Dichte Kiefernwäldern zwischen ausgeprägten Hügeln, entlang derer sich kleine Flussarme schlängeln, der Schatten eines riesigen Elches im Dickicht und matschige Straßen, auf denen das Auto nur so schlingerte, empfingen uns bei unserer Ankunft im Dzūkija-Nationalpark. Zum ersten Mal auf litauischen Boden, einem Land, das wie ich nach einem ausgiebigen Roadtrip quer durch das südlichste der drei Baltikumstaaten zweifellos feststellte, völlig zu Unrecht zu einem der unterschätztesten in Europa gehört.
Reiseinformationen
Der Dzūkija-Nationalpark erstreckt sich auf einer Fläche von 58.519 ha und bildet somit den größten Nationalpark Litauens. Er liegt im Südosten des Landes und grenzt an das Nachbarland Belarus. Die Parkverwaltung und die zwei Besucherzentren befinden sich im Dorf Marcinkonys. Von hier verkehren auch die nationalen Bus- und Zuglinien. In den Besucherzentren kannst du nützliche Wanderkarten, Reiseinformationen und auch Tipps für Übernachtungsmöglichkeiten erhalten, falls du nicht im Vorhinein bereits gebucht hast. Meine Freundin Doris und ich, mit der ich gemeinsam mit meinem Hund Gismo Ende Februar durch Litauen reiste, mieteten uns für eine Nacht ein uriges Haus direkt am See. Den Link dazu findest du hier.
Die meisten Unterkünfte befinden sich natürlich in Marcinkonys. Aufgrund der geringen Anzahl lokaler Restaurants empfiehlt sich die Buchung eines Ferienapartments mit Küche, damit du flexibel bist und dir dein eigenes Essen zubereiten kannst. Denn besonders im Winter ist der Dzūkija-Nationalpark oftmals wie ausgestorben und du musst dich während deines Aufenthalt selbst versorgen.

Du erreichst den Dzūkija-Nationalpark am einfachsten mit dem eigenen Auto oder einem Mietwagen. Auf eine regelmäßige Busverbindung zwischen den litauischen Städten und dem Nationalpark würde ich mich nicht verlassen, besonders nicht im Winter. Außerdem musst du dann ja auch noch von Marcinkonys zu deiner Unterkunft im Parkinneren gelangen.

Je nach Jahreszeit und Witterung können die nicht asphaltierten Straßen im Nationalpark sich in hubbelige Matschpfade verwandeln und bei hohem Schneefall ist kaum noch Durchkommen. Im Park leben auch große Tiere wie Elche, Rehe, Hirsche und Wildscheine. Achte daher besonders bei Autofahrten in der Dämmerung auf deine Geschwindigkeit und fahre besonders achtsam.
Reise mit Hund
Wie in jedem anderen europäischen Land gilt auch bei Reisen mit Hund in Litauen, dass du den blauen Heimtierausweis mit den eingetragenen Impfungen, allen voran der gültigen Tollwutimpfung mit dir führen musst. Außerdem muss dein Tier mit einem Mikrochip oder einer Tattowierung zum Zwecke der Identifizierung versehen sein. Es dürfen maximal fünf Hunde pro Person eingeführt werden und da Welpen erst ab einem Alter von 12 Wochen gegen Tollwut geimpft werden dürfen, müssen anschließend noch die notwendigen 21 Tage bis zur garantierten Wirksamkeit abgewartet werden. Litauen ist allgemein ein sehr hundefreundliches Land. Die Tiere dürfen mit in den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, befinden sie sich allerdings nicht in einer Transportbox, gilt Leinen- und Maulkorbpflicht. Auch in vielen Hotels und Restaurants ist die Mitnahme von Tieren kein Problem, es empfiehlt sich immer vorher nachzufragen. Eine Liste mit hundefreundlichen Restaurants (allerdings auf litauisch), findest du hier; https://draugiskigyvunams.lt.

Es gibt wohl kaum einen hundefreundlicheren Ort in Europa als die litauischen Nationalparks. Einsame Waldwege, absolute Stille, keine Menschenseele weit und breit, eisige Temperaturen im Winter mit hohem Schneefall und erfrischende Seen im Sommer, sowie eine Vielzahl interessanter Gerüche, die es zu erkunden gibt. Mein Hund war im Dzūkija-Nationalpark im absoluten Paradies. Achte jedoch aufgrund der vielen Wildtiere darauf, dass du deinen Vierbeiner nicht unbeaufsichtigt umher stromern lässt. Außerdem solltest du genügend Hundefutter mit dir bringen, denn bis zum nächsten Supermarkt in Marcinkonys ist es je nachdem wie tief im Nationalpark du bist, ein gutes Stück. Der nächste Tierarzt liegt in der 25 Kilometer vom Dzūkija-Nationalpark gelegenen Stadt Druskininkai. Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, sind die litauischen Ortsnamen wahre Zungenbrecher. Übrigens, weitere Informationen über das gemeinsame Reisen mit Vierbeiner findest du in diesem Artikel; Reisen mit Hund: Planung und Packliste.
Wandern im Dzūkija Nationalpark
Der 1991 gegründete Dzūkija-Nationalpark besteht aus verschiedenen Naturschutzgebieten. Hier liegt beispielsweise das größte Sumpfgebiet Westeuropas und wohl spektakulärste Naturphänomen Litauens; Das Totalreservat Čepkelių raistas. Diese zusammenhängende Moorlandschaft auf einer Fläche von 11.227 ha wurde bereits 1974 ins Leben gerufen, also lange bevor der Nationalpark tatsächlich gegründet wurde. Über 130 km² des Nationalparks gehören außerdem zu den zertifizierten Wilderness-Gebieten und stehen somit unter speziellem Schutz. Dies kommt besonders der reichen Flora und Fauna zur Gute. Damit die sensible Ökosysteme ungestört bleiben, solltest du dich nur auf den öffentlichen Wanderwegen bewegen, um die seltene Moose, diversen Pilze und die Tiere, die sich im dichtem Unterholz verstecken, nicht zu stören.

Es führt ein üppiges Netz an Wegen und Pfaden quer durch den Dzūkija-Nationalpark, anders als aber z.B. in Österreich oder Slowenien, gibt es hier allerdings wenige Wegweiser oder verfügbares Kartenmaterial. Auch triffst du kaum andere Wanderer und bist so ziemlich auf dich allein gestellt. Ein Abenteuer, auf das du dich vorbereiten solltest.
Fazit
Der Dzūkija-Nationalpark war nach der langen Anreise von Deutschland nach Litauen unser erster Stopp auf dem mehrtägigem Roadtrip und hat uns vollkommen verzaubert. Die dichten Kiefernwälder, zwischen deren Zweigen wir eindeutig einen großen Elch gesehen und auch dessen Hinterlassenschaften ausfindig gemacht haben, die traditionellen Bauernhöfe zwischen weitläufigen Hügellandschaften und eine endlose Moorlandschaft. Der größte Nationalpark Litauens ist ein kleiner Juwel im ansonsten so weit erschlossenen Europa, der es dank des Schutzes durch die European Wilderness Society geschafft hat, sich seine Ursprünglichkeit zu bewahren.
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