DIe Südküste der Algarve: Abseits vom Massentourismus

Rund um die beliebten Ferienorte Lagos, Portimão und Albufeira ist in den Sommermonaten die Hölle los. Viele Hotels sind ausgebucht, Strände sind teilweise nur für Gäste reserviert, Tische in den Restaurants müssen häufig im Vorhinein reserviert werden, Parkplätze besonders für Wohnmobile sind sehr rar gesät und für Reisende mit Hunden ist es teilweise sehr schwierig, einen ruhigen Strand zu finden, an dem die Vierbeiner auch in der Hochsaison erlaubt sind. Vor diesen Problemen stand auch ich während meines einmonatigen Roadtrips quer durch die Algarve, zusammen mit Hund und meinem Oldtimer VW-Bus im August, weshalb ich dir in diesem Blogartikel meine liebsten Ecken abseits des Trubels in der südlichen Algarve verrate.

Vila Real de Santo António

Auf der portugiesischen Seite des Río Guadiana liegt die beschauliche Stadt Vila Real de Santo António und bietet einige schöne Ortschaften, wie Alcoutim, Loulé oder Castro Marim, sowie das älteste Naturschutzgebiet Portugals, das Reserva Natural do Sapal de Castro Marim e Vila Real de Santo António. An der langen Küstenlinie mit den goldenen Sandstränden ist der Atlantik ruhiger als an der rauen Westküste, dem Surferparadies der Algarve. Mein Hund Gismo war trotz der zur Hochsaison sehr vollen Strände, überall der Zugang gestattet. Einer der schönsten Strandabschnitte ist übrigens der Flussstrand des Praia Fluvial in Alcoutim.

Castro Marim

Castro Marim zählt zur Gemeinde von Vila Real de Santo António und ist vor allem durch seine riesigen Festungsanlagen bekannt. Außerdem hast du von hier einen spektakulären Blick auf das auf der gegenüberliegenden Seite des Río Guadiana liegende Spanien.

Blick vom Pier Castro Marims nach Spanien

Auch wenn ein Großteil der Anlagen durch ein schweres Erdbeben im Jahre 1755 zerstört wurden, sind die Ruinen doch noch in einem guten Zustand und einen Besuch wert.

Vila Nove de Cacela und Cacela Velha

Vila Nova de Cacela ist ein netter kleiner Ort mit einigen Restaurants und Ferienunterkünften, viel gibt es jedoch nicht zu sehen. Ein wahres Highlight aber ist Cacela Velha, ein Dorf, dass an einem Steilhang errichtet wurde, mit sensationellen Blick auf den Rio Formosa und einem vorgelagerten Sandstrand, den man über eine steile Treppe erreichen kann. In ganz Cacela Velha gibt es ein Bauverbot, weshalb der Ort mit seiner weißen Kirche und den blau-weißen Fischerhäusern ein Abbild der Architektur der Algarveküste darstellt. Außerdem gibt es hier ebenfalls eine kleine Festung. Cacela Velha liegt eingebettet in Gärten und Olivenhaine, die sich bis in die Ferne zu erstrecken scheinen.

Das Dorf von Cacela Velha im typisch mediterranen Küstenstil

Zur Hochsaison ist er jedoch total überlaufen und es ist schier unmöglich in einem der Cafés und Restaurants überhaupt einen Sitzplatz zu ergattern.

Tavira

Tavira zählt zu einer der schönsten Städte der Algarve, wenn nicht sogar zu der Schönsten. Die Küstenstadt liegt am Fluss Gilão und besteht aus einem Stadtzentrum mit einer auf einem Hügel thronenden Bergruine, einer alten im römischen Stil erbauten Brücke und einigen sehenswerten Kirchen und kleineren Palästen. Nur drei Kilometer vor der Stadt liegen die unberührten Strände der Ilha de Tavira.

Mit meinem VW-Bus parkte ich zusammen mit einigen anderen Campern für eine Nacht auf einem leeren Parkplatz in der Nähe der Quatro Águas, einer weitläufigen Meeresfrüchtefarm am Rande der Stadt. Zu den Quatro Águas sind es von Tavira aus etwa zwei Kilometer zu Fuß, vorbei an rosa gefärbten Salzpfannen, aus denen hochwertiges Salz gewonnen wird.

Blick von der über 400 Jahre alten Ponte Romano

Außerdem lief ich zahllose Kilometer über die endlosen Kopfsteinpflastergassen der Stadt, besuchte den Fischereihafen und aß in einem Restaurant direkt am Ufer des Fluss Gilão zu Abend, der während meines Aufenthalts in der Stadt jedoch ziemlich ausgetrocknet war.

Ilha de Faro

Faro selbst ist als Hauptstadt der Algarve ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für Reisende und ich unternahm hier nur einen Boxenstopp in einer KFZ-Werkstatt, um einen gerissenen Schlauch meines Busses flicken zu lassen, und verbrachte eine Nacht auf einem Campingplatz, um Wäsche zu waschen und zu duschen.

Wirklich begeistert hat mich jedoch nur die Ilha de Faro, eine 10 Kilometer von der Hauptstadt entfernte Insel, die entgegen aller Erwartungen noch ein ziemlicher Geheimtipp ist. Eine schmale, einspurige Brücke führt auf die Insel und da die Parkplatzsituation auf der Insel sehr schwierig ist, parkst du dein Fahrzeug entweder auf dem großen Parkplatz auf der anderen Seite der Brücke oder du hast Glück und findest auf der Insel etwas. Auf über fünf Kilometern erstreckt sich der Sandstrand auf der gesamten Seeseite der Ilha de Faro und bei Ebbe kannst du hier tolle Strandwanderungen unternehmen. Die nordöstliche Seite der Insel gehört zum Ria Formosa Nationalpark. Bei Ebbe stapfen hier die Fischer auf der Suche nach Meeresfrüchten durch das Watt.

Abendspaziergang am großen Strand der Ilha de Faro

Auf der Insel herrscht eine unglaublich entspannte Stimmung, da sie vor allem auf portugiesische Urlauber eingestellt ist. Daher wundert es auch nicht, dass Hunde am Hauptstrand gern gesehene Gäste sind, abgesehen von den überwachen Liege- und Sonnenschirm-Bereichen.

Sagres

Der südlichste Punkt des europäischen Festlands am Cabo de São Vicente und der unzähmbare Atlantik, der vor er kleinen Gemeinde Sagres gegen die vom Meer geformten Klippen donnert, lässt in jedem Besucher das Gefühl aufsteigen, am sprichwörtlichen Ende der Welt zu sein.

Mehr über meine Reise von Sagres Nordwerts zur abgelegenen Westküste der Algarve findest du hier; Die wilde Westküste der Algarve. Wie du den Tier- und Artenschutz in Sagres und insbesondere den Erhalt der Delfine in der Küstenregion unterstützen kannst, kannst du in meinem Artikel Die Delfine von Sagres nachlesen.

Massentourismus in der Algarve

Der Tourismus boomt, besonders im südlichen Portugal und auch wenn er jährlich sehr viel Geld ins Land bringt, passiert dies natürlich zumeist auf Kosten der Natur und der dort lebenden Tiere. Kreuzfahrtschiffe, der zunehmende Flug- und Autoverkehr, sowie der Rückgang von Naturlandschaften auf Kosten von Neubausiedlungen, belasten das empfindliche Ökosystem und zugleich die in dem Gebiet lebenden Einheimischen. Camper sind mittlerweile an vielen Orten keine gern gesehen Gäste mehr, da ein gewisser Teil von ihnen leider die örtlichen Campingplätze vollkommen meidet und stattdessen gerne Wildcampt, seinen Müll und die eigenen Hinterlassenschaften zurücklässt. Dies war leider ein Bild an vielen Strandparkplätzen. Ich campe auch gerne in der freien Natur, achte aber stets darauf meinen Müll komplett mitzunehmen und nichts als ein paar Reifenspuren zurückzulassen und die lokale Wirtschaft außerdem durch regelmäßige Campingplatz- und Restaurantbesuche, sowie Supermarkteinkäufe zu unterstützen.

Besonders in den Touri-Hochburgen sind die strandnahen Gebiete meist dicht bebaut mit Hotelanlagen, Apartmentkomplexen, Restaurants und den typischen Touristenläden, die überteuerte Sonnencremes, aufblasare Schwimmtiere und Postkarten anbieten. Wer auf Reisen durch die südliche Algarve das „wahre“ Portugal sucht, muss die kleinen Dörfer und Gemeinden, versteckten Inseln vor der Küste und die Naturschutzgebiete im Hinterland anfahren. Denn am Ende des Tages ist der Tourismus doch immer beides, Fluch und Segen für ein Land.

Weitere Artikel über meinen Roadtrip durch Portugal:

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Verfasst von

Hi, ich bin Nadine, 25 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer achtmonatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Vor vier Jahren kaufte ich mir meinen 44 Jahre alten VW-Bus "Henry" mit dem ich seither quer durch Europa bis nach Marokko und Russland reiste. Begleitet werde ich dabei von meinem Hund Gismo. Ich studiere Pferdewirtschaft im achten Semester und nutze natürlich weiterhin jede Gelegenheit zum Reisen.

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