Mit Hund unterwegs in der alten Königsstadt Krakau

Krakau ist die zweitgrößte Stadt des Landes und Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen. Bis heute wird Krakau als die heimliche Hauptstadt Polens bezeichnet, aufgrund ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit, dem Standort als industrielles, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum, sowie ihrem Ruf als schönste polnische Stadt. Trotz ihrer geringen politischen und regionalen Bedeutung ist die alte Königsstadt Krakau heute die meistbesuchte Stadt Polens mit jährlich über zehn Millionen Besuchern. Ihre Beliebtheit verdankt sie auch der herrlichen im zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebenen Altstadt, dem mittelalterlichen Charakter der sakralen und historischen Gebäude und den vielfältigen Museen.

Reiseinformationen für deinen Citytrip

Krakau liegt im Süden von Polen etwa 250 Kilometer von der Hauptstadt Warschau entfernt. Krakau ist sehr gut vernetzt, von Berlin aus erreichst du die Stadt über die Autobahn A4, die Teil der Europastraße ist, allerdings fallen wie auf allen polnischen Autobahnen auch Mautgebühren an. Außerdem verkehren Bus- und Bahnlinien zwischen Berlin und Krakau, über aktuelle Verbindungen kannst du dich auf der Webseite der Deutschen Bahn informieren. Eine günstige Alternative ist die Anreise mit dem grünen Flixbus. Die einfachste und schnellste Anreise erfolgt über den Flughafen Johannes Paul II in Krakau-Balice, den zweitgrößten Flughafen Polens.

In Krakau gibt es einige Campingplätze und Wohnmobilstellplätze, die während meiner ersten Krakau-Reise Mitte Februar allerdings noch geschlossen waren. In der Hochsaison lohnt es sich Hotelzimmer und Apartments besonders im Zentrum rund um den Rynek Główny vorab zu reservieren. Banken findest du überall im Zentrum, jedoch kannst du in Polen (ganz im Gegensatz zu Deutschland) fast überall mit Karte bezahlen. Gerade wer nur für ein Wochenende anreist, kann sich so Abhebe- oder Wechselgebühren für die polnischen Złotys sparen.

Altstadtspaziergänge sind das wahre Highlight von Krakau – lass dich einfach treiben in einer der schönsten Städte Osteuropas

Selbst mit meinem großen VW-Bus habe ich in Krakau stets problemlos einen Parkplatz gefunden, Sonntags parkt man in Krakau sogar kostenlos! Innerhalb der Woche kann die Parkplatzsuche schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Dann pendeln zahlreiche Berufstätige aus den Nachbarorten nach Krakau und rund um die über 31 Hochschulen und Unis wird besonders hart um freie Parkplätze gekämpft. Über 170.000 Studenten besuchen die Krakauer Hochschulen, zum Glück haben nicht alle von ihnen eigene Autos.

Beste Reisezeit für Polen?

Die klirrende Kälte und der Schnee im Februar ist nichts für zarte Gemüter. Zumindest wenn du so wie ich planst, die meiste Zeit im (damals unbeheizten) Wohnmobil zu übernachten. Dafür ist in der Nebensaison viel weniger los in den Städten und an der Ostseeküste, die meisten Hotels bieten günstigere Tarife an und du brauchst eigentlich kaum ein Ticket im Vorhinein zu reservieren. Die schönsten Reisezeiten sind daher die Monate zwischen Mitte April und Anfang Juni (Vorsaison), sowie September bis Oktober, wenn die Schulferien bereits vorbei sind. Zu Ostern und Weihnachten wird es besonders in den Kirchen Krakaus sehr voll, schließlich gelten die Polen als eines der gläubigsten Völker in ganz Europa. Fast 90 Prozent der Polen bezeichnen sich als Katholiken. Im Dezember bieten die herrlich duftenden Stände des Weihnachtsmarkt auf dem Rynek Główny polnische Leckereien und traditionelle Geschenke an. Im Sommer locken die Terassen und Außenbereiche der hippen Krakauer Bars und Restaurants mit ihrer entspannten Atmosphäre.

Kraków, Cracow oder Krakau?

Eine Stadt mit vielen Namen. In den meisten westeuropäischen Ländern, besonders im spanisch-sprechenden Raum, ist die ehemalige polnische Hauptstadt immer noch unter „Cracow“ bekannt. Die Polen selbst legen viel Wert auf den Strich über dem o „Kraków“, während die Stadt in den deutschen Reiseführern als „Krakau“ betitelt wird.

Uneinig über den Titel der Stadt, aber zumindest nicht über die Krakauer Straßennamen

Alte Aufzeichnungen aus dem Jahr 966 n. Chr sprechen von der Stadt als „Cracoua“, während Ptolemäus sie im 2. Jahrhundert „Carrodunum“ nannte. Um die Verwirrung komplett zu machen, weicht die Aussprache im Englischen noch von der Deutschen ab – man spricht sie „Krakoooff“ aus.

Meine Lieblingsrestaurants – und Cafés in Krakau

Krakau vereint all die leckeren Speisen der vielfältigen polnischen Küche innerhalb seiner Stadtmauern. Vermeide die überteuerten Touri-Restaurants am Rynek Główny. Hier kannst du zwar gut einen Cocktail mit Blick auf das Getummel rund um die Marienkirche trinken, frisch zubereitete, lokale Speisen zu fairen Preisen bekommst du hier jedoch nicht. Verabschiede dich bei einer Reise nach Krakau auch von jeglichen Diätplänen – bei den oft sehr deftigen Hauptspeisen, süßen Kuchen und herrlich klebrigen polnischen Berlinern wäre das reine Zeitverschwendung. Die meisten meiner Restaurant- und Cafétipps habe ich von befreundeten Polen und Einheimischen bekommen und teile sie nun gerne mit dir.

Traditionelle polnische Küche:

  • Suppen, Fleisch- und Fischgerichte, eine kleine aber feine Auswahl Pierogis und lokales Bier in herrlicher Atmosphäre im Stodoła
  • Speisen wie von der polnischen Oma bei Kuchnia U Babci Maliny
  • Die besten Pierogis der Stadt in Pierogarnia Krakowiacy
  • Traditionelle Braten, Eintöpfe und der beste Wodka der Stadt im Starka
  • Keine echte polnische Küche, aber dennoch Tradition bei verkaterten Krakauer Studenten; Pommes und Burger im Antler Poutine & Burger

Cafés und Süßspeisen:

  • Die spektakulärsten Pancakes der Stadt bei Mr. Pancake (lange Wartezeiten am Wochenende)
  • Bezaubernde Hasen streicheln und dabei frischen Kaffee schlürfen – das geht im Krakauer Bunny Café (Królicza Kawiarnia)
  • Keine Polenreise ohne Apfelkuchen. Am besten schmeckt er frisch gebacken im Camelot Cafe
  • Klebrig, köstlich und mit spektakulären Füllungen, wie Raffaeolo oder Erdbeer-Schoko, gibt es die süßen Berliner bei Dobra Pączkarnia
  • Deftiges Frühstück, das dir genügend Kraft für den Tag gibt im Od Jajka Do Jabłka
Polnische Berliner schmecken ganz anders als die Deutschen, besonders aufgrund der diversen Füllungen

Es wird mir eine Freude sein, diese Liste während meiner nächsten Krakaureise noch zu erweitern. Aus rein akademischen Zwecken versteht sich.

Polnischer Großstadtalltag mit Hund

Da ich mit meinem Hund Gismo nach Polen reiste, verbrachte ich viel Zeit im Landschaftspark Bielany-Tyniec, dem Planty Park und auf den Błonia-Wiesen westlich der Krakauer Altstadt, wo sich täglich die Hundebesitzer nach Feierabend treffen. Ansonsten schleppte ich Gismo einfach auf die meisten Stadttouren mit – als Kölner Stadthund und nach unseren diversen Reisen durch die europäischen Metropolen, ist er bezüglich Menschenmassen, Autochaos und Lärm zum Glück so einiges gewohnt. Dennoch bedeuten Citytrips immer Stress für deinen Vierbeiner und du solltest genau abwägen, was und wieviel du ihm zumutest. Glücklicherweise sind Hunde jedoch in den meisten Krakauer Restaurants und Cafés gern gesehene Gäste. Am besten im Vorhinein immer nachfragen.

Mit Hund unterwegs in Krakau, mit ein wenig Reiseplanung kein Problem

Notwendig für die Einreise mit Hund nach Polen ist der gültige EU-Heimtierausweis mit eingetragener Mikrochip-Kennzeichnung und den notwendigen Impfungen, allen voran natürlich der Tollwut-Impfung. Außerdem dürfen Welpen erst ab einem Alter von 15 Wochen einreisen (aus dem Alter ist Gismo ja glücklicherweise lange heraus) und für einige sogenannte Listenhunde gibt es ebenfalls Sonderregelungen. In Polen herrscht in den öffentlichen Verkehrsmitteln Maulkorb- und Leinenzwang. Hunde reisen in den Zügen zum halben Preis, allerdings dürfen maximal zwei Hunde pro Besitzer mitgeführt werden. Was du neben Kotbeuteln, Anti-Zecken-Mitteln und genügend Futter für deinen Vierbeiner in Polen und allgemein auf Reisen unbedingt dabei haben solltest, kannst du hier nachlesen; Reisen mit Hund: Planung und Packliste.

Sehenswürdigkeiten innerhalb der Altstadt

Be Happy Museum

In Krakau gibt es viele sehenswerte Museen. Doch keines ist so cool, wie das Be Happy Museum! Du fühlst dich, wie in einer lebendigen Instagram-Kulisse, mit zahlreichen bunten Räumen und coolen Objekten zum Posieren. Tauche ein in ein riesiges Bällebad, schaukele auf gigantischen Früchten, klettere in einen riesigen Kühlschrank oder posiere mit einem türkisfarbenen Einhorn in Lebendgröße. Das Be Happy Museum ist der perfekte Ort für einen lustigen Nachmittag mit Freunden oder für Influencer auf ihrer Motivsuche. Dabei mangelt es in Krakau ja eigentlich nicht an Fotomotiven.

Lichteffekte im Krakauer Be Happy Museum

Die Be Happy Museen erfreuen sich riesiger Beliebtheit in Polen. Weitere Standorte befinden sich in der Hauptstadt Warschau, dem Bergörtchen Zakopane und nahe der deutschen Grenze, in Stettin. Tickets kannst du direkt vor Ort oder online kaufen – Mit 55 Złoty/ Person (für Schüler, Studenten und Familien gibt es Rabatte) sind die Tickets allerdings für polnische Verhältnisse ziemlich teuer. Das Krakauer Be Happy Museum hat täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.

Florianstor

Jeder stößt bei einem Rundgang durch die Krakauer Altstadt früher oder später auf das mächtige Florianstor. Es markiert den Nordeingang zur Altstadt und ist heute das einzige überhaupt erhaltene Tor der alten Krakauer Stadtmauer. Mit seinen 34,5 Metern erlaubte es der im Mittelalter sehr angesehenen Kürschnerzunft, ihre Feinde früh zu erblicken. Bezeichnet wird das Florianstor traditionsgemäß auch als Porta Gloriae, also Tor des Ruhms, denn hier begann einst der Königsweg (Via Regia) zur Wawel Burg.

Das Florianstor liegt direkt neben dem alten Verteidigungstor Barbakan und begrüßt Besucher bei ihrer Ankunft in Krakau

Irgendwann zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert wurde das Florianstor errichtet und galt seither als das wichtigste Stadttor Krakaus. Zwischen 1901 und 1953 fuhr die Schmalspur-Straßenbahn noch täglich durch den engen Torbogen. Das war nur möglich, indem der Lokführer vor dem Tor hielt, den Stromabnehmer einklappte und nach Passieren des Florianstors wieder aufklappte. Auf der Innenseite der Mauer befindet sich heute eine Art Freiluftgalerie bekannter Werke und polnische Künstler bieten ihre Kunstwerke an – wer handeln kann, ist klar im Vorteil.

Lost Souls Alley

Als gruseligste Attraktion Krakaus wird es beschrieben, dass Horrormuseum Lost Souls Alley an der Floriańska 6, im Herzen der Altstadt. Im krassen Kontrast zum farbenfrohen Be Happy Museum stehen die dunklen Räume, Schreckensgestalten und das Grauen, dem die Besucher im Lost Souls Alley begegnen sollen. “We turn your worst nightmares into reality“ heißt es auf der Museumswebseite. Um das verfluchte Gebäude betreten und den Spuren der Horrorklassiker Shining, Saw oder The Exorzist folgen zu dürfen, gibt es einige Bedingungen – der Eintritt ist er ab 18 Jahre erlaubt, Schwangere und Menschen mit chronischen Erkrankungen (besonders Herzkrankheiten) dürfen an den Touren nicht teilnehmen. Die Tickets kosten zwischen 49 und 55 Złoty/ Person (je nachdem, welches Showprogramm du wählst) und das Museum hat täglich von 13:00 bis 21:00 geöffnet. Am Wochenende warten die Krakauer Gespenster sogar schon um 12:00 auf ihre Besucher.

Marienkirche

Die gotische Marienkirche (mit dem unaussprechbaren polnischen Namen Kościół archiprezbiterialny Wniebowzięcia Najświętszej Marii Panny w Krakowie) ist mit ihren beiden unterschiedlichen Türmen der wahre Blickfänger des Rynek Główny. Zu jeder voller Stunde wird die berühmte Trompetenmelodie Hejnał gespielt, die schließlich abrupt abbricht und an den Wächter erinnern soll, der die Stadt einst vor dem Überfall der Mongolen warnte und von einem plötzlichen Pfeil durchbohrt wurde. Aufgrund ihrer Kunstschätze und der Architektur ist die Marienkirche das Wahrzeichen der Stadt. Als bedeutendstes Kunstwerk gilt der legendäre Hochaltar des spätgotischen Bildhauers Veit Stoß. Er ist sogar der größte Altar Europas und gilt als erstes gesichertes Werk von Veit Stoß.

Über 200 Kirchen gibt es in Krakau, doch keine ist so spektakulär wie die Marienkirche. Der Eintritt in die Kirche beträgt einen geringen Betrag zwischen 3 und 4 Euro (auch hier gibt es Schüler und Studenten Rabatte). Du kannst auch die Aussichtsplattform in einem der beiden Türme besuchen, allerdings war diese wegen Renovierungsarbeiten im Frühjahr 2024 geschlossen. Die Marienkirche ist täglich von 11:30 bis 18:00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 14:00 bis 18:00 Uhr für Besucher geöffnet.

Rynek Główny

Wie durch ein Wunder blieb Krakau während des zweiten Weltkriegs fast gänzlich unversehrt und somit sind die prachtvollen Bauten der Gotik, der Renaissance, des Barocks und späterer Epochen erhalten geblieben. Das Herz der alten Königstadt ist die Altstadt, die aufgrund ihrer mittelalterlichen Architektur seit 1978 Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist. Seit 1257 markiert der Rynek Główny den Mittelpunkt der Altstadt und zählt mit 40.000 m² außerdem zu einem der größten mittelalterlichen Plätze in Europa. Er wird von herrlichen Palästen, Kirchen, Restaurants und Cafés gesäumt. In der Mitte des Platzes befinden sich die legendären Tuchhallen, die 1555 nach einem schweren Brand wiederaufgebaut wurden. Auf dem Platz stehen außerdem die romanische St. Adalbert-Kirche, das Adam-Mickiewicz-Denkmal von 1898 und der imposante Rathausturm. Am auffälligsten sind jedoch die zwei riesigen roten Türme der Marienkirche.

Den ganzen Rynek Główny auf ein Bild zu bekommen geht eigentlich nur von oben, z.B. von der Turmspitze der Marienkirche oder des Rathausturms (Bild von Konrad Krajewski auf Pixabay)

Auf dem Rynek Główny finden regelmäßig Veranstaltungen, Märkte und sonstige Feierlichkeiten, insbesondere rund um die Weihnachtszeit, statt. In den Kellergewölben der Gebäude rund um den Platz sind Restaurants und Cafés eingerichtet, auf deren Terrassen du dir mit einem traditionellen polnischen Kawa das bunte Getümmel anschauen kannst.

Tuchhallen

Die Krakauer Tuchhallen (polnisch: Sukiennice) entstanden im 14. Jahrhundert und waren ursprünglich das Handelszentrum der Stadt. Sie befinden sich in der Mitte des Rynek Główny und erinnerten mich an einen zu klein geratenen Basar in Marokko. Zwar wird hier nicht mit Teppichen, lebendigen Tieren oder bunten Hijabs gehandelt, die Tradition des Markttreibens in den Krakauer Tuchhallen ist jedoch tief in der städtischen Tradition verankert. Ihren Namen erhielten sie, wer hätte es gedacht, von dem einstigen florierenden Handel mit englischen und flämischen Tüchern.

In den Krakauer Tuchhallen gibt es wirklich alles zu kaufen – von Spielzeugen, über Bernstein, bis hin zu quietsch bunten Geschirr

Im Mittelalter waren die Krakauer Tuchhallen offen und von allen Seiten zugänglich. Zum Schutz vor Dieben versperrte man schließlich die Seiteneingänge mit schweren Metallgittern und ließ die Anlieferung der Pferdefuhrwerke mit neuer Ware bei Nacht, streng überwachen. Nach einem verheerenden Brand 1555 wurden die Tuchhallen schließlich im Stil der Renaissance wiederaufgebaut. Heute wird im Erdgeschoss mit polnischen Andenken, Souvenirs und tollem Kunsthandwerk gehandelt. Im Obergeschoss befindet sich die Galerie Polnischer Malerei des Krakauer Nationalmuseums. Bis heute sind sie eines der wichtigsten Renaissance-Denkmäler Mitteleuropas.

Unileben in Krakau

Rund ein Drittel der 760.000 Einwohner Krakaus sind Studenten. Über 31 Universitäten und Hochschulen befinden sich in Krakau – mehr als in jeder anderen polnischen Stadt. Das verleiht Krakau einen jungen Flair mit einer Multikulturalität, wie sie in Polen nach dem Regierungswechsel selten geworden ist. Zu den bekanntesten Krakauer Absolventen gehören der Astronom Nikolaus Kopernikus und Karol Wojtyła (Papst Johannes Paul II.). Beide studierten in der altehrwürdigen Jagiellonska Universität, die älteste Uni Polens und nach der Prager Karls-Universität, die älteste in Mitteleuropa. Entdecke die Jagiellonska Universität auf einer Campustour – während dieser kannst die astronomischen Instrumente von Kopernikus (darunter der älteste Globus der Welt, der Amerika abbildet), das unieigene Pharmaziemuseum und den Botanischen Garten mit seinen Heilpflanzen und exotischen Blumen entdecken.

Mit der Pferdekutsche einmal quer durch die Altstadt, vom Rynek Główny bis zur Jagiellonska Universität

Die Campustour wird nur an Wochentagen, alle 30 Minuten zwischen 10:00 und 13:00 Uhr, angeboten. Geführte Touren kosten 26 Złoty/ Person und 14 Złoty/ Studenten und Schüler. Über aktuelle Ausstellungen kannst du dich auf der Uniwebseite informieren.

Unterirdisches Museum am Marktplatz (Rynek Underground)

Wusstest du, dass Bauarbeiter in Krakau im Jahr 2005 alte mittelalterliche Reste des früheren Marktplatzes, viele Meter unterhalb des heutigen Rynek Główny, entdeckten? Auf einer Fläche von rund 3.400 Quadratmetern erstreckt sich das Unterirdische Museum am Marktplatz (bzw. unter Marktplatz und Tuchhallen) und bietet seinen Besuchern eine Zeitreise, von der Neugründung Krakaus nach Magdeburger Recht im Jahr 1257 bis zu den aufwendigen und kostspieligen Ausgrabungen in den Jahren 2005 bis 2010. Freigelegte Fundamente von Hütten aus dem 12./13. Jahrhundert und Backsteinmauern der ehemaligen Bebauung lassen erahnen, wie das Leben im Mittelalter in Krakau einst gewesen ist. Wertvolle archäologische Fundgegenstände, wie Werkzeuge, Rüstungen und Schmuckstücke werden ausgestellt.

Blick auf die Königsstadt im Unterirdischen Museum

Der Eingang des Museums liegt etwas versteckt, zwischen den Tuchhallen gegenüber der Marienkirche. Nach Erwerb des Tickets musst du einmal um das ganze Gebäude herumlaufen, dort befindet sich der Abstieg in den Gewölbekeller. Auch in der Nebensaison war hier viel los – an den Wochenenden und zur Hochsaison empfiehlt es sich definitiv Tickets im Vorhinein über die Webseite von Rynek Underground zu buchen. Dienstags ist der Eintritt kostenlos! Erwachsene zahlen 32 Złoty/ Ticket, Schüler und Studenten nur 28 Złoty. Den zweiten Montag jeden Monats hat das Museum geschlossen.

Sehenswürdigkeiten außerhalb der Altstadt

Barbakan

Der gotische Rundbau Barbakan grenzt an das Florianstor und den nördlichen Teil der Altstadt. Er wurde im Jahr 1499 während der Regierungszeit von König Jan Olbracht errichtet und diente einst als wichtigster Teil der Krakauer Wehranlage. Insgesamt 7 Beobachtungstürme, 130 Schießscharten auf vier Ebenen und ein breiter Korridor zum Florianstor, ermöglichten es den Soldaten im Mittelalter, Feinde die sich Krakau von Norde näherten, früh genug zu entdecken und zu eliminieren. Der 26 Meter breite Schutzgraben, an dessen Stelle sich heute eine schöne Parkanlage befindet, ermöglichte zusätzliche Sicherheit. Mit seinen 3 Meter dicken Mauern und dem stattlichen Durchmesser von 24,4 Metern, ist der Barbakan heute das größte und zugleich am besten erhaltene Bauwerk seiner Art in Europa.

Die wunderschöne gotische Architektur des Krakauer Barbakans (Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay)

Der Barbakan gehört heute zu einer Abteilung des Historischen Museums der Stadt Krakau. In der Zeit zwischen April und Oktober kann das Rondell (so wird der Barbakan auch genannt), besucht werden. Im Sommer finden hier spannende Ritterspiele und Mittelaltermärkte statt, sowie regelmäßige Konzerte. Tickets kosten regulär 16 Złoty, ermäßigt 12 Złoty und für Familien 32 Złoty.

Burg Wawel

Die Wawel-Kathedrale und die dazugehörige Burg gelten als das polnische Nationalheiligtum und haben als ehemalige Residenz der polnischen Könige, noch heute eine ganz besondere Bedeutung für die Stadt. Ein Großteil der einstigen Könige wurde in der Wawelburg beerdigt. Übrigens kann sie sowohl als Burg, als auch als Schloss, bezeichnet werden. Errichtet wurde die Burganlage auf einem Kalkhügel am linken Ufer der Weichsel und bietet so auch eine herrliche Aussicht auf die Dächer Krakaus. Die Wawel-Kathedrale und die Burg gehören ebenso wie die gesamte Krakauer Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe.

Die Wawelburg besteht aus 71 Sälen, die Teile der Staatlichen Kunstsammlung beherbergen

Errichtet wurde die Wawel-Burg im 14. Jahrhundert vom polnischen König Kasimir dem Großen. Ihre Baugeschichte zeugt von den verschiedenen Stilepochen Romantik, Gotik, Renaissance und Barock. Es werden regelmäßige Führungen durch die Burg und zu der unterhalb der Burganlage liegenden Drachenhöhle angeboten und auch die Kathedrale kann besichtigt werden. Aufgrund der immensen Größe der Burg (sie ist die mit Abstand größte Attraktion Krakaus) lohnt es sich auch wirklich an einer Führung teilzunehmen! Das Betreten der Schlossanlage selbst ist kostenlos, bloß für die Inneren Räume, die berühmte Kathedrale und die Drachenhöhle, musst du umgerechnet etwa 5 Euro zahlen (mit Führung natürlich mehr). Die Drachenhöhle ist mein persönliches Highlight der Burg! Der Eingang befindet sich auf der Anhöhe beim Diebesturm. Ein 81 Meter langer Tunnel führt vorbei an Versteinerungen, Tropfsteinen und den Überresten, des einstigen Unterschlupf des gefürchteten Waweldrachen.

Erinnerung an den Waweldrachen am Ufer der Weichsel (Bild von Dariusz Staniszewski auf Pixabay)

Der Waweldrachen, der einst die Stadt terrorisiert, Schafe gerissen und Jungfrauen entführt haben soll, lebt heute nicht mehr in der unterirdischen Drachenhöhle. Stattdessen befindet sich eine markante Statue seiner Gedenken am Ufer der Weichsel. Der listige Schusterjunge Dratewka soll es der Sage nach gewesen sein, der die Bestie bezwang. Er warf ihm ein mit Schwefel gefülltes Schafsfell zu, dass der Drache gierig verschlang. Der heiße Schwefel verbrannte ihm die Eingeweide, woraufhin er aus seiner Höhle kroch, um vom Wasser der Weichsel zu trinken. Er trank und trank, konnte den Schmerz jedoch nicht lindern. Und so kam es, dass der Waweldrache schließlich platzte.

Eagle Pharmacy Museum

Die Eagle Pharmacy (zu deutsch: Adler Apotheke) und ihr Betreiber, der polnische Pharmazeut Tadeusz Pankiewicz, waren Zeitzeugen der Gräueltaten der Nazis gegenüber der Juden im Krakauer Ghetto. Nachdem im Zuge der deutschen Besetzung Krakaus das jüdische Ghetto errichtet worden war, fand sich Pankiewicz mit seiner kleinen Apotheke in Mitten des Geschehens wieder. Nur dank etlicher Schmiergelder gelang es ihm, die Apotheke weitere zwei Jahre im Ghetto weiter zu betreiben (von 1941 bis 1943). Er argumentierte gegenüber den Nazis mit der Notwendigkeit einer Apotheke im Falle einer Epidemie. Auch Pankiewicz erhielt sein Diplom übrigens an der Jagiellonen-Universität. Er erlebte die zwei blutigen Evakuierungen des Ghettos (1942 und 1943) und die Deportationen zahlreicher Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Während all dieser Zeit diente seine Apotheke als Kontaktpunkt, an dem illegalerweise Proviant und Arzneien für die Bewohner des Ghettos weitergereicht, sowie Dokumente gefälscht und Verfolgte versteckt wurden.

Heute kannst du im Eagle Pharmacy Museum in den entsprechend des Originals rekonstruierten Räumen der Apotheke, Dokumente, Fotografieren und allerlei Medikamentenfläschchen bewundern. Könnten all diese Exponate sprechen, würden sie von Gräueltaten, Demütigungen und Morden erzählen, die sich einst rund um den heutigen Bohaterów-Getta-Platz (Platz der Ghettohelden) zugetragen haben. Erzählt hat auch Tadeusz Pankiewicz, in seinem Buch The Krakow Ghetto Pharmacy. Im Jahr 1983 wurde Pankiewicz mit dem Ehrentitel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet. Wenige Jahre danach starb er in Krakau, der Stadt, die ihm so viel zu verdanken hat.

Events in der Tauron Arena

Das ganze Jahr über finden in der Krakauer Eventhalle Tauron Arena coole Veranstaltungen statt. Konzerte, Festivals, polnische Comedyabende und Sportevents ziehen die Krakauer in die im Osten der Stadt gelegenen Tauron Arena. Oft gibt es freie Platzwahl, vor dem Eingang der Arena positionieren sich hippe Food Trucks und servieren heiße Pommes und leckere Sandwiches, während im Inneren frisches Bier gezapft wird. Ich besuchte Ende Februar eines der größten europäischen Reitturniere, die Cavaliada – Dressur, Springreiten, Vielseitgkeit, Kutschefahren oder Shows mit wunderschönen Andalusiern, waren Teil des Programms! Für jeden Pferdefan ein Muss. Innerhalb der Arena wurden Stände mit polnischen Reitsportartikeln aufgebaut – viele von den Marken waren übrigens Fake-Produkte gleichnamiger deutscher Marken, was mich doch sehr zum Lachen brachte. Es finden aber auch Volleyballturniere, Fechtwettkämpfe oder Motorcross-Rennen in der Arena statt.

FEI Jumping World Cup in der Krakauer Tauron Arena

Am einfachsten erreichst du die Arena mit den Stadtbahnen 5, 14 oder den Bussen 424 bzw. 662. Der Arenaparkplatz war während meiner Reise gesperrt, da hatte man die vielen Pferdeanhänger und LKW’s untergebracht. Das führte zu einem ganz schönen Verkehrschaos, weil niemand so recht wusste, wo man denn nun parken sollte. Ich wich stattdessen auf einen öffentlichen Parkplatz hinter dem See Staw Dąbski aus. Parken kostet hier für den ganzen Tag nur 60 Złoty (rund 13 Euro). Auf dem danebenliegenden Decathlon-Parkplatz zahlst du mehr als Dreifache!

Jüdischer Stadtteil Kazimierz

Kazimierz ist der jüdische Stadtteil von Krakau und heute eine Art Szeneviertel, Gedenk- und Traditionsstätte zugleich. Vor dem zweiten Weltkrieg wohnten in Kazimierz noch mehrere zehntausend jüdische Einwohner, die allermeisten von ihnen wurde nach dem Einmarsch der Deutschen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verfrachtet. Noch heute wirst du in Kazimierz viele Denkmäler finden, die an das Schicksal der Juden erinnern, die den Gräueltaten der Nazis zum Opfer gefallen sind.

Alte jüdische Geschäfte im Krakauer Stadtteil Kazimierz

In Kazimierz kannst du dich einfach treiben lassen, die besondere Atmosphäre auf dich wirken lassen, die bunten Geschäfte besuchen und die traurigen Relikte aus der Zeit der deutschen Machtübernahme auf dich wirken lassen. Sehr zu empfehlen ist das israelische Restaurant Hamsa mit seinen köstlichen Falafeln, dem hausgemachten Hummus und der Variation an israelischen Gerichten. Direkt neben dem Restaurant befindet sich ein bezaubernder Buchladen – jener Buchladen, in dem ich Tadeusz Pankiewicz biographische Kriegserinnerung The Krakow Ghetto Pharmacy kaufte.

Kościuszko-Hügel

Westlich vom Stadtzentrum, am Rande des Wolski-Walds, befindet sich einer der vier Krakauer Hügel – der Kościuszko-Hügel (polnisch: Kopiec Kościuszki). Es ist ein schöner Spaziergang entlang einer malerischen Villensiedlung aus dem frühen 20. Jahrhundert und dem alten Salwator-Friedhof bis zum Kościuszko-Hügel. Aufgeschüttet in den Jahren 1820–1823 zu Ehren des polnischen Nationalhelden und Anführer der polnischen Freiheitsbewegung gegen Russland und Preußen, Tadeusz Kościuszko, ist der Kościuszko-Hügel heute ein Ort des Gedenkens. Nach seinem Tod und der Beisetzung in der Wawel-Kathedrale 1817, wurde der Ruf nach einem Kościuszko-Denkmal in Krakau laut. Entsprechend des Vorbildes der anderen drei künstlichen Hügel in Krakau, dem Krak-Hügel, dem Wanda-Hügel und dem Piłsudski-Hügel, wurde der Kościuszko-Hügel errichtet – 34 Meter hoch und mit einem Durchmesser von 8,5 Metern oben und 80 Metern unten.

Der Weg von der Altstadt zum Barbakan eignet sich perfekt für eine Gassi-Runde

Der Eintritt zum am Fuße des Hügel gelegenen Kościuszko-Museums und der Aufstieg zum Rundweg kosten 20 Złoty. Der etwa 300 Meter lange Aufstieg lohnt sich besonders bei schönem Wetter. Dann kannst du bis zu den über 100 Kilometer weiter südlich gelegenen Tatra-Bergen sehen.

Schindler Museum

Oskar Schindlers ehemalige Emaillewarenfabrik ist heute ein staatliches Museum in Krakau. An den Mann, der einst 1.200 Juden vor dem sicheren Tod rettete, indem er sie in seiner Fabrik als Arbeiter anstellte, erinnern heute zahlreiche Fotos, Exponate aus der Fabrik, Briefe und Uniformen im Oskar Schindler Museum in der Lipowa 4. Aus wirtschaftlichen Gründen begann Schindler in seiner deutschen Emailwarenfabrik Juden einzustellen (sie mussten schließlich nicht bezahlt werden), um der hohen Nachfrage an Patronenhülsen an der Front nachzukommen. Nach der Liquidierung des Krakauer Ghettos im März 1943, eröffnete Schindler das Nebenlager Plaszow auf dem Gelände seiner Fabrik. Seine jüdischen Mitarbeiter kamen in Baracken unter, fern vom sadistischen Lagerkommandanten Amon Göth, der im Steven Spielberg Blockbuster Schindlers Liste als der Nazi in Erinnerung geblieben ist, der als Frühsport jüdische Ghettobewohner von seinem Balkon aus erschoss.

Die Außenfassade von Oskar Schindlers ehemaliger Emaillewarenfabrik

Aufgrund der Bedrohung der näherrückenden Ostfront, wurde Schindlers Emaille-Fabrik schließlich liquidiert und die Juden sollten ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau transportiert werden. Schindler verhinderte dies, indem er seine Munitionsfabrik ins mährischen Brünnlitz (heute Tschechien) verlagerte. Dadurch rettete er „seine Juden“ vor dem sicheren Tod in der Gaskammer. Während der Kriegsjahre fälschte Schindler Dokumente, log hochrangige Nazigenerale an und gab beispielsweise Akademiker und Kinder als hochqualifizierte Metallarbeiter aus, um ihr Leben zu retten. Die SS bewachte zwar das Lager rund um die Emaillefabrik, betrat es jedoch selten. 1993 benannte der Staat Israel Oskar Schindler zum Gerechten unter den Völkern. Teile des bekannten Films Schindlers Liste wurden im Stadtteil Kazimierz gedreht.

Tagestrips rund um Krakau

Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau diente einst als größtes und zugleich tödlichstes Vernichtungslager der Nationalsozialisten – Rund 1,1 bis 1,3 Millionen Menschen wurden hier ermordet. Die genaue Zahl weiß man nicht, da viele Insassen gar nicht erst registriert sondern direkt bei ihrer Ankunft in die Gaskammern verfrachtet wurden. Ebenso ist der Umfang der Gräueltaten und menschlichen Abgründe, deren Zeuge Auschwitz zwischen 1940 und 1944 bis zu seiner Befreiung wurde, nicht in Zahlen und Worten auszudrücken. Das Vernichtungslager diente einst als Standort des sogenannten Krankenbaus, indem der Todesengel Josef Mengele seine grausamen Experimente an Insassen durchführte. Über 800 Fluchtversuche gab es aus Auschwitz-Birkenau –  Nur 144 waren tatsächlich erfolgreich. Vielleicht kennst du die Geschichte von Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler, denen es gelang in die Slowakei zu fliehen und dort dem slowakischen Judenrat detaillierte Informationen über die Gaskammern zu übermitteln. Kurz darauf stoppte die Deportation ungarischer Juden nach Auschwitz.

Durch dieses Tor fuhren einst die Züge mit deportierten Juden zu ihrer Endhaltestelle Auschwitz-Birkenau

Ein Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ist eindrücklich und verändert dich. Plane genügend Zeit ein und nimm dir für den Tag auch nichts anderes vor (keine kombinierten Touren), um dich voll und ganz auf diesen Ort der Erinnerung einzulassen. Zumindest das, können wir den Verstorbenen geben. Das, Demut, Respekt und das innere Versprechen, das sich die Geschichte nicht wiederholen wird. Mehr über Anreise, Ticketkosten und die besten Tourangebote kannst du in meinem Artikel Besuch in Auschwitz-Birkenau: Ein Artikel über das größte Vernichtungslager der Nazis nachlesen.

Salzbergwerk Wieliczka

Nachdem ich 2020 schon einmal das Salzbergwerk Wieliczka (zu deutsch: Großes Salz) besuchen wollte, aufgrund der Corona-Pandemie jedoch relativ fluchtartig Polen verlassen musste, holte ich dies Anfang 2024 endlich nach. Als eines der ältesten Salzbergwerke der Welt ist Wieliczka über die polnischen Landesgrenzen hinweg weit bekannt. Die Salzsiederei begann bereits im 12. und 13. Jahrhundert – entdeckt wurden die reichen südpolnischen Salzvorräte Aufzeichnungen zur Folge bereits 3.500-2.500 v. Chr. In den folgenden Jahren wurde immer tiefer und weiter gegraben, ab dem 17. Jahrhundert mit der Hilfe von Pferden, zur Bedienung der schweren Lastenaufzüge. Bis in 400 Meter Tiefe begaben die Minenarbeiter sich auf der Suche nach dem weißen Gold, was wiederum einer ganzen Region zu wirtschaftlichen Aufschwung verhalf. Der Tourismus ist seit jeher Tradition in den Bergwerken – im Mittelalter besuchten bereits Persönlichkeiten wie Nikolaus Kopernikus, später auch Fryderyk Chopin und Johann Wolfgang von Goethe die Schächte und Stollen.

Die fleißigen Zwerge des Salzbergwerks Wieliczka

Heute kannst du zwar noch Souvenirs in den unterirdischen Shops, wie Kochsalze, Badesalze, Seife oder kleine Zwergenfiguren (angeblich waren es ja die Zwerge, die einen Großteil der unterirdischen Gänge errichteten) kaufen, ansonsten ist das Salzbergwerk jedoch größtenteils stillgelegt. Dennoch sind weiterhin knapp 1.200 Mitarbeitern im Bergwerk beschäftigt, sei es als Tourguides, Verkäufer, Kellner oder Tontechniker – denn in den unterirdischen Sälen finden regelmäßige Hochzeiten und sogar Konzerte statt. Besuchen kannst du das Salzbergwerk nur im Rahmen einer (etwa dreieinhalb stündigen) Führung. Das macht auch Sinn – du würdest dich in den dunklen Gängen und entlang der vielen Holztreppen ansonsten hoffnungslos verirren!

Die fantastische Kinga-Kapelle ist das Highlight des Rundgangs

Unsere tolle deutschsprachige Gruppenleiterin erklärte uns geduldig den Unterschied zwischen Stalaktiten und Stalagmiten, wie in aufwendiger Handarbeit aus dem Salz die wunderschönen Skulpturen geschlagen wurden, wie einst die tiefblauen Salzseen entstanden und wie in einem von ihnen in den 1920er Jahren Touristen ertrunken sind. Sie führte uns entlang der verschiedenen Bergwerksgeräte, hinab in die 54 Meter lange Kinga-Kapelle und in einige der schönsten, der insgesamt 2.000 unterirdischen Kammern. Gerade einmal 1% von dem Salzbergwerk haben wir auf der 3-stündigen Tour gesehen und dabei 4,2 km und etliche Treppen hinter uns gelegt. Würde man alles sehen wollen, bräuchte man 7 Tage – immerhin befindet sich hier unten ein Wegenetz von über 245 km Länge. Du kannst sowohl eine Führung entlang der Touristenroute unternehmen (die habe ich gewählt) oder alternativ auf der Bergmannsroute in die abgelegeneren Bereiche des Bergwerks vordringen. Beide Touren kannst du auf der offiziellen Webseite des Wieliczka Salzbergwerks buchen. Übrigens habe ich in Rumänien auch bereits ein ehemaliges Salzbergwerk besucht – das Bergwerk in Turda.

Zalipie Village

Es gibt sie noch. Die urigen polnischen Dörfer, in denen alles noch so zu sein scheint, wie vor 100 Jahren. Zalipie, etwa 80 km östlich von Krakau gelegen, ist genau so ein Ort. Mit seinen bunt bemalten Häusern, den blühenden Gärten und den dekorierten Zäunen gilt Zalipie als das schönste Dorf Polens. Es liegt in der Woiwodschaft Kleinpolen und sein Spitzname „Chaty jak kwiaty“ (Hütten wie Blumen) beschreibt das Freilichtmuseum bestehend aus rund 40 bemalten Häusern wohl am besten. Da viele der kleinen Häuschen keine Schornsteine haben, bedeckte ihre Wände nach einigen Jahren dunkler Ruß. Um dem entgegenzuwirken und etwas Farbe in ihr Leben zu bringen, begannen die Frauen im Dorf die Wände bunt zu bemalen. Erst nur innerhalb der Häuser, im Laufe der Jahre dann auch außerhalb. Nicht nur ihre Wohnhäuser, auch die Feuerwache, das Pfarrhaus, das Kulturzentrum, der Gesellschaftsraum und sogar Brunnen, Zäune und die Bushaltestelle bepinselten sie mit bunten Blumenmotiven. Jedes Jahr zu Fronleichnam, findet ein Wettbewerb um das schönste Häuschen im Dorf statt – ich könnte mich nicht entscheiden, welches das Siegerhaus ist! Die Jury krönte mehrere Jahre in Folge das Haus der Volksmalerin Felicja Curyłowa (Zagroda Felicji Curyłowej) zum Gewinner.

Neben Felicjas bunten Haus, lohnt sich ein Besuch in der bemalten Kirche und dem interessanten Dorfmuseum. Die direkte Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Krakau nach Zalipie ist nicht möglich. Du kannst entweder einen Zug bis Bogumiłowice nehmen und von da mit dem Taxi nach Zalipie fahren. Oder du nimmst an einer organisierten Tagestour teil.

Fazit

Die heimliche Hauptstadt Polens, so wird Krakau auch genannt. Sie ist eine unglaublich lebendige, stolze und gleichzeitig traditionelle Stadt. Viele der alten Kirchen, Paläste und Wohnhäuser sind abgesehen von ein paar Restaurationsarbeiten über die Jahre unverändert geblieben und stehen sinnbildlich für die verschiedenen zeitlichen Epochen die Polen so geprägt haben. Besonders einprägsam sind die Relikte aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, der Polen durch die Machtübernahme der Deutschen schwer getroffen hat. Vergangenheitsaufarbeitung gehört bei einer Reise nach Krakau dazu. Sie ist der einzige Weg zu verhindern, das die Gräueltaten der Nazis und die Heldentaten von Personen wie Oskar Schindler oder Tadeusz Pankiewicz, unvergessen bleiben. Nur so können wir als Menschheit gemeinsam verhindern, dass die Vergangenheit sich wiederholt.

Krakau ist tatsächlich einer der wenigen Orte auf der Welt, den ich mehrmals besucht habe. Wieso? Finde es auf deiner Reise einfach selbst heraus.

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Hi, ich bin Nadine, 27 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer 8-monatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder. Hier auf meinem Blog Horseshoe Travel verbinde ich meine beiden großen Leidenschaften: das Reisen und das Reiten – und das schon seit 2016!

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