Wandern mit Hund im Retezat-Nationalpark

Der Retezat-Nationalpark gehört mit seinen 80 Gletscherseen und den über 2.000 Meter hohen Berggipfeln, zu einem der spektakulärsten Abschnitte der Südkarpaten. 1935 gegründet ist er außerdem das älteste und zugleich größte Reservat Rumäniens und nach meinem Besuch letzten September, bin ich mir nicht sicher, ob die prachtvolle Tier- und Pflanzenwelt oder die schwindelerregenden Wanderwege mit atemberaubenden Aussichten, die wahre Sensation des Parks sind. So ist mehr als ein Drittel der rumänischen Fauna auf einer Fläche von 383 km² im Retezat-Nationalpark beheimatet. Außerdem gibt es im Reservat die meisten Gipfel Rumäniens und wer sich für das Leben der Menschen in der alpinen Region rund um den Nationalpark interessiert, der kommt in den umliegenden Dörfern Salasu de Sus, Rau de Mori und Campu lui Neag auf seine Kosten. Denn hier praktizieren die Menschen noch ihre jahrhundertealten Traditionen und Lebensweisen.

Reiseinformationen

Der Retezat-Nationalpark liegt im Hochgebirge der Südkarpaten in Westrumänien und ist am besten mit dem eigenem Fahrzeug bzw. Mietwagen zu erreichen. Allerdings verkehrt auch eine Zugverbindung zwischen Cluj-Napoca und der am Rande des Reservats gelegenen Kleinstadt Hațeg. Von Norden kommend kannst du den Nationalpark über die E79 von Deva oder Hunedoara erreichen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es rund um den Retezat-Nationalpark so gut wie keine.

Der Nationalpark wird aufgrund seiner reichen Flora und Fauna besonders geschützt. Seit 1979 gehört ein Großteil des Parks zum Biosphärenreservat der UNESCO und weitere 104,4 km² sind europäisches Wildnis-Schutzgebiet. 2008 wurde das Reservat außerdem vom Europarat mit dem Europäischen Diplom für geschützte Gebiete ausgezeichnet. Auch dank dieser Schutzmaßnahmen findest du hier eine so große Population an in Europa inzwischen selten gewordenen Beutegreifern, wie Braunbären, Wölfe, Luchse, aber auch Rotfüchse, Wildkatzen und allerlei weitere Wildtiere. Aufgrund der über 120 verschiedenen Vogelarten, u.a. dem inzwischen vom Aussterben bedrohten Steinadler, wurde der gesamte Nationalpark zudem zum Vogelschutzgebiet erklärt.

Diese Schilder, die vor Braunbären warnen, wirst du überall im Park finden

Übernachten kannst du entweder in einfachen Wanderhütten oder alternativ in Pensionen am Rande des Reservats, wobei die wirklich wunderschönen Landschaften die oftmals sehr simplen Bedingungen in den Unterkünften mehr als entschädigen. Für diejenigen Besucher die mit eigenem Auto anreisen, ist Hațeg ein guter Ausgangspunkt für Restaurantbesuche und letzte Einkäufe vor der Fahrt in den Retezat-Nationalpark.

Wandern im Nationalpark

Markierte Wanderwege mit einer Länge von insgesamt 516 Kilometer durchziehen den Retezat-Nationalpark und machen ihn so auch ohne professionelle Bergführer zugänglich für Besucher. Die meisten Wandertouren dauern mindestens drei Stunden, häufig eher fünf Stunden und aufwärts. Als Startpunkt eignet sich das Park Administration Center oder das Touristeninformationszentrum (an der Ecke Strada Horea und Strada Florilor), deren Mitarbeiter dir hilfreiche Karten und Routentipps geben können. Die größten Gefahren beim Wandern im Gebirge sind das häufig unberechenbare Wetter und die Selbstüberschätzung vieler Wanderer. Aufgrund der großen Braunbärpopulation solltest du dich beim Wildcamping auf die ausgewiesenen Campingplätze beschränken und dich auf den offiziellen Wanderpfaden aufhalten. Diese Wanderwege sind aufgrund des teils anspruchsvollen Geländes auf keinen Fall zu unterschätzen und du bist gut bedient daran, zu Beginn erstmal eine kürzere Tour zu wählen. Alle weiteren Informationen über das Naturschutzreservat, Wanderrouten und touristische Infrastruktur innerhalb des Reservats findest du hier; retezat.ro.

Einer der schönsten Wanderwege führt vorbei am kleinen Gletschersee Lia (Foto) bis zum Bucura-See

Einige der bekanntesten Wanderrouten sind:

Von Râușor zum Tăul Ştevia

Nordwestlich des Parks befindet sich diese etwa drei-bis vierstündige Wanderroute deren Schwierigkeitsgrad zwischen mittel und schwierig einzuordnen ist. Der Weg selbst folgt roten Markierungen durch traumhafte Fichtenwälder bis zu einem der schönsten Gletscherseen des Reservats, dem Tăul Ştevia.

Von der Cabana Codrin bis zum Poiana Pelegii

Diese etwa fünfeinhalb stündige Wanderung folgt den blauen Markierungen ausgehend vom Norden des Nationalparks in Richtung der Cabana Pietrele bis es wieder hinunter geht zum Poiana Pelegii. Diese Wanderung ist für Fortgeschrittene geeignet, was nicht nur an der Länge und dem Schwierigkeitsgrad der Tour, sondern auch an den 1.200 zu überwindenden Höhenmetern liegt.

Von der Cabana Pietrele zum Bucura See

Der gelbe Wanderpfad führt Besucher des Parks auf einer anspruchsvollen Strecke, für die erfahrene Wanderer etwa sechseinhalb Stunden benötigen, zum größten Gletschersee des Retezat-Nationalparks, dem Bucura See auf 2.041 Metern Höhe. Wem diese Wanderung noch nicht genug ist, der kann den Bucura See alternativ auch auf einer siebenstündigen Wanderung von der Cabana Gura Zlata erreichen.

Unterwegs mit Vierbeiner

Für die Einreise nach Rumänien benötigt dein Vierbeiner den EU-Heimtierausweis mit eingetragener Mikrochipnummer bzw. dem Vermerk über eine Identifkationstattowierung, sowie allen notwendigen Impfungen. Die Tollwutimpfung muss mindestens 21 Tage alt sein und darf höchstens 12 Monate zurück liegen. Welpen dürfen erst ab einem Alter von 15 Wochen nach Rumänien einreisen. Außerdem gibt es in Rumänien ein Einreiseverbot für die Rassen Amerikanischer Pitbull Terrier, Boerboel, Bandogs oder Kreuzungen aus den genannten Rassen und Maulkorbpflicht für Deutsche Schäferhunde, Dobermänner, Malinois, Dogo Canario, Komondor, Kuvasz und Riesenschnauzer. Allgemein ist eine Leinenpflicht in ganz Rumänien vorgeschrieben. 

Mit meinem 13-jährigen Huskymischling Gismo sind zwar noch immer lange und ausgiebige Spaziergänge, sowie die ein oder andere Wandertour bei kühlen Temperaturen möglich, Gipfelbesteigungen sowie anspruchsvolle Wanderungen wie die oben genannten schafft er jedoch nicht mehr. Diese Zeit ist leider vorbei. Daher fuhr ich mit dem Auto bis zum Parkplatz des Poiana Pelegii und wanderte von dort los mit dem Ziel mindestens einen Gletschersee zu finden. Denn im Retezat-Nationalpark befindet sich mit dem Bucura-See nicht nicht nur der größte, sondern mit dem 29 Meter tiefen Zănoaga-See auch der tiefste Gletschersee des Landes.

Einer von Rumäniens vielen Straßenhunde. Dieser junge Rüde begleitete mich dreieinhalb Stunden während meiner Wanderung durch den Retezat-Nationalpark

Bis zum Bucura See schafften Gismo und ich es an diesem Tag nicht, denn es war ein eiskalter Septembernachmittag mit Schneeregen auf über 2.000 Metern Höhe. Daher drehte ich schließlich nach einem Blick auf den Gletschersee Lia um und kehrte nach über dreieinhalb Stunden Wanderungen erschöpft aber glücklich zum Auto zurück. Begleitet wurden Gismo und ich während der gesamten Tour von einem verfilzten Straßenhund, der als Belohnung für Seine Mühen ein saftiges Abendessen zum Abschied erhielt.

Mehr zum Thema Reisen mit Vierbeiner kannst du in meinem Artikel Reisen mit Hund: Planung und Packliste nachlesen.

Dieser Abschnitt der Strecke zählte noch zu den Besseren

Die zehn Kilometer quer durch den Retezat-Nationalpark bis hin zum Parkplatz am Poiana Pelegii waren für meinen treuen Audi A4, der mich vier Wochen lang sicher durch ganz Rumänien brachte, eine wahre Herausforderung. Die asphaltierte Straße endete am Beginn des Reservats schon nach wenigen Metern und ging in eine matschige Piste über, die teils steil bergauf und ungehindert an steilen Abhängen entlang führte und dem Wagen alles abverlangte. Die Fahrt über Steine und Felsbrocken kostete mich nicht nur einiges an Nerven, sondern auch den rechten Stoßdämpfer.

Fazit

Das Reservat Retezat gehört aufgrund seines Artenreichtums, seiner Größe und der traumhaften Landschaft bestehend aus alpinen Wiesen, tiefen Schluchten, Wäldern aus Zwergkiefern, Buche, Fichte, sowie Tannen und strahlenden Gletscherseen, zu einem der schönsten Nationalparks Rumäniens. Mehr als ein Viertel des Gebirges liegt auf über 1.700 Metern Höhe und ist somit ein wahres Paradies für Bergsteiger und Wanderer.

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 44 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im achten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

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