Stell dir das Paradies auf Erden vor – du stehst an einem wunderschönen thailändischen Strand, gräbst die Zehenspitzen in den weichen Sand und blickst auf das glitzernde, türkisfarbene Wasser des Indischen Ozeans. Eine leichte Brise weht dir um die Nasenspitze und sorgt bei tropischen Temperaturen um die 30 Grad für eine willkommene Abkühlung. Hinter dir grenzt ein dichter Dschungel an den Strand. Du hörst Affen schrill kreischen und drehst dich um. Du siehst einige freche Makaken, die sich mit Sonnenbrillen, Chipstüten und Bierdosen unter den kleinen Armen, von Baum zu Baum schwingen. Tagtraum vorbei und Willkommen auf Koh Phi Phi.
Reiseinformationen für Backpacker auf Koh Phi Phi
Die Phi Phi Inseln (Thai เกาะพีพี) in der Andamanensee bestehen aus der bewohnten Hauptinsel Koh Phi Phi Don und fünf weiteren völlig unbebauten Inseln. Schaut man sich Koh Phi Phi Don auf der Karte an, sieht es aus, als bestände es eigentlich aus zwei Inseln. Tatsächlich verbindet eine gerade einmal 200 Meter breite Landzunge die zwei Inselteile, was Koh Phi Phi Don den Spitznamen Schmetterlingsinsel verleiht. Im Rahmen einer Bootstour kannst du die wunderschönen weißen Sandstrände und Buchten der Nachbarinseln Koh Phi Phi Leh, Koh Mai Phai (Bamboo Island) und Koh Yung (Moskito Island) besuchen. Südlich von Koh Phi Phi Don befinden sich die beiden Inseln Koh Bida Nai und Koh Bida Nok, die aufgrund der felsigen Landschaft nicht zugänglich für Boote sind. Allerdings zählen die vorgelagerten Korallenriffe aufgrund ihrer Artenvielfalt zu beliebten Tauchspots. Empfehlenswerte Tauchschulen auf Koh Phi Phi sind PKT Diving (offizielle PADI-Tauchlehrer), Ting Hai Scuba Diving und Dive Tribe Phi Phi. Gemeinsam bilden alle sechs Phi Phi Inseln übrigens den 390 km² großen Hat Noppharat Thara Marine Nationalpark.

Bis es während der Corona-Jahre zu Grenzschließungen und Reiseverboten in Thailand und der ganzen Welt kam, litt die Inselkette Koh Phi Phi unter den verheerenden Folgen des Massentourismus. Auch wenn die Jahre der Corona-Pandemie die Existenzen der rund 2.000 Inselbewohner bedrohten, denn die meisten von ihnen leben vollständig vom Tourismus, war diese Zwangspause für die empfindliche Natur eine wahre Erholung. Zuvor hatten Speedboote und Fähren von den größeren Nachbarinseln Phuket, Krabi und Koh Lanta beinahe im Minutentakt am Ao Ton Sai Pier angelegt. Rucksackreisende aus aller Welt sprangen an Land, um einige Tage Strand, Party und Inselleben auf Koh Phi Phi zu verbringen. Zu viel für das empfindliche Ökosystem der Inseln.
Beste Reisezeit für Koh Phi Phi
Zwischen Februar und April ist die beste Reisezeit für Koh Phi Phi. Die touristische Hochsaison zieht sich von Dezember bis März. In dieser Zeit ist es trocken, es fällt kaum Regen und die Gefahr für Stürme ist gering. November ist ein Übergangsmonat mit nur gelegentlichen Schauern und auf Koh Phi Phi beginnt die ruhige Vorsaison. Im April und Mai wird es plötzlich sehr heiß und die Regenzeit setzt mit zunächst geringen Niederschlagsmengen ein – diese steigern sich jedoch im Laufe des Jahres.
Die beste Reisezeit für Thailand ist also auch auf Koh Phi Phi zu übertragen.
Anreise auf dem Wasserweg – Ahoi Seekrankheit
Die Anreise nach Koh Phi Phi ist nur per Fähre möglich, da die Inselkette über keinen eigenen Flughafen verfügt. Die nächsten Flughäfen liegen auf Phuket oder Krabi. Egal ob Schnellboot, traditionelles Longtailboot oder Fähre, eins ist garantiert – ich werde immer seekrank. Ich habe bereits diverse Reisemedikamente probiert, nichts scheint zu helfen. Etwas benommen trat ich daher nach der 2-stündigen Schiffsfahrt von Phuket auf die Hauptinsel Koh Phi Phi Don an Land.

Schon auf dem Pier musst du eine „Eintrittsgebühr“ von 50 Baht pro Person bezahlen. Angeblich kommt das Geld dem Schutze des Nationalparks und der Inselbewohner zu Gute. Am Ende des Piers empfängt eine aufgeregte Horde von Tourguides und Schleppern die Reisenden. Falls du bereits eine Unterkunft gebucht hast, wartet meist ein Hotelmitarbeiter mit einem Schild des Hotels und bringt dich zu Fuß zum Hotel. Dein Gepäck wird dabei in einem Lastenkarren transportiert – dafür erwarten die Träger einige Baht Trinkgeld (Pflicht ist das aber natürlich nicht).
Autofreies Paradies
Ein echter Plus Punkt von Koh Phi Phi? Die Inseln sind komplett autofrei! Einige Einheimische haben Motorbikes mit denen z.B. die Lebensmittel zu den Märkten transportiert werden. An Touristen werden übrigens keine Motorbikes vermietet – viel zu groß wäre die Unfallgefahr auf den engen Gehwegen! Stattdessen lässt sich Koh Phi Phi Don wunderbar zu Fuß erkunden. Alternativ kannst du dich mit einem traditionellen Longtailboot von einem Strand zum nächsten oder gleich zu einer der Nachbarinseln kutschieren lassen. Manche Unterkünfte bieten auch einen kostenlosen Fahrradverleih an – die Distanzen sind jedoch so gering, dass sich Fahrradfahren kaum lohnt.
Unterkunft & Essen
Es ist wie überall in Thailand. Auch auf Koh Phi Phi stehen dir zahlreiche Unterkünfte zur Verfügung – von luxuriösen 5-Sterne-Resorts, wie dem SAii Phi Phi Island Village Resort oder Zeavola, über schöne Ferienunterkünfte auf den üblichen Buchungsplattformen, bis zu authentischen Homestays und günstigen Hostels. Während meiner neunmonatigen Asienreise habe ich übrigens die meisten Unterkünfte über Hostelworld gefunden – die Webseite gibt es praktischerweise auch als App. Auf Koh Phi Phi habe ich mir bei meiner Ankunft von den Tourguides am Pier Angebote für Unterkünfte machen lassen und schließlich ein Doppelzimmer für umgerechnet rund 20 Euro gefunden. Das ist ein fairer Preis, denn die thailändischen Inseln sind oft etwas teurer, als der Rest des Landes.

Fisch, Fisch, Fisch! Besonders für Liebhaber von Fisch und frischen Meeresfrüchten ist Koh Phi Phi ein echtes Paradies! In den Restaurants wird der Fang des Tages gegrillt, in den Saftbars frische Obstsmoothies gepresst und in den Strandbars bis in die Morgenstunden getanzt und gefeiert. Mein thailändisches Leibgericht ist Red Snapper (s. Foto) mit Zitronengras und Kaffirlimettenblättern gefüllt und mit einer knusprigen Salzschicht bedeckt. Einfach nur lecker!
Wie der Tsunami 2004 nicht nur Koh Phi Phi erschütterte
Vielleicht erinnerst du dich noch an die Medienberichte und verheerenden Fotos von den beiden Riesenwellen, die am 26. Dezember 2004 über die Inselkette hinweg rollten und über 850 Menschen in den Tod rissen. Mehr als 1.300 Menschen gelten bis heute als vermisst. Der Tsunami zerstörte beinahe die gesamte Infrastruktur auf der Hauptinsel Koh Phi Phi Don und einen Großteil des jahrhundertealten Palmenwalds auf der schmalen Landzunge zwischen Ton Sai und Loh Dalum. Fünf Monate dauerte es, um den tonnenschweren Schutt und Schlamm von den Gebäuden zu räumen – über 80% der Häuser waren begraben. Die Schule ist inzwischen wieder aufgebaut und die neuen Hotels und Wohnhäuser sind größtenteils in die Berge hineingebaut, mit sicherer Entfernung zum Meer.
Heute will kaum noch wer von den Überlebenden über den Tsunami reden. Es bringt Unglück im Buddismus, negative Ereignisse immer und immer wieder Revue passiere zu lassen. Außerdem sind die Erinnerungen an Angst, Hilflosigkeit und den Tod naher Freunde und Verwandte für die Inselbewohner sehr schmerzhaft. Doch hat die thailändische Regierung etwas aus den Vorfällen gelernt? Heute reihen sich vor allem Geschäfte und Restaurants entlang des Strands. Hotelruinen, welche die Wassermassen überstanden, wurden hoch in den Himmel gebaut, um bei einer erneuten Katastrophe Schutz in den oberen Stockwerken zu bieten. Von der Naturkatastrophe zeugt heute eine kleine Ausstellung am Koh Phi Phi Aussichtspunkt, sowie der inzwischen völlig verwahrloste Tsunami Memorial Garden. Inzwischen gibt es auf Koh Phi Phi auch ein modernes Frühwarnsystem – 2004 hätte dieses zahlreichen Menschen das Leben retten können. Die Schilder mit der Aufschrift „Tsunami Evacuation Route“ führen heute jedoch auf längst zugewachsenen Wegen tief in den Dschungel. Und auch das Betongebäude Tsunami Evacuation Sammelpunkt, droht bereits seit Jahren in sich zusammenzubrechen. Um meine Frage zu beantworten – Nein, ich befürchte, die thailändische Regierung hat zu wenig aus dem Tsunami 2004 gelernt.
Massentourismus auf Koh Phi Phi
Vor der Corona-Pandemie erstickten die Phi Phi Inseln regelrecht am Massentourismus. Allein bis Anfang 2020 wurden jährlich mehr als eine halbe Million Touristen gezählt. Viel zu viele für die winzigen Inseln! Koh Phi Phi drohte im Müll zu ersticken, die Abwasserentsorgung stieß an ihre Grenzen und die lokale Wirtschaft drehte sich ausschließlich um den Tourismus. Dabei sah der Restaurationsplan nach dem Tsunami eigentlich vor, dass man sich in Zukunft zum Schutze des empfindlichen Ökosystems auf einen umweltschonenden Ökotourismus konzentrieren wolle.

Die Umsetzung dieses Plans scheiterte wohl an der Geldgier vieler Unternehmer, die in den folgenden Jahren die Insel mit Hotels, Shops und Restaurants zupflasterten. Doch seit der Corona-Pandemie läuft der Tourismus erst langsam wieder an, die Massen bleiben aus. Die berühmte Bucht Maya Bay ist mehrere Monate im Jahr gesperrt und erlaubt auch während des Rest des Jahres nur eine begrenzte Anzahl täglicher Besucher.
Wieso Leonardo DiCaprio eigentlich an allem Schuld ist
Leonardo DiCaprio spielte im Hollywoodklassiker „The Beach“ den Studenten Richard Fischer, der nur mit Rucksack durch Thailand reist. Mit einer von Hand gezeichneten Karte macht er sich auf zu einer mystischen und geheimnisvollen Insel, die verspricht das Paradies zu sein. Gedreht wurde der Film auf Koh Phi Phi Leh, einer Insel der Phi Phi-Gruppe. Übrigens eine der wenigen Inseln Koh Phi Phis, die vom Tsunami völlig verschont blieben. Maya Bay ist jener geheimnisvolle Strand, der dem Film seinen Namen gab. Es ist ein atemberaubend schönes Paradies, mit seiner kleinen, abgeschiedenen Bucht, dem türkis blauen, glasklaren Wasser, dem weißen Sandstrand und den schroffen Felsen. The Beach machte Koh Phi Phi über Nacht weltberühmt und die Weichen für den Massentourismus waren gestellt.

Maya Bay ist seit der Corona-Pandemie nur noch einige Monate im Jahr überhaupt für Besucher geöffnet. Außerdem wird bloß eine bestimmte Anzahl Boote täglich in die Bucht gelassen. Eine Gebühr von 400 Baht/ Person ist zu entrichten.
Auswirkungen des Massentourismus auf die Tierwelt
Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten auf Koh Phi Phi ist der Monkey Beach, ein kleiner Strandabschnitt, der nur per Boot zu erreichen ist. Wie der Name schon erahnen lässt, leben an dem Strand und im angrenzenden dichten Dschungel, wilde Makaken. Auf den ersten Blick scheint hier alles normal zu sein. Affen, die sich von Baum zu Baum hangeln, sich kreischend über den Sandstrand jagen oder auf Ästen dösen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass viele der Affen Müllreste fressen und geklaute Eigentümer der Touristen begutachten – mit Vorliebe Sonnenbrillen, Selfie-Sticks und Plastikmüll. Ist das Tierschutz? Viele der Touristen, mit denen ich auf dem Ausflugsboot zum Monkey Beach saß, waren so betrunken, dass sie von alldem wahrscheinlich gar nichts mitbekommen haben. Auch von den angeblichen Rangern, die auf die Sauberkeit am Strand und den Schutz der Tiere achten sollen, habe ich absolut nichts gesehen.

Hinsichtlich Tierschutz in Thailand gibt es leider viele Negativbeispiele, wie den Monkey Beach, Delfinshows, Tigertempel oder Zirkusse. Inzwischen bilden sich jedoch immer mehr Initiativen und Organisationen, welche die Notwendigkeit von Tier- und Artenschutz und dessen positive Wirkung auf den Tourismus realisiert haben. Ich habe zum Beispiel in Chiang Mai eine Nacht in einem Elefantencamp im Dschungel übernachtet – ohne Elefantenreiten versteht sich! Worauf du zum Schutz der Tiere bei einer Reise nach Thailand unbedingt sonst noch achten solltest, kannst du in meinem Artikel Das stille Tierleid Thailands nachlesen nachlesen.
Fazit: Doch zu touristisch?
Der Massentourismus auf den Phi Phi Inseln und vielen anderen Gegenden Thailands bleibt seit der Corona-Pandemie aus. Wielange das noch so bleibt, weiß niemand. Als ich Thailand im Dezember 2016 erstmalig bereiste, stellte ich mir häufig die Frage, ob es wirklich noch ein authentisches Reiseerlebnis ist, wenn ich mir eine Insel fast nur mit anderen Touristen anstatt mit Einheimischen teile? Wenn es statt Pad Thai, Khao Pad und Thai-Currys, überall Burger, Pizza und billige Cocktails gibt? Wenn Müllberge das Straßenbild stören und ich am Strand statt auf Sand, auf zermahlenen Plastik trete?
Die Corona-Pandemie hat den Tourismus auf der ganzen Welt, nicht nur auf Koh Phi Phi, zum absoluten Stillstand gebracht. Heute ist es nicht mehr nur Richard Fischer, alias Leonardo DiCaprio, der einst das Privileg hatte, das Paradies Maya Bay menschenleer zu sehen. Während einer bestimmten Zeitspanne jedes Jahr, kann dies nun auch eine begrenzte Menge an Touristen. Dadurch werden die sensiblen Ökosysteme wie Maya Bay besser geschützt und langfristig erhalten. Es scheint sich also doch langsam aber sicher etwas zu tun, hinsichtlich eines vertretbaren Ökotourismus auf den thailändischen Inseln. Getreu dem beliebten thailändischen Mantra Sabai sabai – langsam, langsam.
Und weil es so schön ist, hier der Trailer des Films, der Leo weltberühmt machte:
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