Nachdem mir bei der Passkontrolle am Pudong International Airport Shanghais beinahe die Einreise nach China verweigert wurde, da der Grenzbeamte der Ansicht war, die Person auf dem Passfoto meines Reisepasses sehe mir so gar nicht ähnlich, betrat ich schließlich doch zum ersten Mal chinesischen Boden. Der folgende Monat im bevölkerungsreichsten Staat der Erde, sollte zu einem der lehrreichsten, abenteuerlichsten und zugleich anstrengendsten auf meiner achtmonatigen Asienreise werden.
Ankunft in der Weltmetropole
Shanghai ist Chinas zweitgrößte Stadt, was mir zum allerersten Mal so richtig bewusst wurde, als ich mit der Metro fuhr und sich immer mehr und mehr Menschen in die U-Bahn quetschten. Auch die Distanzen zwischen den einzelnen Stationen zeigen, wie riesig Shanghai eigentlich ist. Beispielsweise brauchte ich vom Randgebiet bis ins Zentrum Shanghais, um die zwei Stunden mit der Metro.
Früher war Shanghai ein Fischerdorf mit dem Namen Shen bzw. Hudu. Das Schriftzeichen 沪 (hú) ist noch immer die Abkürzung des Städtenamen Shanghais und befindet sich auf den lokalen Nummernschildern der Autos.

So wie die philippinische Hauptstadt Manila als „Perle des Orients“ bekannt ist, wird Shanghai das „Tor zur Welt“ genannt. Denn Shanghai ist eine absolute Weltmetropole, die dem restlichen China in seiner Entwicklung um einiges voraus ist. Das Metrosystem verbindet das Innere der Stadt mit den Randbezirken, während das riesige Schienennetz China mit seinen Nachbarländern vernetzt und es den Menschen ermöglicht, innerhalb des Landes schnell zu reisen. Shanghai ist der Verkehrsknotenpunkt der Eisenbahn und verfügt nicht nur über zwei Flughäfen, den internationalen Pudong Airport und den nationalen Hongqiao Airport, sondern auch über den größten Containerhafen der Welt.
Ohne Reiseführer unterwegs
Nachdem ich bereits auf Sri Lanka ohne Reiseführer und ausschließlich mithilfe der Tipps anderer Reiseblogger, Urlauber und vor allem Einheimischer meine Reise gestaltet hatte, versuchte ich es in China auf die gleiche Weise. Es scheiterte jedoch zunehmend an den mangelnden Englisch-Kentnissen der Chinesen, der chinesischen Schriftzeichen, derer ich leider nicht mächtig war, und der Verständnislosigkeit vieler Einheimischer für meine Art des Reisens. Trotzdem verbrachte ich bloß eine Nacht in einem Hostel und die übrigen bei Couchsurfer-Gastgebern, bin getrampt, haben das „richtige“ chinesische Essen probiert und versucht, mich an die chinesischen Tischmanieren zu gewöhnen (erfolglos, denn Essen mit offenem Mund, Schmatzen und Rülpsen in Restaurants, ist für uns penible Europäer einfach anstößig).
Einen ausführlichen Artikel über die guten wie schlechten Erlebnisse der Reise findest du hier; Backpacking in China: In einem Monat von Nord nach Süd.
China ist nicht leicht zu bereisen, egal ob es der Versuch ist, ein Zugticket zu buchen, Wasser zu kaufen oder einen Geldautomat zu finden. Zudem kann man sich nur dann in öffentliches WLAN einloggen, wenn man über eine chinesische Sim-Karte verfügt, die ohne chinesische Sprachkenntnisse so gut wie unmöglich zu bedienen ist.

Couchsurfing, eine Internetplattform auf der Menschen aus aller Welt Reisenden kostenlos einen Schlafplatz und häufig auch eine Mahlzeit zur Verfügung stellen, öffnet Türen, die ansonsten verschlossen geblieben wären. In Shanghai begleitete ich meinen ungarischen Couchsurfer, der sich hier seine Reisekasse mit Englischunterricht auffüllte, zu seinen Schulen, sprach mit den Schülern und lernte auf diese Weise viel über die Mentalität der Chinesen, besonders die der jüngeren Generationen.
Mehr über meine Couchsurfing-Erfahrungen in China kannst du hier nachlesen; Couchsurfen und Trampen durch China.
Um in Shanghai nicht verloren zu gehen und die Nerven zu behalten, rate ich dir, zu einer Karten-App für dein Handy, die sich auch offline verwenden lässt. Ich verwende beispielsweise gerne die App Maps Me oder lade mir bei Google Maps die Offline-Karten herunter. Am einfachsten wäre das Reisen in chinesischen Städten wie Shanghai natürlich mit einem einheimischen Reisebegleiter, der die Sprachbarrieren zu den Einheimischen für dich überwinden und dich außerdem herum führen kann.
Besondere Erlebnisse
Da ein wenig typisches Touristenprogramm beim Besuch einer Großstadt doch irgendwie dazu gehört, kann ich dir einen Besuch des Oriental Pearl Towers, einem 468 Meter hohen über der Stadt ruhenden Fernsehturm, sehr empfehlen. Er ist der fünftgrößte Fernsehturm weltweit und verfügt sogar über eine eigene Achterbahn, die allerdings nicht in den 30 Euro Eintrittskosten beinhaltet sind.

Ansonsten sind die berühmt berüchtigten Fake Markets Shanghais einen Besuch wert, besonders der am Shanghai Science and Tech Museum, jedoch ist zu beachten, dass die Händler ihre Produkte für das zehn bis zwanzig Fache des eigentlichen Wertes versuchen zu verkaufen. Der früher beliebte Fake-Market an der Nanjing-Road wurde bereits vor einigen Jahren geschlossen und nun stehen vor dem Gebäude nur noch Händler und Vermittler, die auf Touristen warten.

Zudem bietet Shanghai einige wunderschöne Parks wie den Yu Yuan-Garten, den Gongqing Forest Park, den Lu Xun Park, den People’s Park, den Fuxing Park, den Zhongshan Park, den Changfeng Park und noch weitere, in denen du etwas Ruhe und Abstand vom überfüllten, hektischen und versmogten Rest der Stadt bekommen kannst.
Fazit
Als deutscher Großstädter bildet man sich ja gerne etwas auf seinen Status als Einwohner einer Millionenmetropole ein. Wer allerdings die Größenverhältnisse Shanghais und generell Chinas einmal begriffen hat, dem kommen Berlin, Hamburg, München und Köln plötzlich wie kleine Dörfer vor. China ist das Land der Extreme, was wohl an keinem Ort so gut erkennbar wird, wie in Shanghai. Und doch hat die Stadt einen ganz besonderen Charm, mit ihren verkaufsfreudigen, bunten Märkten, den Wolkenkratzern, bei deren Anblick einem schnell schwindelig werden kann, und den Menschen, die von alldem Wahnsinn um sich herum, gar nichts mehr mitbekommen zu scheinen.
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