Drei Wochen habe ich während meiner achtmonatigen Asienreise als Voluntär auf der Liberty Ranch in Otres Village nahe Sihanoukville gearbeitet, einer Ranch mit fünfzehn Pferden. Die Zeit dort war sehr lehrreich, ich durfte mich als Teil eines ansonsten rein kambodschanischen Teams, um die Pflege und das Training der Pferde kümmern und begleitete Ausritte mit Gästen.
Die Liberty Ranch
Die Liberty Ranch liegt im Süden Kambodschas, im beschaulichen Otres Village und ist mit der freilebenden Pferdeherde, dem von stattlichen Palmen umgebenen Reitplatz und der Lage inmitten von Reisfeldern, ein wahrhaft einzigartiger Ort. Während meines Aufenthalts lebten hier fünfzehn Pferde und eine kambodschanische Familie, die die Grundversorgung der Tiere übernahmen.
Abgesehen von Reitstunden und Ponyreiten, bietet die Ranch Geländeritte durch die umliegenden Reisfelder zum Strand und das Schwimmen mit den Pferden an. An den Tagen wo keine Kunden die Ranch besuchten, wurden die Pferde von der anderen Voluntärin und mir bewegt.

Die Pferde waren allesamt gesund und es wurde sich gut um sie gekümmert, was für mich die Grundvoraussetzung war, um überhaupt auf der Ranch anzufangen, denn leider habe ich an vielen anderen Orten insbesondere in Asien ganz anderes erlebt. Die Nächte verbrachten die Tiere im Stall und tagsüber konnten sie sich frei auf dem großen, umzäunten Gelände der Liberty Ranch bewegen. Die Freiheit, die die Pferde auf der Ranch haben, führte letztendlich auch zur Namensbildung „Liberty Ranch.“

Der Arbeitsalltag
Meine Asienreise finanzierte ich mir selbstverständlich nicht nur über die Reitstunden, die ich in verschiedenen Reitställen, u.a. auf der Liberty Ranch in Kambodscha, erteilte, sondern natürlich größtenteils über zuvor gespartes Geld. Jedoch arbeite ich auf Reisen sehr gerne gegen Kost und Logi, sowie meist auch für ein Taschengeld, um zum einen das Land und dessen Einwohner auf eine Art und Weise kennenzulernen, die einem „normalen“ Touristen nicht möglich wäre und um auch unterwegs eine Aufgabe und eine gewisse Routine zu haben. Außerdem kann ich einfach nicht lange ohne die Pferde leben und die Arbeit mit ihnen bleibt zum Glück überall auf der Welt dieselbe.
Das Leben auf der Liberty Ranch war keine Ponyhofromanze und doch herrschte ein gesundes Gleichgewicht aus langen, kräftezehrenden Arbeitstagen mit körperlicher Arbeit und entspannten Stunden mit den Pferden. Aufgrund dessen, dass gerade Nebensaison war, waren sowieso nicht allzu viele Reitgäste da. Meine Arbeit bestand zu einem Großteil aus dem Bewegen der Pferde, egal ob an der Longe oder unterm Sattel in der Reitarena und im Gelände. Außerdem kümmerte ich mich um die internationalen Reitgäste, bereitete die Pferde vor und begleitet die Touren. Mit dem jungen Wallach Mikey durfte ich seine ersten Schritte hin zum Reitpferd machen, pflegte außerdem das Reitequipment, sorgte für allgemeine Ordnung auf der Ranch und gab an mehreren Abenden die Woche Reitunterricht an Kinder und Jugendliche. Außerdem war ich für die Versorgung der Ranchhunde Toby und Raven zuständig und verteilte mehrmals Werbeflyern an Touristen in den Strandbars.

Im Gegenzug für meine Arbeit erhielt ich eine Unterkunft im Dorf von Otres direkt am Fluss mit eigener Küche und Badezimmer im Freien, für kambodschanische Verhältnisse absoluter Luxus. Außerdem erhielt ich Gehalt für die Reitstunden und oftmals Trinkgeld von den Reitgästen.
Der Job auf der Ranch war meine erste Auslandsarbeit überhaupt und zudem noch in einem recht armen, von der Geschichte gezeichneten Land. Die Kambodschaner leben sehr einfach und in so manchen Momenten lehrte mich der Alltag vor Ort, wie gut wir es doch eigentlich in Deutschland haben. So ging es mir auf meinen bisherigen Reisen ansonsten nur in Kenia. Wenn ich abends die Ranch verließ und auf meinem klapprigen Fahrrad zurück ins Dorf fuhr, wo meine Unterkunft lag, passierte ich die vielen aus Holz und Stroh errichteten Hütten am Rande der Reisfelder, wo die Familien abends im Freien Reis und Gemüse kochten, meist einen oder zwei Wasserbüffel hinterm Haus angebunden hatte, die Schuluniform der Kinder unter den letzten Sonnenstrahlen trockneten und die Hand zum Gruß hoben, wenn sie mich sahen. Sie alle schliefen gemeinsam auf dem Boden in ihren kleinen Hütten. Diese Erlebnisse scheinen unbedeutsam im Vergleich zudem, was ich sonst auf meiner Reise noch so erlebte, doch komischerweise sind genau sie es an die ich mich am beste erinnere. Sie und der Geruch nach verbrennenden Plastik, der mich jeden Abend auf meinem Heimweg von der Ranch zurück zu meiner Unterkunft im Dorf begleitete.
Das Leben in Kambodscha ist hart, nicht nur für viele Einheimische. So erfuhr ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland, dass die Ranch endgültig pleite gegangen war und somit alle Pferden verkauft werden mussten, dies bedeutet in Kambodscha leider oftmals den Schlachter. Was aus der Familie wurde, die auf der Ranch gelebt hatte, habe ich nie erfahren.

Abschied von der Liberty Ranch
Ich verließ die Ranch mit schwerem Herzen, denn zum ersten Mal hatte ich während meiner Asienreise nun Freunde gefunden und einen Ort, wo ich nicht nur geschätzt sondern auch gebraucht wurde. Als dann abends beim gemeinsamen Abschiedsessen mit den Ranchbesitzern plötzlich das Telefon klingelte und wir erfuhren, dass das Fohlen der hochschwangeren Stute Poly gerade gesund zur Welt gekommen war, musste ich am nächsten Morgen natürlich noch einmal auf der Ranch vorbeischauen.
Aufgrund des Regenbogens, der an meinem letzten Abend über der Ranch geschimmert hatte, entschieden wir uns gemeinsam das Fohlen Sky zu nennen.
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