stattdessen entdeckte ich Krokodile und Flusspferde am Ufer, Giraffen, Impalas, Zebras und Kudus im Buschland sowie einen der größten Baobabbäume, den ich je in Afrika gesehen habe. Nur Kaffernbüffel ließen sich nicht blicken. Doch das entspricht der goldenen Regel jeder Safari: Sucht man gezielt nach einem bestimmten Tier, findet man es in der Regel nicht. Stattdessen sieht man die Tiere meist dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Ich war den ganzen Tag in Mahango unterwegs. Zur Mittagszeit parkte ich auf einer offenen Fläche direkt neben einem tief im Park gelegenen Beobachtungsstand. Es war heiß, ich war müde von der langen Fahrerei und dem frühen Aufstehen, und so gönnte ich mir einen kurzen Mittagsschlaf auf dem Fahrersitz. Um mich herum grasten Zebras und Warzenschweine in friedlicher Harmonie. Am frühen Nachmittag machte ich mich wieder auf den Weg zurück zum Ufer des Cubango, als plötzlich eine riesige Büffelherde meinen Weg kreuzte. Die goldene Regel der Safari hatte sich einmal mehr bestätigt. Am Flussufer begegneten mir schließlich auch die ersten anderen Fahrzeuge des Tages. Sie folgten den Elefantenherden, die nun zum Trinken ans Wasser kamen, großen Affengruppen, die sich über Wege und Bäume verteilten, sowie den friedlich umherstreifenden Antilopen.
Buffalo Core Area
Auf der Ostseite des Cubango befindet sich die größte der drei Core Areas, die Buffalo Core Area. Wie auch in der Mahango Core Area gibt es hier keine Unterkünfte direkt im Park. Ich übernachtete daher im Ngepi Camp, das unmittelbar am Ufer des Okavango-Flusses gelegen ist. Das Camp begeisterte mich durch seine sehr entspannte Atmosphäre. Jeder Camper verfügt über einen eigenen Stellplatz direkt am Fluss, und es gibt sogar einen krokodilsicheren Swimmingpool im Okavango. Nachts sind allerdings die Flusspferde deutlich zu hören. An meinem ersten Abend unternahm ich zudem eine Bootssafari auf dem Okavango mit den Guides des Ngepi Camp.

Die meisten Selbstfahrer bleiben lediglich im Anfangsbereich der Buffalo Core Area. Rund um die Ruinen einer ehemaligen Militärstation sind die Wege vergleichsweise leicht zu befahren. Weiter unten am Fluss wird das Gelände jedoch steinig und stellenweise sehr steil, während sich der Sand auf den Buschpisten in Richtung Wasserloch oft stark vertieft. Nirgendwo sonst habe ich so viele Tiere gesehen und so berührende Momente erlebt wie in der Buffalo Core Area. Vermutlich ist Babwata genau deshalb bis heute mein liebster Nationalpark in Namibia. An den Ufern des Cubango machte ich auch meine ersten Elefantensichtungen. Einmal geriet ich unerwartet in eine größere Herde, die sich über einen größeren Uferabschnitt verteilt hatte. Beim Versuch, den Tieren ausreichend Platz zu machen, setzte ich zurück und übersah dabei einen Baumstamm – der rechte vordere Schmutzfänger meines Hilux musste dabei dran glauben. Ein anderes Mal blieb ich beim Rangieren im matschigen Uferschlamm des Cubango stecken und konnte mich nur mit Mühe, und dank des starken Allradantriebs, wieder befreien.

Mein Tipp: Direkt zur Öffnung des Parks, also bei Sonnenaufgang, in Richtung des Wasserlochs Delta Pan fahren. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich dort auf eine riesige Herde Kaffernbüffel traf. Wichtig ist es dabei, sich absolut ruhig zu verhalten, den Tieren ausreichend Platz zu lassen und den Motor abzustellen. Büffel sind extrem scheu und ziehen sich die meiste Zeit des Tages tief in das dichte Buschland zurück. Eine solche Sichtung ist daher sehr selten.
Über die Mittagszeit verließ ich den Park meist wieder, da die Hitze zunahm und sich die meisten Tiere, ganz wie die Büffel, in den schattigen Busch zurückzogen. Am späten Nachmittag kehrte ich dann in die Core Area zurück. Dies ist die perfekte Tageszeit, um sich einen ruhigen Platz am Ufer des Cubango zu suchen und auf die Elefanten zu warten. Mehrere Herden mit zahlreichen Jungtieren zogen an mir vorbei in Richtung Wasser. Doch auch sie verhielten sich auffallend scheu. Auf meine Nachfrage erklärte mir ein namibischer Freund, dass dieses Verhalten vermutlich auf die noch immer verbreitete illegale Wilderei im Bwabwata-Nationalpark zurückzuführen sei.
Popa Falls
Der Name Popa Falls ist etwas irreführend – tatsächlich handelt es sich nicht um Wasserfälle, sondern um Stromschnellen des Okavango, fünf Kilometer südlich von Divundu. Das Gefälle entsteht durch Felsstufen im Flussbett, die besonders während der Trockenzeit gut sichtbar sind. Den besten Blick hast du von der Restaurantterasse der White Sands Lodge & Campsite. Die Stromschnellen gehören zum Popa Falls Game Park, dem mit 0,25 km² kleinsten namibischen Park.

Auf der kleinen Fläche findest du einen Auwald, Flusslandschaften und (mit etwas Glück) einige Vertreter der über 400 verschiedenen Vogelarten, die hier beheimatet sind – darunter Gaukler, Palmengeier, Kampfadler oder Schreiseeadler. Typische Caprivibewohner wie Hippos, Elefanten und die Antilopen des Nordens, wie Letschwe, Pferde- und Rappenantilopen, leben ebenfalls im Game Park. Das Gebiet um die Popa Falls liegt in der Mahango-Sektion des Bwabwata-Nationalparks.
Zwischenstopp im Khaudum-Nationalpark
Eigentlich nicht mehr Teil des Caprivi, sondern bereits dem Kalahari-Sandveld zuzuordnen, liegt der Khaudum-Nationalpark dennoch auf der Route vieler Reisender – etwa auf dem Weg nach Windhoek oder, wie in meinem Fall, weiter westlich zu den Epupa Falls und den Ruacana Falls. Der rund 3.842 km² große Park liegt im äußersten Nordosten Namibias in der Region Okavango East, direkt an der Grenze zu Botswana. Die Region wird häufig als „Buschmannland“ bezeichnet – und dieser Name ist durchaus treffend. Üppiger Trockenwald und dichte Buschsavanne prägen die Landschaft und erschweren vor allem in der Regenzeit die Tierbeobachtungen erheblich. In der Trockenzeit hingegen steigen die Chancen, einigen der rund 320 Tierarten des Parks zu begegnen. Besonders Elefanten durchqueren dann in großen Herden den Khaudum-Nationalpark auf ihren Wanderungen zu wasserreicheren Gebieten im Osten. Khaudum zählt zu den am wenigsten besuchten Nationalparks Namibias, was nicht zuletzt an seiner abgelegenen Lage und dem anspruchsvollen Gelände liegt. Bereits die Anfahrt führt über tiefe, weiche Sandpisten, die ausschließlich mit Allradantrieb zu bewältigen sind.
Übernachtungsmöglichkeiten im Park selbst sind begrenzt. Im Norden liegt das Khaudum Camp, im Süden das Sikereti Camp – beide bieten einfache Stellplätze für Camper sowie komfortable Safarizelte an. Die Infrastruktur ist bewusst minimal gehalten, Tiere bewegen sich frei durch die Camps. An der Westseite des Parks befindet sich das Living Museum of the Ju/’Hoansi. Hier erhältst du nicht nur Einblicke in die Lebensweise der San, sondern kannst auch auf dem angrenzenden Campingplatz übernachten. Früh am Morgen geht es gemeinsam mit lokalen Guides auf einen Bushwalk, bei dem Spuren gelesen und traditionelles Wissen über Pflanzen und Tiere vermittelt wird.
Die Reiseroute im Detail
Auf dem Tacho habe ich zwar gar nicht so viele Kilometer bei meiner Reise durch den Caprivi gesammelt, in den Nationalparks und auf vielen Gravel Roads kommst du jedoch auch nur langsam voran. Vor allem Steigungen und Tiefsandpassagen verlangen dem Fahrzeug einiges ab und kosten entsprechend Kraftstoff. Würde ich bei der nächsten Caprivi-Reise etwas anders machen? Ja! Ich würde mir noch mehr Zeit für die einzelnen Nationalparks nehmen, insbesondere für die Kwando Core Area rund um den Horseshoe Bend.

Fazit
Wie ein ausgestreckter Zeigefinger weist der Caprivistreifen nach Osten – in Richtung jener Regionen, die dank der Schutzgebiete der KAZA für Wildtiere wieder zugänglich geworden sind. KAZA vermittelt eine Vorstellung davon, wie sich Afrikas Flora und Fauna erneut entfalten könnte und wie es vor rund 200 Jahren einst war, bevor europäische Kolonialmächte den Kontinent unter sich aufteilten und in den folgenden Jahrzehnten Hunderttausende Wildtiere gejagt wurden. Der Caprivi mit seiner scheinbar grenzenlosen Natur, den reißenden Flüssen und seinem großen Artenreichtum zeichnet zugleich ein Bild davon, was wir Menschen der Natur über Jahrhunderte hinweg angetan haben. Die großen Herden der Vergangenheit wird man nicht zurückholen können. Umso wichtiger sind konsequente Schutzmaßnahmen und eine nachhaltige lokale Entwicklungsarbeit. Dass sich Elefanten und Kaffernbüffel im Bwabwata-Nationalpark heute auffallend scheu verhalten, wundert mich vor diesem Hintergrund allerdings nicht.

Bei einer Reise durch den Caprivistreifen bewegst du dich häufig fernab von Zivilisation und touristischer Infrastruktur. Besonders in den kleineren Nationalparks wie Nkasa Rupara und Mudumu, aber auch in den Core Areas des Bwabwata-Nationalpark, war ich oft stundenlang unterwegs, ohne einem einzigen anderen Fahrzeug zu begegnen. Im Caprivi habe ich das Offroad-Fahren gelernt – auch wenn am Ende der Reise einige Polier- und Putzarbeiten rund um den Hilux notwendig waren. Doch das gehört ebenso dazu wie die langen Tage hinterm Steuer, die kurzen Nächte, in denen mich das Grunzen und Gröhlen der Flusspferde aus dem Schlaf riss, korrupte Grenzbeamte und das ständige Anpassen des Reifendrucks. Sowie die grenzenlosen Abenteuer im größten grenzüberschreitenden Schutzgebiet der Welt.
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-Folgen bald- (Versprochen)
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