Als Volontär in einem sri-lankischen Tierheim

Tiere sind auch auf Reisen mein absolutes Herzensthema. Kein Wunder also, dass die traurige Situation und das Leiden der Straßentiere auf Sri Lanka mich ziemlich mitgenommen haben. Für mich gab es eigentlich nur eine Option, ich muss helfen. Spenden an wohltätige Zwecke alleine reichte mir nicht aus, daher half ich drei Wochen im Tierheim Tikiri Trust in der Nähe von Kandy.

Straßentiere auf Sri Lanka

Viele Reisende warnten mich vor den gefährlichen und häufig tollwütigen Straßenhunden Sri Lankas, von denen man sich auf jeden Fall fern halten sollte. Für mich ergab sich ein völlig anderes Bild. Über 40 Millionen Straßenhunde leben auf Sri Lankas Straßen und das in einem Land, das nur 22 Millionen Einwohner hat. Damit kommen also zwei Hunde auf einen Singhalesen. Die Tiere sind mangelernährt, haben Krankheiten wie Reude oder Leishmaniose und viele sterben schon im Welpenalter. Katzen haben einen höheren Stellenwert auf Sri Lanka, werden seltener körperlich misshandelt oder brutal hingerichtet wie die Hunde, trotzdem landen auch sie in den lokalen Tierheimen.

Es gibt eine Handvoll Tierheime und Tierschutzvereine, die sich um die verwahrlosten Tiere kümmern, jedoch wird seitens der Regierung nichts getan. Keine finanzielle Unterstützung, keine Anerkennung als Tierschutzeinrichtung und kein Verständnis für die harte Arbeit. Nach einigen kurzzeitigen Kastrationsprogrammen, die aus Geldgründen unter grausamen Bedingungen durchgeführt wurden, schiebt die Regierung die Verantwortung nun von einer Behörde zur nächsten und es passiert absolut nichts.

Einer der gut gepflegten Tierheimhunde

Viele Singhalesen sind noch immer gegen die Kastration ihres eigenen Hundes, da es nicht mit den buddhistischen Prinzipien vereinbar sei. So vermehren sich diese mit den örtlichen Straßenhunden und die Population steigt Jahr um Jahr. Zahlreiche Einheimische schrecken jedoch nicht davor zurück, Welpen und Katzenbabys direkt nach der Geburt zu ersäufen, das eigene Tier auszusetzen oder willentlich einen der Hunde am Straßenrand zu überfahren. Religionen lassen sich ja schließlich unterschiedlich interpretieren.

Auch viele Tierärzte sind unzuverlässig und ausschließlich auf das Geld, und nicht das Wohl der Tiere, fokussiert. So verbrachte ich einen Nachmittag mit einer todkranken Hündin des Tierheims in einer Tierklinik in Kandy, wo sich jedoch kaum einer tatsächlich um das Tier kümmerte. Zwei Tage später wurde die Hündin eingeschläfert.

Tikiri Trust

Während meiner Zeit im Tierheim durfte ich viele engagierte Tierschützer kennen lernen, die jeden Tag großartige Arbeit für die Tiere leisten. Das Tierheim Tikiri Trust (tikiri-ev.de) liegt in Peradeniya und bildet ein Zuhause für über 200 Hunde und Katzen. Geleitet wird es von der deutschen Auswanderin Eva Ruppel (Padma), die seit über 40 Jahren auf Sri Lanka lebt und sich täglich liebevoll um ihre vielen Vierbeiner kümmert. Denn auch wenn das Tierheim bereits überfüllt ist und Padma eigentlich keine neuen Tiere mehr annimmt, werden doch noch immer Kartons mit Welpen oder Katzenbabys vor den Toren des Shelters abgelegt. Vor allem Hündinnen und ältere Hunde haben kaum Vermittungschancen auf Sri Lanka, denn die Singhalesen bevorzugen junge, männliche Welpen. Jedoch vermittelt Padma erfolgreich nach Europa und Nordamerika.

Die Tochter ist der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten

Das Problem liegt nicht bei den unzähligen Straßentieren, sondern bei der absolut unfähigen Regierung, den Einheimischen, die sich strikt gegen Kastrationen und Sterilisationen wehren und lieber ihre schwangere Hündin auf der Straße aussetzen, und den vielen Menschen, die ihre Augen vor dem Problem verschließen, dazu zählen auch die Touristen. Ich habe es oft erlebt und doch ist es mir absolut unverständlich, wie wohlhabende Reisende ein Land besuchen können, ohne einen Beitrag für die Menschen und Tiere vor Ort zu leisten. Wie sie desinteressiert am Strand liegen, während gleichzeitig im Hinterhof ihres Hotels rund um die Mülltonnen die Hunde nach Futter suchen.

Geschichten, die bewegen

Reisen macht einem zum Geschichtenerzähler. Die Abenteuer die man erlebt, die Menschen die man trifft, die Tiere denen man begegnet, die Kulturen von denen man lernt und die Dinge, die man über ein Land erfährt und die in keinem Reiseführer zu finden sind. So könnte ich stundenlang von den vielen Schicksalen der Tiere berichten, den Geschichten die hinter den einzelnen Vierbeinern stecken, doch das würde wohl den Rahmen eines Blogposts sprengen.

Ein Tierheim ersetzt niemals ein richtiges Zuhause

Ich schenkte diesen Tieren etwas meiner täglichen Zeit, meiner Aufmerksamkeit, meiner Liebe und dafür bekam ich soviel mehr zurück. Eine Volontärin mit der ich zusammen arbeitete, sagte einmal, das Padmas Tierheim mehr als nur ein Tierheim sei. Es sei ein Sanctuary, ein Zufluchtsort, für Tier wie auch Mensch.

Was kannst DU tun?

Wir alle kennen es. Das Elend der europäischen Straßentiere in Rumänien, Spanien, Portugal oder auf den griechischen Inseln. Wieso sollten wir also Tieren helfen, die noch viel weiter entfernt sind? Ganz einfach, weil wir als Reisende eine Verantwortung gegenüber dem Land tragen, das wir besuchen. Nicht jeder kann ein Tier bei sich aufnehmen und ganz ehrlich, das sollte auch nicht jeder. Doch schon mit 5 Euro im Monat kannst du das Tikiri Trust Tierheim maßgeblich unterstützen, denn es fallen enorm hohe monatliche Kosten für Tierfutter, Löhne, Tierarztrechnungen, Rettungsaktionen und die Unterhaltung des Tierheimgeländes an.

Als braune Hündin hat Ahymsa es besonders schwer, auf Sri Lanka ein Zuhause zu finden

Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du auch als Volontär im Tierheim aushelfen, so wie ich es getan habe. Zu deinen Aufgaben zählt vor allem die Versorgung der Tiere, das Gewöhnen an Leinen und Grundkommandos der Hunde, die bald ins Ausland zu ihren neuen Besitzern reisen, die Betreuung der Webseite und was Padma am meisten am Herzen liegt, Zeit mit den Tieren verbringen. Zeit, die ihr nunmal fehlt und die die Tiere so dringend brauchen.

Fazit

Straßentiere findet man in vielen asiatischen Ländern und egal wie häufig ich ihnen begegne, ich werde mich nie an verwahrloste, dünne und schreckhafte Tiere am Straßenrand gewöhnen. So werde ich auch weiterhin nicht wegsehen, Futter kaufen, die lokalen Tierschutzorganisationen unterstützen und meinen Beitrag leisten, damit es den Tieren besser geht.

Das Leben im Tierheim war nicht immer so rosig, wie die vielen Welpenfotos meines Instagramkanals mutmaßen lassen. Ich hielt eine Hündin im Arm, als ihr die letzte Spritze gegeben wurde, kümmerte mich um drei ausgesetzte Welpen, die wenige Tage später verstarben und begegnete dem Tod viel häufiger als gedacht. Trotzdem, was gibt es schöneres, als die ersten Fotos nach der erfolgreichen Reise eines Schützlings in sein neues Zuhause, die strahlenden Augen eines Hundes oder der stolze Gang einer Katze, die endlich in Sicherheit ist?

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 44 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im achten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

Ein Kommentar zu „Als Volontär in einem sri-lankischen Tierheim

  1. Hallo Nadine, mit deinem Beitrag sprichst du mir aus der Seele, ob in Kenia, Marokko, Paraguay oder Malaysia – ich bin auch noch an keinem Straßenhund (oder Katze) vorbeigekommen. Vielen Dank für deine Eindrücke. Ich habe ähnliche Erfahrungen auf Penang in Malaysia gemacht und dort in einem Tierheim, das von einem Chinesen liebevoll geführt wurde die traurigsten Hunde kennengelernt und schlimme Geschichten gehört. In Kenia, Südafrika und Tansania habe ich endlos überfahrene Hunde gesehen, was unerträglich war. Aber was du schreibst „willentlich einen der Hunde am Straßenrand zu überfahren“ hat mir gerade Gänsehaut beschert. Das ist ja abscheulich und war für dich wahrscheinlich auch unendlich schwer damit umzugehen!! Um so schöner dass du dein Volunteering durchgezogen hast!! LG Antje

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