Kenia: Ein Reisebericht über das Land von Hakuna Matata

Kenia war mein erstes richtiges Fernreiseziel und der 8-stündige Flug von Frankfurt nach Mombasa, katapultierte mich schlagartig in eine völlig fremde Welt, in der ich mich nach nur wenige Tagen mit dem Reisefieber infizierte. Seitdem hat mich die Lust zu Reisen und fremde Länder zu entdecken nie mehr losgelassen und für alle folgenden Abenteuer rund um den Globus stellte Kenia die Weichen. Aufregende Tierbegegnungen auf Safari, Surfen im glasklaren Indischen Ozean, dreiste Affen, die ins Hotelzimmer einbrachen, überraschende Massai-Begegnungen und eine wirklich niederschmetternde, flächendeckende Armut sind mir von der ersten Afrikareise besonders in Erinnerung geblieben.

Ich kann mich an keinen Morgen in Afrika erinnern, an dem ich aufgewacht bin und nicht glücklich war.“ – Ernest Hemingway.

Ein Reise nach Afrika ist so viel mehr als nur Urlaub. Für mich war es eines der größten Abenteuer bis dato und in gewissermaßen auch eine Grenzerfahrung. Ich bin bereits mit meinem VW-Bus durch halb Europa bis nach Nordafrika gefahren, habe mit 18 Jahren entschlossen, alleine nur mit Rucksack auf Asienreise zu gehen und mir unterwegs meine Reisekasse durch Jobs in Pferdeställen aufgebessert. Doch nie hat mich ein Land bzw. ein Kontinent so sehr gefesselt, wie das südöstliche Afrika. Wer einmal in einem schaukelnden Safaribus durch die staubige Steppe gefahren ist, auf der Suche nach Kenias Big five, unter sternenklarem Himmel das kenianische Tusker Bier genossen hat, während um einen herum die Grillen zirpen oder den hartnäckigen Händlern zum gefühlt hunderten Male erklärt hat, dass man einfach keinen Koffer voller geschnitzter Holzelefanten mit in den Flieger nehmen kann, den wird Afrika nie mehr loslassen. So erging es mir.

Reiseinformationen

Kenia liegt in Ostafrika und hat gemessen am Bruttoinlandsprodukt die stärkste Wirtschaft in zentral-/ südlichen Afrika. Doch noch immer lebt ein Drittel der Bevölkerung in Armut, besonders die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch. Als Besucher Kenias wirst du an allen möglichen Ecken ebenfalls mit der Korruption konfrontiert, am Flughafen wenn der Mitarbeiter dir für 50 Euro den Fensterplatz verkaufen will oder bei der Buchung einer Tour, wenn der Guide sich an allen Ecken irgendwie versucht zu bereichern. Doch wer bin ich es, dass ich über die Menschen urteilen könnte. Die Nationalsprachen in Kenia sind Swahili und aufgrund der britischen Kolonisation bis 1963 ist auch Englisch weit verbreitet. Die Regenzeiten zwischen Mitte März bis Mai und Oktober bis November sollten nach Möglichkeit gemieden werden.

Kenianischer Wochenmarkt

Afrikas Länder zu verallgemeinern ist natürlich bei so einem riesigen Kontinent unmöglich, besonders da ich bisher nur in Kenia und Marokko war. Aber die afrikanische Mentalität scheint sich im Norden und Süden sehr zu ähneln, besonders das Phänomen der afrikanische Uhrzeit ist hier jedem bekannt. Die afrikanische Uhrzeit erlaubt es einem, mehrere Stunden zu spät zu einer Verabredung zu kommen und dabei keinen mit seinem Verhalten zu verärgern. Das erste das ich in Kenia lernte, waren die Worte „Pole Pole“ (Langsam, Langsam) und „Hakuna Matata“, die mir zwar aus dem „König der Löwen“ bekannt waren, deren wahre Bedeutung mir jedoch erst hier in Afrika so richtig klar wurden. In Kenia scheint man mit Situationen anders umzugehen als in Deutschland, eine Lösung findet sich immer. Als meine Mutter und ich zum Beispiel einen Ausflug auf einen kenianischen Markt machten, bretterte direkt neben uns ein Motorrad in einen Stand mit Bananen. Sofort eilten einige Kenianer herbei und halfen dem Motorradfahrer aus den Bananenkisten heraus, während wir völlig verdattert da standen. In Deutschland wären die nächsten Schritte, die Polizei, ggf. den Krankenwagen und die Haftpflichtversicherung der beiden Beteiligten zu kontaktieren. Doch schon war der junge Motorradfahrer wieder auf den Beinen und fuhr im Slalom zwischen den Ständen davon.

Diese Lockerheit und Sorglosigkeit fehlt mir sehr in Deutschland, wo es fast schon dazuzugehören scheint, dauergestresst zu sein und Dinge zu verkomplizieren. Als wir eine Schule besuchten und den Elternrat auf Baumstämmen in einem Halbkreis zusammen sitzen und über die Zukunft der Schüler diskutieren sahen, nahm ich mir unweigerlich vor, etwas von dieser entspannten Mentalität der Kenianer mit nachhause zu nehmen.

Unterwegs in Kenia

Safari 🐵 🦁 🐃 🐘 🐊

In Kenia kommen besonders Naturliebhaber wie ich auf ihre Kosten. Ob auf Grzimeks Spuren durch die nördlichen Ausläufer der Serengeti, die unglaublichen Tierwanderungen der Masai Mara oder auf Safari im größten kenianischen Nationalpark, dem Tsavo-Nationalpark, welcher in Tsavo-Ost und Tsavo-West eingeteilt ist. Eine Safari ist ein unglaubliches Erlebnis, welches man nie mehr vergisst.

Die Elefanten im Tsavo-Park wälzen sich zum Schutz vor den starken Sonnenstrahlen im Schlamm, daher die rötliche Farbe ihrer Haut

Unsere viertägige Safari führte meine Mutter und mich durch Tsavo-Ost und Tsavo-West, wo wir Hyänen auf der Morgenpirsch, Löwenbabys auf den Fahrten am Nachmittag, oder Zebra- und Gnuherden in der untergehenden afrikanischen Abendsonne beobachten durften. Für mich war auch die zehnte Giraffe oder der gefühlt hundertste Affenbrotbaum auf unserer Safari eine Sensation. Seit dieser Reise habe ich nie wieder einen Zoo oder Tierpark besucht.

Besuch im Massai Dorf

Auf dem Rückweg unserer Safaritour zurück zur Küste, entschieden wir uns noch für den Besuch in einem Massai-Dorf. Im Nachhinein bereue ich es ein wenig, dass wir einfach ein Dorf an der Schnellstraße wählten. Ich würde jedem raten, der ein wirklich authentisches Massai-Erlebnis haben möchte, nicht die an den Hauptrouten der Nationalparks liegenden Dörfer zu besichtigen, sondern stattdessen eines in der Massai-Steppe zu wählen oder sich vor Ort bei den Einheimischen zu informieren.

Der englischsprechende Massai des Dorfes empfing  uns wie ein professioneller Touristenführer. Er verlangte Eintrittsgelder und nach einer etwa zehn minütigen Führung durch das Dorf, wollte er uns das Stöckchen, mit dem er uns zuvor gezeigt hatte, wie die Massai Feuer machten, verkaufen. Wir lehnten dankend ab und schauten uns stattdessen den traditionellen springenden Tanz der jungen Massai-Männer an. Am Ende der Führung wurden wir zu den Tischen der Massai-Frauen geführt, mit ihren selbst geflochtenen Armbändern, Ketten und Tüchern. Während unseres Besuchs im Massai-Dorf, begegneten uns oft sehr missbilligende Blicke von Seiten der Frauen.

Zu Besuch in der Welt der Massais

Ich fragte mich dann jedes mal, wie sie eigentlich wirklich zu den weißen Touristen stehen, die da durch ihr Dorf laufen und ihre privaten Gemächer besichtigen. Natürlich sind diese für die Massais eine profitable Einnahmequelle, doch bin ich mir nicht sicher, ob sie wirklich von allen gut geheißen werden.

Ein Paradies am Indischen Ozean

Zu meiner Reisezeit sorgte der Schrecken nach den Terroranschlägen 2002 und den politischen Unruhen besonders im Grenzgebiet zu Somalia noch immer für wenig Touristen. Am weitläufigen Diani Beach waren meine Mutter und ich häufig die einzigen Gäste und teilten uns den Strand nur mit den aufdringlichen Affen und einer Handvoll Strandverkäufer. Das türkisfarbene Wasser und die goldenen Sonnenuntergänge verzauberten mich dabei jeden Tag aufs neue.

Surfen lernen auf dem indischen Ozean

Ich ritt Kamele am Strand und freundete mich mit deren Besitzern an, lernte Windsurfen, unternahm Wattwanderung und schwamm zwischen bunten Fischen, Quallen und getigerten Seeschlangen. Zum Schutz vor den Seeigeln solltest du auf jeden Fall Wasserschuhe tragen. Außerdem unternahmen meine Mutter und ich eine Schnorchelsafari im Kisite Marine Nationalpark, auf der wir Delfine, Tintenfische, Schildkröten und Fische in allen Formen und Größen sahen. Auf dieser Tour erlitt ich meine erste richtige Seekrankheit, die jedoch leider nicht die letzte sein sollte. Seitdem führe ich immer die Reisetabletten von Vomacur bei mir. Eine ausführliche Reiseapotheke findest du übrigens hier; Reiseapotheke für die Weltreise: Tipps, Kosten und Erfahrungen. Außerdem habe ich dir in meinem Artikel Gesundheit auf Reisen die notwendigen Impfungen und Voruntersuchungen für eine Fernreise aufgelistet.

Fazit

Meine Reise nach Kenia war für mich die erste außerhalb Europas und daher auch etwas ganz besonderes. Reiseführer lesen und Internet-Recherchen steigern zwar die Vorfreude und Reiselust, bereiten jedoch nicht auf die Realität vor Ort vor. Als meine Mutter und ich nach unseren Abenteuern schließlich aus Kenia zurückkehrten, mit vielen neuen Vorsätzen und doch einigen geschnitzten Holztieren im Gepäck, holte mich die Realität in Deutschland recht schnell wieder ein. Doch das Reisefieber hat mich seit jeher nicht mehr losgelassen und besonders Afrika bleibt für mich einer der schönsten Orte überhaupt. Ein Land, mit faszinierender Natur und herzlichen Menschen, die jedem neuen Besucher den wahren Sinn von „Hakuna Matata“ lehren.

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 44 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im achten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

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