Während im Loch Ness ein Seeungeheuer haust und Geister die Stadt Inverness heimsuchen, versetzen Aliens auf der A75, der Geisterstraße zwischen Dumfries und Galloway, Autofahrer in Angst und Schrecken. Schroffe Berge, nebelverhangene Täler, windumtoste Küsten und einsame Moore- Die schottischen Highlands bieten die perfekte Szenerie für Sagen, Mythen und Märchen. Der Norden Schottlands gilt als der kälteste und wildeste Landabschnitt Großbritanniens.
Reiseinformationen
Die schottischen Highlands (gälisch: A’ Ghàidhealtachd, was soviel heißt wie Gegend, in der Gälisch gesprochen wird) umfassen den gesamten Nordwesten Schottlands. Und tatsächlich haben sich die Schotten in den Highlands ihre Kultur über die Jahrhunderte bewahrt, auch wenn heute ein Großteil von ihnen englischsprachig ist. Traditionen wie die schottischen Volksspiele, wie Ringkämpfe oder Hammerwerfen, Wikingerparaden, keltische Feuerfestivals, die Highland Games und die Kunst der Whiskeybrauerei werden von Touristen geschätzt und ziehen jährlich knapp 15 Millionen Besucher nach Schottland. Viele von ihnen besuchen die Highlands auf einem Tagestrip von Glasgow oder Edinburgh aus. Zur Erkundung der schottischen Highlands brauchst du jedoch viel Zeit, aufgrund der vielen kleinen Landstraßen, regensichere Kleidung und ein eigenes Auto.

Fort William, das „Outdoor Capital“ Schottlands, gilt als Tor in die Highlands, dementsprechend gibt es hier viele Mietwagenfirmen. Während meine Mutter und ich unterwegs waren, passierte das wohl ungünstigste, was dir mitten im Nirgendwo der Highlands passieren kann; Wir hatten eine Autopanne mitten im Nirgendwo und mussten schließlich nach Glasgow abgeschleppt werden. Die ADAC-Plus-Mitgliedschaft hat mir innerhalb Europas schon oft ausgeholfen, so auch diesmal; Egal ob beim gerissenen Keilriemen in England, kaputter Batterie in Litauen, nun dem defekten Ölpeilstab in Schottland und den zahlreichen Pannen mit meinem alten VW-Bus Henry während unserer zahlreichen Roadtrips.

Die ideale Reisezeit für die Highlands sind die Monate zwischen dem sonnigen Mai und dem goldenen Oktober. Frühjahr und Herbst sind zwar mitunter regnerisch, allgemein aber frostfrei und beständig. In den Sommermonaten ist Hochsaison, sowohl für Reisende, als auch für die fiesen Beißfliegen Midges. Die Durchschnittstemperaturen erreichen nur selten die 20-Grad-Marke und auch die Wassertemperaturen der Lochs befinden sich bei badefeindlichen 11 bis 17 Grad. Von Juni bis August steigen die Hotelpreise, Reservierungen vorab sind unbedingt notwendig, Wanderparkplätze füllen sich und auch die Restaurants sind vollbesetzt.
Reise mit Hund
In den Highlands kannst du stundenlang laufen ohne einer Menschenseele zu begegnen. Zwischen den schroffen Bergen laden tiefblaue Lochs (die schottischen Seen) zum Verweilen ein, Wanderpfade führen durch dichte Farne und entlang der Weiden von schottischen Hochlandrindern und an der Küste gibt es keine Hundestrände, da sowieso die meisten Strände für Hunde ohne Einschränkung nutzbar sind. Die schottischen Highlands eignen sich hervorragend für Reisen mit Vierbeiner, auch wenn Hunde, so wie eigentlich in ganz Großbritannien, in den wenigsten Restaurants erlaubt sind. Besonders in den ländlichen Regionen der Highlands war es vergleichsweise leicht, hundefreundliche Unterkünfte zu finden. Frühes Buchen und der Vergleich verschiedener Angebote lohnt sich aber allemal, denn Schottland ist um einiges teurer als Deutschland.

Um überhaupt in die schottischen Highlands zu gelangen, benötigst du den blauen EU-Heimtierausweis mit der eingetragenen Tollwutimpfung (mindestens drei Wochen vor der Einreise geimpft), einen Mikrochip oder eine Tattowierung zur Identifizierung und eine Bandwurmbehandlung, mindestens 24 Stunden und maximal 120 Stunden vor der Einreise. Der Wirkstoff muss Praziquantel oder ein equivalentes Präparat sein, das gegen Echinococcus multilocularis hilft. Alle drei Punkte müssen vom Tierarzt korrekt in den Heimtierausweis eingetragen sein. Welpen dürfen frühestens ab 15 Wochen nach Schottland eingeführt werden. Neben ausreichend Hundekottüten, Hundefutter (denn Tierbedarfsläden gibt es in den Highlands nicht), solltest du auch ein Erste-Hilfe-Set für deinen Vierbeiner dabei haben. Alles was sonst noch wichtig ist, kannst du hier nachlesen; Reisen mit Hund: Planung und Packliste.
Sehenswürdigkeiten
Ben Nevis
Mit 1.345 Metern Höhe ist der Ben Nevis der höchste Berg Großbritanniens und mit insgesamt etwa vier Stunden Kletterdauer relativ leicht zu besteigen. Er liegt in den Grampian Mountains, einem der Hauptgebirgszüge Schottlands. Allerdings ist die Region auch bekannt für Regen, Wolken und viel Wind, weshalb du sehr viel Glück haben musst, um auf dem Gipfel überhaupt eine klare Sicht ins Tal zu haben. Außerdem verhindern oftmals orkanartige Böen den Aufstieg.

In Fort William gibt es nicht nur Mietwagenfirmen, auch zahlreiche Outdoorgeschäfte leihen Wanderausrüstung und organisieren geführte Touren auf den Gipfel des Ben Nevis, oder den Nachbarbergen Ben Loyal, Dun Caan nahe der Isle of Skye, Ben More oder Tom A’ Choinich. Wie du dir vielleicht schon gedacht ist, ist der „Ben“ der gälische Name für „Gipfel“ oder „Berg.“
Cairngorms Nationalpark
Im Herzen der Highlands liegt der größte Nationalpark Großbritanniens, der Cairngorms-Nationalpark (gälisch: Üghdarras Pàirc Nàiseanta a‘ Mhonaidh Ruaidh). Zwischen den Städten Perth und Inverness erstreckt der Nationalpark sich auf über 4.528 Quadratkilometer Fläche. Wem der Ben Nevis noch nicht genug ist, der findet im Cairngorms-Nationalpark fünf der sechs höchsten Berge in Großbritannien und 55 Munros, schottische Berge mit einer Höhe von über 914 m. Der Name „Cairngorms“ stammt aus der schottisch-gälischen Sprache und bedeutet so viel wie „Blaue Hügel“ Doch auch Wälder, Flüsse und Seen befinden sich im Nationalpark und bilden eine der atemberaubendsten Naturkulissen Schottlands.
Eilean Donan Castle
In den westlichen Highlands am Loch Duich befindet sich die Burg Eilean Donan. Bei Flut wird die Insel zu einer unerreichbaren Gezeiteninsel, bei Ebbe erreichst du die Burg über eine Steinbrücke. Errichtet wurde Eilean Donan im 13. Jahrhundert unter der Regentschaft von König Alexander II. oder König Alexander III., um auf der kleinen Insel Schutz vor den Wikingern zu finden.

Für zehn Pfund, inklusive Audioguide, kannst du die Burg täglich zwischen 10 und 17 Uhr besuchen. Nur Hunde sind auf dem Burggelände der Eilean Donan leider verboten.
Glennfinnan Viaduct
Wer kennt sie nicht- die berühmte Filmszene aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens, in der Harry und seiner bester Freund Ron mit dem blauen Ford Anglia um das Eisenbahnviadukt in Glenfinnan fliegen.

Den wohl berühmtesten Streckenabschnitt des Hogwarts Express kannst du im weitläufigen Tal zum Fuße der Eisenbahnbrücke selbst besuchen. In der Hochsaison wird der kleine unscheinbare Ort in den schottischen Highlands, nur so von Besuchern überrollt. Denn vom Vom 9. April bis 26. Oktober kommt der Jacobite Steam Train von Montag bis Freitag gegen 10:55 oder 15:00 Uhr laut tutend und meist voller winkender Passagiere über das Viadukt gefahren. Dabei ist er auf seinem Weg von Fort William nach Mallaig.

Nur wenige Kilometer vom Glennfinnan Viaduct entfernt, befindet sich ein weiterer berühmter Harry Potter-Drehort, nämlich das Loch Eilt, die Grabstätte von Albus Dumbledore. Weitere Tipps für Harry Potter-Fans findest du hier; Die schönsten Harry Potter-Drehorte in Großbritannien.
Glencoe Valley
Wo wir gerade schon beim Thema Drehorte sind… Das Glencoe Valley diente bereits als Drehort für Skyfall. Genau genommen war es die Straße entlang des River Etive im Glen Etive, die James Bond mit seinem legendären Aston Martin entlang fuhr. Die genauen Koordinaten findest du hier:
Koordinaten: 56.619466, -4.930720 Mapcode: GC66.VMB

Glencoe zieht aber nicht nur Bond-Fans, sondern vor allem Naturliebhaber an. Glencoe ist ein geschütztes Gebiet, dessen intakte Natur nur durch eine einzige Straße, die A82, gestört wird. Die durch vulkanische Aktivität geformten Munros, sattgrüne Täler, Wasserfälle und Seen prägen das Landschaftsbild. Traurige Berühmtheit erlangte das Glencoe Valley durch das Massaker, das hier 1692 stattfand und bei dem 30 Mitglieder des Clan MacDonalds von Regierungstruppen getötet wurden.
Inveraray Schloss
Weltweit gibt es über 500 schottische Clans, die einst eine ganz eigene Lebensart mit speziellen Sitten und Gebräuchen führten. Der Clan Campbell galt einst als mächtigster Clan und residierte im Schloss Inverarary. Heute dient das Schloss als Stammsitz der Dukes of Argyll, einem Herrenhaus, das aus dem Clan Campbell entstanden ist. Prunk und Protz werden bis heute im Schloss gelebt und dargestellt. Jeder einzelne Raum ist mit üppigen Wandteppichen, aufwendigen Stuckmalereien und goldenen Möbelstücken eingerichtet.

Für 16 Pfund pro Person können Besucher sich im Schloss und in den Gärten frei bewegen. Es lohnt sich auch noch das nahegelegene Örtchen Inveraray zu besuchen.
Inverness
Auch wenn ich den Namen der Hauptstadt der Highlands wohl niemals so geschmeidig aussprechen kann, wie die Schotten, ist Inverness (gälisch: Inbhir Nis) mir in Erinnerung geblieben. Nach einem langen Roadtrip durch die wunderschöne aber teils auch recht karge Landschaft der schottischen Highlands, ist Inverness mit seiner Kathedrale aus dem 19. Jahrhundert, den Burgen innerhalb des Stadtgebiets und der alten Festungsanlage Fort George eine willkommene Abwechslung. Schottland und besonders die Highlands sind übrigens tatsächlich relativ kahl, was daran liegt, dass der gemäßigte Regenwald Caledonian Forest, der seit der Eiszeit das ganze Land bedeckte, vom Menschen über die Jahrhunderte abgeholzt wurde.
Kilchurn Castle
Am Loch Awe, 41 Kilometern das längste Süßwasserloch Schottlands, befindet sich die Burgruine Kilchurn Castle. Erbaut um 1450 gehörte die Burg zu Beginn dem Clan MacGregor und ging dann durch verschiedene Hände, bis sie 1760 durch einen Blitzschlag und den folgenden Brand so schwer beschädigt wurde, dass man sie endgültig aufgab. Heute erinnern die gut erhaltenen Außenmauern, die steinernen Zwischendecken, sowie die Mauer- und Fensterreste an die Zeit als in der Kilchurn Castle vom 15. bis ins 17. Jahrhundert die Familienmitglieder schottischer Clans lebten.

Heutzutage ist die Kilchurn Castle in den Sommermonaten für Besichtigungen geöffnet. Erreichen kannst du sie auf dem Wasserweg von der Bootsablegestelle am Lochawe Pier oder über einen 700-Meter langen Fußweg vom Nordostufer des Sees.
Loch Lochmond
Das Loch Lochmond (gälisch: Loch Laomainn) ist größer, mindestens genauso schön und weit weniger besucht als sein im Norden gelegener Bruder Loch Ness. Mit 71 km² ist der See im Südwesten der Highlands der größte See der gesamten Insel Großbritannien. Er liegt innerhalb des Trossachs-Nationalparks und ist nicht direkt über eine Straße erreichbar. Das Westufer ist leicht über die Hauptstraße zugänglich, während das Ostufer nur über kleinere Straßen, Umwege, zu Fuß oder am besten per Boot erreichbar ist. Per Boot gelangst du außerdem an viele der insgesamt 60 Inseln im See. Drei der Inseln sind bewohnt und viele der Übrigen sind nur bei niedrigem Wasserstand überhaupt sichtbar. Nur die Inseln Inchmurrin mit 13 Einwohner, Inchtavannach mit drei Einwohnern und Inchfad mit zwei Einwohnern, sind bewohnt.
Loch Ness
Der Loch Ness (gälisch: Loch Nis) liegt in den schottischen Highlands zwischen der schottischen See und der Nordsee und ist nach Loch Lochmond der größte See Schottlands. Die Ortschaften rund um den See sind perfekt auf Touristen eingestellt, was von vielen anderen Regionen in den Highlands nicht so unbedingt behauptet werde kann. Das touristische Zentrum bildet Drumnadrochit, am Westufer des Sees, wo sich auch das Loch Ness Centre and Exhibition, eine Art Museum über das legendäre Monster von Loch Ness befindet.

Loch Ness ist eines der fischreichsten Gewässer Großbritanniens. Lachse, Aale, Forellen, Hechte und Stichlinge bilden die perfekte Nahrungsgrundlage für ein Seeungeheuer. Bereits seit 565 nach Christus wurden Sichtungen der zehn bis fünfzehn Meter langen Nessie gemacht, insgesamt gibt es fast 2.000 solcher Meldungen. Bei 227 Metern Wassertiefe, birgt der See jedenfalls genügend Versteckmöglichkeiten für ein Ungeheuer.

Auch wenn Nessie unbestreitbar das Highlight der schottischen Seen ist, so lohnt sich auch ein Besuch der größten Burgruine der Highlands, der Urquhart Castle. Sie liegt am Westufer des Sees und kann für 13 Pfund besichtigt werden. Einen schönen Ausblick auf die Burguine hast du allerdings auch von der oberhalb gelegenen A82 aus.
Oban
Als Gateway to the Isles ist die Kleinstadt Oban mit ihrem betriebsamen Hafen der ideale Startpunkt für Erkundungstouren zu den Shetland und Hebriden Inseln. Etwa 800 schottische Inseln gibt es insgesamt. Da Island Hopping mit meinem alten Hund nicht sehr tierfreundlich wäre, diente Oban als unser Quartier für einige Nächte, um von hier Touren in die schottischen Highlands zu unternehmen. Aufgrund der hohen Preise in der Hochsaison und leider einem geringen Angebot an Unterkünften, die auch Hunde gestattet, entschieden meine Mutter und ich uns für drei Nächte im Lancaster Hotel, das so dunkel, alt und bedrohlich wirkte, wie das Overlook Hotel aus Stephen Kings Shining.

In Oban selbst gibt es nicht wirklich viel zu tun, außer guten Fisch zu essen, die stadteigene Distillery zu besuchen, und, natürlich, Whiskey zu trinken oder aufs Wasser hinaus zu schauen. Mehr braucht es nach einem langen regnerischen Wandertag in den Highlights auch gar nicht.
Silver Sands of Morar
Manchmal können die Fotos die Schönheit eines Ortes einfach nicht wiedergeben. So ist es auch bei dem Silver Sands of Morar. Am Ende der Road to the Isles liegen die Strände von Morar, die vom Loch Morar bis hin zur Brandung der Irischen See reichen. Silbern ist der Strand zwar nicht, dennoch strahlt er in einem so leuchtenden hellgelb, sodass er eher an Strände in Kenia oder auf den Philippinen, denn in Schottland, erinnern. Bei Ebbe kannst du bis zum Meer laufen.

Loch Morar ist mit 310 Metern außerdem der tiefste See der britischen Inseln. Natürlich haben die Schotten auch hier schon ein Seeungeheuer entdeckt; Die Meerjungfrau Morag, halb Frau, halb Fisch. Sterben die hier ansässigen MacDonalds, so soll Morag an die Oberfläche des Sees kommen, um sich zu verabschieden.
Fazit
Schauergeschichten, Märchen und Sagen sind weiter über das Gebiet der schottischen Highlands verbreitet. Während der Fahrten durch endlose Täler am Fuße der Munros, vorbei an nebelumtanzten Seen und einsamen Häusern, in denen keinerlei Licht brennt, kamen mir die Geschichten über Nessie, die Geister von Inverness und dem Loch Morar beinahe real vor. Vielleicht waren es ja die Aliens, denen ich die Autopanne auf der A75 zu verdanken hatte. Vielleicht aber auch nur der Verschleiß, der nach 17 Jahren vor Autos nunmal keinen Halt macht.
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