Litauen (Lietuva) ist das größte der drei baltischen Länder und mit seiner wunderschönen Natur, den gastfreundlichen Einheimischen und der wirklich köstlich-deftigen Küche, zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Während meiner Reisezeit im Februar wärmte ich mich nach den eiskalten Schneestürmen in den Nationalparks und an der rauen Ostseeküste, mit Vorliebe in den traditionellen Restaurants auf, probierte mich einmal quer durch die litauische Küche und erkundete warm angezogen, die herrlichen Altstädte von Vilnius, Kaunas und Klaipėda. Dem maritimen Flair der Ostseeküste und den beeindruckenden Sandformationen der Kurischen Nehrung kann sich kein Reisender entziehen, ebenso wenig wie den tiefen Nationalparks, wo mir neben Wildschweinen und Hasen auch Elche begegneten.

Seit ich die meisten meiner Reisen mit meinem VW-Bus Henry und gemeinsam mit meinem Hund Gismo unternehme, zieht es mich immer mehr in weniger touristische Gegenden. Litauen erschien mir da das perfekte Reiseziel. Zu dem Zeitpunkt meiner Reiseplanung gab es relativ wenig Informationen über Roadtrips und Reisen mit Hund in die baltische Region. Und so klopfte mein Herz doch ein wenig, als ich nachdem Passieren der Grenzkontrollen, dem gewohnten Vorzeigen des Corona-Impfzertifikats und der Angabe des Reisegrunds „Tourism“, mich zum ersten Mal auf litauischen Boden befand.
Reiseinformationen: Fast wie in Polen oder doch ganz anders?
Meiner erster Gedanke, als ich auf der Straße 135, ohne Fahrbahnmarkierungen, Leitpfosten, dafür aber mit einer Menge riskanter Schlaglöcher in Richtung des ersten Stopps, dem Dzūkija Nationalpark fuhr, war, dass Litauen seinem Nachbarland Polen doch ganz schön ähnlich schien. Doch so unterschiedlich die Sprachen, so unterschiedlich auch die Länder. Litauen hat eine äußerst bewegte Vergangenheit. Einstiges Großfürstentum und einer der führenden Staaten in Europa, war Litauen dann bis 1920 unter preußischer Macht. So sprechen noch heute einige Einheimische die deutsche Sprache, doch ruft die deutsche Vergangenheit auch viele grausame Erinnerungen wach. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung des Landes (über 200.000 Menschen) wurden von den Nationalsozialisten ermordet. 1940 erfolgte die Machtübernahme durch die Sowjetunion und herrschte vor bis zur Unabhängigkeitsbewegung 1990.

Bis auf die Schlaglöcher auf den Landstraßen und die besonders in den Wintermonaten teils unpassierbaren Straßen in den Nationalparks, empfand ich die knapp 1.000 Kilometer auf den litauischen Straßen als sehr angenehm. Es gilt innerorts maximal 50 km/h, außerorts maximal 90 km/h, auf Schnellstraßen maximal 110 km/h und auf den zwei vorhandenen Autobahnen max. 130 km/h. Eine Maut für PKWs und Wohnmobile gibt es nicht. Lediglich bei der Einreise in die Kurische Nehrung ist an den Kontrollposten in Alksnynė oder Nida eine, abhängig der Jahreszeit, Gebühr von 5-30 Euro zu verrichten. Mein Auto hatte gleich zwei Pannen in Litauen. Eine Sonntag Mittag an einem abgelegenen Strandparkplatz, eine Abends um 22 Uhr im Dauerregen in Palanga. Die litauischen Werkstätten arbeiten langsam und es kann teilweise sehr schwierig sein, an passende Ersatzteile zu gelangen. Eine ADAC-Mitgliedschaft (Plus) ist für mich auf Roadtrips daher ein absolutes Muss.

Je nach Jahreszeit lohnt es sich Unterkünfte im Vorhinein zu buchen, besonders in der Feriensaison ist in der Küstenregion und in den Städten viel los. Denn obwohl Litauen noch immer ein Geheimtipp ist, kommen immer mehr ausländische Besucher und auch die Einheimischen zieht ist im Sommer an die Ostseeküste. Kulinarisch gesehen birgt die litauische Küche Einflüsse seiner Nachbarländer, hat aber dennoch seinen ganz eigenen Charme. Die litauische Küche ist extrem fleischlastig und geprägt vom langen Winter, Kartoffeln, Wurzelgemüse, Pilzen und natürlich dem frischen Fisch. Auf Reisen lockere ich meine eigentlich vegetarische Ernährung manchmal zu Gunsten neuer Gerichte und so haben mich in Litauen besonders die mit Fleisch gefüllten Kartoffelklöße Cepelinai, die süßen frittierten Varškėčiai (vegetarische Pfannkuchenartige Teigbatzen) und das überall als Vorspeise servierte Knoblauchbrot, begeistert.



Was das Leben in Litauen für Reisende außerdem sehr angenehm macht? Viele Einheimische sprechen Englisch und sind auch ansonsten sehr hilfsbereit und gastfreundlich. Außerdem sind die Preise deutlich niedriger als in Deutschland, was das Reisen an vielen Ecken erleichtert.
Einreise mit Hund
Für die Einreise benötigst du den blauen Heimtierausweis mit der gültigen Tollwutimpfung. Außerdem muss dein Hund über einen Mikrochip oder eine Tätowierung zur Identifizierung verfügen und mindestens 12 Wochen alt sein. Im dichten Gestrüpp der Nationalparks warten viele Zecken, deshalb solltest du deinen Vierbeiner im Vorhinein schützen und das besonders Hunde, die viel reisen, regelmäßig entwurmt werden sollten, halte ich für selbstverständlich. In den Sommermonaten sind Hunde nicht an allen litauischen Stränden erlaubt. Weiche zu dieser Zeit am besten auf die Strände der Kurischen Nehrung, sowie den Naturstränden am Festland aus. Aufgrund der hohen Wildtierpopulation in den Nationalparks solltest du hier außerdem darauf achten, dass dein Hund nicht jagt.

Litauen ist sehr angenehm mit Hund zu bereisen. Es gibt wenig Hundeverbote, auch eine Leinenpflicht existiert nicht und in vielen Hotels und Restaurants sind Hunde gestattet. Erwähne bei der Buchung trotzdem sicherheitshalber nochmal, das du mit Hund anreist. Tierärzte sind sporadisch über das ganze Land verteilt, Tierkliniken mit 24-Stunden Service befinden sich nur in den Städten. Tierbedarfsläden gibt es kaum, in den Supermärkten kannst du jedoch Tierfutter kaufen. Die Auswahl ist aber so gering und das Hundefutter auch eher von schlechter Qualität, dass ich dir definitiv empfehle, Hundefutter von Zuhause mitzubringen, wie ich es bei Gismo sowieso immer mache. Alles was sonst noch wichtig ist auf einer Reise mit Vierbeiner, kannst du hier nachlesen; Reisen mit Hund: Planung und Packliste.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten
Aukštaitija-Nationalpark
Der Aukštaitija-Nationalpark liegt im Nordosten Litauens, nahe der weißrussischen Grenze und bildet ein einzigartiges Biotop aus Seen, Kanälen und Wäldern. Insgesamt 70 Kilometer lange Wasserwege führen durch den Nationalpark und verbinden die 126 Seen miteinander. Mit 400 km² ist er außerdem der zweitgrößte Nationalpark des Landes und Heimat einer reichen Tier- und Pflanzenwelt.

Im Aukštaitija-Nationalpark entdeckte ich den ersten wilden Elch meines Lebens, doch war der Moment so kurz und magisch, dass ich ganz vergaß, zu fotografieren. Mehr über die einzigartige Flora und Faune im nordöstlichsten Nationalpark Litauens kannst du hier nachlesen; Zwischen 1.000 Seen im Aukštaitija-Nationalpark.
Dzūkija-Nationalpark
Weiter geht es mit dem größten und mindestens genau so schönen Nationalpark, dem Dzūkija-Nationalpark. Er besteht aus einer Moor- und Waldlandschaften, vornehmlich wachsen hier Kiefern. Um die enormen Ausmaße des Nationalparks überhaupt begreifen zu können, lohnt sich ein Aufstieg auf die Aussichtsplattform, die eine spektakuläre Sicht über die sanften Hügel, sanft dahin schlängelnden Flussarme und Kiefernwälder bietet.

Der Dzūkija-Nationalpark ist das Wanderparadies in Litauen und mit seinen menschenleeren Wäldern, den flachen Wanderwegen und rustikalen Unterkunftsmöglichkeiten in den traditionellen Dörfern, perfekt geeignet für eine Reise mit Hund. Alles weitere kannst du in meinem Artikel Mit Hund in den Dzūkija-Nationalpark nachlesen.
Berg der Kreuze
In Šiauliai im Norden Litauens gibt es einen absolut beeindruckenden Wallfahrtsort; den Berg der Kreuze. Auf einer weitläufigen, flachen Ebene, nahe der Fernstraße die zur lettischen Hauptstadt Riga führt, befindet sich ein Hügel mit unzähligen Kreuzen. Tatsächlich ist die letzte Zählung bereits einige Jahre her und ergab 100.000 Kreuze, seitdem sind aber zahlreiche weitere hinzugekommen.

Eine kleine Holztreppe führt über den Hügel und mitten durch das Meer aus Kreuzen, begleitet von christlichen Musikstücken aus verschiedenen Ecken des Hügels. Einst stellten hier die Angehörigen der Gefallenen des Novemberaufstand 1830/31, sowie des Januaraufstand 1863/64, Kreuze für die Verstorbenen auf, heute bekennen Pilger aus der ganz Welt hier ihren Glauben.
Kaunas
Kaunas ist nach Vilnius die zweitbedeutendste Stadt Litauens und verfügt über eine wunderschöne Altstadt mit einer Vielzahl historischer Gebäude. Ein Besuch in Kaunas ähnelt einer Zeitreise in die Vergangenheit. Das weiße Rathaus mit seinem 53-Meter hohen Turm stammt aus dem 16. Jahrhundert und die Burg im Stadtzentrum ist die älteste Mauer-Burg Litauens. Ein Hingucker sind außerdem die Kathedrale St. Peter und Paul. Auf der anderen Seite des Flusses Neris, am äußersten Stadtrand, befindet sich außerdem ein beeindruckendes Holocaust-Denkmal, das 1958 zu Ehren der Opfer der Nationalsozialisten errichtet wurde.

Ein Restauranttipp für Kaunas ist das traditionell litauische Gasthaus Bernelių užeiga, allerdings sind hier leider keine Hunde erlaubt.
Ostseeküste: Von Palanga bis zur Kurischen Nehrung
Auf über 150 Kilometern erstreckt sich die litauische Ostseeküste zwischen der lettischen Stadt Nida im Norden und dem russischen Teil der Kurischen Nehrung. Klaipėda versprüht einen Hauch von maritimen Lebensgefühl mit seinem bezaubernden Fischereihafen, den alten Fachwerkhäusern und den traditionellen Fischgerichten in den Restaurants. In Palanga findest du neben der 470 Meter langen Seebrücke außerdem noch die saubersten Strände des Landes.

Das UNESCO-Weltkulturerbe Kurische Nehrung ist eine 98 Kilometer lange Halbinsel, deren Norden zu Litauen und Süden zur russischen Oblast Kaliningrad gehört. Auf der Halbinsel befindet sich neben endlosen Stränden und kleinen Fischereidörfern, auch eine der größten Wanderdünen Europas, die Parnidis-Düne, mit einer stattlichen Höhe von knapp 50 Metern. Weshalb die Kurische Nehrung das perfekte Reiseziel für dich und deinen Hund ist, erfährst du hier; Die litauische Ostseeküste: Mit Hund nach Palanga, Klaipėda und in die Kurische Nehrung.
Die Trakai Burg
Die spätmittelalterliche Wasserburg Trakai liegt nur dreißig Kilometer westlich von Vilnius und ist das perfekte Reiseziel für jeden, der Burgen und Festungen liebt. Die Wasserburg stammt aus dem 14. Jahrhundert und liegt im Herzen des Galvė-Sees und ist das einzige osteuropäische Schloss überhaupt, das auf dem Wasser errichtet wurde.

Bis auf Sigismund August lebten alle litauischen Großherzöge auf der Burg Trakai und noch heute kannst du bei einem Besuch des Burgmuseums ihren Spuren folgen.
Vilnius
Vilnius ist die litauische Hauptstadt und bekannt als „Das Rom des Nordens.“ Im Jahr 2009 war Litauen außerdem die europäische Kulturhauptstadt. Die barocke Altstadt zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe, das Künstlerviertel Užupis gilt als das litauische Kulturzentrum und die hohe Anzahl Kirchen in der Hauptstadt repräsentiert die hohe Bedeutung des Glaubens in Litauen.

Vilnius spiegelt Tradition und Moderne wieder und ist die Eintrittspfote für Flugreisende nach Litauen. 1990 begann hier an der Stebuklas Platte der friedliche Protest gegen das Sowjetregime, eine Menschenkette über Riga bis nach Tallinn, bestehend aus zwei Millionen Menschen. Weitere Informationen findest du hier; Mit Hund von Vilnius bis zur Trakai Burg.
Die Reiseroute im Detail

Fazit
Litauen ist noch immer ein Geheimtipp unter Reisenden. Die Einheimischen aber haben spätestens seit der Unabhängigkeit 1989 ihr Land wieder neu für sich entdeckt. Ein Land, das farbenfroher nicht sein könnte. In dem Nationalparks und wilde Strände auf der einen Seite und herrliche Altstädte auf der anderen Seite das Bild prägen. Ein Land, das gesetzlich vorschreibt, das Hunde und Katzen genau so viel Wert sind wie Menschen. Ich komme wieder Litauen, das ist ein Versprechen!
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