Das Făgăraș-Gebirge liegt in der Gebirgsgruppe der Südkarpaten in Zentralrumänien und wird durchzogen von einer der schönsten Straßen Europas, der Transfăgărășan Road. Im Făgăraș-Gebirge liegt zudem der höchste Gipfel der Südkarpaten, der Moldoveanu. Die Făgăraș-Berge sind mit ihren wilden, urspünglichen Wäldern, den idyllischen Bergweiden und den schneebedeckten Gipfeln ein beliebtes Reiseziel bei Kletterern, Wanderern und Naturliebhabern. Ich würde mich selbst eher zur letzteren Gruppe zählen. So reiste ich im September zusammen mit meinem Hund Gismo, meiner Mutter und einem Audi A4 aus dem Jahre 1994 quer durch das Făgăraș-Gebirge, über die legendäre Transfăgărășan Road bis zum Vidraru See. Dabei begegnete ich wilden Braunbären, wanderte durch die dichten Buchenwälder und am Fuße der mächtigen Gletscher, verliebte mich auf über 2.000 Metern Höhe in den Bâlea-See und besuchte die echte Burg des Grafen Dracula, ganz tief gelegen in den südlichen Karpaten.
Reiseinformationen
Das Făgăraș-Gebirge liegt in Zentralrumänien und ist am einfachsten von den nächsten größeren Städten, Sibiu und Brașov, zu erreichen. Von hier starten häufig organisierte Tagestouren oder mehrtägige Wanderungen. Falls du dir die Fahrt über die alpine Hochstraße mit ihren steilen Anstiegen und den engen Haarnadelkurven selbst zutraust, lohnt sich die Anreise mit eigenem Fahrzeug bzw. Mietwagen. Allerdings ist die Transfăgărășan Road, aufgrund des hohen Schneeaufkommens während der meisten Zeit im Jahr, nur von Juni bis Oktober geöffnet.

Es werden zahlreiche Wander- und Klettertouren durch das Făgăraș-Gebirge angeboten, allerdings kannst du deine Tour auch auf eigene Faust organisieren. Eine interaktive Karte zur Hilfe der Routenplanung findest du hier: welcometoromania.eu. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in den traditionellen Cabanas oder für Besucher, die etwas mehr Komfort brauchen, in den eher höherpreisigen Bergchalets. Allerdings ist es in der Hochsaison oftmals notwendig im Vorhinein zu reservieren. Alternativ stehen Gästen auch typische Wandererhütten zur Verfügung, die allerdings kaum mehr als Schutz vor Regen und Wind bieten. Camper finden auf dem Camping Transilvania Fagaras einen ordentlichen Stellplatz für ihr Fahrzeug. Da der Vergaser meines VW-Busses einige Tage vor der lang geplanten Rumänienrundreise im September schlapp gemacht hatte, ließ ich den Wagen in einer Werkstatt nahe der rumänischen Großstadt Târgu Mureș stehen und trat die Reise mit dem bereits erwähnten Audi A4 eines Bekannten an. So übernachtete ich auf dieser Fahrt nicht wie sonst üblich in meinem Bus sondern in verschiedenen Apartments und Hotels. Im Făgăraș-Gebirge kam ich unter anderem in einer kleinen Berghütte direkt am Fuße des Vidraru Sees bei meinem Gastgeber Băjan unter. Morgens früh zum Sonnenaufgang besuchte mich der Fuchs, auf dem oberhalb der Hütte gelegenen Waldweg fanden sich jeden Tag frische Bärenspuren und außer meiner Mutter und mir war hier tatsächlich kein Mensch weit und breit. Băjans beschauliche Unterkunft kannst du unter diesem Link buchen; booking.com.

Ein Großteil des Făgăraș-Gebirges ist heute Naturschutzgebiet. Denn in diesem Bereich der Südkarpaten findest du eine wirklich einzigartige Flora und Fauna und einige Tier- und Pflanzenbestände, die von europaweiter Bedeutung sind. So lebt hier beispielsweise eine Schneckenart, die nur noch in Rumänien, Ungarn und der Ukraine aufzufinden ist, einige sehr seltenen Pflanzen und Moose und streng geschützte Tierarten wie der Braunbär, der Wolf, der Luchs, einige vom Aussterben bedrohte Fledermausarten und der Steinadler. Das Făgăraș-Gebirge ist ein einzigartiges Biotop dessen Erhalt und Schutz die oberste Priorität eines jeden Besuchers sein sollte.
Sicherheit im Gebirge
Unberechenbar, wie das Wetter in den Höhenlagen nunmal sein kann, kann man auch im Făgăraș-Gebirge die Temperaturen und Wettergegebenheiten nur bedingt vorhersagen. Besonders in den Wintermonaten herrscht ein hohes Schneeaufkommen, oftmals ein rauer Wind und an einigen Stellen ist die Lawinengefahr besonders hoch. Die Temperaturen können auf bis zu −38 °C sinken und auf der Nordseite des Gebirges dauert der Winter bis zu 6-7 Monate an. Als ich an einem Spätnachmittag im September vom Bâlea-See zurück nach Sibiu fuhr, hatte ich aufgrund heftigen Nebels eine maximale Sichtweite von 3-4 Metern auf die Straße. Unter solchen Bedingungen hilft nur, Ruhe bewahren, Nebellichter und ggf. das Warnblinklicht anschalten, langsam fahren und sich am rechten Fahrbahnrand bzw. den Leitplanken orientieren.
Eine weitere potentielle Gefahr im Făgăraș-Gebirge ist die Präsenz der großen Beutegreifer wie dem Braunbären. In der Regel gilt, wie bei den meisten Wildtieren, dass sie keinerlei Interesse am Menschen zeigen und du von ihnen häufig nichts mehr als Pfotenabdrücke und Exkremente findest. Es kann jedoch vorkommen, dass Rehe oder Füchse plötzlich unerwartet vor dir auf die Straße springen, Nachts Tiere auf Futtersuche deine Unterkunft aufsuchen oder du sogar einen Braunbären siehst. Das „Problem“ in Rumänien mit den Braunbären und besonders in der Region der Făgăraș-Berge ist, dass viele Menschen ihnen Futter geben. Dabei finden die Tiere mehr als genügend Nahrung in ihrer Heimat, den Wäldern. Wusstest du etwa, dass drei Viertel der Nahrung von Braunbären aus pflanzlichen Ursprung stammt, beispielsweise Wurzeln, Gras oder Früchte und nur ein Viertel aus tierischer Herkunft, beispielsweise Insekten. Wer einmal die prächtige Natur der Karpaten erlebt hat, weiß, dass die Braunbären hier mehr als genügend zu Fressen finden. Da aber einige Bären bereits von vorbeifahrenden Autofahrern gefüttert wurden, ist das Bild von am Straßenrand sitzenden Tieren im Gebirge leider keine Seltenheit mehr. Für Besucher niedlich und ein Foto wert, sind diese Tiere nun jedoch dem Tode geweiht, denn sie gehen nicht mehr selbständig auf Futtersuche und werden früher oder später zum Abschuss durch die Behörden freigegeben, da sie eine potentielle Gefahr für den Menschen darstellen. Füttere also niemals Wildtiere in Rumänien!

Mehr zum dramatischen Schicksal der Braunbären und ihrem Schutz in Rumänien kannst du in meinem Artikel Mit Hund nach Brașov nachlesen, wo ich dir von meinem Besuch im größten Braunbärschutzreservat der Welt, dem „Liberty Bear Santuary“, berichte.
Im Gebirge sind die unberechenbaren Naturgewalten die größten Gefahr, trotzdem solltest du natürlich vor allem an belebten Schauplätzen wie rund um den Bâlea-See darauf achten, dein Fahrzeug abzuschließen und deine Wertgegenstände nicht sichtbar am Körper zu tragen. Das Befahren der Transfăgărășan Road ist aufgrund der widrigen Sichtverhältnisse nur bis 20 Uhr Abends erlaubt.
Unterwegs im im Făgăraș-Gebirge
Transfăgărășan Road
Die Transfăgărășan Road, auch Straße in den Wolken genannt, die einmal quer durch das Gebirge führt, wurde vom TV’s Top Gear als „Beste Straße der Welt“ ausgezeichnet. Sie ist Rumäniens höchste asphaltierte Straße und neben dem eigentlichen Fahrspaß auf gut ausgebauten Haarnadelkurven und engen Steilpässen, sind die atemberaubenden Aussichten das wahre Highlight der Transfăgărășan Road. Der ehemalige kommunistische Politiker und Diktator Nicolae Ceaușescu ließ die 7C, wie die Transfăgărășan Road heute auf Karten bezeichnet wird, in nur vier einhalb Jahren errichten. Über 38 Arbeiter starben bei Unfällen während des riesigen Bauprojekts in den 1970er Jahren. Durch die Errichtung der Straße beabsichtigte Ceaușescu die Sicherung der traditionellen Grenze zwischen der Walachei und Transsilvanien. Erwähnenswert ist außerdem, dass der erste Teil der Transfăgărășan Road, also vom Bergdorf Cârțișoara bis zum Bâlea-See, in einem hervorragenden Zustand ist. Der Bereich hinter dem See allerdings, der viel weniger besucht und von Touristen befahren wird, sich teilweise in miserablen Verhältnissen befindet. Nicht asphaltierte Bereiche, unzählige Schlaglöcher und riesige Löcher im Boden sind keine Seltenheit. Besonders hier solltest du daher auf keinen Fall bei Dunkelheit fahren.
Bâlea-See
Der Bâlea-See ist ein Gletschersee auf 2.034 Metern Höhe in den Südkarpaten. Er liegt eingebettet zwischen den Bergen Negoiu und Moldoveanu, dem höchsten Gipfel der südlichen Karpaten, und ist das beliebteste Reiseziel im Făgăraș-Gebirge. Am Rande des Sees liegt die Cabana Bâlea Lac, die Unterkünfte bietet und einen Restaurantbetrieb mit schöner Außenterasse direkt am Wasser hat. Da Hunde allerdings in den Zimmern nicht gestattet sind, kam die Cabana für mich zur Übernachtung nicht in Frage.

Aufgrund des hohen Schneeaufkommens während eines Großteil jeden Jahres, kann der See nur ab Juni und bis maximal September oder Oktober über die Transfăgărășan Road mit eigenem Fahrzeug erreicht werden. Alternativ verkehrt eine Seilbahn zwischen Tal und See, weitere Informationen über Fahrzeiten und Ticketpreise findest du hier; balealac.ro.
Burg Poienari
Die Burg Poeinari liegt auf einer Felskante auf 855 Metern Höhe auf der walachischen Seite des Făgăraș-Gebirges. Sie wurde im 13. Jahrhundert von Fürst Rudolf Bessaraba dem Schwarzen errichtet und galt aufgrund ihrer Lage als uneinnehmbar. Im 15. Jahrhundert soll hier tatsächlich der walachische Fürst Vlad III. Drăculea, das berühmte Vorbild für Bram Stokers Dracula, gelebt und geherrscht haben. In den 1960er und 70er Jahren wurde die Burg aufwendig restauriert und kann heute für einen Eintrittspreis von 5 Lei pro Person besichtigt werden. Allerdings muss jeder Besucher erstmal die 1.480 Stufen hinauf steigen.

2019 war die Burg eine zeitlang für Besucher gesperrt, weil rund um die Anlage aufgrund des hohen Braunbär-Vorkommens ein temporäres Schutzgebiet errichtet wurde.
Vidraru See
Der Vidraru See ist ein künstlicher Stausee im Făgăraș-Gebirge und dient der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Das dazugehörige Kraftwerk befindet sich in über 100 Metern Tiefe unter dem Cetatuia-Massiv. Der Vidraru Damm zählt außerdem zu einem der größten in Europa. Der See ist heute über 10 Kilometer lang und über 2 Kilometer breit und liegt eingebettet zwischen den Fruntii-Bergen und dem Ghitu-Massiv.
Reise mit Hund
Trotz des hohen Straßentieraufkommens in Rumänien, leider auch im Făgăraș-Gebirge, ist das Land ein tierfreundliches Reiseziel. Um allerdings überhaupt nach Rumänien einreisen zu dürfen, benötigt dein Vierbeiner den EU-Heimtierausweis mit eingetragener Mikrochipnummer bzw. dem Vermerk über eine Identifkationstattowierung, sowie allen notwendigen Impfungen. Die Tollwutimpfung muss mindestens 21 Tage alt sein und darf höchstens 12 Monate zurück liegen. Welpen dürfen erst ab einem Alter von 15 Wochen nach Rumänien einreisen. Außerdem gibt es in Rumänien ein Einreiseverbot für die Rassen Amerikanischer Pitbull Terrier, Boerboel, Bandogs oder Kreuzungen aus den genannten Rassen und Maulkorbpflicht für Deutsche Schäferhunde, Dobermänner, Malinois, Dogo Canario, Komondor, Kuvasz und Riesenschnauzer. Allgemein ist eine Leinenpflicht in ganz Rumänien vorgeschrieben.
Aufgrund der vielen Wandermöglichkeiten und der herrlichen Natur ist das Făgăraș-Gebirge ein ideales Reiseziel für Urlauber mit Vierbeiner. Die Temperaturen übersteigen auch in den Sommermonaten nur selten die 25-Grad Marke und wenn doch, dann kann sich dein Vierbeiner in einem der vielen Bergseen abkühlen. In den Wintermonaten kannst du dagegen herrliche Schneespaziergänge unternehmen. Allerdings sollte dein Hund kein Sensibelchen beim Autofahren sein, denn die scharfen Kurven können bereits bei uns Menschen zu Übelkeit und Kopfschmerzen führen. In vielen Unterkünfte im Gebirge ist die Mitnahme von Tieren gestattet, informiere dich am besten immer im Vorhinein.
Alles was du sonst noch zum Thema Reisen mit Hund wissen musst, erfährst du hier; Reisen mit Hund: Planung und Packliste.
Fazit
Die traumhafte Berglandschaft des Făgăraș-Gebirge ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert und die Fahrt über die malerische Transfăgărășan Road, bietet wahren Fahrspaß. Die unvergesslichen Aussichten und Wanderrouten zwischen einigen der höchsten Gipfel Rumäniens sind sensationell und ein Erlebnis fern ab vom Massentourismus. Die abenteuerliche Fahrt durch die Berglandschaft der Südkarpaten, teils mit hoffnungslos überhitzten Motor, teils bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, und das Anfang September, war der Höhepunkt meines vierwöchigen Rumänien-Roadtrips. So kann ich nur jedem Reisenden ans Herz legen, dieses unbefleckte Stückchen Natur zumindest einmal in seinem Leben zu besuchen.
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