Studieren in der Slowakei: Mein Auslandssemester in Banská Bystrica

Studieren in der Slowakei? Gibt es dort überhaupt englischsprachige Universitäten? Wo liegt die Slowakei eigentlich und ist sie nicht dasselbe wie Slowenien? Was willst du denn ausgerechnet im Osten? – Diese und viele weitere Vorurteile und Sprüche begegneten mir vor meiner Abreise ins Auslandssemester. Und tatsächlich, als jemand der versucht sich stets gut auf seine Reisen vorzubereiten, war ich doch überrascht, wie wenig Infomaterial es auf Blogs, in Foren oder Reiseführern über die Slowakei zu finden gibt. Fast wie ein schwarzes Loch auf der Landkarte, irgendwo zwischen Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn und der Ukraine. Mit meiner Slowakei-Blogreihe auf Horseshoe Travel versuche ich dieses Loch zu füllen und dir zu zeigen, wieso gerade die Tatra-Berge, die slowakischen Hrads und die an der Donau gelegene Hauptstadt Bratislava ganz oben auf deine Bucket-List gehören!

Und falls du zu Beginn dieser Blogreihe auch noch nicht viel von der Slowakischen Republik gehört hast – Neboj sa (Don’t worry 🇸🇰 ) – du bist nicht allein! Slowenien und die Slowakei werden im Ausland sogar so häufig verwechselt, dass die Botschaften in verschiedenen Ländern sich regelmäßg treffen müssen, um falsch addressierte Post auszutauschen.

Die wichtigsten Infos im Überblick: ERASMUS-Finanzierung, Organisation, Anreise & Unterkunft

Die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt liegt bei meinem Master Tourismus & Nachhaltige Regionalentwicklung nahe. Meine Universität, die KU in Bayern, verzeichnet Kooperationen mit verschiedenen Bildungseinrichtungen in ganz Europa. Ich entschied mich für ein Auslandssemester in der Slowakei, nicht nur weil mich die unberührte Natur, die verlockend-günstigen Preise (die in der Realität dann gar nicht so günstig waren) und die attraktive Lage als Tor nach Osteuropa reizten. Sondern auch, weil sich uns Studenten die einzigartige Möglichkeit eines „Double Degrees“  bot – heißt, wir machen einen deutschen UND einen slowakischen Uniabschluss. Und mit meinem Wunsch nach einem Studienaufenthalt außerhalb der Heimat bin ich übrigens nicht alleine – über 30% der deutschen Studenten absolvieren zumindest einmal in ihrem Leben ein Auslandssemester. Das liegt vor allem an der Förderung durch ERASMUS innerhalb der EU. Aber was ist das eigentlich genau?

Geschafft! Das Semester an der wirtschaftlichen Fakultät der Univerzita Mateja Bela.

ERASMUS ist ein EU-Förderprogramm, das den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und anderen Organisationen in ganz Europa fördert. Für Studenten innerhalb der EU bedeutet das eine finanzielle Förderung von bis zu 600€ im Monat (je nach Region und Fördermitteln der Uni). Es können sowohl Studienaufenthalte wie Auslandssemester gefördert werden, als auch Auslandspraktika. So erhielt ich auch während meines Praxissemesters in Rumänien ERASMUS-Leistungen. Fange möglichst früh (man sagt, bestenfalls 6-12 Monate vor Abreise) mit der Planung deines Auslandssemesters an, um alle Fristen einzuhalten. Dabei sind die wichtigsten Schritte:

1. Die Antragstellung des Auslandssemesters bei deiner heimischen Universität 🏫

Das Auslandssemester muss von deiner Uni bzw. Hochschule genehmigt werden – das kann mitunter dauern. Deine Uni gleicht ab, ob die von dir angestrebten Kurse im Ausland dem Curriculum an deiner heimischen Uni entsprechen und dir das Auslandssemester so angerechnet werden kann. Insbesondere bei Universitäten, die keine Partnerschaft mit deiner Heimatuni haben, musst du dich jedoch selbst um deinen Aufenthalt und alles Organisatorische kümmern, was sicherlich einen beträchtlichen Mehraufwand darstellt.

2. ERASMUS-Antrag einreichen (in der Regel über mobility.com) 📝

Hast du das Go von deiner Uni, kannst du dich an den ERASMUS-Antrag machen. Dafür füllst du alle nötigen Unterlagen für die Förderung aus und reichst sie online ein. Dazu zählen z. B. Learning & Grant Agreement mit Unterschriften der Gastuniversität im Ausland, sowie der Nachweis einer gültigen Auslandskranken-, Haftpflicht- und Unfallversicherung – mein Tipp, die günstige DAAD-Kombiversicherung für Studis.

3. Wohnungssuche im Zielland 🏠

Ich hatte das große Glück, dass ich mir für 78€/ Monat ein privates Zimmer in einem der Wohnheime in Banská Bystrica mieten konnte. Mit eigenem Balkon, geteilter WG-Küche und sogar wöchentlichen Reinigungservice. So war ich nicht nur günsig und uninah untergebracht, sondern erlebte auch den Alltag der slowakischen Studierenden und war so mitten drin, im Abenteuer Auslandssemester. Für den Fall, dass deine Zieluniversität im Ausland keinen Wohnheimplatz anbietet (das ist häufig bei ERASMUS-Aufenthalten in Skandinavien und Großbritannien der Fall) und du dich selbst um die Zimmersuche kümmern musst, empfehle ich dir, dich in lokalen Facebook-Gruppen umzuschauen, sowie Kontakt zu Studenten aufzunehmen, die bereits ein Auslandssemester dort verbracht haben. Auch Hostels können eine günstige Überbrückungsmöglichkeit für den Anfang sein. Und als ich einige Monate vor Semesterbeginn noch plante, meinen Hund Gismo mit in die Slowakei zu nehmen, kontaktiere ich Gastgeber auf Air BnB in Banská Bystrica, die mir zum Teil ebenfalls günstige Langzeitaufenthalte anboten. Gismo ist jedoch wenige Monate vor meiner Abreise verstorben.

Noch authentischer und dazu preiswerter ist die Unterbringung in einer Gastfamilie. In der Slowakei z. B. war es möglich, nach Anreise den Kontakt zu einer lokalen Familie vor Ort herzustellen.

4. Planung & Buchung der (An)-reise 🚙

Plane deine Reise früh genug. Für mich war von Anfang an klar, dass ich so viel wie möglich von der Slowakei sehen möchte – dafür musste ich einfach mobil sein! Öffentliche Verkehrsmittel sind abseits der Städte in der Slowakei noch immer Mangelware. Ich reiste also mit eigenem Auto an und während des Semesters auch quer durchs Land. Dafür brauchte ich im Vorhinein eine digitale Vignette und die grüne Versichertenkarte – was sonst auf keinen Fall fehlen durfte, kannst du hier nachlesen; Die ultimative Packliste für Roadtrips.

Je nach Land brauchst du möglicherweise ein Visum, Adapter oder spezielle Kleidung – beispielsweise, wenn du ein Wintersemester in Skandinavien verbringst. Und besonders bei weitentfernten Zielen lohnt sich das frühe Buchen von Zug-/ Bus- oder Flugtickets, um hohe Kosten zu vermeiden. Das gilt auch für Familie und Freunde, die dich besuchen wollen.

5. Kosten sparen im Auslandssemester 💸

Obwohl die Slowakei ein vergleichbar günstiges Land ist, war das Auslandssemester teuer. Ich bin viel gereist, war regelmäßig Reiten in einer nahegelegenen Reitschule und sparte nicht am Essen. Daher versuchte ich meine laufenden Kosten in Deutschland auf ein Minimum zu reduzieren und unnötige Verträge/ Abos für die 4 Monate zu pausieren bzw. kündigen.

Zugegeben – das Reiten hat während meines Auslandssemesters nicht gerade dazu beigetragen, die Kosten zu senken. Aber die Zeit im Stall war stets der Höhepunkt der Woche für mich!

Monatlich zur Verfügung hatte ich:

  • 380€ ERASMUS-Förderung – 80% des Betrags werden vor Abreise ausgezahlt. Die tatsächliche Betragshöhe hängt von Zieldestination und Förderquellen deiner Uni ab. Zusätzlich erhielt ich ein Top-Up von einigen Hundert Euro für meinen Status als Erst-Akademikerin in der Familie und Green Travel, da ich zwei Komilitonen im Auto mit nach Banská Bystrica genommen hatte.
  • Auslandsbafög – 30€. Offiziell musst du dich beim BAFÖG-Amt ummelden. Du erhältst Auslandsbafög, was oftmals sogar mehr ist, als Inlandsbafög! In meinem Fall jedoch nicht. Das BAFÖG-Amt zog mir die monatliche Förderung von 380€ einfach von meinem üblichen Grundbetrag ab, wodurch nur noch 30€ übrig blieben. Dass ich in der Slowakei meine gewohnten Studi-Jobs nicht ausüben konnte, wurde nicht berücksichtigt..
  • Förderung wie in Deutschland: Monatlicher Betrag Halbwaisenrente und familiäre Förderungen.

6. Rückkehr & Anerkennung 🇩🇪

Im Anschluss an deinen ERASMUS-Aufenthalt ist zwar das Abenteuer erstmal vorbei, die Arbeit ist jedoch noch nicht beendet. Du musst dir deine Kurse und Prüfungen in Deutschland anrechnen lassen. Bei Auslandspraktika musst du zusätzlich meist ein Praktikumszeugnis und -bericht abgeben. Und dann heißt es erstmal, all die neuen Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke verarbeiten und wieder daheim ankommen! Für mich ist die Rückkehr von einer Reise meist die schwierigste Zeit.

Mein Unialltag in Banská Bystrica

Überraschend normal gestaltete sich mein Unialltag in Banská Bystrica. Natürlich gibt es auch in den slowakischen Städten eine Vielzahl an renommierten Universitäten, jedoch bieten nicht alle auch englischsprachige Module an. Da meine Kurse an der Univerzita Mateja Bela meist sehr klein waren, gab es zwar keine direkte Anwesenheitspflicht – es wurde jedoch erwartet, dass man auftaucht. Die Vorlesungen waren primär auf Frontalunterricht und theoretische Lehre fokussiert und fingen meist in den Morgenstunden statt. Am Ende des Semesters wurde das erlernte Wissen in Form von Klausuren, mündlichen Prüfungen oder alternativ, Hausarbeiten mit anschließender Präsentation, abgefragt. Nur wenige slowakische Studis trauten sich die englisch-sprachigen Kurse zu belegen, in denen wir Deutschen saßen. Wirklich kennenlernen taten wir sie daher erst auf einer gemeinsamen, einwöchigen Abschlussfahrt in die Malá Fatra, am Ende des Semesters.

Gemeinsame Exkursion in die Malá Fatra mit meinen slowakischen Komilitonen

Banská Bystrica ist nicht unbedingt die typische Studentenstadt. Zwar kommen auf die 74.000 Einwohner rund 10.000 Studis, jedoch fehlt es an den typischen Merkmalen einer Studi-Hochburg; es gibt wenige Fakultätsgebäude, keine hippe Partyszene oder süßen Lerncafés und die junge internationale Gemeinschaft konzentriert sich bloß rund um die Wohnheime. Nach etwa einem Monat in der Slowakei, hatte ich endlich gelernt, den Stadtnamen richtig auszusprechen:„Banska Bistriezza“. Bis dahin hatte ich bereits diverse Wander- und Joggingrunden rund um Banská Bystrica und zu den Nachbarorten Jakub, Tajov und Riečka unternommen, schon einige Male von meinem Balkon die Sonne über den Gipfeln der Niederen Tatra untergehen sehen und auf dem „Deutsch-Slowakischen-Tag“ bereits die ersten lokalen Politiker und Vetreter des Auswärtigen Amts aus Bratislava kennengelernt. Mit dem Jazdecký areál Budička in Zvolen hatte ich einen tollen Hof zum Reiten gefunden und auch die ersten Ausflüge nach Hronsek und Banská Štiavnica unternommen. Hapern tat es zu diesem Zeitpunkt und auch 3 Monate später noch an der Aussprache der Nachnamen unserer Professoren – viele boten uns daher an, sie einfach mit Vornamen anzusprechen und auch die Anrede einfach wegzulassen – Prof. Ing. Dr. PhD. Mgr. Ing. Viele gelehrte Slowaken haben eine Vielzahl von Titeln vor ihrem eigenen Namen stehen.

Gelungene Integration?

Was ich nur jedem Reisendem empfehlen kann, unabhängig davon, ob er nun ein Auslandssemester, eine mehrmonatige Backpacking-Reise oder einen klassischen Urlaub irgendwo auf der Welt verbringt, ist, die eigene Komfortzone bewusst zu verlassen, um Land und Leute kennenzulernen. Die Slowaken sind oft schüchtern, sprechen ungerne Englisch, haben jedoch eine überraschend direkte Art. Egal ob meine Professoren, die Wohnheim-Wächter, meine Reitlehrerinnen, Wanderer, die ich unterwegs traf, Herbergenbesitzer in den Bergen oder Komilitonen – meist war ich es, die einen Schritt auf die Slowaken zu trat. Ist das Eis erst einmal gebrochen, sind die Slowaken warmherzig und einladend. Notfalls durch Hilfe ein paar Gläser Tatratea (slowakischer Kräutertee in wunderschönen Flaschen – das perfekte Mitbringsel)!

Ausgelassen jubeln und die slowakischen Fans ihren Eishockey-Fans zu. Auf den Rängen ist die Stimmung oft locker und es fällt leicht, mit Leuten ins Gesrpäch zu kommen.

Doch auch im Wohnheim lernte ich die Slowaken besser zu verstehen. Viele verbringen die Wochenenden daheim auf dem Land bei ihrer Familie und kommen nur für die Vorlesungen nach Banská Bystrica. Dann häufig dick bepackt mit Tupperdosen, denn Einkaufen ist teuer geworden in der Slowakei. Viele Slowaken versuchen sich so gut wie möglich aus ihrem eigenen Garten zu ernähren. Wenn gegessen wird dann gilt – Daj si polievku!“ – Suppe ist Pflicht 🍲! Fast jede Mahlzeit beginnt mit einer Polievka, selbst im Sommer sind Kapustnica (Sauerkrautsuppe) oder Cesnaková polievka (Knoblauchsuppe) der Renner. Im Wohnheim und auch in privaten Häusern bewegt man sich nur mit Hausschuhen fort. Und wenn die Prüfungsphase näher rückt, tragen viele slowakischen Studenten rote Unterwäsche, denn sie soll Glück bringen. Ebenso, wie das Lehrbuch Nachts unters Kopfkissen zu legen – so soll das Wissen ins Gehirn übergehen. Vermeiden solltest du hingegen das Haarewaschen vor der Prüfung – so wäscht du dir den slowakischen Mythen nach das Wissen weg! 📖 🛏 🚿

Highlights aus 4 Monaten Auslandssemester

Alles was besonders ist, wird irgendwann normal, wenn es dauerhaft da ist.  – So war es auch während meines Auslandssemesters. Ich freute mich zwar noch immer täglich über das Leben in dem fremden Land, die neuen Erlebnisse, sowie die vielen Reisen und Ausflüge, doch nach einigen Wochen stellte sich der Alltag ein – Vorlesungen, Wäsche waschen (wenn man denn Platz in einer der beiden Wohnheim-Maschinen ergatterte), Joggen, Pierogis kochen, Lernen, Reiten, wieder eine Studentenparty absagen, um lieber am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe in die Wanderschuhe zu schlüpfen. Meine Highlights?

Pirohy, Oblievačka & die Univerzita Mateja Bela- Eintauchen in die slowakische Kultur

Die Slowakei liegt im Herzen Europas – geographisch, aber auch kulturell. Die Slowaken und die Österreicher behaupten beide, der geografische Mittelpunkt Europas läge in ihrem Land – Doch egal ob er sich nun in Kremnické Bane, einem kleinen Dorf in der Mittelslowakei, oder im österreichischen Riedenthal befindet, in der Slowakei findest du von beiden ein wenig – ein bisschen Osteuropa-Flair und gewisse Einflüsse von Mitteleuropa. Typisch für Osteuropa ist beispielsweise, dass Namenstage wichtiger sind als Geburtstage oder dass Aberglaube und Volksmagie eine große Bedeutung zukommt – so soll man sich nicht über die Türschwelle hinweg die Hand reichen oder im Haus pfeifen, da dies Unglück bringe. Typischerweise sind auch die Traditionen und christlichen Feste oftmals so ganz anders als bei uns. An Ostern werden nicht nur Eier bemalt, Lämmer geschlachtet und Osterkränze geflochten, es findet auch das sogenannte Osterschlagen (Šibačka) und Wassergießen (Oblievačka) statt. Tatsächlich schlagen Männer an Ostern die Frauen ihrer Familie mit verzierten Weidenruten (was ihnen Gesundheit und Schönheit bringen soll) oder übergießen sie mit Wasser. Andere Länder, andere Sitten!

Ostermarkt in Banská Bystrica.

Zur slowakischen Kultur gehört natürlich auch das leibliche Wohl! Wer einmal ein typisch slowakisches Wirtshaus betreten hat, verfällt den deftigen Speisen – angefangen bei den Teigtaschen Pirohy, oft mit traditionellen Bryndza Schafskäse gefüllt, Bryndzové halušky, das beliebteste Gericht der Slowaken (Kartoffelnocken mit Röstzwiebeln), dem frittierten Käse Vyprážaný syr, meist mit Pommes serviert, den mächtigen Gemüsesuppen, häufig in einem Leib Brot serviert, bis hin zu den süßen Gerichten, wie Trdelník (Baumstriezel) oder Buchty na pare – Dampfnudeln, häufig mit Mohn, Pflaumenmus oder Quark gefüllt und mit Butter oder Vanillesauce serviert. Dazu trinkt der echte Slowake ein kühles Pivo (Bier) und bestellt seinen Kindern eine Kofola, das slowakische Pendant zu Cola. Und mit dem Wacholderschnaps Borovička, Pflaumenschnaps Slivovica oder Tatratee, stoßen bereits Generationen slowakischer Studenten auf ihre bestandenen Prüfungen an. Na dann – Na zdravie! 🍻

Reisen in der Slowakei

Zu einem ERASMUS-Semester gehört auch immer genügend Zeit, das jeweilige Land zu erkunden. Mit eigenem Auto anzureisen, entpuppte sich als beste Entscheidung – ich hatte die absolute Freiheit nach den Vorlesungen und am Wochenende hinzufahren, wohin auch immer ich wollte. Strategisch gut gelegen, im Herzen der Slowakei, ist Banská Bystrica der ideale Ausgangspunkt für Reisen nach einfach überallhin im Land. Die meisten Wochenenden verbrachte ich jedoch in der Niederen Tatra, wanderte, oder besuchte das Jazdecký areál Budička zum Reiten. Weiterhin bereiste ich mehrmals die Hauptstadt Bratislava, mit ihrem wunderschönen Schloss, der Altstadt und den mittelalterlichen Toren. Ich reiste quer durch die Ostslowakei, von der Zipser Burg bis in die heimliche Lieblingsstadt der Slowaken, Košice. Gemeinsam mit einer Freundin, die mich zusammen mit ihren beiden Hunden besuchte, unternahm ich einen abenteuerlichen Roadtrip quer durch Hohe, Niedere und West-Tatra und versank dabei mehr als einmal im Tiefschnee. Beim Wandern im Pieniny Nationalpark merkten wir gar nicht, dass wir die Grenze zu Polen überquert hatten.

Die Slowakei hat die höchste Burgendichte pro Kopf in Europa – mein Favorit? Bojnice Castle!

Auf Tagestouren erkundete ich die schönsten Burgen (Hrads) der Slowakei, das Märchenschloss von Bojnice, die Burgen Orava, Trenčín, Devin und Červený Kameň. Ich verliebte mich ins Nachbarstädtchen Banská Štiavnica, folgte den Tipps meiner slowakischen Kommilitonen ins beschauliche Kremnica, stieg hinab in die tiefen Minen rund um Banská Bystrica und verlief mich mehr als einmal auf Wanderungen im Národný park. Ich feuerte gemeinsam mit den Fans aus Banská Bystrica das heimische Eishockey-Team im Stadtion an – übrigens der Nationalsport der Slowaken. Und schließlich gab es auch noch die Exkursionen mit der Uni – zu den Thermalbädern in Piešťany oder eine Woche quer durch die Malá Fatra. In der Slowakei-Blogreihe erzähle ich dir von den vielen Reisen und wieso nicht nur ich, sondern auch die 2 Millionen ausländischen Besucher jährlich, so begeistert sind von der Slowakei.

Bärensichtung & Wandern im Tatra-Gebirge

Kein Ort in der Slowakei hat mich so sehr faszinierend wie das Tatra-Gebirge. Von meinem Balkon im Studentenwohnheim konnte ich die schneebedeckten Ausläufer der Niederen Tatra sehen. Zwei Drittel der Slowakei gehört zu den Karpaten – bis zu 2.600 Meter reichen die Gipfel in die Höhe. Das ist höher als in allen anderen Karpaten-Regionen. 40% der Slowakei besteht aus Wald, sodass Waldgebiete und Berglandschaften den natürlichen Lebensraum der Slowakei prägen. Sie bilden eine wichtige Heimat für einige der bedrohtesten Tierarten Europas – Luchse, Wölfe und noch etwa 800 Braunbären in der gesamten Slowakei. Mein Slowakei-Highlight? Müsste ich wählen, wäre es sicher die Begegnung mit 2 Braunbären nahe Zdiar.

Wanderung rund um den Gipfel des Lomnický štít

Im Tatra-Gebirge fuhr ich mit der Seilbahn auf die wichtigsten Gipfel Lomnický štít und Zbojnícka Chata, umrundete den vereisten Štrbské Pleso und kämpfte mich an den Hängen von Dumbier und Chopok durch den Tiefschnee. Ich versuchte zu den Wasserfällen in Vysoké Tatry zu wandern – Schneemassen und extreme Glätte machten mir trotz guter Wanderschuhe jedoch einen Strich durch die Rechnung. Ich stieg hinab in die tiefe Stanišovská Höhle und besuchte das Sherpa-Café in Vysoké Tatry, in welchem ich mehr über die Geschichte der Lastenträger des Karpaten-Gebirges erfuhr. Mehr über meine Reise durch die Tatra-Berge kannst du hier nachlesen; Reise ins slowakische Tatra-Gebirge: Roadtrip mit 2 Hunden quer durch die Hohe, Niedere und Westliche Tatra.

Reisen in die Nachbarländer

Auch ohne Auto gelangst du mit Flixbus, Zügen & Co schnell in die Nachbarländer der Slowakei. Mein erster Trip führte nach Kraków, wo ich die Cavaliada Pferdemesse und endlich auch die Wieliczka Salzminen besuchte. Diese hatten während meiner ersten Polen-Reise 2019, durch den plötzlichen Corona-Ausbruch auf der ganzen Welt, von einem Tag auf den nächsten geschlossen und Gismo und ich waren fluchtartig nach Deutschland zurückgekehrt. Wenige Tage später waren die Grenzen dicht.

Über Ostern reiste ich gemeinsam mit meinem Freund erst nach Bratislava, um meinen 26. Geburtstag zu feiern, dann weiter in die ungarische Hauptstadt Budapest und schließlich nach Cund, sein Heimatdorf in Rumänien, wo ich einst mein 9-monatiges Praxissemester verbracht hatte.

Szia, Budapest! 🇭🇺

Meine Komilitonen unternahmen außerdem eine Reise ins tschechische Brno. Auch Österreich und die Ukraine grenzen an die Slowakei. An der Univerzita Mateja Bela studieren auch viele Ukrainer, die über verlängerte Wochenenden häufig in die Heimat zu ihren Familien fahren. Die grenznahen Gebiete zur Slowakei waren nämlich zumindest 2023 vom Krieg verschont geblieben.

Fazit: Auslandssemester in der Slowakei JA oder NEIN?

Studieren und Leben in einem fremden Land – ein neues Unisystem, englischsprachige Kurse und Professoren, deren Nachnamen oftmals wahre Zungenbrecher sind. Mein Auslandssemester in Banská Bystrica war eine wahnsinnig prägende Zeit und eine Erfahrung, an der ich auch im Uni-Kontext deutlich gewachsen bin – zudem hat sich mein Notendurchschnitt verbessert, ebenso wie mein wissenschaftliches Englisch. Ich habe gelernt, wie überraschend normal der Uni-Alltag in einem fremden Land sein kann und dass viele slowakischen Uniabsolventen ihr Glück nach dem Abschluss eher in Österreich, Tschechien oder Polen, anstatt in ihrem eigenen Land suchen. Auslandssemester in der Slowakei? Ein ganz klares Ja! Und wenn ich jetzt noch meine Masterarbeit an der Univerzita Mateja Bela erfolgreich verteidige, erhalte ich dank des Double Degrees den slowakischen Titel Ing. (Inžinier), der für Abschlüsse in technischen und wirtschaftlichen Studiengängen in der Sowakei vergeben wird. Was eine gelungene Integration!

Es war eine lange Ruhepause auf Horseshoe Travel. An zu wenig Reisegeschichten lag es nicht, immerhin stehen noch diverse Artikel über mein Auslandssemester in der Slowakei, die Türkei-Reise mit meiner Mama und das Praktikum in Namibia, das ich vor 2 Wochen begonnen habe, aus. Deshalb bin ich froh, nach den vielen Prüfungen und sehr arbeitsreichen letzten Wochen, nun endlich die Zeit dafür zu finden.

Weitere Artikel über das Reisen in der Slowakei:

Slowakei-Roadtrip: Sehenswürdigkeiten & meine Reisetipps nach 4 Monaten Auslandssemester

Ahoj, Slovensko! Willkommen in einem Land, das trotz seiner zentralen Lage zwischen Ost- und Westeuropa noch immer ein echter Geheimtipp ist. Oder wusstest du, dass die Slowakei zu über 40% bewaldet ist und so einen wichtigen Lebensraum für einige der größten europäischen Beutegreifer darstellt, darunter 800 Braunbären? Oder dass die Slowakei die höchste Burgendichte pro Kopf…

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 27 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer 8-monatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder. Hier auf meinem Blog Horseshoe Travel verbinde ich meine beiden großen Leidenschaften: das Reisen und das Reiten – und das schon seit 2016!

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