Meinen 20. Geburtstag feierte ich 2018 in der Agafay-Wüste. Meine Mutter, mein Hund Gismo und ich verbrachten eine eiskalte Nacht unter sternenklarem Himmel, ritten auf Dromedaren dem Sonnenaufgang entgegen und erlebten den wahren, nordafrikanischen Wüstencharm. Zugegebenermaßen war unsere Tour in die Agafay-Wüste ein sehr spontaner, recht abenteuerlicher Trip und verlief auch nicht ganz so wie geplant, was vorallem an dem zweifelhaften Veranstalter lag mit dem wir die Tour unternahmen. In diesem Artikel erzähle ich dir von unserem Wüstenaufenthalt und gebe dir Tipps für deine eigene Reise.
Unterwegs um Marrakesch
Wer dem Großstadttrubel Marrakeschs entfliehen will, jedoch nicht die lange und anstrengende Reise bis in die Sahara-Wüste auf sich nehmen möchte, für den ist die nahegelegene Agafay-Wüste ein perfektes Reiseziel, denn sie kann sogar schon auf einem Tagestrip entdeckt werden. Sie liegt etwa 40 Kilometer von Marrakesch entfernt und ist über die Route d’Amizmiz zu erreichen.
Viele Touranbieter bieten kombinierte Ausflüge in die Agafay-Wüste und das Atlas-Gebirge. Da beide Regionen jedoch sehr groß und vor allem wunderschön sind, solltest du dir jeweils einige Tage Zeit nehmen sie richtig zu erkunden. Falls du auf eigene Faust unterwegs bist, leihst du dir am besten einen Mietwagen in Marrakesch oder verhandelst geschickt mit einem Taxifahrer, denn öffentliche Verkehrsmittel sind besonders in der Wüste, der Haouz-Ebene, wie auch dem Gebirge, eher rar und mit Hund wird dir der Zutritt oftmals verweigert.

Die Geröllwüste Agafay
Die Agafay-Wüste ist ebenso wie die Sahara, eine Stein- bzw. Felswüste, besteht also größtenteils aus Kies und Geröll. Die meisten Reisenden assoziieren nordafrikanische Wüsten eher mit endlosen Sanddünen, trotz des Gerölls hat die Agafay-Wüste jedoch ihren ganz besonderen Charm. Die Vegetation ändert sich je nach Jahreszeit, während im Frühling Weizenfelder erblühen und Wildblumen auf Hügeln und in Tälern sprießen, kommt im Herbst und Winter die „richtige Wüste“ zum Vorschein, wenn die Pflanzen verblühen und der Boden trocken und staubig wird. Übrigens besteht auch die Sahara-Wüste nur zu 20 Prozent aus Sand.
In der Agafay-Wüste gibt es einige abgelegene Wüstencamps, in denen Touristen einigermaßen bequem aber authentisch nächtigen können. Dromedare in ihrer wilden Form sind heutzutage in Marokko zwar ausgestorben, jedoch bewegen sie sich tagsüber frei in der Wüste und werden gegen Abend in die Stallungen zurückgetrieben.
Den richtigen Touranbieter finden
Den Morgen meines 20. Geburtstags verbrachten wir am Lalla Takerkoust Stausee, über diesen Ort in der Haouz-Ebene habe ich bereits einen ausführlichen Artikel geschrieben; Die Haouz-Ebene: Weshalb langsames Reisen sich lohnt. Am Nachmittag fuhren meine Mutter und ich dann weiter über zu Beginn gut geteerte Straßen, die jedoch schnell in abenteuerliche Schotterpisten und Geröllwege übergingen, zu unserem Wüstencamp. Das Fehlen jeglicher Straßenschilder verzögerte die Fahrt immens, jedoch orientierte ich mich wie eigentlich überall auf der Welt problemlos mit Google Maps und ein wenig gesundem Menschenverstand. Ob ich die Strecke mit meinem alten VW-Bus aus dem Jahre 1979, mit dem ich aktuell unterwegs bin, so sorglos fahren würde ist zweifelhaft, mein damaliger PKW meisterte die Strecke jedoch problemlos.

Außer uns waren die einzigen Gäste im Camp zwei Schweizerinnen, die sich ebenfalls über den unorganisierten Aufenthalt und den Touranbieter wunderten. Zugegebenermaßen war unsere Buchung sehr spontan gewesen, ich war durch seine guten Tripadvisor-Bewertungen auf den Reiseorganisator aufmerksam geworden und froh, in der Nebensaison überhaupt jemanden in der Agafay-Wüste anzutreffen. Denn außer den beiden Schweizerinnen trafen wir nur Einheimische und keine anderen Touristen in der Wüste, was in den Frühlingsmonaten jedoch normal ist.
Unser Camp war gut ausgestattet, es gab Schlafzelte, separate Toiletten und ein großes Restaurantzelt, in dem Abends köstliche Tajine aufgetischt wurde, und generell fehlte es uns an nichts. Außer noch mehr Decken, denn die Nacht war wirklich klirrend kalt. Jedoch war die allgemeine Organisation und besonders die Gästebetreuung, total untypisch für Marokko, wirklich miserabel und die Mitarbeiter ziemlich unfreundlich. Aus dem zuvor gebuchten zweistündigen Dromedarritt zum Sonnenuntergang wurden letztlich zwei einzelne Ritte, da der Dromedarbesitzer sich mit der Zeit vertan hatte.
Ich empfehle dir für eine Tour in die Agafay-Wüste, wie auch ins Atlas-Gebirge, unseren Guide Hassan Fadil, der meine Mutter, Gismo und mich zwei Tage rund um Nordafrikas höchsten Berg, den Jbel Toubkal, führte. Kontakt kannst über seine Webseite mit ihm aufnehmen: www.amazing-toubkal-trek.com.
Fazit
Die Agafay-Wüste ist eines der schönsten Reiseziele in der Region rund um Marrakesch und mit der richtigen Reiseorganisation wirst du hier eine tolle Zeit erleben. Es handelt sich jedoch um eine raue, bei Nacht häufig sehr kalte Gegend mit simplen Wüstencamps und minimaler Infrastruktur. Bei eigener Anfahrt musst du dich erstmal ein wenig zurechtfinden. Damit solltest du jedoch in Marokko stets rechnen, denn auch wenn die mautpflichtigen Autobahnen und Landstraßen sehr gut ausgebaut und meist frisch geteert sind, wird es abseits dieser Straßen doch häufig sehr abenteuerlich. Doch wer nach Afrika reist, sollte stets auf Abenteuer vorbereitet sein.
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