Als Frau nach Istanbul reisen: Sehenswürdigkeiten, Tipps & ein ganz persönlicher Reisebericht

Die größte Stadt der Türkei ist eines jener Reiseziele, das jeder zumindest einmal im Leben besucht haben sollte. Istanbul ist zwar nicht die Hauptstadt der türkischen Republik (wie fälschlicherweise von vielen angenommen), sondern Ankara, dennoch zählt sie mit über 15 Millionen Einwohnern zu einer der 20 größten Städte der Welt. Allein ihre schiere Größe und die Lautstärke des Verkehrs kann überfordern! Istanbul ist die einzige Stadt der Welt, die sich über 2 Kontinente erstreckt – zu gleichen Teilen liegt sie auf beiden Teilen des Bosporus. Gegründet als Byzanz, wurde sie als Konstantinopel Hauptstadt des Römischen Reichs und heißt seit 1930 Istanbul. Ihre über 3.000-jährige Geschichte macht sie zudem zu einer der ältesten Städte der Welt. Und wusstest du, dass es in Istanbul mehr Moscheen als Tage im Jahr gibt? Rund 3.313 sollen es sein! Nur Katzen und Möwen gibt es noch mehr in Istanbul! Wieso Fähren in der türkischen Megametropole zum Alltag gehören, es eine Stadt in der Stadt gibt und ausgerechnet ein blaues Auge die beliebteste Dekoration der Istanbuler ist, erfährst du in diesem Artikel.

Tipp Nr. 1: Hüzün im Großstadtchaos finden

Zugegeben, vor dem Verfassen dieses selbst für meine Verhältnisse sehr langen Blogartikels, graute es mir. Wie sollte ich 6 Tage Istanbul und die Geschichte der türkischen Metropole, die ihre Einwohnerzahl seit 1950 versiebzehnfacht hat, in nur einem einzige Artikel zusammenfassen? Ich startete mit 2 Reiseführern auf meine Türkei-Reise, durchforstete im Vorhinein sämtliche Blogs, nur um dann bei Ankunft am Flughafen Sabiha Gökcen festzustellen, dass einen nichts auf Istanbul vorbereiten kann – man muss es einfach selbst erlebt haben! Und zwischen all dem Wahnsinn aus Menschenmassen, Autochaos und Essensständen auf Rädern, entdeckte ich seelig schlummernde Katzen, denen all der Lärm nichts auszumachen schien. Sie leben Hüzün, das Lebensgefühl und die Melancholie der türkischen Großstadt. Hüzün ist das Pendant zum dänischen „Hygge“, südafrikanischen „Ubuntu“ oder „Joie de Vivre“ in Frankreich. Es ist ein tiefes, melancholisches Gefühl, das die besondere Atmosphäre der Stadt auf deren viele Bewohner überträgt. Es ist die Ruhe im Sturm der Großstadt, der türkische Kaffee am Rande des Sultan-Ahmed-Platz oder der Spaziergang durch den Gülhane-Park. Und es ist die kleine Auszeit, die du auf einem anstrengenden Citytrip durch Istanbul brauchst.

Die Geschichte einer Weltstadt

Lange Zeit vor Atatürk, dem türkischen Unabhängigkeitskrieg und der Machtübernahme unter dem heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2002, wurde Istanbul im Jahr 660 v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Megara gegründet. Benannt nach dem sagenhaften Anführer Byzas wurde das damalige Byzanz zu einem wichtigen Handels- und Machtzentrum. Im Jahr 330 erklärte Kaiser Konstantin der Große Byzanz zur neuen Hauptstadt des Römischen Reichs – und benannte sie in Konstantinopel um. Rom galt zu diesem Zeitpunkt als alt, politisch instabil und von Machtkämpfen geprägt. Konstantinopel sollte „Nova Roma“ (das Neue Rom) werden – ebenfalls auf 7 Hügeln erbaut und ebenso wie das italienische Vorbild, von dicken Stadtmauern umgeben. In der Folgezeit wurde es zur prachtvollen Metropole des Byzantinischen Reichs, mit Bauwerken wie der Hagia Sophia als kulturellen Höhepunkt.


Nach Jahrhunderten byzantinischer Herrschaft wurde Konstantinopel im Jahr 1453 von den Osmanen unter Sultan Mehmet II. erobert. Die Stadt entwickelte sich zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Moscheen, Paläste, Medresen und Basare bestimmten nun das Stadtbild – darunter Wahrzeichen wie die Blaue Moschee und der Topkapı-Palast. Erst mit der Gründung der Republik Türkei im Jahr 1923 durch Mustafa Kemal Atatürk, verlor die Stadt ihren Status als Hauptstadt an Ankara, blieb jedoch das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Erst 7 Jahre später wurde Konstantinopel zu Istanbul umbenannt.

Reiseinformationen für deinen Citytrip

Wann & wielange nach Istanbul?

Die beste Reisezeit für Istanbul ist von April bis Mai oder September bis Oktober aufgrund milder Temperatur, wenig Niederschlag und der Ferienzeit rund um Ostern, Pfingsten bzw. im Herbst. In den Sommermonaten von Juni bis August erfreut sich die Bosporus-Metropole heißer Temperaturen von bis zu 38°C, während es im Winter durchschnittlich gerade einmal 12°C kühl wird und teilweise sogar Schnee fällt. Während der europäischen Sommerferien verlassen zwar viele Istanbuler die Stadt, um mit ihren Familien Urlaub an der Ägäis- oder Mittelmeerküste zu machen. Dafür strömen jedoch zahlreiche Touristen aus anderen europäischen Ländern nach Istanbul und sorgen für lange Warteschlangen vor den Sehenswürdigkeiten.

Egal zu welcher Jahreszeit – die Sonnenuntergänge über Istanbul sind phänomenal.

Gemeinsam mit meiner Mama verbrachte ich 6 Tage in Istanbul – im Nachhinein die perfekte Reisezeit! Für einen Wochenendtrip ist Istanbul viel zu groß, die Strecken viel zu weit und die Besichtigung der Moscheen, Paläste und Museen viel zu zeitaufwendig! 5-7 Tage solltest du für einen deinen Citytrip schon einplanen! Wir nahmen uns jeden Tag einen neuen Bezirk mit Sehenswürdigkeiten vor und gingen so strategisch vor, um so viel wie möglich aus unserer Istanbul-Woche zu machen. Auf Viarbis findst du eine interaktive Karte mit den bekanntesten Istanbuler Sehenswürdigkeiten, anhand derer ich unsere Reise plante.

Anreise & Fortbewegung in der Megametropole

Wir reisten von Nevsehir (NAV) in Kappadokien zum Sabiha Gokcen (SAW) Flughafen in Istanbul. Alternativ gibt es auch noch den Istanbul Airport (IST) auf der europäischen Seite – der größte Flughafen der Türkei und einer der modernsten weltweit. Beide Flughäfen sind über Metrolinien, Busse und Taxis mit dem Zentrum verbunden. Alternativ kannst du auch mit Fernbussen nach Istanbul reisen – diese Option ist zwar am günstigsten, oft sind die Fahrzeiten mit 20+ Stunden jedoch sehr lang. Die wohl abenteuerlichste Anreise ist mit dem historischen Orientexpress möglich. Der Venice Simplon-Orient-Express verkehrt heute auf der Route ParisBudapest Bukarest – Istanbul und umgekehrt in jeweils 6 Tagen, zählt mit 7.260 Pfund (etwa 8.792 Euro) für die günstigste Suite jedoch zu den Luxusreisen. Alternativ fahren auch Nachtzüge zwischen Sofia bzw. Bukarest und Istanbul. Die türkische Metropole ist außerdem ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrttouristen. Allein im Jahr 2023 machten 1.195 Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt 1,54 Millionen Passagieren in der Türkei Halt. Tendenz steigend!

Diese Straßenkatze hat es sich auf dem Sensor bequem gemacht, auf dem die Istanbulkart gescannt wird.

Die Distanzen in Istanbul sind nicht zu unterschätzen. Jedoch ist das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut und leicht zu verstehen. Es gibt Busse, Sammelbusse (Dolmuş), Metros für längere Strecken, die oberirdischen Trams, den unterirdischen Zug unter dem Bosporus, (Marmaray), der dich innerhalb von nur 4 Minuten von Europa nach Asien bringt! Alle diese Verkehrsmittel haben gemein, dass du für ihre Nutzung die Istanbulkart benötigst. Diese kontaktlose Chipkarte wird nach einigen Tagen zu deinem besten Freund in Istanbul. Erwerben kannst du sie an Automaten in fast jeder Metrostation. Eine Karte reicht für mehrere Personen (wenn man nacheinander scannt). Nicht nutzen kannst du die Istanbulkart hingegen für Taxis. Schade eigentlich, denn bei den Taxifahrten in der Türkei läufst du großes Risiko, über den Tisch gezogen zu werden. BiTaksi ist die türkische Alternative zu UBER und eine gute Möglichkeit, um sich nicht mit dreisten Taxifahrern streiten zu müssen. Wenn du doch einmal mit einem Taxi in Istanbul unterwegs bist, prüfe, dass das Taxameter eingeschaltet ist (bestehe darauf – steige notfalls aus). Noch ein Grund, der gegen Autos in Istanbul spricht? Sie ist die Stadt, in der man europaweit am längsten im Stau steht!

39 Stadtteile – Wo Übernachten?

Unterkünfte verschiedenster Preisklassen gibt es in Istanbul wie Sand am Meer. Die meisten Touristen kommen in Sultanahmet (der historischen Altstadt) nahe der großen Moscheen oder direkt am Ufer des Bosporus in Karaköy unter. Unsere wirklich tolle Unterkunft lag im hippen Ausgehviertel Beyoğlu, das als modernster Stadtteil Istanbuls gilt. In einer Dachwohnung mit großen Wintergarten nahe des Tüpraş Stadyumul, in einer ruhigen Seitenstraße, ist das AirBnB von Batuhan gelegen. Etwas abseits vom üblichen Besucherstrom übernachtest du übrigens auf der asiatischen Seite in Kadıköy.

Türkische Küche: Meyhane, Restoran & Dönerci

Obwohl unser AirBnB über eine Küche verfügte, nutzen wir diese nicht einmal! Und wieso auch – kaum eine Küche ist leckerer, diverser und (gemessen an europäischen Verhältnissen) auch günstiger, als die türkische! Überrascht hat mich zudem, wie anders die türkische Küche bei uns in Deutschland ist. Beispielsweise sind die Döner in der Türkei häufig viel schlichter, beinhalten weniger Sauce und werden meist mit Reis statt Brot serviert. Außerdem gibt es in der Türkei eine riesige Auswahl an lokaler Hausmannskost wie Gemüsegerichten und Eintöpfen. In Deutschland liegt der Fokus hingegen meist auf Grillgerichten wie Kebap oder Köfte. Auch die türkischen Süßspeisen sind angepasst an deutsche Essgewohnheiten oder kennst du neben Baklava noch andere türkische Leckereien? Ich nach meiner Reise nach Istanbul schon – z. B. Künefe, Lokum, Sütlaç oder Revani!

Einmal Frühstück auf Türkisch bitte!

Die türkische Küche ist eine bunte Mischung aus osmanischen Gerichten, anatolischen Spezialitäten, Streetfood und modernen Interpretationen – um dir die Qual der Wahl zu erleichtern, habe ich die Highlights (primär in Beyoğlu) im Folgenden für dich aufgelistet:

  • 🥨 Simit, das Pendant zur deutschen Brezel – Der perfekte Snack für zwischendurch (besonders für Kinder) sind die ringförmigen Sesamkringel Simit, die es an fast jeder Straßenecke zu kaufen gibt.
  • 🍗 Eat like the locals – Das geht am besten in einer Meyhane (traditionellen Taverne) oder Ocakbaşı (Grillrestaurant mit offener Feuerstelle). Die besten Restauranttipps erhielten wir von unserem Gastgeber Batuhan: Helvetia, 29 Ekim İşkembe Salonu und Hayvore in Beyoğlu.
  • 🐠 Balıkçı mit Bosporus-Blick – Balıkçı sind Fischrestaurants. Die meisten liegen unterhalb der alten Galatabrücke, direkt am Wasser. Die Preise sind jedoch an die internationalen Touristen angepasst und vergleichsweise sehr hoch! Alternativ kannst du die Meeresklassiker Balık Ekmek (Fischbrötchen) oder Midye Dolma (gefüllte Muscheln mit Reis und Zitrone) auch direkt vom Boot in Eminönu kaufen.
  • 🍳 Kahvaltıcı am Morgen vertreibt Kummer & Sorgen – Die Frühstückslokale Kahvaltıcı sind bei Einheimischen sehr beliebt und besonders an den Wochenenden kommt es ohne Reservierung oftmals zu längeren Wartezeiten. Das beste türkische Frühstück probierten wir im Kahve 6, sowie dem Well Breakfast & Coffee, beide in Beyoğlu.
  • 🥙 Die Streetfood-Klassiker – Kebap, Lahmacun, Pide und Köfte. Anders als in Deutschland gibt es in Istanbul keine klassischen Dönerbuden, die eine breite Palette an fettigen Speisen anbieten. Stattdessen verkaufen Kebapçı nur Kebap, Börekçi bereiten nur Börek zu und in den Konditoreien Pastane gibt es noch viel mehr Süßspeisen als nur Baklava.
  • 🐦 Seven Hills Restaurant – Das Restaurant im Stadtteil Sultanahmet ist weniger für seine Speisen, als viel mehr für die grandiose Aussicht von der großen Dachterasse bekannt. Besucher haben die Möglichkeit, die Essensreste an hungrige Möwen zu verfüttern – das perfekte Fotomotiv!
Wer sich traut, kann auf der Dachterasse des Seven Hills Restaurants hungrige Möwen füttern.
  • ☕️ Türkischer Kaffee – Der türkische Mokka ist mehr als ein Getränk – er ist ein echtes Ritual. Die UNESCO hat ihn sogar zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Und in manch spirituellen Lädchen in Istanbul kannst du dir deine Zukunft sogar aus dem Kaffeesatz vorlesen lassen. Zu jeder Tageszeit, jeder Speise und jeder Stimmung gehört außerdem der türkische Tee Çay.

Noch ein Tipp – kaufe als Tourist am besten in den größeren Supermärkten ein. In den kleinen Läden, in welchen weder Kartenzahlung möglich ist noch Kunden eine Rechnung erhalten, entscheiden die Ladenbesitzer häufig willkürlich über die Preise – definitiv nicht zum Vorteil der Touristen.

Als Frau allein durch Istanbul

Das wichtigste zuerst – Istanbul ist auch für Alleinreisende Frauen ein sicheres Reiseziel, wenn du auf einige Dinge achtest. Selbst das sonst so strenge Auswärtige Amt spricht von geringer Gewaltkriminalität in der Türkei, weist aber auch auf einige Verhaltenstipps und Sicherheitshinweise hin, die ich dir im Folgenden erläutern werde. Istanbul stecken die terroristischen Anschläge von 2016 und 2022 auf der Einkaufsstraße Istiklal und im Januar 2024 auf die katholische Kirche Sankt Marien in Sariyer-Istanbul noch immer in den Knochen. Die Regierung hat vor allem mit erhöhter Polizeipräsenz in der Innenstadt reagiert. In Ankara waren auch Taschendurchsuchungen vor den Sehenswürdigkeiten üblich. Allgemein ist Taschen- und Trickdiebstahl ein verbreitetes Problem in Istanbul – oftmals werden die Opfer von bettelnden Kindern abgelenkt. In Beyoğlu, ein Stadtteil, der für sein Nachtleben bekannt ist, kommt es häufig zu Betrugsfällen, bei denen Touristen vermeintlich in eine Bar „eingeladen“ werden. Im Anschluss zwingt man sie dann, eine völlig überhöhte Rechnung zu begleichen. Vermeide es also mit Fremden mitzugehen oder Geschenke von ihnen anzunehmen.

Als Frau alleine durch Istanbul – mit etwas Vorbereitung kein Problem!

Istanbul ist zwar modern, aber wie die ganze Türkei teils auch noch sehr konservativ. Besonders in touristischen Gegenden wie Beyoğlu, Beşiktaş oder Kadıköy kannst du eigentlich tragen was du willst. In Moscheen und konservativeren Stadtteilen (z.B. Fatih) solltest du als Frau Schultern und Knie bedecken. Meide am Abend einsame Gassen und Vororte außerhalb des Zentrums. Empfehlenswert ist auch das Tragen einer kleinen Crossbody-Tasche, in der du deine Wertsachen sicher verstauen kannst. Auf dem Reiseblog aworldkaleidoscope findest du außerdem einen interessanten Beitrag über Katjas Erfahrung als Alleinreisende Frau in Istanbul, über einige wenige negative Erfahrungen und wie sie sich vor Ort mit anderen Reisenden vernetzte. Weitere Tipps für das Verhalten als Alleinreisende Frau in einem muslimischem Land, habe ich dir im Artikel Alleinreisen als Frau in Marokko: Wie es wirklich ist zusammengefasst.

Sokak kedisi: Straßentiere & Tierschutzprojekte in der Katzencity Istanbul

Es ist mein absolutes Herzensthema und hat mich während meiner Türkei-Reise jeden einzelnen Tag beschäftigt – die herzzereißende Situation der Straßentiere. Egal ob Marokko, Rumänien oder Portugal – die Situation von Straßentieren in südlichen Ländern geht mir wahnsinnig nah und ich versuche immer einen Beitrag zu leisten, egal wie klein. Auf Sri Lanka habe ich einige Wochen in einem lokalen Tierheim mitgeholfen (Als Voluntär im sri-lankischen Tierheim Tikiri Trust), in Rumänien 2 Hunde von der Straße gerettet und erfolgreich nach Deutschland vermittelt und in der Türkei Futter da gelassen, wo immer ich konnte. Millionen von Tiere leben in der Türkei auf der Straße! Und seit Erdogans Regierung im Juli 2024 das Gesetz zur Tötung von Straßenhunden verabschiedet hat, werden die Hunde im Land eingefangen und in nationale Tierheime verfrachtet. Werden sie innerhalb von 30 Tagen nicht vermittelt, tötet man sie. Auf Istanbuls Straßen haben die Hundefänger ganze Arbeit geleistet. Man sieht fast keinen einzigen Streuner mehr. Die letzten von ihnen werden von nationalen Tierschutzorganisationen betreut, sind kastriert (erkennt man an dem Chip im Ohr), geimpft und sind damit geschützt. Geschützt vor dem Gesetz, das Erdogans Regierung mit dem Argument verabschiedete, dass Straßentiere ein zu großes Risiko für die Bevölkerung sind.

Viele Istanbuler stellen den Katzen Futter und Wasser auf die Straße – ein richtiges Zuhause ersetzt dies jedoch nicht.

Übrig geblieben sind in Istanbul die Katzen. Hunderttausende von ihnen. Sie sind schon fast eine Art Markenzeichen der Stadt. Sie streifen durch Cafés, schlafen zwischen Klamottenstapeln in Modegeschäften und werden häufig von Anwohnern versorgt. Engagierte Tierschützer haben auch kleine „Katzenhäuschen“ und Futterstationen in den Straßen verteilt. Doch bei mehreren Hunderttausenden Straßenkatzen in Istanbul ist auch das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn fast jeden Tag finden sich wieder neue Katzenjunge irgendwo – immerhin kann eine Katze bis zu 3-4 Mal im Jahr Junge kriegen, jeweils um die 3-6 Kätzchen. So kommt es, dass es in Istanbul beinahe unmöglich ist, eine Gasse ohne die pelzigen Vierbeiner zu finden. Dieses Phänomen hat mit „Sokak kedisi“ sogar einen eigenen Namen und wurde zum inoffiziellen Symbol der Stadt. Ein trauriges Symbol, denn während die Touristen verzückt Fotos von den süßen Kätzchen schießen, ist das Leid groß. Umso wichtiger ist es, nicht wegzuschauen!

Diese und Hunderte weitere Katzen betreut der Tierschützer Ali.

Einen aktiven Beitrag kannst du vor allem durch eine Spende leisten – z. B. an die lokalen Tierheime Kurtaran ev, Tails of Istanbul, das Yedikule Animal Shelter oder Forestangels, die sich um die Straßentiere in den Wäldern rund um Istanbul kümmern. Während unserer Reise trafen wir auch auf den engagierten Tierschützer Ali, der täglich mehr als 100 Katzen im Istanbuler Viertel Cihangir versorgt. Ereichen und über Spendenmöglichkeit fragen kannst du ihn unter alibeycatshelter@gmail.com. Während unserer Türkei-Reise verließen meine Mutter und ich nie unsere Unterkünfte ohne einen Rucksack voll Nass- und Trockenfutter für Hunde und Katzen. Denn Ja, du kannst sie nicht alle retten. Aber du kannst es zumindest durch einen kleinen Beitrag versuchen!

Die schönsten Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten

Schaut man sich die vielen Sehenswürdigkeiten Istanbuls im Vergleich zu den wenigen in Ankara an, stellt sich die Frage, wieso eigentlich Ankara im Jahr 1923 zur Hauptstadt ernannt wurde. Atatürk hatte Anfang des 20. Jahrhunderts die Vision eines modernen, säkularen türkischen Staats. Ankara galt zu diesem Zeitpunkt als eher klein und unbedeutend – perfekt als neutraler, republikanischer Neuanfang. Das damalige Konstantinopel hingegen war gewissermaßen vorbelastet als osmanische Hauptstadt und Zentrum von Sultanen, Kalifat und Monarchie. Und so ist Istanbul mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten heute das wirtschaftliche, kulturelle und mediale Zentrum der Türkei – also eigentlich die „heimliche Hauptstadt“, während Ankara die politische Hauptstadt, mit Regierung, Parlament, Ministerien und ausländischen Botschaften bleibt.

Europäische Seite:

Alman Çeşmesi (Deutscher Brunnen)

Am nördlichen Ende des Hippodroms, im Herzen des historischen Zentrums Sultanahmet, befindet sich ein pavillonähnlicher Brunnenbau, der Deutsche Brunnen. Er liegt direkt gegenüber des Mausoleums von Sultan Ahmeds I. und ist eine wichtige Erinnerung an die vielen historischen Ereignisse aus der Zeit des 20. Jahrhunderts. Der Deutsche Brunnen wurde im Jahr 1901 erbaut – als Geschenk des deutschen Kaisers Wilhelm II. an den osmanischen Sultan Abdülhamid II. Bereits 3 Jahre zuvor hatte Wilhelm II. das damalige Konstantinopel besucht und bedankte sich daraufhin mit nichts weiterem als einem achteckigen Brunnen mit Säulen in byzantinischer Architektur und einer prächtigen goldenen Kuppel, verziert mit zahlreichen Mosaiken. In das Mosaik ist Wilhelm II. Initial „W“ eingelassen, darunter eine Kaiserkrone. Der Deutsche Brunnen wurde nahe Berlin gefertigt und dann in Einzelteilen nach Istanbul verschifft. Anfang 1901 wurde er im Rahmen einer aufwendigen Gedenkfeier erstmals enthüllt.

Der Deutsche Brunnen befindet sich am nördlichen Ende des Sultan-Ahmet-Platzes.

Der Deutsche Brunnen war nicht nur ein großzügiges Geschenk, sondern auch ein Symbol für die Freundschaft zwischen dem Deutschen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich. Natürlich war jenes Geschenk auch nicht völlig uneigennützig, sondern es steckten wirtschaftliche und strategische Interessen dahinter (Stichwort: Bagdadbahn). Die enge Beziehung zwischen Deutschland und dem Osmanischen Reich begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Wilhelm II. und endete erst nach der Niederlage beider Nationen im Ersten Weltkrieg. Heute ist der Brunnen ein beliebtes Fotomotiv, Startpunkt vieler Stadtführungen und ein wichtiges Relikt vergangener Zeiten. Wer weiß – vielleicht würden sich die deutsch-türkischen Beziehungen heute ja bessern, wenn unser Kanzler auch einen Brunnen für Erdogan springen ließe?

Auf der Spur der Sultane im Topkapı-Palast

Der Topkapı-Palast ist eine der ältesten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Istanbul. Über 400 Jahre diente er als Residenz der osmanischen Sultane, sowie Verwaltungs- und Bildungszentrum des Osmanischen Reichs. Im Jahr 1460, kurz nach der Eroberung Konstantinopels, ließ ihn Sultan Mehmed II. (der Eroberer) als seinen neuen Wohn- und Regierungssitz erbauen. Und nicht nur seinen eigenen, sondern auch den seiner Frauen, seiner Kinder, seiner Mutter (Valide Sultan) und dutzender Bediensteter. Über die Jahre wurden Höfe, Gärten, der große Pavillon, Gemächer und Wehrmauern angebaut, bis der Palast im 18. Jahrhundert schließlich 69 Hektar maß und Platz für rund 5.000 Menschen bot – eine eigene Stadt innerhalb Konstantinopels. Heute ist der Topkapı-Palast ein Museum und alle 4 Höfe sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Je weiter innen sie liegen, desto exklusiver war einst der Zugang. Du läufst also quasi von der Öffentlichkeit ins Herz der Macht der Sultane. Im Divan-Hof, dem zweiten Hof, befindet sich der Harem. Die aufwendig verzierten Räume mit Iznik-Kacheln und goldenen Gitterfenstern waren für den Sultan, seine Familie und Mutter vorgesehen.

Der Topkapı-Palast ist schlichtweg riesig – über 400 Zimmer hatte der Sultan zur Verfügung (Image by falco from Pixabay).

Die wertvollsten Schätze hingegen befinden sich im Enderûn, dem dritten Hof des Topkapı-Palast – der sagenumwobene Topkapı-Dolch, der Smaragddiamant „Kaşıkçı Elması“ (86 Karat), zahlreiche prunkvolle Schwerter, Throne und Juwelen der Sultane, sowie die Heiligen Reliquien des Propheten Mohammed. In dem Räumlichkeiten werden auch einige der wertvollsten Relikte des Islams aufbewahrt, darunter der Mantel des Propheten Mohammed (Hırka-i Şerif), seine Bart-Haare, einer seiner Zähne, Schwerter, Briefe und weitere heilige Gegenstände. Ein Imam liest 24 Stunden am Tag aus dem Koran – eine jahrhundertealte Tradition. Gut bewacht wird auch eines der ältesten Koranexemplare der Welt. Zum Schutz dieser heiligen Gegenstände fordern konservative Muslime schon seit Jahren die Schließung des Palasts für Touristen. Doch das würde auch bedeuten, dass Istanbul eine seiner Hauptsehenswürdigkeiten verlieren würde. Und das Fenster in die Welt der Sultane. In eine Welt, in der Männer auf der Jagd nach Macht ihre eigenen Brüder töteten, in der andere – wie Sultan Süleyman der Prächtige – Hunderte Frauen und Konkubinen hatten und sich über jegliche Gesetze hinwegsetzten.

Der Topkapı-Palast wurde 1985 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Da der tägliche Andrang auf den Palast groß ist, solltest du Tickets unbedingt im Vorhinein reservieren. Prüfe, ob in deinem Ticket auch der Einlass in den Harem beinhaltet ist, denn dieser muss separat bezahlt werden. Zudem lohnt sich eine Tour mit Guide oder zumindestens einem Audio-Guide, um sich auf dem riesigen Gelände zurechtzufinden. Vom 1. April bis 1. Oktober ist der Palast täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr und den Rest des Jahres nur bis 16:45 Uhr geöffnet.

Bunte Viertel Balat & Fener

Balat ist ein Stadtteil und liegt auf der europäischen Seite Istanbuls, direkt am Goldenen Horn. Es ist bekannt für seine engen Gassen, traditionellen Handwerksbetriebe und die farbenfrohen Häuser, in denen viele jüdische und griechisch-orthodoxe Familien leben. Denn nicht nur die Farben der Häuser in Balat sind bunt gemischt, auch die multikulturelle Bevölkerung. Einst war Balat das jüdische Viertel von Istanbul. Die beliebtesten Fotomotive sind die berühmte bunte Häuserreihe in der Kiremit Caddesi und die bunte Treppengasse Merdivenli Yokuş (zu Deutsch: Straße mit Abhang mit Treppen). Einige dieser Häuser sind fast 200 Jahre alt! Die bulgarisch-orthodoxe Kirche St. Stefan (Eiserne Kirche) blickt direkt aufs goldene Horn und besteht tatsächlich komplett aus Gusseisen! Die Ahrida-Synagoge in Balat ist eine der ältesten Synagogen in Istanbul – sie wurde im 15. Jahrhundert gebaut und dient seither als jüdisches Zentrum der türkischen Megametropole.

Pastellfarbene Häuser in Balat.

Fener, das benachbarte Viertel, ist ebenso reich an Geschichte und Kultur wie Balat. Fener ist jedoch hügeliger und bietet grandiose Blicke über die Dächer des Viertels bis zum Goldenen Horn. Zahlreiche prachtvolle Villen reihen sich am Ufer nebeneinander, viele von ihnen mit Erkern, schmiedeeisernen Balkonen und alten Holzfassadan, die an das Istanbul vor 100 Jahren erinnern. Ein Spitzname des Viertels ist übrigens „Der Vatikan der griechischen Orthodoxie“. Wieso – weil in der Georgskathedrale (Aya Yorgi Kilisesi) das spirituelle Oberhaupt der orthodoxen Christen weltweit sitzt. Das Patriarchat der orthodoxen Kirche befindet sich bereits seit 1601 in dieser Stätte. Ein weiteres Highlight in Fener ist die Rote Schule (Phanar-Gymnasium). Das große Backsteingebäude ähnelt eher einem Märchenschloss, ist aber tatsächlich eine griechische Oberschule. Neben dem türkischen Lehrplan werden hier auch Fächer wie Literatur, Religion und Griechische Sprache unterrichtet.

Chora-Kirche und die Islamisierung der Türkei unter Erdogan

Im Stadtteil Kariye befindet sich die Chora-Kirche, die auf die wohl wechselhafteste Geschichte aller türkischen Bauwerke zurückblickt. Ihr Name stammt von Chora, was im Griechischen „Auf dem Land“ bedeutet, da sie sich während ihrer Errichtung außerhalb der Stadtmauern von Konstantinopel befand. Im 5. Jahrhundert als byzantinisches Kloster erbaut, diente sie von Ende des 11. Jahrhunderts bis ins frühe 16. Jahrhundert als orthodoxe Kirche und wurde schließlich im Jahr 1511 durch den osmanischen Großwesir Hadım Ali Pascha zur Kariye-Moschee umgewidmet. Nach einer aufwendigen Renovierung wurde aus der Chora-Kirche 1948 das Kariye-Museum (Kariye Müzesi).

Sie sind selten geworden, aber es gibt sie noch. Christliche Abbildungen in Istanbul, wie hier in der Hagia Sophia.

Im Jahr 2020 stand der türkische Präsident Erdogan unter scharfer Kritik, nachdem er einige christliche Gotteshäuser in Istanbul in Moscheen umwandeln ließ – darunter die Hagia Sophia und die Chora-Kirche. Damit wollte er ein Zeichen setzen für die Rückkehr zu islamischen Wurzeln und somit auch ein Statement gegen die säkulare Prägung der frühen Republik unter Atatürk. Die Chora-Kirche diente jedoch lange als ein wichtiges Symbol der orthodoxen Welt und wird dazu noch durch ihren Status als UNESCO-Weltkulturerbe besonders geschützt. Die Sorge des UNESCO-Komittes und internationaler Kritiker gilt den alten Mosaiken und Fresken, die drohten dem Umbau zur Moschee zum Opfer zu fallen.

Die grüne Lunge der Stadt

Um dem hektischen Gewusel der Großstadt zu entfliehen, lohnt sich ein Ausflug in einen der Istanbuler Stadtparks. Der Yıldız Park ist einer der größten Parks der türkischen Großstadt, der früher als königlicher Garten des osmanischen Sultans diente. Der Malta-Pavillon (Malta Köşkü) und Çadır-Pavillon (Çadır Köşkü) erinnern im Yıldız Park heute noch an das Leben der einstigen osmanischen Elite in Konstantinopel. Heute bietet der Park einige schöne Rückzugsmöglichkeiten für Spaziergänge und einen tollen Blick auf den Bosporus. Auf Deutsch heißt er übrigens „Stern-Park“. Direkt neben dem Topkapı-Palast bzw. innerhalb der Palastmauern befindet sich der Gülhane Park (Rosengarten), der für seine großen Blumenbeete bekannt ist. Einst diente er als Schauplatz für ritterliche Spiele und Bogenschießwettbewerbe, heute hingegen ist er ein bewaldeter Volkspark mit Livekonzertangeboten, Teegärten und vielen Spaziergängern. Am Ufer des Bosporus, im Stadtteil Emirgan, befindet sich eine weitere grüne Oase inmitten Istanbuls, der Emirgan-Park. Jeden Mai findet hier das Tulpenfestival statt. Weitere bekannte Stadtparks in Istanbul sind; Maçka Park, Fenerbahçe Park, Bebek Park und der höchste Punkt der Stadt, Çamlıca Hill.

Nahrung finden die Istanbuler Straßenkatzen nicht in den grünen Stadtparks, sondern im Gewusel der Großstadt.

Nirgendwo lässt es sich dem Istanbuler Stadtlärm besser entkommen, als auf einer der 9 Prinzeninseln (Prens Adaları) im Marmarameer. Sie befinden sich 10-23 km südöstlich des Bosporus und gehören zum asiatischen Teil Istanbuls. Die Fähren starten von Kabataş, Eminönü, Kadıköy oder Bostancı auf eine der 4 bewohnten Inseln – die größte Insel Büyükada ist bekannt für das griechisch-orthodoxe Kloster St. Georg (Aya Yorgi) auf einem Hügel und die ruhigen Strände. Etwas ruhiger und bedeckt von dichten Wald ist die Insel Heybeliada, auf der sich auch die Theologische Schule von Chalki (seit 1971 geschlossen, aber historisch sehr bedeutend für die orthodoxe Kirche) befindet. Burgazada gilt als Lieblingsinsel von Sait Faik Abasıyanık, einem bekannten türkischen Schriftsteller. Die kleinste und am nächsten an Istanbul gelegene Insel ist Kınalıada. Aufgrund ihrer schönen Badestrände und der Nähe zur Stadt zieht Kınalıada die meisten Besucher an. Eines haben alle 9 Inseln gemein – sie sind völlig autofrei! Du bewegst dich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem elektrischen Shuttle – früher waren es Pferdekutschen (Phaetons), die aber aus Tierschutzgründen gücklicherweise abgeschafft wurden.

Die Hauptattraktion Istanbuls: Hagia Sophia

Hast du nur für eine Sehenswürdigkeit in Istanbul Zeit, sollte es die Hagia Sophia (Ayasofya) sein – ein Bauwerk, das seinesgleichen sucht! Erbaut wurde sie im Jahr 537 n. Chr. unter dem oströmischen Kaiser Justinian I. und galt fast 1.000 Jahre lang als die größte Kirche der Welt – bis zum Bau des Petersdoms in Rom im Jahr 1626. Sie zählt zu den letzten der spätantiken Großkirchen, die seit Konstantin dem Großen im Römischen Reich errichtet wurden. Über die Jahre hat die Hagia Sophia oft ihre Rolle gewechselt – von byzantinischer Kirche zur osmanischen Moschee, dann ab 1935 Museum und seit 2020 unter Erdogan wieder die Umwidmung zur Moschee. Bis heute zeugen die christlichen und islamischen Elemente im Inneren der Moschee von ihrer wechselhaften Vergangenheit. Riesige arabische Kaligrafie-Rosetten befinden sich direkt neben den christlichen Mosaiken von Maria und Jesus. Doch um die Gebetsatmosphäre nicht zu stören, ließ Erdogan’s Regierung die christlichen Gemälde, Mosaike und Grafiken zudecken – offiziell nur wegen des 5-Mal täglich stattfindenen Gebets. Stand 2024 befinden sich die Tücher und Abdeckungen jedoch auch abseits des Gebets an den Wänden. Obwohl bis vor wenigen Jahren noch ein freies Museum, gilt seit der Umwandlung zur Moschee eine Kopftuchpflicht für Frauen in der Hagia Sophia, wie in allen türkischen Moscheen. Tücher, auch zum Bedecken von Schultern und Knien, werden am Eingang kostenlos ausgegeben. Seit 1985 ist die Hagia Sophie Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – die UNESCO ist übrigens einer der größten Kritiker von Erdogans Vorgehen.

Für einen Blick in die Hagia Sophie Moschee lohnt sich auch das lange Anstehen!

Die Hagia Sophia ist heute nicht bloß eine Moschee, sondern eine wichtige Zeitzeugin türkischer Geschichte – hier wurden die byzantinischen Kaiser gekrönt, hier entschieden sich die Russen fürs orthodoxe Christentum und von hier verschleppten Kreuzritter im 13. Jahrhundert wichtige Reliquien nach Venedig und Rom, die nie an ihren angestammten Platz zurückkehrten. Die Hagia Sophia galt als osmanische Reichsmoschee und Vorreiterin des osmanischen Moscheen-Stils. Auf einer Tour durch die Hagia Sophia gelangst du durch die Empore, die während des Gebets den Frauen vorbehalten ist, in den großen Hauptraum – auch Naos genannt. Die 31 Meter durchmessende und 56 Meter hohe Kuppel scheint über dem Naos zu schweben, da die Säulen so geschickt versteckt sind. In einer der Säulen findest du ein Loch, in der viele Besucher ihre Daumen stecken und drehen – es soll heilende Kräfte haben! Im Vorhof befindet sich außerdem das größte Taufbecken der Christenheit – ausnahmsweise nicht von Tüchern bedeckt.

Den Gebetsraum dürfen nur Muslime betreten.

Die Moschee hat täglich außerhalb der Gebetszeiten von 09:00 – 19:30 Uhr geöffnet und bleibt Freitags zusätzlich wegen des traditionellen Freitagsgebets zwischen 12:30 und 14:30 Uhr für Besucher geschlossen. Skip-the-line Tickets für schnelleren Einlass sind bereits ab 33,50€/ Person erhältlich und sollten unbedingt im Vorhinein reserviert werden.

Dolmabahçe Palast

Der Dolmabahçe-Palast (Dolmabahçe Sarayı) befindet sich am Ufer des Bezirks Beşiktaş und wurde zwischen 1843 und 1856 unter Sultan Abdülmecid I. erbaut. Die neubarocke Zweiflügelanlage vereint osmanische, barocke und neoklassizistische Architektur und war eines der letzten von einem Sultan in Auftrag gegeben Bauwerke in der Türkei und markiert somit den Übergang von der Zeit der Sultane zur türkischen Republik. Einige der insgesamt 286 Zimmer blicken direkt auf das blaue Wasser des Bosporus hinaus und unter den 46 Sälen ist der Thronsaal mit dem gigantischen Kristallluster von 4,5 Tonnen am bekanntesten. Die letzte Residenz der Sultane war zugleich auch Atatürks letzte – denn der erste Präsident der Türkei starb am 10. November 1938 um 09:05 Uhr Ortszeit an Leberzirrhose im Dolmabahçe-Palast.

Der Dolmabahçe-Palast ist einer der prächtigsten Paläste Istanbuls (Image by Olivier Girard from Pixabay).

Der Name Dolmabahçe bedeutet „volle Gärten“ und geht auf die Bucht zurück, in der sich an Stelle des Palasts einst ein Großteil der Flotte des Osmanischen Reichs befunden hat. Damit der Sultan mehr Ruhe und Abgeschiedenheit genießen konnte, wurde mithilfe der Erde des nächstgelegenen Hügels die Bucht zugeschüttet und das Fundament für den Dolmabahçe-Palast gelegt. Im Gegensatz zum Topkapı-Palast orientierten sich die Architekten des Dolmabahçe-Palast beim Bau an anderen europäischen Herrschaftshäusern – zu sehen beispielsweise an den prächtigen Treppenhäusern, Kristallluster aus Böhmen, dem europäischen Thronsystem und der symmetrischen Fassade, ähnlich wie der Palast von Versailles oder der Wiener Hofburg-Komplex. Auch preislich sparte Sultan Abdülmecid I. keine Kosten sondern investierte 5 Millionen Goldlira (etwa 1,9 Mrd. US-Dollar) in den Bau – das entsprach etwa einem Viertel der jährlichen Steuereinnahmen im Osmanischen Reich.

Heute sind der Selamlık (Hauptpalast), der Harem, in dem sich auch das Sterbezimmer Atatürks befindet, sowie das im Palastgarten gelegene Uhren- und Kristallmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Dolmabahçe-Palast ist Dienstags bis Sonntags von 09.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Tickets kosten ab 44,90€/ Person.

Entspannen im türkischen Hammam

Die Wurzeln der türkischen Bäder, der Hammams, liegen in den römischen Thermen. Aus ihnen entwickelten sich mit der Verbreitung des Islams im 11. Jahrhundert die Hammams in der heutigen Türkei. Fast jedes Viertel von Konstantinopel hatte seinen eigenen Hammam. Diese dienten nicht nur als Ort der Reinigung, auch wenn körperliche Sauberkeit im Islam eine große Rolle spielt (z. B. vor dem Gebet), sondern auch der Spiritualität und Begegnung. In den Hammams trafen sich Männer und Frauen (natürlich getrennt voneinander), in den Braut-Hammams wurden Hochzeiten vorbereitet und in anderen Bereichen fanden wichtige Geschäfte und Verhandlungen statt.

Im schönen Viertel Çukurcuma, das für seine vielen Antiquitäten-Läden bekannt ist, befindet sich das Nachbarschaftsbad Çukurcuma Hamamı – ebenfalls eine Empfehlung meines Gastgebers Batuhans. Als schönstes Istanbuler Hammam gilt das Cağaloğlu Hamamı, als eines der ältesten und traditionellsten das Çemberlitaş Hammam und beliebt bei der Istanbuler Jugend, da es Bereiche auch ohne Geschlechtertrennung gibt, ist das Süleymaniye Hamam. Während es vor 100 Jahren noch etwa 2.500 türkische Bäder in Istanbul gab, sind es heute nur noch einige Hundert. Um dir die Qual der Wahl dennoch etwas zu vereinfachen, findest du hier eine Liste der bekanntesten Hammams in der türkischen Megacity.

Geschichte der Osmanen, Römer und ersten Zivilisationen Anatoliens im Archäologiemuseum

Wer tiefer in die Geschichte Istanbuls und der Türkei eintauchen will, sollte einen Abstecher ins städtische Archäologiemuseum (İstanbul Arkeoloji Müzesi) unternehmen. Es befindet sich im Herzen des Gülhane-Park und wurde 1891 als eines der modernsten Museen des Osmanischen Reichs von Osman Hamdi Bey, einem Pionier der türkischen Archäologie, gegründet. Das Archäologiemuseum beherbergt Artefakte aus der gesamten Türkei und allgemein dem Osmanischen Reich, welche die über 5.000 Jahre alte Geschichte der Region erzählen. Heute kommen nur noch Funde aus Istanbul und seiner Umgebung zu den Sammlungen dazu. Rund 15.000 archäologische Stücke befinden sich in den 3 Teilen des Museums – dem eigentlichen archäologischen Museum, dem Museum für altorientalische Kunst und dem Museum für islamische Keramik – und machen dieses zum größten archäologischen Museum der Türkei.

Zu den wichtigsten Exponaten zählen der Sarkophag Alexanders des Großen aus dem 4. Jahrhundert, der Vertrag von Kadeš (der älteste bekannte Friedensvertrag der Welt), die Löwen von Babylon, sowie Funde aus Troja, Pergamon, Ephesos, Myra und Side. Das Archäologiemuseum ist in den Wintermonaten vom 31. Oktober bis 01. April von 09:00 bis 18:30 Uhr und in der Sommerzeit von 09:00 bis 21:00 Uhr geöffnet. Tickets kosten 15€/ Person – für Schüler, Studenten, Rentner und Gruppen gibt es Rabatte.

Flaniermeile İstiklal Cd.

Auf 1,4 km Länge erstreckt sich die İstiklal Caddesi (Unabhängigkeitsstraße) vom Taksim-Platz im Norden über den Tunel-Platz im Süden bis zum berühmten Galata-Turm in Beyoğlu. Sie ist eine der lebendigsten und meistbesuchtesten Straßen Istanbuls. Hier befinden sich zahlreiche Geschäfte, Cafés, Patisserien, Restaurants, Theater und Kinos. Tagsüber ist sie eine beliebte Einkaufsstraße, während sie sich Nachts ins Zentrum des Istanbuler Nachtlebens verwandelt. Hier kannst du Mitbringsel in einem der vielen Souvenirshops shoppen, einen frischen Simit bei einem der Straßenverkäufer kaufen oder mit der nostalgischen roten Straßenbahn Taksim-Tünel Nostaljik Tramvay fahren.

Die Nostalgiebahn kann nur in Schrittgeschwindigkeit über die İstiklal Caddesi tuckern.

Die Straßenbahn ist das wahre Highlight der İstiklal Caddesi! 1914 erbaut ist sie Istanbuls erste elektrische Straßenbahn. Allerdings wurde sie aufgrund des zunehmenden Autoverkehrs in den 1960er Jahren vorerst stillgelegt. Im Jahr 1990 wurde die Nostalgiebahn als eine Hommage an die Vergangenheit wieder eingeführt. Oft kann die rote Straßenbahn nur sehr langsam ihre Fahrt vom Tünel-Platz zum Taksim-Platz zurücklegen, da sie sich quer durch die Fußgängerzone bewegt. Außerdem hängen sich Touristen gerne im Vorbeifahren an die Waggons oder stellen sich für Fotos vor die Bahn. Die Fahrt mit der roten Nostalgiebahn kann mit der Istanbulkart bezahlt werden und du kannst an mehreren kleinen Haltestellen ein- und aussteigen.

Galata-Tower

Der Galataturm (Galata kulesi) ragt 70 Meter in die Höhe und ist die wohl bekannteste Aussichtsplattform Istanbuls. Vom Rundbalkon im Dachgeschoss hast du einen fantastischen 360-Grad-Blick auf den Bosporus, sowie die Dächer der europäischen und asiatischen Seite der türkischen Großstadt. Zwischen den Jahren 1348-1349 wurde der Galataturm von den Genuesen, anstelle des alten Turms, erbaut, welcher bei der Eroberung Konstantinopels Anfang des 13. Jahrhunderts zerstört wurde. Im Laufe der Jahrhunderte diente er als Wachturm innerhalb der Stadtmauern, dann als Gefängnis, Feuerwache und Leuchtturm. Noch heute erinnern die dicken Mauern, das kegelförmige Dach und der zylindrische Rumpf an die einstige Nutzung des Galataturms als mittelalterliche Wehrarchitektur. Übrigens ist der Galataturm Teil von Karl Mays Reiseerzählung Von Bagdad nach Stambul. Auf dem Galataturm kommt es nämlich zu einer Auseinandersetzung, woraufhin 2 Romanfiguren schließlich vom Turm stürzen und sterben. Ich schätze, nicht einmal Karl May’s berühmteste Romanhelden Winnetou und Old Shutterhand hätten den Sturz aus 70 Metern Höhe überlebt!

Der Galataturm prägt das Stadtbild von Beyoğlu wie kein anderes Bauwerk.

Die Aussichtsplattform befindet sich im siebten Stockwerk des Turms und ist (glücklicherweise) über zwei Aufzüge erreichbar. Die letzten Stockwerke musst du jedoch über eine hölzerne Wendeltreppe zurücklegen, die an einigen Stellen so eng ist, dass du auf die entgegenkommende Leute warten musst. Der Eintritt in den Galata-Tower ist täglich von 8:30 Uhr bis 23:00 Uhr möglich – am meisten ist jedoch zu Sonnenuntergang los! Wir standen schon gegen 17 Uhr, also etwa 1 1/2 Stunden vor Sonnenuntergang, an, um auch ja pünktlich oben zu sein und die Schlange an wartenden Menschen wandt sich bereits einmal komplett um den Galataturm herum. Tickets kosten 30€/ Person und sollten vorab reserviert werden.

Sonnenuntergang über den Dächern von Häusern und Moscheen in der türkischen Megametropole.

Am Fuße des Galataturms befindet sich übrigens eine der beliebtesten Einkaufsstraßen Istanbuls, die Galip Dede Harsta. Sie führt vom Tünel-Platz (Endstation der historischen Tünel-Bahn) hinunter zum Galataturm und ist vor allem bekannt für die Vielzahl an Musikgeschäften. Auch zahlreiche kleine Galerien, Schmuck- und Modeboutiquen und gemütliche Teestuben säumen die Galip Dede Harsta.

Hagia Triada Greek Orthodox Church

Die Hagia Triada Kirche (Hagia Triada Rum Ortodoks Kilisesi) in Beyoğlu ist die größte orthodoxe Kirche in Istanbul und bereits seit ihrem Bau im Jahr 1880 ein wichtiges Zentrum für die griechisch-orthodoxe Gemeinde der Stadt. Zudem war sie die erste griechisch-orthodoxe Kirche, die in der türkischen Großstadt überhaupt errichtet wurde. Ihr Bau markierte nach Jahrhunderten religiöser Einschränkungen im Osmanischen Reich eine neue Ära der Religionsfreiheit. Die Hagia Triada war die erste orthodoxe Kirche mit einer großen Kuppel in Istanbul – vorher durften Kirchen keine auffälligen Kuppeln oder Türme haben. Sie symbolisierte also, dass Christen in Istanbul wieder sichtbarer und selbstbewusster ihren Glauben leben konnten.

Der pompöse Innenraum der Hagia Triada.

Anfang September 1955 wurde die Hagia Triada Kirche beim sogenannten Istanbul-Pogrom schwer beschädigt und geplündert. Organisierte Mobs, die sich gegen die griechische Minderheit richteten, versuchten, die Kirche in Brand zu setzen, indem sie Kerosin hineinschütteten und Feuer legten. Trotz schwerer Schäden überstand das Gebäude den Brand. Erst viele Jahre später finanzierte der Unternehmer Panagiotis Angelopoulos eine umfassende Restaurierung mit einer Spende von 90.000 US-Dollar an Patriarch Bartholomäus. Die Renovierungsarbeiten dauerten 2 Jahre und die Hagia Triada wurde im März 2003 schließlich wiedereröffnet. Seither können Besucher aus aller Welt die neobarocke Kirche, kombiniert mit byzantinischen und neugotischen Elementen, besichtigen.

Istanbuler Hippodrom

Das Istanbuler Hippodrom (Sultanahmet Meydanı) wurde ca. 203 n. Chr. durch Kaiser Septimus Severus erbaut und diente als politisches und sportliches Herz des Byzantinischen Reichs. Heute ist die alte Pferderennbahn Teil des Sultan-Ahmet Platz und liegt direkt neben der Blauen Moschee. Das Wort Hippodrom stammt von den griechischen Begriffen Hippos (Pferd) und Dromos (Weg). Das Istanbuler Hippodrom war eine beliebte Pferde- und Wagenrennbahn, sowie Veranstaltungsort für feierliche Triumphzüge, Kaiserfeste und politische Reden. Bis zu 100.000 Besucher fasste das Hippodrom und bildete somit auch den Mittelpunkt des byzantinischen Lebens und weitere 400 Jahre auch des osmanischen Lebens. Früher bestand der Platz aus 2 Galerien, einer langen Mittelachse und einem halbkreisförmigen südlichen Ende, das als Sphendon bekannt ist.

Auch die Obeliske auf dem Istanbuler Hippodrom sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Wenn du heute auf dem Weg zum Topkapı-Palast, der Hagia Sophia oder der Blauen Moschee über das Istanbuler Hippodrom läufst, kannst du noch Überreste der ehemaligen Gebäude erkennen. Da die antike Pferderennbahn jedoch etwa 2 Meter tiefer lag, als der heutige Sultan-Ahmet-Platz, ragen die historischen Überreste aus Vertiefungen hervor. Dazu zählen; der aus Ägypten stammende Obelisk des Thutmosis III. Er ist über 3.000 Jahre alt und wurde einst von Kaiser Theodosius I. aufgestellt, sowie die Schlangensäule aus Delphi (Griechenland), die einst als Siegestrophäe der Griechen über die Perser errichtet wurde. Im Süden des Hippodroms befindet sich der Konstantin-Obelisk, der heute jedoch stark verwittert ist.

Kapalı Çarşı: Die Welt der Istanbuler Basare

Gewürzpyramiden stapeln sich neben Bergen an Oliven, bunten Teeverpackungen, die trotz des unterschiedlichen Aussehens alle denselben Inhalt, den traditionellen Schwarztee Çay, beinhalten, und ein Verkäufer mit einem Karren voller Bananen drängt sich durch die Menge an Schaulustigen, Käufern und feilschenden Händlern. Touristen bleiben fasziniert vor den farbenfrohen Teppichen stehen, während andere von den orientalischen Lampen angezogen werden oder nach einem der türkischen Glücksbringer stöbern, dem blauen Auge „Nazar Boncuğu“ 🧿. Am Rand der Basare treffen sich Istanbuler Familien zum Shoppen von gut gefälschter Markenkleidung, Babyklamotten, Haushaltsgegenständen oder Silberschmuck.

Die betriebsamen Tuchhallen des Großen Basars.

Der bekannteste aller Istanbuler Basare ist der Kapalı Çarşı (Großer Basar) – mit 31.000 m² Fläche eine echte Stadt in der Stadt. Der Große Basar ist der älteste und größte überdachte Markt der Welt! Über 30 Millionen Besucher drängen sich hier jährlich durch das große Labyrinth aus 66 Straßen, 21 Toren und über 4.000 Geschäften, die etwa 25.000 Menschen beschäftigen. Erbauen ließ ihn im 15. Jahrhundert der Sultan Mehmet Fatih, nach der Eroberung Konstantinopels, um eine Einnahmequelle für die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu schaffen. Zentrum des Basars sind die überdachten Tuchhallen, deren Holzstände nach einem großen Brand 1701 aus Stein wieder neu aufgebaut wurden. Der Große Basar ist nicht nur ein Einkaufsparadies, sondern seit jeher auch Treffpunkt der lokalen Bevölkerung – es gibt Restaurants, traditionelle Teehäuser, einen Hammam, eine Moschee und mehrere Gebetsräume. Der Basar ist täglich von 8.30 bis 19.00 Uhr für Besucher geöffnet. Hier findest du zusätzliche Tipps zum Handeln, den authentischsten Souvenirs und leckersten türkischen Spezialitäten.

Für mich sind die bunten ortientalischen Lampen einfach das schönste Souvenir aus der Türkei.

In Istanbul gibt es Hunderte kleine und größere Basare. Neben dem Großen Basar zählen der Gewürzbasar (Ägyptischer Basar) hinter der Yeni-Moschee in Eminönü, der Sultanahmet-Arasta-Basar mit dem Mosaikmuseum, der Buchhandlungsbasar und Historische Kupferschmiedebasar in Beyazit, der Beyoğlu-Fischmarkt und der Arasta-Basar hinter der Blauen Moschee zu den bekanntesten Basaren Istanbuls. Eine Liste mit weiteren Basaren findest du hier; Die schönsten Märkte und Basare in Istanbul. Doch egal welchen Basar du in Istanbul besuchst, eins gilt für alle – Handeln, Handeln, Handeln! Außerdem solltest du besonders in engen Menschenmengen auf Taschendiebe achten und soweit möglich Bar bezahlen.

Orient-Express in Sirkeci

Der Sirkeci Bahnhof (Istanbul Sirkeci Gar) wurde 1890 eröffnet und war einst der Endpunkt des berühmten Orient-Expresses von Paris über Wien, Budapest und Bukarest bis nach Istanbul. Nach dem Krimkrieg beschloss man, eine Zugverbindung zwischen dem Westen und Istanbul zu bauen. Der Bau des Bahnhofs begann jedoch erst Jahre später. Um Platz für die Eisenbahn zu schaffen, wurden die Gleise entlang der Küste des Marmarameers verlegt, und mit besonderer Erlaubnis von Sultan Abdulaziz verliefen sie sogar durch die Gärten des Topkapi-Palasts. Im Jahr 2013 wurde der Sirkeci Bahnhof vorübergehend während des Baus der Marmaray-Bahnlinie geschlossen, seit 2019 ist er jedoch wieder geöffnet. Obwohl heute wieder in Betrieb, gleicht der Sirkeci Bahnhof mit seinem prunkvollen Warteraum, den kunstvollen Fliesen, Buntglasfenstern und hohen Decken eher einem lebendigen Museum, als dem klassischen Verkehrsknotenpunkt einer Großstadt.

Zugabteil des alten Orient Express im Museum des Sirkeci Bahnhof.

Nachdem die belgische Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) den Orient Express im Jahr 1883 ins Leben rief, diente der prächtige Endbahnhof Sirkeci als Eintrittsort der Fahrgäste aus Paris in den Zauber von Istanbul. Bis zu seiner Ankunft hatte der Orient Express bis dahin 3.094 km in 80 Stunden zurückgelegt und war seit jeher der wohlhabenden Elite vorbehalten. Die Schriftstellerin Agatha Christie romantisierte die Fahrt durch das symbolische Tor von West nach Ost in ihrem Krimi Mord im Orient-Express und spätestens seit dessen Neuverfilmung im Jahr 2017 kannst du dir ein Bild von den (nachgestellten) luxuriösen Zimmern, Speisesälen und dem Service an Bord machen. Heute verkehrt ein original restaurierter Wagen aus den 1920- und 30er Jahren, der Venice Simplon-Orient-Express, zwischen Paris, Venedig, Wien, Prag, Amsterdam, London und bei Sonderreisen gelegentlich auch bis nach Istanbul. Eines hat sich seit der ersten Fahrt des originalen Orientexpress am 04. Oktober 1883 jedoch nicht geändert – es bleibt eine Luxusreise.

Ortaköy Moschee

Direkt am Hafen von Ortaköy, im Istanbuler Stadtteil Beşiktaş, befindet sich die Ortaköy Moschee (Büyük Mecidiye Camii). Sie wurde im Jahr 1856 unter Sultan Abdülmecid I., dem 31. Sultan des Osmanischen Reiches, fertiggestellt und musste 1894 nach einem schweren Erdbeben neu renoviert werden. Nach einem Brand erfolgte im Jahr 1984 eine erneute Restaurierung. Unverändert blieb dabei die Mischung aus osmanischem Barock und Neoklassizismus.

Blick vom Wasser auf die Ortaköy Moschee.

Die Ortaköy Moschee ist bekannt für ihr großes, kuppelförmiges Dach, die Außenwände aus weißem Kalkstein und die 2 schlanken Minarette. Außerdem liegt sie direkt am Ufer des Bosporus und ist dadurch ein beliebtes Fotomotiv – sowohl von Schiffen auf dem Wasser, als auch vom Land aus. Besucher können die Ortaköy Moschee außerhalb der Gebetszeiten besichtigen.

Rumeli Hisarı

An den steilen Hängen des Bosporus, gegenüber der asiatischen Anadolu Hisarı, erhebt sich die Rumeli Hisarı, eine eindrucksvolle mittelalterliche Festung mit spektakulären Blick auf die Meerenge. Sie wurde in nur 4 Monaten im Jahr 1452 von Sultan Mehmed II. (Fatih) erbaut – als Teil seiner Strategie zur Eroberung von Konstantinopel. Auf Deutsch heißt sie „Abschneider der Meerenge, Halsabschneider“, was sich auf ihre Lage an der engsten Stelle des Bosporus bezieht, die ihr dazu verhalf, feindliche Schiffe abzuwehren und die Seezufuhr nach Byzanz abzuschneiden. Rumeli Hisarı ist die zweitälteste osmanische Festungsanlage und auch eine der größten – sie misst 250 Meter Länge und 125 Meter Breite. Nach der Erstürmung Konstantinopels erlosch nicht nur das Byzantinische Reich, sondern auch die Nutzung von Rumeli Hisarı als militäre Festung. Daraufhin wurde sie als Gefängnis genutzt.

Hinter der Burganlage befindet sich die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke.

Im Zuge der 500-Jahr-Feier der Einnahme von Konstantinopel wurde Rumeli Hisarı im Jahr 1953 renoviert und ist seither ein Museum. Heute können Besucher auf den bis zu 7-Meter dicken Mauern spazieren gehen oder in den Sommermonaten Konzerte und Kulturveranstaltunge im Innenhof besuchen. Der Eintritt in die Burganlage ist Dienstags bis Sonntags von 9:00 bis 17:30 Uhr möglich und kostet 7€.

Schiffsfahrt über den Bosporus bis zum Leanderturm

Der Bosporus ist eine 30-Kilometer lange Meerenge in Istanbul, die Europa und Asien trennt – und zugleich verbindet. An ihrer breitesten Stelle trennen sich die Ufer 3,7 km und auf ihrer schmalsten nur 700 m. Der Bosporus verbindet das Schwarze Meer mit dem Marmarameer und zählt als Zugang zum Mittelmeer zu einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt.

Am schönsten ist eine Schiffsfahrt über den Bosporus am Abend.

Ihr Name stammt vom Griechischen „Bosporos“, was „Ochsenfurt“ bedeutet, eine Anspielung auf die Mythologie von Zeus und seiner geliebten Io – Diese wurde von Zeus eifersüchtiger Frau Hera in eine Kuh verwandelt und anschließend von einer Bremse durch die ganze Welt gehetzt. Auf ihrer Flucht schwamm Io schließlich als Kuh durch die Meerenge, die fortan Bosporus genannt wurde. Heute schwimmen zwar keine Kühe durch den Bosporus, dafür jedoch zahlreiche Delfine, Fische und Seevögel. Zudem passieren jährlich über 40.000 Schiffe die Meerenge. Darunter die Fähren, die in Istanbul einfach zum Alltag gehören, sowie zahlreiche Bosporus-Touren. Diese starten meist in Eminönü, Kabataş oder Üsküdar. Besonders schön sind die Kreuzfahrten bei Sonnenuntergang. An Bord wird in der Regel Tee und Gebäck serviert, während du an Palästen, Moscheen, Villen und Festungen vorbei das Goldene Horn umrundest.

Der Leanderturm befindet sich zwischen der europäischen und asiatischen Seite Istanbuls (Image by Herm from Pixabay).

Zudem passierst du die Märtyrer-Brücke, Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke, sowie Yavuz-Sultan-Selim-Brücke und kommst dem im Wasser ruhenden Leanderturm so nahe wie sonst nie. Dieser wird auch Jungfrauenturm genannt und verdankt diesen Namen einer alten türkischen Legende – nach dieser erfuhr ein König durch ein Orakel, dass seine Tochter an ihrem 18. Geburtstag an einem Schlangenbiss sterben würde. Um dies zu verhindern, baute der König den Turm auf der Insel, in dem sie von da an lebte. Als sie zu ihrem 18. Geburtstag einen Obstkorb auf die Insel geliefert bekam, wurde sie von einer Schlange gebissen, die sich in dem Korb versteckt hatte, und starb. Der Leanderturm ist täglich von 09:00 – 19:00 Uhr geöffnet und kann mit dem Boot ab Üsküdar (Salacak Pier) oder ab Kabataş (europäische Seite) erreicht werden. Der Eintritt kostet 550 TL.

Süleymaniye-Moschee

Die Süleymaniye-Moschee (Süleymaniye Camii) zählt zu den größten Moscheen in Istanbul und befindet sich auf dem sehr steilen, dritten Hügel. Sie wurde zwischen 1550 und 1557 im Auftrag von Sultan Süleyman erbaut, daher auch ihr Name – das Suffix „-iye“ im Türkischen deutet auf Zugehörigkeit hin. Also: diejenige, die mit Süleyman verbunden ist. Die Süleymaniye-Moschee ist nicht nur ein islamisches Gotteshaus sondern enthält auch eine Medresen (Koranschule), ein Krankenhaus, eine Karawanserei, eine Armenküche und eine Bibliothek. Ausländische Besucher haben jedoch nur Zugang zum Hauptgebetshaus mit den schönen İznik-Fliesen, den 130 farbigen Steinglasfenster, dem Innenhof, Garten und den Mausoleen (Türben) von Süleyman und Hürrem Sultan. Der Innenhof wird von 4 Minaretten umrahmt, wobei die höheren Minarette an die Moschee angrenzen.

Die Wächterin über die Stadt, die Süleymaniye-Moschee auf dem dritten Hügel der Stadt.

Errichtet wurde die Süleymaniye-Moschee ursprünglich, um die Macht und den Reichtum des Osmanischen Reiches zu symbolisieren, die während der Herrschaft von Sultan Süleyman seinen Höhepunkt erreichte. Und da es im Osmanischen Reich Sitte war, keine weiteren Prachtbauten an Moscheen zu errichten, wenn in der Stadt schon genügend Gebetsstätten bestanden (was in Konstantinopel ja der Fall war), wurde die Süleymaniye-Moschee als großer Moscheekomplex errichtet, der gleichzeitig auch wohltätige Einrichtungen beinhaltete. Über die Jahrhunderte war die Süleymaniye-Moschee auch desöfteren Schauplatz von wichtigen historischen Ereignissen, z. B. der Krönung von Mehmed IV. im Jahr 1648, der damals gerade einmal 6 Jahre alt war.

Sultan-Ahmed-Moschee & Brunnen (Blaue Moschee)

Auch die Blaue Moschee im Herzen der Istanbuler Altstadt, direkt gegenüber der Hagia Sophia, verdankt ihren Namen einem Sultan, der einst in Konstantinopel regierte – ebenfalls ein junger Sultan! Sultan Ahmed I. ließ die Sultan-Ahmed-Moschee (Sultan Ahmet Camii) zwischen 1609 und 1616 erbauen und bestieg den Thron bereits mit 14 Jahren. Ihren Spitznamen als Blaue Moschee verdankt sie den über 20.000 handgemalten blauen Iznik-Fliesen, die den Innenraum schmücken. Dieser Spitzname ist im Türkischen übrigens nicht bekannt. Der Architekt Sedefkâr Mehmed Ağa wurde vor dem Moscheebau mit der Aufgabe betreut, ein islamisches Gotteshaus zu bauen, das größer und spektakulärer würde, als die Hagia Sophia. Kurz nach der Fertigstellung der Moschee verstarb ihr Namensgeber und wurde im nahegelegenen Mausoleum begraben.

Im September 2024 wurde eines der Minarette renoviert.

Ein Besuch der Blauen Moschee ist während jeder Istanbulreise ein Muss! Der Eintritt in die Moschee ist kostenlos, allerdings kann es einige Zeit dauern, bis du durch die Sicherheitsschlange hindurch bist. Aus hygienischen Gründe würde ich dir außerdem empfehlen, Tücher zum Bedecken von Schultern und Knien selbst mitzubringen.

Zunächst gelangst du durch ein Tor im Westen in den Außenhof. Über diesem Tor befindet sich eine eiserne Kette, worunter der Sultan sich jedes mal verbeugen musste, wenn er das Tor betrat, um seinen Respekt vor Allah zu zeigen. Weiter geht es in den Innenhof, der von einem Säulengang umgeben ist, der von 26 Granitsäulen getragen und von 20 goldenen Kuppeln verziert wird. Im Herzen des Innenhofs, genau in der Mitte, befindet sich der Brunnen, an dem sich die Muslime einst rituell vor jedem Gebet reinigten. Mit der Zeit wurden weitere Waschbecken am Rande des Innenhofs angebaut. Als nächstes betrittst du den fast quadratischen Gebetssaal (51 Meter breit, 53 Meter lang). Über ihm spannt sich die riesige Kuppel, die auf 4 Halbbögen ruht und aus 260 Fenstern besteht. An ihrem höchsten Punkt misst die Kuppel 43 Meter.

Blattgold bzw. goldene Farbe lassen den Gebetsraum erstrahlen.

Sultan Ahmed I. ließ die Blaue Moschee trotz seinen jungen Alters und der Tatsache erbauen, dass das Osmanische Reich im 17. Jahrhundert gerade in einer schwierigen Phase steckte – viele Kritiker fanden den Bau zu verschwenderisch. Außerdem ist die Blaue Moschee die einzige Moschee des Osmanischen Reichs, die mit 6 Minaretten ausgestattet ist. Zuvor hatte keine Moschee je mehr als 4 Minarette gehabt. Bis 2020 diente die Blaue Moschee noch als Istanbuls Hauptmoschee. Seit dem 24. Juli 2020 hat die Hagia Sophie ihr diesen Rang zwar abgelaufen, dennoch bleibt Sultan Ahmeds I. Meisterwerk eines der prächtigsten und eindrucksvollsten Bauwerke der Stadt.

Wie Jackie Chan durch die Cisterna Basilica spazieren

Ein Wasserreservoir unter der Stadt – die Cisterna Basilica (Yerebatan Sarnıcı) befindet sich unmittelbar westlich der Hagia Sophia und nimmt eine fast gleich große Fläche ein. Sie ist die größte und besterhaltene der insgesamt 70 Zisternen in Istanbul und auch diejenige, um die sich die meisten Mythen ranken. Bis heute hält sich die Bezeichnung Versunkener Palast, da man einst annahm, dass es sich um die Überreste eines echten unterirdischen Palasts handle – so prächtig wirkten die Säulenreihen im schummrigen Licht. Auch um die im Wasser lebenden Karpfen ranken sich Mythen. Manche behaupten, sie seien eine Art heilige Wächter, die sich nicht fangen ließen. Und die zwei Säulenbasen im hinteren Teil der Zisterne mit den riesigen Medusaköpfen haben ebenfalls eine tiefere Bedeutung. Medusa war in der griechischen Mythologie ein Gorgonenwesen, das Menschen mit einem Blick zu Stein verwandeln konnte. Das kopfüber und seitlich positionierte Gesicht soll symbolisch die Macht der Medusa „neutralisieren“, also ein Schutz gegen das Böse sein.

Um den umgedrehten Medusakopf in der Zisterne ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden.

Auf Fakten und nicht Mythen beruht jedoch die Tatsache, dass die Cisterna Basilica unter Kaiser Justinian zwischen 532 und 542 erbaut wurde. Einst befand sich über der Zisterne eine Basilika, woraus sich auch der heutige Name Cisterna Basilica ableitet. Da Konstantinopel über keine großen Wasservorkommen verfügte, wurde die unterirdische Zisterne errichtet. Auf einer Länge von 135 Metern und einer Breite von 65 Metern konnten bis zu 80.000 Kubikmeter Wasser angelegt werden. Das qualitativ hochwertige Wasser stammte aus dem Belgrader Wald nördlich von Istanbul und wurde über Aquädukte direkt zum kaiserlichen Haushalt transportiert. Nachdem die byzantinischen Kaiser den Palast verlassen hatten und auf die Zisterne nicht mehr angewiesen waren, entwickelte sie sich zur Mülldeponie. Erst im Jahr 1545 entdeckte man sie zufällig wieder.

Die perfekte Fotokulisse tief unter der Erde.

Heute ist die Cisterna Basilica eine beliebte Filmkulisse, beispielsweise von Klassikern wie James Bond, Spion wider Willen mit Jackie Chan oder Inferno. Außerdem zählt die Kulisse aus Wasseroberfläche, auf der sich die beleuchteten 336 Säulen spiegeln, und über die vergitterte Laufwege führen, zu den schönsten Fotospots der türkischen Megametropole. Und wenn die Sonne in den Sommermonaten die Istanbuler Straßen zum Flimmern bringt, bieten die 15–20 °C in der Zisterne eine willkommene Abkühlung.

Asiatische Seite:

Asien und Europa werden in Istanbul nur durch den Bosporus getrennt, eine Meerenge, die das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbindet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten von einem Kontinent zum anderen zu wechseln; Autofahrer können über die erste Brücke Istanbuls (im Jahr 1973 eröffnet), die 5 Temmuz Şehitler Köprüsü (ehemals Bosporus-Brücke), die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke oder die Yavuz-Sultan-Selim-Brücke fahren. Beliebter ist jedoch der Eurasien-Tunnel (Avrasya Tüneli), der unter dem Bosporus entlang führt, und häufig staufreier ist. Am schnellsten geht es mit der S-Bahn-Zuglinie Marmaray von einem Kontinent auf den anderen – in nur 4 Minuten gelangst du so von Europa nach Asien und zurück. Sie verbindet z. B. Sirkeci mit Üsküdar oder Kadıköy. Alternativ kannst du mit der Fähre den Kontinent wechseln – auch hier gilt die Bezahlung mit der Istanbulkart.

Beylerbeyi-Palast

Am Ufer des Bosporus befindet sich einer der bedeutendsten Paläste Istanbuls, der Beylerbeyi-Palast (Beylerbeyi Sarayı). Auf Deutsch heißt er „Palast des Herren der Herren“ und das ist er auch – immerhin ließ ihn Sultan Abdülaziz im Jahr 1865 erbauen, jener Sultan, der die osmanische Marine zur zweitgrößten der Welt ausbaute und weitere Prachtbauten wie den Dolmabahçe- und Çırağan-Palast errichten ließ. Sultan Abdülaziz entschied sich für den Standort direkt am Bosporus, da er ein Fan des Meeres war und hier der Nordwestwind und der Nordstrom des Bosporus dafür sorgten, dass das Schwarze Meer lange Zeit nicht kolonialisiert werden konnte.

Der Beylerbeyi-Palast mit seinen 24 Zimmern, 6 Sälen, Böden aus ägyptischen Matten und exquisiten Kronleuchtern diente Sultan Abdülaziz und einigen späteren Sultanen als Sommerresidenz. Beim Bau wurden neoklassizistische, barocke und Renaissance-Stile mit klassischer osmanischer Architektur vereint und zusammen mit den weitläufigen Gärten, Terrassen mit Bosporusblick, Pavillons und dem eigenen kleinen Hafen war der Palast eine kleine Oase im Trubel Konstantinopels. Berühmte ausländische Staatsgäste wie Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth, Napoleon III. oder Empress Eugénie von Frankreich wurden über die Jahre im Beylerbeyi-Palast empfangen. Heute dient der Palast als Museumsgebäude und öffnet täglich seine goldenen Pforten für Besucher (außer Montags) von 09:00 bis 17:00 Uhr. Tickets kosten 150–200 TL.

Çamlıca Moschee

Die Çamlıca Moschee hat 6 Minarette, bietet auf 57.500 m² Platz für bis zu 63.000 Menschen und ihr Bau hat rund 70 Millionen Euro gekostet – damit ist sie größte und teuerste Moschee der Türkei. Im Jahr 2019 fertiggestellt, prägt sie das Istanbuler Stadtbild zwar erst seit einigen Jahren. Ihre teils über 100 Meter hohen Minarette, die 72-Meter hohe Kuppel und die strahlend-weiße Fassade auf dem höchsten Punkt der Çamlıca-Hügel sind heute jedoch als Wahrzeichen und zugleich wichtiges religiöses Zentrum nicht mehr wegzudenken. Ihr einzigartiges architektonisches Design unterscheidet sie von den vielen anderen Moscheen in Istanbul – beim Bau wurde traditionelle osmanische Architektur mit modernen Designelementen verbunden. Der Radius der Kuppel beträgt 34 Meter, was den Istanbuler Code symbolisiert. Die 72-Meter hohe Kuppel stellt die 72 kulturellen Identitäten dar, die in Istanbul leben. Die Decke der Kuppel zieren 16 verschiedene Namen Allahs, die wiederrum mit 16 türkischen Staaten korrelieren, die einst exisitierten und dass das höchste Minarett exakt 107,1 Meter misst, ist ebenfalls kein Zufall. Denn im Jahr 1071 fand die Schlacht von Manzikert zwischen dem türkischen Staat Seldschuken und den Byzantinern statt, aus welcher die türkische Kontrolle in der Region Anatolien resultierte.

Das Gotteshaus in Istanbul schlechthin, die Çamlıca Moschee auf dem gleichnamigen Hügel (Image by RiZeLLi from Pixabay).

Aber die Çamlıca Moschee steht auch unter Kritik. Sie gilt als Vorzeigeprojekt Erdogans und als Symbol der Islamisierung der türkischen Gesellschaft. Außerdem stehen die hohen Baukosten im scharfen Kontrast zur hohen Inflation, dem Staatsdefizit und einer großen staatlichen Verschuldung. Besucher können die Çamlıca Moschee außerhalb der Gebetszeiten kostenlos besuchen.

Mihrimah-Sultan-Moschee

Auf dem kleinsten der 7 Hügel Istanbuls, in Üsküdar, liegt die Mihrimah-SultanMoschee (Mihrimah Sultan Camii) direkt am Fähranleger. Sie wurde zwischen 1546 und 1555 erbaut, also während der Herrschaft von Sultan Süleyman dem Prächtigen. Mihr-u Mâh bedeutet auf Persisch „Sonne und Mond“. Die Moschee wurde von Sultan Süleyman dem Prächtigen in Auftrag gegeben und zu Ehren seiner Tochter Mihrimah Sultan erbaut. Der Architekt der Mimar Sinans soll heimlich in die Tochter Mihrimah Sultan verliebt gewesen sein. Ihr zu Ehren baute er 2 Moscheen – eine in Edirnekapi (trägt den gleichen Namen) an einem abgelegenen Ort und eine in Üsküdar (Mihrimah-Sultan-Moschee) auf einem hohen Hügel. Die Entscheidung für diesen Standort soll seine unerfüllte Liebe symbolisieren. Denn am 21. März, Mihrimahs Geburtstag, geht die Sonne hinter dem einzigen Minarett der Moschee in Edirnekapi unter, wenn man an einem bestimmten Punkt steht, von dem aus beide Moscheen sichtbar sind. Danach geht der Mond zwischen den Minaretten der Moschee in Üsküdar wieder auf. Diese Verbindung von Sonne und Mond symbolisiert den Namen Mihrimahs („Sonne und Mond“) und die unerfüllte Liebe des Architekten.

Die Mihrimah-Sultan-Moschee ist eher simpel gestaltet und thront auf dem höchsten Hügel Üsküdars.

Am schönsten ist ein Besuch der Moschee am frühen Morgen oder späten Nachmittag, wenn das helle Licht durch die Fenster strömt und die Moschee in goldenen Tönen erleuchtet. Die besondere Lichtführung, die spirituelle Bedeutung und das osmanische Design mit kunstvollen Fliesenverzierungen machen die Mihrimah-Sultan-Moschee zu einer besonderen Moschee in Istanbul. Einer Stadt, in der sich in buchstäblich fast jeder Straße eine Moschee befindet.

Spaziergang durch Üsküdar, Kuzguncuk & İcadiye

Zahlreiche bekannte Sehenswürdigkeiten, wie die Selimiye-Moschee aus dem 16. Jahrhundert, der Kısıklı-Palast aus dem 19. Jahrhundert, der Brunnen von Ahmet III., der Beylerbeyi-Palast, sowie Sakirin und die Çinili-Moschee machen Üsküdar zu dem Viertel auf asiatischer Seite, in dem sich die meisten Touristen rumtreiben. Cafés und Restaurants an der Uferpromenade laden zu einem Glas Çay mit Blick auf die europäische Seite Istanbuls und den Bosporus mit den vielen Schiffen ein.

Kuzguncuk hingegen ist fast wie ein Dorf in der Großstadt und mit den vielen Moscheen, Synagogen und Kirchen gewissermaßen das religiöse Zentrum. Hier findest du zahlreiche bunte Holzhäuser, verwinkelte Gassen und eine besondere dörfliche Atmosphäre, die ich sonst nirgendwo in Istanbul erlebt habe – weit weg vom Trubel in Sultanahmet. Mitten im Viertel pflanzen die Anwohner Tomaten, Parika und Bohnen in einem kleinen Gemüsegarten. Drum herum öffnen kleine Cafés, Boutiquen, Secondhand-Läden und Galerien ihre Türen für die wenigen ausländischen Touristen und die vielen Einheimischen. Und auch in Kuzguncuk gibt es einen Instagram-Spot – die İcadiye-Straße mit ihren pastellfarbenen Häusern, Vintage-Schildern und hängenden Pflanzen.

Blick von Kuzguncuk bis nach Europa.

İcadiye ist quasi das ruhige Herz von Kuzguncuk – offiziell ein eigener kleiner Stadtteil, der aber fließend in Kuzguncuk übergeht. Hier spürst du den echten Alltagsrhythmus Istanbuls: kleine Läden verkaufen handgefertigte Keramik, Seifen und Naturkosmetik, Keramikperlen oder Feinkost wie hausgemachte Marmeladen, Honig, Olivenöl und getrockenete Früchte aus Anatolien. Wer sich auf den Basaren also noch nicht ausreichend mit Souvenirs und Mitbringsel eingedeckt hat, kann dies in Kuzguncuk nachholen. Viele Türken kennen Icadiye und Kuzguncuk auch aus dem Fernsehen, denn in den 1980er Jahren wurde hier die beliebte Fernsehserie „Perihan Abla“ gedreht.

Fazit

Eigentlich hätte mir vor dem Verfassen dieses Blogbeitrags bewusst sein sollen, dass er sehr lang werden würde. Die türkische Megaycity mit jährlich über 14 Millionen ausländischen Touristen, die sich über 2 Kontinente erstreckt und in der es mehr Moscheen gibt, als in jeder anderen Stadt auf der Welt, lässt sich nicht mit wenigen Worten beschreiben. Selbst jetzt, knapp 10.000 Wörter später, bin ich mir unsicher, ob ich das Chaos, den Lärm, die Farben, Gerüche und Geräusche Istanbuls wirklich richtig beschreiben konnte. Manche Orte lassen sich einfach schwer in Worte fassen – Istanbul ist einer von ihnen. Ein Ort, wo das Nazar Boncuğu von Häuserwänden, Autos, Cafés und sogar Bäumen herabschaut und Böses fernhalten soll, zur Morgendämmerung der Muezzin-Gesang die Menschen weckt, während die wahren Helden der Stadt, die Katzen, schon lange wach sind. Welche Geschichten sie wohl zu erzählen hätten? Von byzantinischen Kaisern, wohlhabenden Sultanen oder den vielen Touristen aus aller Welt. Sokak kedisi – vielleicht hätte ich die Straßenkatzen diesen Blogbeitrag schreiben lassen sollen.

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Hi, ich bin Nadine, 27 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer 8-monatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder. Hier auf meinem Blog Horseshoe Travel verbinde ich meine beiden großen Leidenschaften: das Reisen und das Reiten – und das schon seit 2016!

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