Kenia war mit meinen damals erst 16 Jahren mein allererstes richtiges Fernreiseziel und gewissermaßen der Startschuss für alle weiteren Reisen, die folgen sollten. In Kenia habe ich mich mit dem Reisevirus infiziert. Einem Virus, den man behandeln kann (durch weitere Reisen), aber nie mehr heilen. Es waren die aufregenden Tierbegegnungen auf Safari, das Surfen im glasklaren Indischen Ozean, dreiste Affen, die ins Hotelzimmer einbrachen, interessante Massai-Begegnungen und eine wirklich niederschmetternde, flächendeckende Armut, die mir von meiner allerersten Afrikareise besonders in Erinnerung geblieben sind. Karibu Kenya! 🇰🇪
„Ich kann mich an keinen Morgen in Afrika erinnern, an dem ich aufgewacht bin und nicht glücklich war.“ – Ernest Hemingway.
Wieso eigentlich Kenia?
Ein Reise nach Afrika ist so viel mehr als nur Urlaub. Für mich war es eines der größten Abenteuer bis dato und in meinem jungen Alter auch eine Grenzerfahrung. Ich bin bereits mit meinem VW-Bus durch halb Europa bis nach Marokko gefahren, habe mit 18 Jahren entschlossen, alleine, nur mit Rucksack bewaffnet, auf Asienreise zu gehen und mir unterwegs meine Reisekasse durch Jobs in Pferdeställen aufgebessert. Doch nie hat mich ein Land bzw. ein Kontinent so sehr gefesselt, wie das südöstliche Afrika. Wer einmal in einem schaukelnden Safaribus durch die staubige Steppe gefahren ist, auf der Suche nach der Big 5, unter sternenklarem Himmel das kenianische Tusker Bier genossen hat, während um einen herum die Grillen zirpen oder den hartnäckigen Händlern zum gefühlt Hunderten Male erklärt hat, dass man einfach keinen Koffer voller geschnitzter Holzelefanten mit in den Flieger nehmen kann, den wird Afrika nie mehr loslassen. So erging es zumindest mir.

Und so erlebte es auch meine Mutter, die bereits 30 Jahre vorher mit ihren Eltern Kenia besucht hatte. Eine Reise, die sie nie losgelassen und den Traum von Afrika in ihr hat wachsen lassen. Einen Traum, den sie mit mir teilen wollte.
Reiseinformationen
Kenia liegt in Ostafrika und hat gemessen am Bruttoinlandsprodukt, die stärkste Wirtschaft im zentral-/ südlichen Afrika. Dennoch lebt ein Drittel der Bevölkerung in Armut, besonders die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch. Als Besucher Kenias wirst du an allen möglichen Ecken mit Korruption konfrontiert – am Flughafen wenn der Mitarbeiter dir für 50€ (pro Person!!) einen Fensterplatz verkaufen will oder bei der Buchung einer Tour, wenn der Guide sich an allen Ecken irgendwie versucht zu bereichern. Doch wer bin ich, dass ich über die häufig bitterarmen Menschen vor Ort urteilen könnte.
Unterwegs in Kenia
Die Nationalsprachen in Kenia sind Swahili und aufgrund der britischen Kolonisation bis 1963, ist auch Englisch weit verbreitet. Die Regenzeiten zwischen Mitte März bis Mai und Oktober bis November sollten nach Möglichkeit gemieden werden. Als beste Reisezeit gilt die Tockenzeit von Mai bis Oktober. Ein besonderes Erlebnis ist die große Tierwanderung (Great Migration) in der Masai Mara – besonders in der Zeit von August bis September! 🦓🦒🦁
Einreisebestimmungen: Das eTA Online Visa
Für die Einreise nach Kenia benötigen Reisende einen Reisepass, der noch mindestens 6 Monate gültig ist. Außerdem muss er über noch mindestens 2 freie Seiten verfügen. Vor der Einreise müssen Reisenden seit dem Jahr 2024 zudem eine Electronic Travel Authorization (eTA) beantragen, welche über die offizielle Webseite des Immigration Office zu erhalten ist. Die eTA muss mindestens 72 Stunden vor Abflug beantragt werden und ist maximal 90 Tage gültig. Die Kosten belaufen sich auf 32,50 USD inklusive Servicegebühren.
Für die Online Beantragung benötigst du neben deinem Reisepass:
- Ein digitales Passfoto
- Reiseinformationen (z. B. Hotelreservierung oder Einladungsschreiben)
- Nachweis eines gültigen Hin- und Rückflugtickets
Übrigens – bei Reisen in andere ostafrikanische Länder mit anschließender Wiedereinreise nach Kenia kann ein East African Tourist Visa sinnvoll sein, das für Kenia, Uganda und Ruanda gilt.
Gesundheit in Kenia
So schön Kenia als Reiseziel auch ist, leider gibt es so einige gesundheitliche Risiken und Krankheiten, vor denen es sich zu schützen gilt. Kenia ist Gelbfieber-Gebiet, weshalb du um eine Impfung nicht herum kommst. Das Gute? Sie ist ein Leben lang gültig! Auch Impfungen gegen Typhus, Cholera, Hepatitis A/B und eventuell auch Tollwut sind zu empfehlen. Am besten scannst du deinen Impfpass mit all deinen Impfungen vor der Reise ein! In meinem Artikel Gesundheit auf Reisen: Impfungen, Voruntersuchungen & Co erkläre ich dir, wie du das Geld für deine Reiseimpfungen ganz einfach bei deiner Krankenversicherung zurückbekommst. Und im Artikel Reiseapotheke für die Weltreise: Tipps, Kosten & Erfahrungen geht es um die Medikamente, die auf einer Fernreise auf keinen Fall fehlen dürfen. Leider erwischt nämlich fast jeden Afrika-Reisenden mindestens einmal ein heftiger Durchfall!

Malaria ist ebenfalls in weiten Teilen Kenias verbreitet – besonders in Küstenregionen, im Westen und am Viktoriasee. Empfehlenswert ist die Prophylaxe in Tablettenform (z. B. Malarone, Doxycyclin oder Lariam) und/ oder ein Stand-by Medikament für den Notfall. Sei dir allerdings darüber bewusst, dass die Krankheit nicht nach dem ersten Moskitostich, sondern erst nach rund 2 Wochen ausbricht. Die meisten Unterkünfte bieten ihren Gästen außerdem Moskitonetze und Repellentien, die deutlich stärker sind, als Autan, AntiBrumm & Co bei uns. Trage besonders am Abend außerdem möglichst lange Kleidung. Wie du dich sonst noch vor den blutsaugenden Plagegeistern schützen kannst, gibt es hier zu lesen; Moskitoschutz auf Reisen.
Afrikanische Mentalität
Ein Phänomen habe ich sowohl im afrikanischen Norden, Osten, als auch Süden kennengelernt! The African time. Die afrikanische Uhrzeit erlaubt es einem, auch mehrere Stunden zu spät zu einer Verabredung zu kommen und dabei dennoch niemandem mit seinem Verhalten zu verärgern. Was ich in Kenia außerdem lernte, waren die Worte „Pole Pole“ (Langsam, Langsam) und „Hakuna Matata“, die mir zwar aus dem „König der Löwen“ bekannt waren, deren wahre Bedeutung mir jedoch erst hier in Afrika so richtig klar wurden. In Kenia scheint man mit Situationen einfach anders umzugehen als bei uns in Deutschland – irgendwie findet sich immer eine Lösung. Als meine Mutter und ich zum Beispiel einen Ausflug auf einen kenianischen Markt machten, bretterte direkt neben uns ein Motorrad in einen Stand mit Bananen. Sofort eilten einige Kenianer herbei und halfen dem Motorradfahrer aus den Bananenkisten heraus, während wir völlig verdattert da standen. In Deutschland wären die nächsten Schritte, die Polizei, ggf. den Krankenwagen und die Haftpflichtversicherung der beiden Beteiligten zu kontaktieren. Doch schon war der junge Motorradfahrer wieder auf den Beinen und fuhr im Slalom zwischen den Ständen davon.

Diese Lockerheit und Sorglosigkeit fehlt mir manchmal im deutschen Alltag, in dem es ja fast schon dazuzugehört, gestresst zu sein. Als wir eine kenianische Schule besuchten und den Elternrat auf Baumstämmen in einem Halbkreis zusammen sitzen und über die Zukunft der Schüler diskutieren sahen, nahm ich mir unweigerlich vor, etwas von dieser entspannten Mentalität der Kenianer mit Nachhause zu nehmen.
Sicherheit in Kenia
Das mit der Sicherheit ist so eine Sache in Kenia. Bewegst du dich nur in den Nationalparks, großen Hotelanlagen am Strand und in geführten Touren, bist du recht sicher unterwegs. Das Auswärtige Amt warnte zuletzt vor allem vor Demonstrationen, terroristischen Anschlägen (vor allem durch die somalische Al-Shabaab-Terrororganisation), Reisen in die North-Rift-Region, die Kriminalität vor allem in den Städten und Piraterie auf hoher See.

Wörtlich heißt es: „Übernachten Sie als Individualtouristen in Nationalparks ausschließlich in Lodges oder auf bewachten Campingplätzen und achten Sie auf angemessene Sicherheitsvorkehrungen“. Besonders Nairobi gilt nach den großen Terroranschlägen in den Jahren 1998, 2013 und 2019 als unsicheres Pflaster! Und so kommt es auch, dass ich dir nicht wie sonst auf Horseshoe Travel üblich, zum Alleinreisen als Frau in Kenia raten kann.
Reiseerfahrung: Safari im Tsavo-Nationalpark, Massai-Dorf & Surfen am Diani Beach
Safari durch Tsavo Ost- & West 🐵 🐃 🐘
In Kenia kommen besonders Naturliebhaber wie ich auf ihre Kosten. Ob auf Grzimeks Spuren durch die nördlichen Ausläufer der Serengeti, die unglaublichen Tierwanderungen der Masai Mara oder auf Safari im größten kenianischen Nationalpark, dem Tsavo-Nationalpark, welcher in Tsavo-Ost und Tsavo-West eingeteilt ist. Eine Safari ist ein unglaubliches Erlebnis, welches man nie mehr vergisst.

Unsere 4-tägige Safari führte meine Mutter und mich quer durch Tsavo-Ost und Tsavo-West. Wir beobachteten Hyänen auf der Morgenpirsch, Löwenbabys auf den Fahrten am Nachmittag, sowie große Zebra- und Gnuherden in der untergehenden afrikanischen Abendsonne – und so vieles mehr! Für mich war auch die zwanzigste Giraffe oder der gefühlt hundertste Affenbrotbaum auf unserer Safari eine Sensation. Seit dieser Reise kann ich keine Zoos oder Tierparks mehr besuchen.
Als Gast im Massai-Dorf 🐐
Auf dem Rückweg unserer Safaritour zurück zur Küste, entschieden wir uns noch für den Besuch in einem Massai-Dorf. Im Nachhinein bereue ich ein wenig, dass wir einfach ein Dorf an der Schnellstraße wählten. Ich würde jedem raten, der ein wirklich authentisches Massai-Erlebnis haben möchte, nicht die an den Hauptrouten der Nationalparks liegenden Dörfer zu besichtigen, sondern stattdessen eines in der Massai-Steppe zu wählen oder sich vor Ort bei den Einheimischen zu informieren.
Der englischsprechende Massai des Dorfes empfing uns wie ein professioneller Touristenführer. Er verlangte Eintrittsgelder und nach einer etwa 10-minütigen Führung durch das Dorf, wollte er uns das Stöckchen, mit dem er uns zuvor gezeigt hatte, wie die Massai Feuer machten, verkaufen. Wir lehnten dankend ab und schauten uns stattdessen den traditionellen springenden Tanz der jungen Massai-Männer an. Am Ende der Führung wurden wir zu den Tischen der Massai-Frauen geführt, die mit ihren selbst geflochtenen Armbändern, Ketten und Tüchern bereits auf uns warteten. Sehr kommerziell alles! Während unseres Besuchs im Massai-Dorf, begegneten uns jedoch auch missbilligende Blicke, besonders von Seiten der Frauen.

Ich fragte mich im Nachhinein, wie die Massai eigentlich wirklich zu den weißen Touristen stehen, die durch ihr Dorf laufen und ihre privaten Gemächer besichtigen. Natürlich sind diese Besuche für die Massais eine profitable Einnahmequelle, doch bin ich mir nicht sicher, ob sie wirklich von allen gut geheißen werden.
Diani Beach: Ein Paradies im Indischen Ozean 🏄♀️
Zu meiner Reisezeit sorgte der Schrecken nach den Terroranschlägen und die politischen Unruhen besonders im Grenzgebiet zu Somalia, noch immer für wenige Touristen im Land. Am weitläufigen Diani Beach waren meine Mutter und ich fast die einzigen Gäste und teilten uns den Strand nur mit den aufdringlichen Affen und einer Handvoll noch aufdringlicherer Strandverkäufer. Das türkisfarbene Wasser und die goldenen Sonnenuntergänge verzauberten mich dabei jeden Tag aufs Neue.

Ich ritt Kamele am Strand und freundete mich mit deren Besitzern an, lernte Windsurfen, unternahm Wattwanderung und schwamm zwischen bunten Fischen, Quallen und getigerten Seeschlangen. Zum Schutz vor den Seeigeln sind Wasserschuhe empfehlenswert! Außerdem unternahmen meine Mutter und ich eine Schnorchelsafari im Kisite Marine Nationalpark, auf der wir Delfine, Tintenfische, Schildkröten und Fische in allen Formen und Größen sahen. Auf dieser Tour erlitt ich meine erste richtige Seekrankheit, die jedoch leider nicht die letzte sein sollte. Seitdem führe ich immer die Reisetabletten von Vomacur mit mir.
Fazit unserer Keniareise
Die Reise nach Kenia war für mich die erste außerhalb Europas und allein schon deshalb etwas ganz besonderes. Reiseführer studieren und Internet-Recherchen betreiben, steigert zwar die Vorfreude und Reiselust, bereiten jedoch nicht auf die Realität vor Ort vor. Als meine Mutter und ich nach unseren Abenteuern schließlich aus Kenia zurückkehrten, mit vielen neuen Vorsätzen und doch auch einigen geschnitzten Holztieren im Gepäck, holte mich zwar die Realität in Deutschland recht schnell wieder ein. Die Erinnerungen an unsere magischen Safaritage, den Streit um Kekse, Kuchen und Gebäck mit den frechen Affen am Strand, und die Abende unter dem afrikanischen Sternenhimmel ließen uns nicht mehr los. Ebenso wenig der afrikanische Traum, der von meiner Mutter nun auch auf mich übergegangen hat. Danke Kenia, dass du mich den wahren Sinn von „Hakuna Matata“ gelehrt hast!
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