Obwohl Bergen mit 269.548 Einwohnern nach Oslo die zweitgrößte Stadt Norwegens ist, wirkt sie mit den sich an die Berghänge schmiegenden Häusern mit freier Sicht auf die norwegische See, eher wie ein kleines Hafenstädtchen. Ihr gelten die meisten Spitznamen in Norwegen; Als das Herz der Fjorde, Björgvin – Bergwiese, Norwegens heimliche Hauptstadt, Syvfellsbyen – die Stadt der sieben Hügel oder das Tor zu den Fjorden wird sie bezeichnet. Bergen ist eine UNESCO-Welterbestadt und verdankt seine Beliebtheit dieser besonderen Mischung aus Tradition und Moderne, wie man sie vieler Orts in Norwegen und allgemein Skandinavien findet. Ein auf der einen Seite hochentwickeltes Land, das 98-99 % seiner Elektrizität aus Wasserkraft gewinnt, als Zentrum der Elektroautoindustrie gilt, das über 1.000 hochmoderne Tunnel verfügt und indem eine hochgebildete Bevölkerung lebt. Und auf der anderen Seite ein Land, in dem Rentiere die Straßen auf ihrem Weg nach Lappland kreuzen, die Ureinwohner Sámi so eng mit der Natur leben, wie es in keinem anderen europäischen Land mehr der Fall ist und in Bergen bereits seit 1893 die berühmten Postschiffe zu den Hurtigruten ablegen.
Reiseinformationen für deinen Citytrip nach Bergen
Die Hafenstadt Bergen und ihre gleichnamige Kommune liegen an der norwegischen Westküste am inneren Byfjord und erstrecken sich von dort aus weiter in das Landesinnere. Obwohl Bergen eingekesselt durch die norwegische See und zahlreiche Fjorde auf den ersten Blick abgelegen und schwer zu erreichen scheint, ist die Stadt doch gut mit dem Rest Norwegens vernetzt. Die Eisenbahnstrecke Bergensbanen verbindet Bergen mit der norwegischen Hauptstadt Oslo. Aufgrund ihrer Lage als eine der höchstgelegenen Hauptbahnen in Europa und den Streckenverlauf durch landschaftlich spektakuläre Gebiete, ist die Bergensbanen nicht nur für eingefleischte Eisenbahnfans ein absoluter Attraktionspunkt. Aktuell erreichen Reisende aus Deutschland den Bergen Lufthavn nur durch vorheriges Umsteigen in Oslo. Reisende mit Auto können Bergen über die E16 oder E39 erreichen. Wer von Südnorwegen anreist, muss unter anderem auf dem Weg nach Halhjem den Fjord mit der Autofähre überqueren. Dafür registrierst du dich entweder im Vorhinein bei FerryPay oder bezahlst mit EC-/ Kreditkarte direkt an Bord. Bergen verfügt zudem über einen der geschäftigsten Seehäfen Europas und hat mich mit seinen vielen bunten, aufeinander gestapelten Containern an unsere deutsche Hansestadt Hamburg erinnert.

Ein Thema lässt sich leider nicht schön reden – das äußerst regenreiche Klima in der Hafenstadt. Keine andere europäische Großstadt hat so viele Regentage im Jahr wie Bergen! 248 Stück sind es, um genau zu sein. Im Mai und Juni regnet es in der Regel am wenigsten, aber wie immer in Norwegen, gehört einfach Glück dazu. An den grauen Himmel mit den vielen Wolken gewöhnte ich mich im Laufe meines Norwegen-Roadtrips (der im Hochsommer stattfand) mit der Zeit. Im Nachhinein ist es kein Wunder, dass norwegische Künstler wie Edvard Munch oder Johan Christian Clausen Dahl so viele Depri-Bilder gemalt haben.
Air BnB oder Hotel?
Deprimiert haben mich auf den ersten Blick auch die Preise in Bergen. Unterkünfte kosten zwischen 100 – 200 Euro/ Nacht und dann kommen noch die Ausgaben für Lebensmittel hinzu. In Norwegen gilt, wer früh bucht, spart eine Menge Geld! Empfehlen kann ich dir das Bed & Breakfast der Norwegerin Renate namens Casa la Familia. Hunde sind erlaubt, ein leckeres Frühstück ist inbegriffen, sowie der spektakuläre Blick auf Bergen. Entweder du lässt dein Auto kostenlos an der Ferienwohnung stehen und fährst mit dem Bus ins Zentrum oder du parkst im vergleichsweise günstigsten Parkhaus, am Fjøsangerveien 4 in Bergen. Denn ja, Parken in Bergen ist mit rund 90 NOK/ Stunde sehr teuer.
Reise mit Hund
Für die Einreise mit Hund nach Norwegen benötigst du außerdem:
- Den blauen EU-Heimtierausweis
- Die Kennzeichnung mit Mikrochip oder, falls vor Juli 2011 durchgeführt, die Tätowiernummer
- Die gültige Tollwutimpfung, der vollendete Impfstatus muss mindestens 21 Tage zurückliegen
- Eine Bandwurmbehandlung vor höchstens 10 Tagen (im Heimtierausweis vom Tierarzt einzutragen)

Städtetrips bedeuten für Hunde immer Stress! Da lässt sich auch nichts beschönigen. Auch die zweitgrößte Stadt Norwegens bildet da keine Ausnahme! Rund um das Bergener Zentrum herrscht viel Verkehr, in Tyske Brygge drängen sich in der Hochsaison die Touristen und auch Bootstouren in die Fjorde bereiten den wenigsten Hunden wirklich Freude. Je nach Trainingszustand deines Hundes und Wetterlage, kannst du stattdessen Wanderungen in den Bergen unternehmen oder auf die vor der Stadt gelegenen kleinen Inseln fahren. Auf Askøy, Holsnøy oder der Inselkette Øygarden führen zahlreiche Wanderwege durch tiefe Wälder. Außerhalb des Stadtzentrums gibt es abgeschiedene Campingplätze oder Ferienunterkünfte in ruhigen Wohngegenden, die sich gut für Aufenthalte mit Hund eignen. Beachte auch, dass es in Norwegen keinesfalls selbstverständlich ist, Tiere mit ins Restaurant zu nehmen! Hier findest du eine kleine Liste hundefreundlicher Ausgehmöglichkeiten in Bergen, alternativ setze bei deiner Google Maps-Suche einfach den Haken beim Filter Haustiere oder frage bei der Reservierung nach.
Sehenswürdigkeiten in der Stadt der 7 Gipfel
Bootsausflug über die Fjorde
Das Tor zu den Fjorden. Östlich von Bergen liegt der größte Nationalpark Norwegens, der Hardangerfjord. Du erreichst ihn mit dem Hardangerfjord-Express von Bergen, der dich quer über die faszinierende Fjordlandschaft bis zur kleinen Stadt Rosendal bringt. Genieße den Anblick der schneebedeckten Berge, die glasklare Luft oder lerne mehr über die Gletscherschmelze, die Gründe für die großen Niederschlagsmengen in der gesamten Kommune Bergen und die norwegischen Wale, im Besucherzentrum Folgefonn Nationalpark.

Unweit von Bergen liegt außerdem der Sognefjord, der zweitlängste Fjord der Welt! Mit 205 Kilometern Länge und über 1.300 Metern Tiefe gilt er als der Könige der norwegischen Fjorde. Von Bergen aus kannst du auch mit dem Vy-Schnellbus (oder dem eigenen Auto) in die Jugendstilstadt Ålesund fahren und von dort eine Schiffstour zum Geirangerfjord unternehmen. Die meisten Bootausflüge kannst du bequem vor Ort buchen. Wenn es in der Hochsaison jedoch voll wird, lohnt sich eine Vorab-Reservierung, bestenfalls direkt über den Lokalanbieter Visitbergen oder alternativ oder Drittanbieter wie Getyourguide.
Der Fischmarkt 🐠
Nur einen Katzensprung von der Welterbestätte Bryggen entfernt liegt der Bergener Fischmarkt. Bereits seit 1276 wird hier mit frisch gefangenem Fisch aus dem norwegischen Meer gehandelt. In den letzten Jahren entwickelte der Fischmarkt sich jedoch mehr und mehr zur Touristenhochburg. Seitdem werden neben Kabeljau & Co auch norwegische Souvenirs, wie Elch- und Bärenfleisch, sowie Kunsthandwerk verkauft.

Die Preise für eine einfache Paella mit Scampis liegen bei über 300 norwegischen Kronen (knapp 26 Euro) und das ist selbst für norwegische Verhältnisse einfach zu viel! Unsere Gastgeberin Renate berichtete außerdem, dass die Einheimischen den Fischmarkt aufgrund der hohen Preise meiden würden. Stattdessen besuchten sie die 2012 eröffnete Fischhalle Mathallen, in der sich sowohl Restaurants als auch Stände mit frischem Seafood befinden.
Fortress Bergenhus
Norwegen ist im Gegensatz zu osteuropäischen Ländern wie Rumänien, der Slowakei oder Slowenien nicht unbedingt für seine Burgen bekannt. Eine Ausnahme bildet jedoch die Festung Bergenhus, eine der ältesten und besterhaltenen Burgen des Landes. Die ersten Gebäude stammen aus dem Jahr 1240. Sie liegt in der Einfahrt zur Bucht Vågen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Festungsanlage weiter verstärkt und ausgebaut, sodass sie während des Zweiten Weltkriegs als Hauptquartier der deutschen Wehrmacht in Norwegen diente. Noch heute beherbergt sie verschiedene militärische Einrichtungen, wie das Verteidigungsmuseum und das Musikkorps von Vestland.

Das Festungsmuseum Bergenhus wurde 2006 eröffnet und zeigt unter anderem Werke aus der Zeit der deutschen Besatzung. Der Eintritt ist frei. Von der Befestigungsmauer hast du übrigens einen schönen Blick auf den Teil des Stadthafens, in dem die Kreuzfahrtschiffe anlegen.
Mit dem Postschiff zu den Hurtigruten
Wem ein einfacher Ausflug über die Fjorde nicht reicht, der kann eine 15-tägige Schiffsreise mit der Hurtigruten-Linie unternehmen. Im Jahr 1893 brach das Dampfschiff Vesterålen unter Leitung von Kapitän Richard With erstmalig seine Reise von Trondheim nach Hammerfest an. Bis zu diesem Zeitpunkt existierten nur zwei Seekarten für dieses Gebiet und bloß 28 Leuchttürme. Aufgrund der Gefahren wurde die Strecke nur von wenigen Dampfern und Einmastern befahren, sodass der Versand eines Briefes von Trondheim nach Hammerfest damals etwa drei Wochen dauerte, im Winter konnten es sogar bis zu fünf Monate sein. Richard With verbesserte mit seiner Postschiffroute die Lebensqualität zahlreicher Norweger an der Westküste. Briefe erreichten nun innerhalb weniger Tage ihre Empfänger, Menschen konnten schnell und unkompliziert reisen und die großen Mengen an Hering, Heilbutt und Kabeljau wurden so schnell nach Südnorwegen transportiert.

Heute kannst du an verschiedenen Terminen zwischen Mai und September, die Zeit der Mitternachtssonne in Norwegen, mit der Hurtigruten-Linie von Bergen bis zum Spitzbergen-Archipel in der Arktis und wieder zurück fahren. Das Schiff stoppt an insgesamt 35 Häfen (nordgehend) und 34 Häfen (südgehend). Im Preis von 3.499 Euro (Stand 2024) sind Vollpension und umfangreiche Getränkeauswahl mit inbegriffen. Weitere Informationen findest du auf der Webseite von Hurtigruten.
Mit der Fløibanen auf den Fløyen
Den schönsten Ausblick auf die Dächer Bergens und das spektakuläre Panorama aus Bergen, Fjorden und der norwegischen See, findest du auf dem Stadtberg Fløyen. Er ist einer der sieben Berge, welcher Bergen den Namen „Stadt der sieben Hügel“ verlieh. Mit der Standseilbahn Fløibanen gelangst du innerhalb von wenigen Minuten auf das Hochplateau, auf 399 Metern Höhe. Alternativ kannst du auch den steilen Fußmarsch hinauf zum Fløyen wählen, der dich über kurvige Kopfsteinpflastergassen führt (Dauer etwa eineinhalb Stunden). Damit kannst du dir die Kosten von 90 NOK im Sommer und 45 NOK im Winter/ pro Person für eine Rundfahrt sparen. Dazu hatten jedoch weder mein Hund Gismo noch ich Lust!

Angrenzend an die Aussichtsplattform befindet sich ein Restaurant mit eigener Bar, in dem sich viele Wanderer stärken, bevor sie ihre Tour durch das angrenzende Naturschutzgebiet beginnen. Hier befindet sich der Startpunkt des Halbtagesmarsch zum höchsten der sieben Berge von Bergen, dem Ulriken.
Museen in Bergen
Glücklicherweise gibt es auch während der Schlechtwetterperioden in Bergen genug zu sehen und zu tun. Für eine Museums-Tour durch Bergen solltest du mindestens zwei voller Tage einplanen. Mit der Bergen Card erhältst du vergünstigten Eintritt zu allen Museen und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten, außerdem kannst du kostenlos Bahn fahren. Die meisten Museen Bergens befinden sich im Bryggenviertel; das Bryggens Museum, das archäelogische Ausgrabungen von 1955 aus dem Bryggenviertel zeigt, das Hanseatische Museum und die Schøtstuene, welches die Geschichte der norddeutschen Kaufleute thematisiert, die einst nach Bergen kamen, um Getreide gegen Stockfisch zu tauschen, die Håkonshalle und der Rosenkrantzturm in der Festung Bergenhus, die Marienkirche und das Thetamuseum. Im KODE-Kunstmuseum befindet sich die drittgrößte Munch-Ausstellung der Welt, aber auch Werke der norwegischen Künstler Harriet Backer, Nikolai Astrup und J. C. Dahl werden gezeigt. Am Ufer des Nordåsvannet im Süden von Bergen liegt das Komponistenanwesen Troldhaugen von Edvard Grieg, auf dem er und seine Frau begraben liegen.
Tyske Brygge
Jede Postkarte Bergens ziert das Motiv bunter aneinandergereihter Holzhäuser direkt am Wasser; das Hanseviertel Tyske Brygge (zu Deutsch: Deutsche Brücke). Nachdem sich die Deutschen im 2. Weltkrieg sehr unbeliebt in Norwegen machten, wird der Stadtteil am Hafen jedoch nur noch bei seinem norwegischen Namen genannt. Bryggen wurde im 12. Jahrhundert gebaut und ist somit die älteste Besiedlung Bergens, quasi der Ursprung der heutigen Stadt. Die Hanseaten errichteten im Jahr 1360 ein Auslandskontor auf Bryggen und beherrschten fast 400 Jahre den gesamten Stadtteil.


Mit dem großen Brand von 1702 endete nicht nur die Zeit der deutschen Kaufleute in Bergen, sondern auch die der einstigen hölzernen Höfe. Die Wiederaufbauarbeiten nach dem großen Brand, der ganz Bergen in Schutt und Asche legte, orientierten sich zwar an der alten Bauweise, während eines zweiten Brandes 1955 wurden jedoch fast die Hälfte aller neu errichteten Gebäude erneut zerstört. Heute kannst du durch die verbliebene Deutsche Brücke spazieren, durch enge Passagen zwischen den Holzhäusern, über quietschende hölzerne Dielen und vorbei an den bunt bemalten Häusern und dich ein wenig wie ein deutscher Kaufmann im 13. Jahrhundert fühlen. Seit 1979 ist Brygggen außerdem UNESCO-Weltkulturerbe.
Fazit
Bergen liegt nah am Meer, den letzten Gletschern Europas und malerischen kleinen Inseln. Wer nur für einen Citytrip nach Bergen reist und nicht plant, weiter durch Norwegen zu fahren, sollte unbedingt auch Zeit für Wanderungen und einen Bootsausflug zu den Fjorden einplanen. Die Nähe zur Natur, die kulturreichen Museen und das spannende urbane Leben Norwegens verleiht Bergen das Ambiente einer Kleinstadt voller Charme. Seit ich einige Tage nach meinem Besuch in Bergen eines der Hurtigruten-Schiffe im Geirangerfjord vor Anker liegen sah, lässt auch mich der Gedanke an eine Reise mit dem Postschiff bis nach Spitzbergen nicht mehr los. Einmal im Leben Eisbären, Walrösser, Pinguine und Polarfüchse in ihrer verbliebenen freien Wildbahn sehen – ein Traum, oder?
Und falls es während deiner Zeit in Bergen doch einmal nicht aufhört zu regnen, dann denk einfach an dieses norwegische Sprichwort:
Wenn man von der Sonne spricht, so scheint sie ☀️
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