Silvestertrip nach Mailand

Silvester mal anders – dass dachten sich meine Mutter und ich im Dezember 2023 und feierten den Jahreswechsel diesmal in der zweitgrößten Stadt Italiens. Mailand gilt als die Modehauptstadt Europas, italienische Metropole und lebhafte Universitätsstadt und eignet sich einfach perfekt für einen Städtetrip. Am besten über ein verlängertes Wochenende, denn für die vielen spannenden Museen, prunkvollen Barock-, Gotik- und Renaissancebauten, lebhaften Einkaufsstraßen und den Besuch in einem der bekanntesten Opernhäuser der Welt, brauchst du vor allem eines, Zeit. Obwohl die Kanäle im Mailänder Viertel Navigli ein wenig an Venedig erinnern, der Dom sich gut in die Reihe architektonischer Meistwerke in anderen italienischen Städten wie Florenz, Rom oder Pisa einreiht und ein Aperol vor dem Abendessen auch in Mailand zum guten Ton gehört, ist die Hauptstadt der Region Lombardei doch so ganz anders als der Reste des Landes. Inwiefern? Das verrate ich dir in diesem Artikel.

Reiseinformationen für deinen City-Trip nach Mailand

Mailand liegt in Norditalien in der Region Lombardei und ist mit 1,4 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Bella Italia. Trotz der höchsten Wolkenkratzer Italiens und dem Standort als wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der Nord- und Süditalien miteinander verbindet, sowie über A8/A9 in die Schweiz führt, hat sich Mailand eine gewisse Ursprünglichkeit bewahrt – Der Olona- und der Lambrofluss führen quer durch die Stadt und mittelalterlichen Kanäle verbinden Mailand mit den Seen in Norditalien. Auch wenn die italienische Großstadt selbst in einer relativ flachen Ebene liegt, ändert sich das wenige Kilometer weiter nördlich. Dort ragen die mächtigen Ausläufer der Alpen in den Himmel, die auch von Mailand aus gut zu sehen sind. Tatsächlich tauften die Römer die Stadt einst Mediolanum, was auf Lateinisch „in der Mitte der Ebene“ bedeutet.

Blick auf die Dächer Mailands von den Domterassen

Nicht die Römer, sondern ein keltischer Stamm namens Insubrer gründete um 600 v. Chr. das heutige Mailand. Die Stadt, die heute vor allem für ihre beiden erfolgreichen Fußballclubs, die alljährliche Mailänder Fashion Week und als beliebtes Städtereiseziel bekannt ist, diente lange Zeit als Hauptstadt der westlichen Provinzen des Römischen Reiches und wichtiges Handelszentrum. Im Jahr 1796 marschierte Napoleon in Mailand ein und ernannte sie zur Hauptstadt der Cisalpinischen Republik und ab 1802 auch der Republik Italien. Allerdings wechselten die Italiener ihre Hauptstadt zu der Zeit sehr oft – Nach Mailand wurden Turin, dann Florenz und letztentlich ab 1871 Rom zur italienischen Hauptstadt ernannt.

Anreise nach Mailand

Viele Wege führen nach Rom und gefühlt noch mehr nach Mailand. Von München sind es etwa 5 1/2 Stunden nach Mailand – Im Sommer, wenn die Autobahnen voll sind, können es jedoch auch ein paar Stündchen mehr sein, weshalb viele Reisende die bequemere Anreise per Flugzeug über die internationalen Flughäfen Linate, Malpensa oder Mailand-Bergamo wählen – letzterer wird nur von Billigflugairlines wie RyanAir angeflogen. Italien verfügt über ein sehr gut ausgebautes Schienennetz und erfreulicherweise sind die Züge (im Gegensatz zur Deutschen Bahn) meist pünktlich, in einem super Zustand und gar nicht mal so teuer.

Übernachten & Essen

Besonders in der Ferienzeit und rund um die Feiertage wird es voll in Mailand – Reservierungen sind dann notwendig! Meine Mutter und ich übernachteten im Mailänder Vorort Cinisello Balsamo in einem Air BnB und fuhren täglich mit der Metro ins Stadtzentrum. Durch die etwas abgelegene Lage war das Apartment relativ günstig, Parken kostete gar nichts und wir erlebten das echte Mailand in einem Viertel, in das sich sonst kaum ein Tourist verirrt.

Nach einer langen Autofahrt nach Mailand brachte der gute italienische Kaffee meine Mutter wieder zum Strahlen

Zu einer Reise nach Italien gehört natürlich immer auch die hervorragende Küche. Was du in Mailand unbedingt probieren solltest;

🍚 Risotto alla Milanese – Während die Risottos in Süditalien meist mit Meeresfrüchten, Olivenöl-basierten Saucen und mediterranen Aromen zubereitet werden, besteht das Risotto alle Milanese aus Safran, Rinderbrühe, Weißwein, Zwiebeln und Parmesankäse. Eine weitere Variation des Risottoa alla Milanese ist das Rosa Risotto, bei dem zur Farb- und Geschmacksgebung rote Beete verwendet wird.

🐮 Ossobuco alla Milanese – Geschmortes Kalbsfleisch, für alle Nicht-Vegetarier.

🥩 Cotoletta alla Milanese – Das Wiener, äh nein, Mailänder Schnitzel besteht aus panierten Kalbsfleisch und wird meist mit Zitrone, Bratkartoffeln oder Salat serviert. Ob nun die italienische oder österreichische Variente leckerer ist, musst du jedoch selbst beurteilen.

🍪 Panettone – Der Weihnachtsklassiker schlechthin. In Mailand wird er jedoch das ganze Jahr über in den Cafés und Bars angeboten. Panettone besteht aus Hefekuchen mit kandierten Früchten und Rosinen – mein Tipp, Panettone an den Ständen des Weihnachtsmarkts rund um den Mailänder Dom kaufen.

🍹 Aperitivo nach Feierabend – Nach der Arbeit und vor dem Abendessen, zwischen 18.30 und 21.00 Uhr, treffen sich die Italiener gerne auf einen Aperitif. Meist werden Aperol, Bier oder Coktails zusammen mit einem Snack serviert. Der Aperitivo soll den Magen öffnen (ital. „aperire“ = dt. „öffnen“) und auf ein typisch italienisches reichhaltiges Abendessen vorbereiten. Viele Mailänder Restaurants servieren kalte Platten zum Aperol mit den lokalen Spezialitäten wie Mailänder Salami und Finocchina, eine Wurst mit Fenchelsamen, rohen Landschinken und allerlei Käse.

🍝 Osteria Da Fortunata – Brera – Pasta, Pasta, Pasta. Die Beste soll es in der Osteria Da Fortunata – Brera, nahe dem Castello Sforzesco, geben. Die Küche und den Gastraum trennt nur eine Glasschreibe, weshalb die Gäste live dabei sein können, wenn Penne, Tortglioni & Co frisch zubereitet werden!

Kleiner Tipp! Wer auf Reisen Geld sparen, aber dennoch nicht auf seinen täglichen Kaffee verzichten will, der trinkt Cappuccino & Co am besten im Stehen am Tresen. Dies ist nämlich preisgünstiger als an einem Tisch.

Sicherheitslücke an Silvester

Mailand ist zwar im Großen und Ganzen ein sicheres Reiseziel für Touristen, doch in italienischen Großstädten gibt es auch immer dieses Aber. Nämlich die Kleinkriminialität, z.B. in Form von Taschendiebstählen in touristisch sehr frequentierten Bereichen, vollen Einkaufsstraßen oder an Bahnhöfen. Es wird empfohlen, Wohnmobile nicht außerhalb von überwachten Parkplätzen und Campingarealen zu parken und generell nichts sichtbar im Auto liegen zu lassen. Weshalb mir aber auch das bei meiner Reise in die italienische Hauptstadt nicht geholfen hat, kannst du in diesem Artikel nachlesen; Mit dem eigenen Auto in die ewige Stadt Rom.

Als Frau unterwegs in Mailand – ich hatte es mir sicherer vorgestellt

In den Metros von Mailand, an Straßenkreuzungen und vor Kirchen betteln und musizieren oft Roma-Banden und halten den vorbeiziehenden Passanten ihre zerdrückten Colabecher entgegen. Die Polizei geht besonders rund um den Mailänder Dom inzwischen vehement gegen die Bettelmafia und Tricksereien vor – beispielsweise verwicklen Erwachsene oft ahnungslose Touristen in ein Gespräch, während die Kinder ihnen im Vorbeirennen das Portemonnaie aus der Hand schnappen. Nimm auch keine potentiellen Geschenke von ach zu freundlichen Verkäufern an – am Ende verlangen sie horrende Summen für Armbänder, Ketten & Co.

Jahreswechsel in Mailand

Besonders in den Abendstunden solltest du in Mailand außerdem einsame Orte und Viertel mit hoher Kriminalitätsrate, wie Oggiaro, Giambellino-Lorenteggio, Corvetto oder Centrale meiden. Nimm dir im Zweifelsfall lieber ein Taxi, vor allem rund um den Hauptbahnhof. Halte dich lieber in belebten Vierteln und touristischen Gebieten wie der Altstadt, Brera oder Navigli auf. Besonders in der Silvesternacht empfanden meine Mutter und ich die vielen Männergruppen in den Straßen rund um den Dom als bedrohlich – vielleicht sind wir als Kölner aber auch einfach gezeichnet von den Geschehnissen der Silvesternacht 2016! Ab 1 Uhr fuhren dann überraschend keine Metros und Busse mehr und Taxis waren fast die ganze Nacht über ausgebucht! Für Frauen eine gefährliche und unzumutbare Situation, über die wir gerne im Vorhinein aufgeklärt worden wären.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten Mailands

Das wichtigste zuerst – in der Ferienzeit ist es notwendig, Eintrittskarten und Tickets im Vorhinein zu buchen! Besonders Führungen in der Oper La Scala, in der Kirche Santa Maria delle Grazie mit Da Vincis berühmten Abendmahl und auf das Dach des Mailänder Doms sind begrenzt. Je nachdem, wieviel du innerhalb weniger Tage sehen möchtest und wieviel du mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein wirst, lohnt sich einer der 3 Mailand CityPässe für dich – Mailand City Card, den Yes Milano City Pass und den Milan Pass 48h. Was die einzelnen Pässe beinhalten und welcher am besten zu deiner Reise passt, kannst du hier nachlesen; Die Citypässe und Touristenkarten für Mailand.

Basilica Sant’Ambrogio

Von vielen Touristen glatt übersehen, ist die Basilica di Sant’Ambrogio nahe der Università Cattolica del Sacro Cuore und innerhalb des Altstadtrings gelegen. Dabei zählt die romanische Basilika zu den bedeutensten sakralen Bauwerken Italiens. Ihre Ursprünge gehen bis auf das Jahr 378 zurück und es sind tatsächlich noch Überreste aus dieser Zeit vorhanden – die Porphyrsäulen mit dem Ziborium und ein Rest der einstigen Zierde der Apsis. Der heutige romanische Ausbau und die Ergänzung von Chorraum und Krypta, fanden wohl irgendwann zwischen 1088 und dem Ende des 12. Jahrhunderts statt. Namensgeber der Basilica di Sant’Ambrogio ist der römische Bischof, der Heilige Ambrosius von Mailand, der nach seinem Tod im Jahr 397 auch in der Basilika bestattet wurde.

Die Basilika erlebte die vielen Perioden Mailänder Geschichte – Vom Römischen Reich, zur Napoleons Herrschaft bis zum Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Wirtschaftswachstum

Die Basilica di Sant’Ambrogio ist täglich von 9:30 bis 12:30, 14:30 bis 18:00 und Sonntags zwischen 15:00 und 17:00 Uhr geöffnet. Zudem kannst du an einer öffentlichen Messe teilnehmen, auch wenn du wohl nicht viel verstehen wirst.

Bocca della Verità

Das Pendant zum römischen Mund der Wahrheit, einem scheibenförmiges Relief mit den groben Gesichtszügen eines Manns, ist der Bocca della Verità in der künstlerischen Ecke im Wohnviertel Dergano. Ebenso wie in Rom soll demjenigen, der seine Hand in den Mund der Skulptur steckt und dabei eine Lüge ausspricht, diese abgebissen werden. Kaum ein Reisender weiß von der in die Backsteinmauer eingemeisselten Skulptur, die so große Ähnlichkeiten mit der berühmten Maske in Rom hat. Da sie auch von den wenigsten Mailand-Reiseführern erwähnt wird, hier zur Sicherheit die Adresse – Via Antonio Carnevali, 13, 20158 Milano MI, Italien.

Da Vincis Abendmahl in der Santa Maria delle Grazie

Während der Bocca della Verità in Mailand ein echter Geheimtipp ist, sind Tickets zu Da Vincis Abendmahl in der Santa Maria delle Grazie im Herzen der Altstadt, oftmals schon Wochen vorher ausgebucht. Das L’Ultima Cena, wie das zu den berühmtesten Wandgemälden der Welt zählende Kunstwerk von den Italienern genannt wird, gilt als der Höhepunkt des kreativen Schaffens des italienischen Malers Leonardo da Vinci. Im Stile der Renaissance zeigt es Jesus und seine 12 Apostel, kurz nachdem er diesen bei einer letzten gemeinsamen Mahlzeit verkündete: „Einer von euch wird mich verraten.“ Nachdem ich dir ja bereits von den typischen Speisen in der Provinz Mailand erzählt habe, kommen dir die Reste der Mahlzeit auf der Tafel (die Szene spielt nach dem Essen) vielleicht bekannt vor – Fische und besonders Flussaale, denn diese galten damals als ein beliebtes Gericht in der Region, dünn geschnittene Orangenscheiben, dazu Brot und Wein. Gemeinsam sollen Jesus und seine Jünger der christlichen Überlieferung nach das jüdische Pessachmahl eingenommen haben.

Apostel Judas war natürlich der Jünger, der Jesus nach dem letzten Abendmahl verriet

Das Gemälde wurde zwischen den Jahren 1494 und 1497 im Rahmen der Seccotechnik geschaffen. Auftraggeber war der Mailänder Herzog Ludovico Sforza, der als einer ber berühmtesten Förderer Da Vincis gilt. Das Gemälde wurde direkt auf die Wand des Speisesaals der Santa Maria delle Grazie gemalt. Wie durch ein Wunder überstand Da Vincis Abendmahl einen verheerenden Bombenangriff im Jahr 1943, im Zuge dessen die gesamte Südwand des Kloster-Speisesaals einstürzte und das Gemälde sich daraufhin unter freiem Himmel befand. Zwar nicht durch die Bomben zerstört, litt das Wandgemälde in den folgenden Jahren jedoch immens unter dem Wetter mit schnell wechselnder Feuchtigkeit, Luftdruck und schwankenden Temperaturen und nur geschützt durch eine preparierte Holzwand, sowie ein zweckentfremdetes Armeezelt. In den 1950er Jahren wurde das Gemälde schließlich acht Jahre lang aufwendig restauriert. Als größtes Problem entpuppte sich der Schimmel, der sich einmal über die gesamte Wand gefressen und Da Vincis einst leuchtendes Blau in fahles Grün verwandelt hatte, wodurch unzählige Details verblasst waren.

Der Eintritt in die Kirche selbst ist kostenlos

Heute ist das letzte Abendmahl in der spätgotischen Santa Maria delle Grazie eines der bedeutendsten Kunstwerke Italiens. Die Kirche selbst wurde zwischen 1463 und 1482 vom Dominikaner-Orden errichtet und zählt seit 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Täglich können Besucher in kleinen Gruppen von maximal 25 Teilnehmern und erst nach sehr strenger Personen- und Taschenkontrolle, für 15 Minuten das Kunstwerk besuchen, bevor die nächste Gruppe hereingelassen wird. Das Buchen von Tickets mit festen Zeitslots ist unbedingt notwendig.

Das Nationalheiligtum Opera La Scala

Eine weitere Mailänder Sehenswürdigkeit, die ebenfalls sehr schnell ausgebucht ist, ist die Oper La Scala an der gleichnamigen Piazza. Das Opernhaus wurde an Stelle des früheren Theaters erbaut, das im 18. Jahrhundert einem schweren Brand zum Opfer fiel. Es ist das größte seiner Art in Europa und zahlreiche bekannte Stücke haben hier ihre Erstaufführung erlebt, darunter Verdis OtelloPuccinis Madama Butterfly oder Bellinis Norma. Doch auch La Scala wie wir es heute kennen, blieb über die Jahre nicht unbeschädigt. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten britische Bomben das Gebäude so schwer, dass nur noch die Außenmauern stehen blieben und an die einstige Pracht erinnerten. Nach Ende des Kriegs wurde die Oper vollständig restauriert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch modernisiert. Dabei wurden Teile der Architektur erneuert und die etwas altertümliche technische Ausstattung der Oper auf den neuesten Stand gebracht.

Blick von einer der vornehmen Logen

Heute gilt das Mailänder Opernhaus als ein Meisterwerk der neoklassizistischen Architektur und eine der Hauptattraktionen der Stadt. Rund 2.000 Leute finden im Innenraum Platz. Die begeherten Logenplätze kosten ab 1.500€ aufwärts. Sitze in der zweiten Galerie im obersten Rang kosten je nach Aufführungen nur zwischen 10 und 30€ und Frühbucher bekommen noch einmal 20% Rabatt auf online gekaufte Tickets. Alternativ kannst du auch eine Führung durch die Oper und das anschließende Theatermuseum unternehmen. Tickets auf der offiziellen Operwebseite kosten 12€.

Die Kanäle von Navigli

Bei einem Spaziergang entlang der Kanäle in Mailands Viertel Navigli, fühlte ich mich unweigerlich an meine Reise nach Venedig zurückerinnert. Hübsche Brücken, die sich kunstvoll über die dunklen Kanäle schwingen, darunter Gondolas, die sich leise durchs Wasser bewegen und bunte Lichterketten, die das Ufer säumen. Dazwischen befinden sich Straßenhändler, die Gemälde der Stadt, Souvenirs und Second-Hand-Kleidung auf Klapptischen verkaufen, sowie Restaurants und Cafés, deren Tische bis wenige Zentimeter vor dem Wasser aufgestellt sind. Einst dienten die Kanäle als wichtige Verbindung zu den umliegenden Seen wie dem Lago Maggiore, dem Comer See und sogar der Adria, um Waren schnell und einfach in die Stadt zu transportieren. Und während es im Rest von Mailand eher stressig und laut zugeht, Autos hupen, Motorradfahrer drängeln und auf den Gehwegen ein einziges Chaos herrscht, scheint in Navigli die Zeit stehen geblieben zu sein. Entlang der 2 breiten Kanäle, Naviglio Grande und Naviglio Pavese, erschallt Jazz Musik aus kleinen, kultigen Bars und bezaubernde Boutiquen verkaufen Kleidung fern ab von Massenproduktion, in den märchenhaften Innenhöfen.

Der Nebel und die Kälte Anfang Januar trieb die Menschen ins Innere der Restaurants und Cafés, weshalb diese sogar noch voller waren als sonst

Die schönste Zeit für einen Besuch in Navigli ist am Abend, wenn die Lichterketten über den Kanälen das Wasser in helles Licht tauchen. Viele der kleinen Geschäfte haben bis spät am Abend geöffnet, während die Mailänder sich zum Aperitivo in einer der vielen Bars treffen. Gerade an den Wochenenden solltest du einen Tisch in den Restaurants reservieren, dann nämlich wird es sehr voll in Navigli. Meine Tipps – Meeresfrüchte im Restaurant Naviglio 48, kalte Platten (am besten mit Mailänder Salami und Bergkäse) bei La Prosciutteria Milano Navigli und köstliche Steinofenpizza bei Pizzium – Via Vigevano.

Eintauchen in die Mailänder Modewelt

Dank zahlreicher Staffeln Germanys next Topmodel ist mir Mailand als internationale Modehauptstadt bekannt. Wie oft habe ich in meiner Kindheit Heidis Mädels dabei zugesehen, wie sie auf den Mailänder Fashion Shows laufen oder an Shootings mit italienischen Fotografen teilnehmen. Tatsächlich ist ein Besuch der Mailänder Fashion Week und der bekannten Haute-Couture-Shows ein Muss für jeden Mode-Fan. Die Herbst-/Winter-Show findet jedes Jahr zwischen Februar und März statt und die Frühjahrs-/Sommer-Show im September und Oktober. Mailands Fashion Week gibt es bereits seit 1958 und sie zählt neben denen in London, Paris und New York, zu den vier größten Fashion Weeks der Welt.

Die gläserne Decke der Galleria Vittorio Emanuele, die für ihre Luxusgeschäfte bekannt ist

Auch wenn meist nur angesagte Modejournalisten und namenhafte Influencer zu den Mode Shows eingeladen werden, kannst auch du Teil von Mailands Modewelt werden. Zum Beispiel bei einer Modetour durch Mailand, welche dich zu den versteckten Modejuwelen führt, einem privaten Fotoshooting vor den schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt oder bei einer Shoppingtour auf eigene Faust auf der Via Torino, der angesagtesten Einkaufsstraße Mailands. Luxusgeschäfte wie Prada, Gucci & Co führen ihre Filialen in beeindruckenden Einkaufspassagen wie der Galleria Vittorio Emanuele. Doch eins ist beim Einkauf in den verschiedenen Geschäfte und Boutiquen Mailands immer gleich – der Kassenbon ist Pflicht! Und zwar für die Kunden. Richtig gehört – um Steuerhinterziehung und Schwarzmarkthandel entgegenzuwirken, ist es in Italien heute Pflicht, den Kassenbon in einem Umkreis von 100 Metern rund um das jeweilige Geschäft, aufzubewahren. Wer ohne Bon von den italienischen Behörden erwischt wird, muss Strafe zahlen!

Königlicher Palast

Etwas unscheinbar liegt die ehemalige Residenz der Habsburger im Schatten des Mailänder Doms. Der Palazzo Reale di Milano, wie die Italiener ihn nennen, ist ein Barockbau und wurde im 18. Jahrhundert für den österreichischen Erzherzog Ferdinand Karl Anton Joseph Johann Stanislaus umgebaut. Ähnlich wie viele geschichtsträchtige Gebäude Mailands erlitt auch der Königliche Palast schwere Schäden durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Die gesamte Decke der Karyatiden-Halle stürzte ein und die aufwendigen Renovierungen dauerten bis zur Jahrtausendwende an.

Im Inneren des Palasts wechseln sich im Laufe des Jahres verschiedene Kunstausstellungen ab. Er kann täglich von 10:00 bis 19:30 Uhr und Donnerstags sogar bis 22:30 Uhr besichtigt werden. Tickets kosten 17€ pro Person, für Kinder, Studenten, Rentner und Familien gibt es jedoch Rabatte.

Mittelalterfeeling in der Castello Sforzesco

Mehr eine Burg als ein Schloss, diente die Castello Sforzesco lange Zeit als Verteidigungsanlage – erst der Viscontis Familie, dann der Sforza Dynastie, dann Napoleon und wurde letztlich während der Aufstände der „Cinque Giornate“ im März 1848 gegen die österreichische Herrschaft, vom Volk gestürmt. Im Laufe seiner Geschichte erlebte das Stadtschloss Mailands zahlreiche Erweiterungen, Zerstörungen und im Anfang des 20. Jahrhunderts aufwendige Renovierungen. Auch die Bombenschäden aus dem Zweiten Weltkrieg wurden in den Nachkriegsjahren restauriert. In den Sommermonaten wird das Castello Sforzesco zum beliebten Treffpunkt für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Im schattigen Innenhof lässt es sich auch an heißen Sommertagen gut aushalten – an den Wochenenden finden hier häufig Hochzeiten, Konzerte und Festivals statt. Das Eingangsportal mit dem markanten Torre del Filarete und den beiden guterhaltenen Burghöfen, Cortile delle Armi (Waffenhof) und Cortile Ducale (Herzogshof), begeistern Mittelalterfans aus dem ganzen Land. Im Inneren der Burg befinden sich die Pinacoteca del Castello Sforzesco (Gemäldegalerie) mit Werken von Künstlern wie Michelangelo, Da Vinci und Canaletto. Außerdem gibt es das Museum für antike Kunst, das Archäologische Museum und das Museum für angewandte Kunst.

Die Stadtburg befindet sich im Nordwesten der Altstadt

Die Castello Sforzesco öffnet täglich von 7:00 bis 19:30 Uhr seine schweren Tore für Besucher. Tickets für die Museen kosten 5€ pro Person bzw. 3€ ermäßigt. Jeden ersten und dritten Donnerstag (ab 14 Uhr) und jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt für Besucher frei.

Pendant zum Triumphbogen – Arco della Pace

Der Friedensbogen auf der Piazza Sempione wurde zwischen 1807 und 1838 im klassizistischen Stil, nach Vorbild der römischen Triumphbögen, errichtet. Zuvor diente bereits ein hölzerner Ehrenbogen als Respektsbekundung und Begrüßung von Eugène de Beauharnais, dem Vizekönig Napoleons, der jedoch wenige Jahre später durch den heutigen Arco della Pace ersetzt wurde. Wieder einmal dauerte der Bau eines Bauwerks in Mailand sehr lange – diesmal waren nicht die fehlenden Gelder oder die aufwendigen Feinheiten, wie im Dom, daran Schuld, sondern der Fall von Napoleons Königreich 1814. Dennoch ist der Arco della Pace so ausgerichtet, dass Napoleon bei einer Reise aus Paris über den Simplonpass, den Triumphbogen direkt passieren würde. Heute dient der Mailänder Triumphbogen als Symbol der Versöhnung unter den Völkern und erinnert an den Europäischen Frieden von 1815.

Blick von oben auf den Mailänder Friedensbogen (Image by giannino nalin from Pixabay)

Die Bronzestatuen der Friedensgöttin mit ihren von sechs Pferden gezogenen Streitwagen auf dem Dach des Arco della Pace, stammen aus der Mailänder Werkstatt Manferdini. In 25 Metern Höhe thronen die Sestriga Minerva des Friedens von Abbondio Sangiorgio und die Vier Siegerinnen auf dem Pferd von Giovanni Putti.

Piazza del DuomoMailänder Dom

Er ist das Postkartenmotiv von Mailand und die meistbesuchte Attraktion der zweitgrößten Stadt Italiens – der klassisch-barocke Mailänder Dom (italienisch: Duomo di Milano). Im Jahr 1386 begann der Bau an einer der bis heute größten Kirchen weltweit (nach dem Petersdom in Rom und der Kathedrale in Sevilla) und wurde erst im 19. Jahrhundert abgeschlossen. Obwohl die Italiener dafür bekannt sind, sich gerne mit allem etwas mehr Zeit zu lassen, witzelte man über die Jahre È lungo come la fabbrica del Duomo (Das geht schon so lange, wie die Domwerkstatt) über den nie enden wollenden Bau. Doch tatsächlich verteilen sich heute unvorstellbare 34.000 Statuen im Innen- und Außenbereich, insgesamt 135 Türme und 55 Glasfenster, sowie 150 Wasserspeier auf rund 11.700 m2. Besonders die Wasserspeier an der Domfassade leiden jedoch schon seit einigen Jahren unter typischen Alterserscheinungen, weshalb die Domverwaltung sich ein ganz besonderes Adoptionsprojekt überlegt hat. Bürger, die mehr als 100.000€ für einen der insgesamt 135 zur Adoption stehenden Wasserspeier spenden, werden unter diesem mit ihrem Namen eingraviert.

Ein riesiger Tannenbaum befand sich Anfang Januar vor dem Mailänder Dom

Ein Besuch des Doms zählt zum absoluten Pflichtprogramm bei einer Mailand-Reise! Bis zu 5.000 Menschen finden in dem fünfschiffigen Innenraum Platz. Riesige Buntglasfenster lassen das Sonnenlicht auf den Fußboden aus hellen und dunklen Marmorsteinen fallen. Auf der Südseite des Doms befindet sich Italiens größte Orgel, die insgesamt über vier Orgelgehäuse und 15.800 Pfeifen verfügt, von denen einige über neun Meter, andere nur wenige Zentimeter groß sind. Mein Highlight war der Spaziergang über das Dach des Doms. Zwischen den 135 filigranen Turmspitzen und den 3.400 kunstvollen Statuen der Madonnina, schlängelt sich ein Weg, der atemberaubende Ausblicke bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen eröffnet. Die Madonnina, die als Wächterin der Stadt verehrt wird, thront in 108,5 Metern Höhe majestätisch über allem und trägt eine axtähnliche Waffe in ihrer Hand, als Symbol ihrer Schutzfunktion. Diese dient jedoch nicht zur Verteidigung gegen böse Geister, gegen welche sie die Stadt eigentlich schützen soll, sondern als Blitzableiter. Denn über die Jahre haben Wind und Wetter der Madonnina ziemlich zugesetzt, weshalb sie heute von einem Rahmen aus rostfreiem Stahl und Kupferplatten umgeben ist.

Blick von der Domterasse

Der Mailänder Dom hat täglich von 09:00 bis 19:00 Uhr geöffnet und Tickets kosten ab 14 € aufwärts und du kannst wählen zwischen einem Eintritt nur zu den Terassen, nur zum Dom oder kombiniert mit Treppe/ Aufzug.

Über den Dächern der Stadt –  Pirelli Tower

Wie du vielleicht von meinen vorherigen Beiträgen über Citytrips nach London, Paris oder Wien weißt, schaue ich mir eine Stadt gerne von oben an. Über den Dächern ist das Gefühl für die Größe der Stadt, die Architektur und ihren Aufbau, einfach ein anderes. Während es auf den Terassen des Mailänder Doms sehr voll ist, kennt kaum ein Tourist den Pirelli Tower. Erbaut wurde er zwischen 1956 und 1958 und ist damit der erste Wolkenkratzer Italiens und zugleich auch das größte Gebäude des Landes. Ganze 32 Stockwerke und eine Höhe von 124,10 Metern misst der Pirelli Tower und steht heute sinnbildlich für den Wirtschaftsaufschwung Italiens nach den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.

Die Mailänder Hochhäuser im Stadtteil Porta Nuova (Image by giannino nalin from Pixabay)

Wirklich genaue Informationen über die Öffnungszeiten und Preise der Aussichtsplattform habe ich leider nicht gefunden. Es scheint aber, als ob letztere nur an den Wochenenden von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet hat. Doch auch wenn du innerhalb der Woche nach Mailand reist, lohnt sich ein Abstecher ins Büro- und Geschäftsviertel Porta Nuova mit seinen gigantischen Wolkenkratzern.

Weihnachtsmärkte während der schönsten Zeit des Jahres

Wer rund um die Weihnachtszeit nach Mailand reist, kommt nicht nur in den Genuss einer festlich geschmückten Innenstadt, lauter Weihnachtsmusik (natürlich auf Italienisch) in den Restaurants und Babbo Natale (dem Weihnachtsmann) in den Kaufhäusern persönlich, sondern es locken auch die herrlichen Weihnachtsmärkte. Rund um den Mailänder Dom reihen sich Holzhütten aneinander, die Handwerkskunst, lokale Spezialitäten wie Mailänder Salami und allerlei kitschige Weihnachtsdekorationen verkaufen – und das bis in die erste Januarwoche hinein!

Der Weihnachtsmarkt vor dem Mailänder Dom hat bis Mitte Januar geöffnet

Weitere Weihnachtsmärkte in Mailand sind; Artigiano in Fiera O Bej O Bej, der älteste Weihnachtsmarkt der Stadt, vor der Castello Sforzesco errichtet, und Villaggio delle Meraviglie in der Porta Venezia, der sogar über eine eigene Eisbahn verfügt. Das Highlight jeden Dezember ist jedoch der gigantische mit unzähligen Ornamenten und Lichtern geschmückte Weihnachtsbaum in der Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele.

Fazit

Es scheint als ob kaum eines der historischen Gebäude in Mailand nicht den verheerenden Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs zum Opfer gefallen ist. Und doch erstrahlt die Hauptstadt der Lombardei heute im Licht ihrer prunkvollen Architektur, der Scheinwerfer der Modeshows, reflektierenden Sonnenstrahlen auf den spiegelnden Hochhaus-Fassaden und an Silvester auch unter dem bunten Feuerwerk über dem Dom. Mailand ist eine pulsierende Stadt, die einfach das Beste Italiens vereint – Mode und Design, architektonische Meisterwerke, kulturelle Vielfalt, Gastfreundschaft und natürlich die Tradition der Aperitivos.

Es ist dir sicher schon aufgefallen, auf Horseshoe Travel ist gerade sehr wenig los. Die Artikel über mein Auslandssemester in der Slowakei und die Türkei-Reise stehen noch aus und ab Februar geht es für mich bereits ins 6-monatige Praktikum nach Namibia. Gerade die Reisevorbereitungen, die Klausuren in der Uni und meine beiden Nebenjobs haben mich die letzten Wochen allerdings so ausgefüllt, dass ich es nicht geschafft habe, wie gewohnt alle 2 Wochen einen neuen Artikel zu veröffentlichen. Das wird aber sicher ganz bald nachgeholt 🙂 Damit wünsche ich dir nun noch einmal ein Frohes Neues (Reise-)Jahr 2025 und freue mich, wenn du mich auch dieses Jahr wieder auf meinen Reisen begleitest – eins steht fest, es wird ein abenteuerliches Jahr!

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Hi, ich bin Nadine, 27 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer 8-monatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder. Hier auf meinem Blog Horseshoe Travel verbinde ich meine beiden großen Leidenschaften: das Reisen und das Reiten – und das schon seit 2016!

Ein Kommentar zu „Silvestertrip nach Mailand

  1. Mailand is echt een geweldige keuze voor een stedentrip, vooral rond de feestdagen! De mix van historische architectuur, heerlijke Italiaanse gerechten en de unieke sfeer van de stad maakt het een onvergetelijke ervaring. Risotto alla Milanese en een aperitivo zijn absolute musts. Je tips over vervoer en veilig parkeren zijn ook super handig. Bedankt voor het delen van je ervaring

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