Geld verdienen auf Reisen – woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Flexibel Arbeiten von unterwegs? Das ganze Jahr über auf Reisen verbringen und damit auch noch Geld verdienen? Was nach einem Traum klingt, ist für viele Reisende tatsächlich Realität. Inzwischen gibt es wahre Hotspots für Digital Nomads, also Reisende, die ortsunabhängig reisen – Bali, Chiang Mai, Barcelona oder Kapstadt, um nur einige zu nennen. Sie alle vereint der Wunsch nach einem freien Leben, nach einem nine-to-five-Alltag zwischen Palmen, Stränden und Dschungel und der echten Work-Life-Balance. Nie haben so viele Beschäftigte aus dem Home Office gearbeitet, wie 2025 – viele sogar zu 100%! Und seit den 2010er Jahren steigt außerdem die Anzahl der Länder, die ihre Grenzen für junge Reisende mit Work & Travel-Visa öffnen – Fruitpicking in Neuseeland, Alpakas scheren in Chile oder Rinder treiben in Kanada. Die Angebote sind grenzenlos. Welche Möglichkeiten es gibt, auf Reisen Geld zu verdienen, was du bezüglich Visaregularien & Jobsuche beachten musst und wie ich mir meine Reisen finanziere, erfährst du in diesem Artikel.

Meine Geschichte: Weit entfernt vom klassischen Digital Nomad

Es gibt wohl kaum einen Beruf mit dem du als Reisender weiter von Home Office und Freelancing entfernt ist, als bei der Arbeit mit Tieren. Bereits vor und während meines Studiums arbeitete ich in Deutschland und im Ausland als Tierpflegerin in Tierheimen und Reitställen, als Reitlehrerin, aber vor allem als Guide für Reittouren. Die Arbeit mit Tieren ist zeitintensiv und aufgrund fester Abläufe teils wenig flexibel. Und egal in welchem Land, es ist meist nicht damit getan, Abends den Laptop zuzuklappen und die Arbeit damit hinter sich zu lassen. Oft lebte ich auf den Farmen, fütterte Abends spät noch die Pferde, betreute die Gäste beim Dinner, war die direkte Ansprechpartnerin bei Fragen und Problemen und Morgens die Erste, die im Stall das Licht anknipste.

Das Glück der Erde – für mich lag es schon immer auf dem Rücken der Pferde, wie hier in Marokko.

Und besonders als Reitguide hatte ich oft eine lange Einarbeitungszeit, um Wege, Pferde und Routinen kennenzulernen. Man kann also sagen, ich habe mir einen der unflexibelsten Jobs ausgesucht, um auf Reisen Geld zu verdienen. Noch dazu, weil ich auf jeder Farm bzw. jedem Reitbetrieb bisher mein Herz gelassen habe und es mir wahnsinnig schwer fiel, überhaupt wieder zu gehen. Was ich schon alles gemacht habe?

Arbeiten an einigen der schönsten Orte der Welt, z. B. hier in Namibia.

Weit weg vom klassischen Work & Travel waren meine Jobs definitiv. Lustigerweise habe ich meine bis dahin bestbezahlte Stelle, im Okamoto Reitclub in Japan, über die Freiwilligenarbeits-Webseite schlechthin gefunden – Woofing. Die Jobs in Laos (Elephant Crossing Hotel) und Sri Lanka fand ich über Workaway, das inzwischen Stellenangebote in über 170 Ländern führt. Die Ranch de Diabat in Marokko heuert eigentlich gar keine ausländischen Guides an – doch ich kam als Gast und blieb als geschätzte Mitarbeiterin. Auf die Position im rumänischen (Reit-)Resort Valea Verde wurde ich über reiten-weltweit aufmerksam, ein Portal, für Arbeitgeber- und nehmer in der Pferdewirtschaft. Und auf Namibia als Reise- und Arbeitsziel ließ ich mich über Social Media inspirieren und bewarb mich bei den Firmen direkt. Nach meiner Reise nach Kenia war die Arbeit als Safari-Reitguide jeher mein Traum gewesen – der sollte es zum Glück nicht bleiben und ich verbrachte zuerst mein Uni Praktikum im Kambaku Wildlife Reserve und schloss dann noch weitere 3 Monate auf der Düsternbrook Guestfarm an. Und obwohl all diese Jobs weit weg vom typischen Digital Nomad-Alltag waren, mitunter harte Arbeitsbedingungen zu einem viel geringere Lohn als in Deutschland beinhalteten und ich oft mehrere Monate durcharbeitete, bis ich überhaupt irgendwas von dem Land besichtigte, indem ich lebte, waren sie doch so viel mehr als nur Arbeit. Sie waren eine Berufung, am anderen Ende der Welt. Stelle dir also die Frage – was ist deine Berufung?

Reisen als Lifestyle: Arbeiten von Unterwegs

Im Folgenden liste ich dir die mir bekannten Möglichkeiten auf, um auf Reisen Geld zu verdienen. Natürlich kommt es dabei auch immer auf deine persönlichen Lebensumstände an. Work & Travel Visa gibt es nämlich außer für Kanada nur bis zum 30. Lebensjahr und nur weil Home Office prinzipiell möglich ist, erlaubt dein Chef es dir möglicherweise dennnoch nicht, einfach aus einem fremden Land zu arbeiten – zudem kommen ja auch noch die Visaregularien in demjeweiligen Land dazu. Aber es gibt immer eine Möglichkeit – eine Freundin von mir darf beispielsweise immer einen Monat im Jahr Mobil aus dem Ausland arbeiten, dem Rest des Jahres hat sie einen festen Bürotag die Woche.

🌍 Ortsunabhängiges Arbeiten als…

Der Oberbegriff: Digitaler Nomade

Bevor wir ans Eingemachte bzw. die Jobs machen, möchte ich dir den Begriff des Digital Nomad erklären. Er ist quasi die Mutter der Porzellankiste bzw. des Backpacks, nämlich eine Person, die ortsunabhängig arbeitet, indem sie ihre beruflichen Tätigkeiten ausschließlich digital über das Internet ausübt – dabei lebt sie oft in mehreren Länder pro Jahr. Einige Länder, wie Thailand, Mauritius oder Mexiko bieten inzwischen sogar spezielle „Remote Work Visa“ an. Digital Nomads tauschen Büro und Home Office’s gerne durch Internetcafés, Co-Working-Spaces oder eigentlich jeden erdenkbaren Ort mit stabiler Internetverbindung.


Übrigens, laut LinkedIn lag der Anteil der vollständig remote arbeitenden Beschäftigten Ende 2020 bei etwa 46 %. Bis Februar 2025 fiel er auf nur noch 26 %, während Stationärarbeit auf über 55 % stieg, Hybrid auf rund 16 %. Dennoch ist heute klar – Home Office ist aus den Köpfen der Arbeitnehmer nicht mehr wegzudenken.

Autor & Texter

Du hast ein Talent zum Schreiben und kannst deine Gedanken gut formuliert zu Papier bringen? Auch wenn du vielleicht nicht gleich die neue J. K. Rowling wirst, kannst du mit dem Schreiben Geld verdienen – und das flexibel von überall auf der Welt! Große Blogs suchen immer wieder Texter für ihre Blogartikel und SEO-Texte. Gut bezahlt sind außerdem Werbetexte und Copywrite für IT oder FinTech. Ich selbst habe mir einen Teil meines Auslandssemesters in der Slowakei durch das Schreiben von Werbetexten finanziert. Und im Studium hatte ich tatsächlich Komilitonen, die zum Verfassen ihrer Theses einen Ghostwriter engagierten. Stellenausschreibungen findest du hier; Textbroker, Lektorat Unker oder Texter Jobbörse.

Dropshipper im E-Commerce

Zugegeben, nach einer eher negativen Doku über Dropshipping von ZDFheute (die du hier anschauen kannst; Was ihr über Dropshipping wissen solltet), war und bin ich diesem Geschäftsmodel gegenüber eher vorurteilsbehaftet. In der Doku siehst du junge Männer mit teuren Markenklamotten, dicken Sonnenbrillen und noch protzigeren Karren, die Geld dadurch verdienen, dass sie übertriebene Preise auf ganz gewöhnliche Produkte aufschlagen, die sie online gewinnbringend verkaufen. Das Stichwort ist hierbei online. Denn beim Dropshipping geht es darum, dass du einen Online-Shop eröffnest, die Kunden bei dir bestellen, du diese Bestellung dann an einen Großhändler wie AliExpress weiterleitest und der Lieferant dann die Ware direkt an deine Kunden, mit deinem Logo oder neutral, verpackt. Die Vorteile? Du brauchst kein eigenes Lager, es reicht ein geringes Startkapital, du kannst viele verschiedene Produkte anbieten und flexibel von überall auf der Welt arbeiten!

Flugbegleiter & Pilot

In nur einer Arbeitswoche quer über den Globus reisen. In Hotels der beliebtesten Großstädte dieser Welt übernachten und Abends schon weiterfliegen. Was nach einem coolen Jetseter-Leben klingt ist der knallharte Alltag vieler Flugbegleiter und Piloten. Ihr Arbeitsalltag ist oft geprägt von unregelmäßigen Schichten, Jetlag, einer hohen Belastung, um das Dienstlächeln aufrechtzuerhalten, sozialer Isolation von Freunden und Familie, sowie der körperlichen Anstrengung durch die engen Kabinen der Flugzeuge als Büro.

Immer unterwegs – das Leben als Flugzeugpersonal kann auch sehr einsam sein. Ebenso wie viele Jobs ohne feste Homebase – etwas worüber man sich bewusst sein sollte (Image by Rudy and Peter Skitterians from Pixabay).

Der Laufbahn als Pilot geht außerdem eine teure (60.000 bis 120.000€) und zeitlich intensive Ausbildung voran, fortgesetzt durch regelmäßige Check-ups, sowie Sicherheits- und Notfalltrainings. Damit möchte ich dir den Job über den Wolken keineswegs schlecht reden. Allerdings ist der Arbeitsalltag doch nicht immer so federleicht und frei von Sorgen, wie Reinhard Mey es einst sang.

Fotograf – Fotos & Videos verkaufen

Qualität vor Quantität – zwar gibt es von vielen beliebten touristischen Sehenswürdigkeiten inzwischen mehr als genügend Fotos. Auf professionellen Reiseblogs, in Fachmazinen oder auf kommerziellen Fotoplattformen werden allerdings nur die allerbesten hochgeladen! Und da kommst du ins Spiel – du hast eine hochwertige Kamera und kannst mit ihr gut umgehen? Dann lade deine Fotos doch auf Plattformen wie Pixabay, Shutterstock, istock, SmugMug oder GettyImages hoch.

Fotoshooting mit Gismo im polnischen Kraków.

Zusätzlich kannst du auch professionelle Shootings in deiner Stadt anbieten – ich selbst habe bereits meinen Hund und mich in Paris, Kraków oder Venedig von begabten Fotografen ablichten lassen, die ich über AirBnB gefunden habe. Reiseblogs wie Home of Travel suchen zudem immer wieder begabte Fotografen.

Freelancer

Alles was du als Freelancer brauchst sind ein Laptop, eine stabile Internetverbindung und Kenntnisse in den richtigen Bereichen. Als Freelancer bist du selbstständig und nicht fest angestellt. Beliebte Jobs für Freelancer sind z. B. Schreibtätigkeiten (Ghostwriting, Texter/ Journalismus) oder im Lektorat, Web – & Grafikdesign, Programmierung, Übersetzungen oder Beratung bzw. Coaching. Besonders kleine Unternehmen suchen zudem häufig nach einer Virtuellen Assistenz, also jemandem, der ohne fest angestellt zu sein, Aufgaben übernimmt wie Texterstellung, Recherchearbeit oder Social Media Management. Beliebte Plattformen für Freelancer, um an Aufräge zu gelangen, sind; Upwork, Fiverr, Freelancer oder PeoplePerHour.

Online-Unterricht & Nachhilfe

Die Kenntnisse aus dem Mathe-LK an verzweifelte Schüler weitergeben? Die ersten Griffe auf der Gitarre über die Webcam vermitteln oder die eigene Muttersprache unterrichten? Online-Unterricht ist eine super Möglichkeit, um von überall auf der Welt zu arbeiten und dabei noch etwas Gutes zu tun. Vor allem für Lehramtsstudis eignet sich Online-Nachhilfe auch als Nebenjob, der in den Semesterferien nicht aufgegeben werden muss, sondern auch vom Urlaubsdomizil weiter ausgeführt werden kann. Auf Gostudent, Studienkreis oder Easy-Tutor kannst du ganz bequem auswählen, welche Fächerkombi du gerne unterrichten würdest, während Cambly, Italki oder Preply auf Sprachkurse ausgerichtet sind.


Unterrichten kannst du online fast alles. Reiseinfluencern Connie Biesalski lehrt ihre Kursteilnehmer wie man einen Blog richtig aufbaut, Sebastian Canaves von Off-the-Path gibt Online-Coachings zum Thema Reisebloggen und Bolle & Marco von Kommwirmachendaseinfach führen inzwischen sogar eine eigene Podcastreihe.

Reiseinfluencer mit Blog, Vlog oder Social Media

Die eben genannten Personen sind nur einige von vielen bekannten deutschen Reiseinfluencern in der Welt. Während der klassische Influencer sich auf eine Richtung spezialisert – Bloggen, Vloggen oder Social Media – kombinieren Reiseinfluencer diese häufig. Das bedeutet doppelt so viel Arbeit. Wie schrieb Lindy von Thefreelancersyear doch in einem ihrer Artikel: „I was struck by how little time I spent travelling and how much time I dedicated to building relationships, pitching, and planning.“ Und tatsächlich verbringen Reiseinfluencer einen großen Teil ihrer Zeit mit Content-Erstellung, Fotografie, Schnitt, Kommunikation und Plattformpflege – nicht mit Entspannung oder Sightseeing. Business-Trips zu denen sie eingeladen werden, müssen genauestens festgehalten und anschließend dokumentiert werden – ich habe dies oft genug selbst miterlebt, wenn in die Resorts bzw. Lodges für die ich arbeitete, Influencer eingeladen wurden.

Was haben all die gerade aufgelisteten Jobs gemein? Ein Laptop und stabile Internetverbindung reichen häufig als Arbeitswerkzeuge – mit Ausnahme vom Flugbegleitern (Image by Vivien from Pixabay).

Doch wie verdient man denn nun eigentlich Geld mit Youtube, Instagram oder dem eigenen Reiseblog? Hauptsächlich über Werbeeinnahmen (AdSense, Sponsoring), Affiliate-Marketing, also Links zu Verkaufsportalen wie Amazon, über die der Influencer bei jedem Kauf ein paar Cent mitverdient oder durch einen eigenen Online-Shop, wo E-Books, Kurse oder Merch verkauft wird. Zu meinen Lieblings-Reiseblogs zählen übrigens; Kommenwirmachendaseinfach, Viel-Unterwegs und Home of Travel.

Remote-Jobs mit Festanstellung

Viele Firmen bieten 100 % Remote-Stellen. Häufige Bereiche sind Customer Support, Marketing, IT, Webgestaltung oder Projektmanagement. Allerdings kommt dem Leben als Digital Nomad auch die Notwendigkeit der Planung und Abklärung von folgenden Fragen;

  1. Erlaubt dein Arbeitgeber Auslands-Remote-Arbeit überhaupt offiziell? Denn nur weil du im Home Office arbeitest, heißt das noch lange nicht, dass du auch außer Landes arbeiten darfst.
  2. Wo bist du steuerlich ansässig? – Faustregel: Wenn du dich mehr als 183 Tage pro Jahr in einem anderen Land aufhältst, wirst du dort meist steuerpflichtig (Einkommensteuer).
  3. Musst du dich im Gastland anmelden?
  4. Wie bist du sozial- und krankenversichert? – Innerhalb der EU kannst du dich über eine sogenannte A1-Bescheinigung weiterhin in Deutschland versichern lassen, wenn du vorübergehend im EU-Ausland arbeitest. Außerhalb der EU brauchst du eine spezielle Absicherung: Private Auslandskrankenversicherung und/ oder ggf. freiwillige deutsche Sozialversicherung.
  5. Ist dein Visum rechtlich ausreichend für „remote work“? Du darfst nicht automatisch in jedem Land remote arbeiten – selbst wenn du„nur am Laptop sitzt.“
  6. Wie lange willst du im Ausland bleiben – temporär oder dauerhaft?

🌴 Vor Ort arbeiten – Arbeit gegen Bezahlung oder Kost & Logis

Au Pair

Obwohl ich immer lieber mit Tieren als mit Kindern gearbeitet habe, dachte auch ich kurzzeitig darüber nach, als Au-pair zu arbeiten. Am Ende entschied ich mich jedoch dagegen – aufgrund der intensiven Einbindung in die Familie, des starren Alltags und meiner fehlenden Erfahrung mit Kindern. Letzteres sind interessanterweise aber häufig genau die Gründe, weshalb sich vor allem junge Mädchen nach dem Abi für ein Au-pair-Dasein entscheiden. Das Leben als Au-pair ist ein Nehmen und Geben – Meist wird diese Rolle von jungen Erwachsenen übernommen (häufig zwischen 18–30 Jahre alt), die für mehrere Monate (typisch 6–12) bei einer Gastfamilie im Ausland leben. Sie helfen dort bei der Kinderbetreuung und kleinen Haushaltsaufgaben. Im Gegenzug leben sie als Teil der Familie, erhalten freie Unterkunft und Verpflegung und manchmal auch ein kleines Taschengeld. Neben Facebook-Gruppen und Workaway, kannst du internationale Jobs als Au-Pair auf folgenden Webseiten finden; AIFS Au Pair, Cultural Care (nur USA), Intrax, AuPair World, GreatAuPair, FindAuPair oder AuPair.com.

Ich habe mich nie als Au Pair gesehen – dennoch hatte ich immer einen guten Draht zu Kindern.

Im Folgenden habe ich dir einige Reiseberichte zusammengestellt, in denen du von den Au-pair-Erfahrungen anderer lesen kannst; Miriam von Nordkap-nach-Suedkap war z. B. in Norwegen, Anita von TravelWorks in den USA, Elena hat einen Gastbeitrag auf Travelpins über ihre Zeit als Voluntär in Chile geschrieben und Lily berichtet auf WeAupair von ihrer Au-Pair-Zeit in Spanien. Auch auf Youtube gibt es zahlreiche (positive wie negative) Reiseberichte über Au-Pairs, die in den unterschiedlichsten Ländern der Welt gearbeitet haben. Denn alles steht und fällt mit der Gastfamilie!

Der Klassiker: Work & Travel

Ich behaupte mal, jeder von uns kennt mindestens eine Person, die irgendwann mal Work & Travel gemacht hat. Aber was ist das eigentlich genau? Auf Basis bilateraler Vereinbarungen zwischen Ländern bieten diese Work & Travel-Visa für junge Leute zwischen 18-30 Jahren (in Kanada bis 35) an, sodass diese legal reisen und arbeiten können. Die Intention dahinter beruht nicht auf reiner Menschenliebe für junge Leute – Australische Farmen können ohne Work & Traveller kaum ihre Ernte stemmen, in Neuseeland gibt es einen hohen Bedarf in der Weinernte und der Schafzucht, Kanada bietet eine Vielzahl an Sommerjobs in Nationalparks, Skigebieten oder Kinderlagern und das J1-Visa der USA dient dem Land primär, um Lücken in Freizeitparks, Hotels, Beach Resorts oder Fastfood-Ketten in den Semesterferien zu füllen.

Fernsehauftritt für einen rumänischen Sender – auch das kann Teil von Work & Travel sein.

Aktuell kannst du als deutscher Staatsbürger in folgenden Ländern ein Work & Travel-Visa beantragen; Australien, Neuseeland, Kanada, Japan, Argentinien, Chile, Uruguay, Brasilien, Israel, Südkorea, Taiwan und Hongkong. Auf manchen Reiseblogs wird zwar auch Work & Travel in anderen Ländern vorgestellt – dabei handelt es sich jedoch in der Regel um Freiwilligenarbeit oder die Beschäftigung auf einem normalen Arbeitsvisa.

Hosteljob

Es gibt keinen Ort, an dem du so einfach und schnell neue Leute kennenlernst, wie in einem Hostel. Gerade das motiviert viele Reisende, einige Wochen bis Monate in einem Hostel auszuhelfen und so gleichzeitig ihre Reisekasse sowie auch ihre Ortskenntnisse aufzubessern. Häufig bekommst du kostenlos ein Zimmer gestellt und arbeitest als Gegenleistung ein paar Stunden am Tag im Hostel (Rezeption, House Keeping, Putzen, etc.). Übrigens – häufig sind es Hostels an coolen Orten wie Kapstadt, Melbourne oder Madrid, die nach einer internationalen Aushilfe suchen.

Manchmal hilft es bei der Rezeption im Hostel einfach seine Unterstützumg anzubieten – hier half ich beim Unkraut jäten auf den Philippinen und durfte dafür kostenlos im Hostel mitessen.

Eine echte Win-Win Situation oder? Schau am besten auf Hostelworld, Hostel Jobs, Europe Famous Hostels oder HostelWorks, dem Klassiker Workaway oder direkt in der Stadt, in der du gerne arbeiten würdest, nach Jobs.

Saisonarbeit

Eine Saison arbeiten und dann den Rest des Jahres reisen – klingt nach einem Traum, der muss es aber nicht bleiben. Tatsächlich habe ich Reisende getroffen, die nach diesem Konzept leben. Geeignete Branchen sind der Tourismus, Gastronomie, Sporteinrichtungen (wie Tauchschulen), Landwirtschaft, Bau oder Veranstaltungen. Eine gute Freundin von mir hat ihre Semesterferien in den Sommermonaten beispielsweise genutzt, um in der Schweiz, Österreich oder in Skandinavien auf einer Alm oder einem Hof zu arbeiten. Ich selbst verbringe den Sommer nach meinem Masterabschluss als Reitguide auf Island. Voraussetzung? Du bist über 18 Jahre alt, erhältst eine Arbeits-/ Aufenthaltsgenehmigung (in der EU sowieso kein Problem), hast gewisse Grundkenntnisse im jeweiligen Tätigkeitsbereich und bist für 3-6 Monate verfügbar sowie körperlich belastbar, v. a. bei Ernte oder Rancharbeit.

Jobs findest du entweder direkt über die Unternehmen oder auf Seasonworkers, AnyworkAnywhere, Jooble / Indeed (Länderauswahl) oder RanchWork. Auch Reiseagenturen wie die TUI, EF oder Ruf suchen fast das ganze Jahr über nach jungen Leuten, die Lust auf einen Job als Reiseleitung, Animateur oder Sportlehrer in einem Partnerhotel haben.

Straßenkunst

Du hast ein kreatives Talent, wie Malen, Zeichnen, Singen oder Tanzen? Wieso damit nicht auf Reisen ein kleines Taschengeld verdienen? Zwar haben meine Mutter und ich vor meiner 8-monatigen Asienreise eher darüber gewitzelt, dass ich im Notfall ja selbstgemalte Bilder in den Fußgängerzonen verkaufen könnte. Tatsächlich sah ich auf den thailändichen Inseln aber einige Backpacker, die genau das taten! Neben Gemälden kannst du auch andere selbstgemachten Dinge, wie Schmuck oder Postkarten, verkaufen. Tatsächlich betreibt eine meiner Lieblings-Reiseinstagramer, Marina (von Wildshegoes91), ihren eigenen Online Shop, mit dessen Erlös sie ihre Reisen und ihr Herzensprojekt, die Tierschutzarbeit, finanziert.

Volunteering

Ich weiß, in diesem Blogbeitrag soll es darum gehen, wie du auf Reisen Geld verdienst. Aber was wäre dies für ein Artikel über das Arbeiten auf Reisen, wenn ich mein Herzensthema Volunteering auslassen würde. Freiwilligenarbeit heißt das Konzept auf Deutsch, bei dem du meist unentgeltlich oder gegen Unterkunft & Verpflegung arbeitest, um soziale, ökologische oder kulturelle Projekte im In- oder Ausland zu unterstützen. Oder einfach Projekte, die es sich nicht leisten können oder wollen, weitere Mitarbeiter zu bezahlen. Oft handelt es sich um Hilfsprojekte im Tierschutz oder Sozialen Bereich, Umweltkampagnen oder Community-Arbeit. Manchmal kommt es vor, dass du selbst noch einen kleinen Beitrag für die Verpflegung leisten musst und im Gegenzug „nur“ eine Unterkunft gestellt bekommst.

Voluntäre schenken Tierheimtieren oft die nötige Aufmerksamkeit, die sie brauchen und für welche es den Festangestellten einfach an Zeit fehlt – wie hier im Tikiri Trust Tierheim auf Sri Lanka.

Die Unterscheidung zwischen Volunteering und Voluntourism wird dabei immer mehr zur ethischen Debatte. Es gibt zahlreiche Webseite, auf denen Interessierte vermeintlich soziale Projekte im Ausland finden, auf denen sie für einige Tausend Euro 2-3 Wochen aushelfen können – Schildkröten pflegen in Costa Rica, Löwenbabys mit der Flasche in Südafrika großziehen oder Waisenkinder in Kambodscha bespaßen. Die Krux an der Sache – häufig handelt es sich dabei gar nicht um echte Projekte, sondern um Einrichtungen, die mit den Voluntären richtig Geld verdienen. Worldvision hat einen interessanten Beitrag zu den negativen Auswirkungen von Voluntourism veröffentlicht. Wirklich sinnvolle Volunteerjobs findest du hingegen bei Worldpackers, Workaway oder Wwofing. Übrigens erhielt ich bei fast all meinen Volunteerjobs entweder ein kleines Taschengeld, eine Provision wenn ich Gästeritte führte und Trinkgelder! Neben der wichtigen sozialen Arbeit die du verrichtest, springt also vielleicht sogar noch ein kleiner Betrag für dich heraus.

🦄 Selbstständigkeit – Nutze dein Talent

Okay, als Straßenkünstler habe ich mich trotz eines gewissen Talents für’s Zeichnen und Malen nie versucht. Stattdessen habe ich früh entdeckt, dass meine Kenntnisse im Pferde- und Reitbereich stark gefragt sind in der Welt. Daraus eine Selbstständigkeit und eine geregelte Beschäftigung im Ausland zu machen, wäre der nächste Schritt. Hier ein paar Beispiele von Leuten, die genau das geschafft haben;

  • Mein Kumpel Klaus (Trainingsstall Holzwarth-Fischer) hat lange Zeit als Westertrainer in Deutschland gearbeitet, gleichzeitig aber regelmäßige Trainings und Kurse im Südlichen Afrika gegeben. Er macht sich dieses Jahr als Trainer in Namibia selbstständig mit seinem großen Traum – einer eigener Farm mit Trainingsgelände.
  • Die liebe Cat, von Reiten & Yoga, die ich 2025 auf Kambaku kennenlernte, als sie dort gerade einen ihrer Workshops gab. Sie verbindet ihre 3 großen Leidenschaften – Yoga, Reiten und Reisen – indem sie kombinierte Reit- & Yogareisen, u. a. in Namibia, Marokko, Italien, Portugal, Spanien, Island und daheim in der Schweiz anbietet.
  • Die Liebe für die Araber-Berber Pferde führte Renate Erroudani vor über 20 Jahren nach Marokko, wo sie heute gemeinsam mit ihrem Mann Dris den Club Farah d’équitation führt. Sie war eine der Interviewpartnerinnen für meine Bachelorarbeit, wofür ich ihr bis heute sehr dankbar bin!

Wenn du so wie ich, eine Sportart zu deinem Beruf machen möchtest, gibt es inzwischen zahlreiche spezielle Jobsuchportale – für Yoga-, Surf-, Kite- oder Tauchlehrerjobs. In der Pferdwirtschaft sind das; Reiten-Weltweit, Berufsreiter, Equijob, YardandGroom, The Grooms List, Yehaww und diverse Facebook-Gruppen.

👩‍💻 Als Student ins Ausland

Einer der großen Vorteile am Studieren? Je nach Studienrichtung hast du 2-3 Mal im Jahr mehrmonatige Semesterferien und zusätzlich die Möglichkeit, in Form von Auslandssemestern oder Auslandspraktika eine Zeit lang im Ausland zu leben – und dafür im besten Fall auch noch finanzielle Unterstützung zu erhalten. Alle meine Auslandsaufenthalte, mit Ausnahme des Vorpraktikums, weil ich da noch nicht immatrikuliert war, habe ich mir durch ERASMUS-Förderung und (Auslands-)BAFöG finanziert. Darüberhinaus gibt es auch die Möglichkeiten, durch ein Stipendium, eine Stiftung oder einfach den Nebenjob von daheim gefördert zu werden – wo wir wieder beim Thema Remote Arbeiten wären.

Einmal Studieren auf Slowakisch bitte – ein Semester verbrachte ich an der Univerzita Mateja Bela v Banskej Bystrici.

In der Regel nicht förderungsfähig, aber dennoch die beste Möglichkeit, so viel Zeit wie möglich im Ausland zu verbringen, sind die Semesterferien. Ich verbrachte einen ganzen Sommer in Großbritannien, den folgenden in Skandinavien und unternahm viele Trips zwischendurch, z. B. nach Litauen, Südtirol oder Polen. Wie du in den Semesterferien beim Reisen zu Geld kommst und wieso du ausgerechnet durch einen Sprachkurs steuerliche Vorteile erhältst, kannst du im Artikel Während des Studiums ins Ausland: ERASMUS, Praktika & Auslandssemester nachlesen.

Meine Tipps

Egal ob beim Obstpflücken als Work & Traveller, als Straßenmusiker oder Digital Nomad – Geld auf Reisen verdient sich am leichtesten, wenn du über ein gewisses finanzielles Polster als Startkapital und Sparpolster verfügst. Zudem findest du besonders als Work & Traveller die besten Jobs meist über Mund-zu-Mund-Propaganda. Weitere Tipps für den Start;

Skills & Qualifikationen aufbauen, bevor du reist

Ohne meine Reitabzeichen, den Trainerschein Reiten oder die Reitvideos, die ich bei jeder Bewerbung mitsende, hätte ich viele Jobs überhaupt nicht bekommen. Auch das Vorbereiten eines gut strukturierten englischsprachigen Lebenslaufs, erleichtert die Jobsuche im Ausland. Wenn du dich für das Thema Unterrichten interessiert (Englischlehrer sind in Ländern wie China heiß begehrt und gut bezahlt), lohnt es sich, einen absolvierten TOEFL-Sprachkurs vorzuweisen. In Summer Camps in den USA und in allerlei touristischen Einrichtungen in Neuseeland und Australien, sind zudem ein Erste-Hilfe-Kurs und ein einwandfreies (übersetztes) polizeiliches Führungszeugnis unabdingbar.

Mehrere Einkommensquellen kombinieren

In Südostasien traf ich echte Überlebenskünstler. Digitale Nomaden, die Vormittags am Rechner und Abends an der Bar eines Hostels arbeiteten. Lehrer, die einige Monate in einer Schule Englisch unterrichteten und Abends Online-Nachhilfe Stunden erteilten. Der Kreativität ist keine Grenzen gesetzt – besonders dann nicht, wenn du die Welt dein Zuhause nennst.

Netzwerken

Verbinde dich schon im Vorheinein mit anderen Reisenden, Locals und Gleichgesinnten. Meine Lieblingsplattform für’s Netzwerken ist Couchsurfing, wo ich nicht nur viele kostenlose Übernachtungen, sondern auch tolle Menschen gefunde habe. Doch auch in Facebook-Gruppen, auf Meetups mit Expats (Ausländern, die vor Ort arbeiten) oder bei lokalen Events, kannst du spannende neue Leute treffen. Digitale Nomaden versammeln sich häufig in Coworking-Spaces und bilden so richtige Hotspots, z. B. auf Bali, in Chiang Mai oder Medellín.

Passives Einkommen aufbauen (langfristig)

Sich nicht nur auf die direkten Einnahmen und das Sparpolster zu verlassen, sondern einen Plan B durch Passives Einkommen haben – ich gebe zu, mir ist das bisher nie wirklich gelungen. Ich bin meist völlig pleite von meinen Auslandsaufenthalten zurückgekommen und musste erstmal einige Monate daheim arbeiten, um mich von Schulden und roten Zahlen zu befreien. Beliebte Möglichkeiten, um ein passives Einkommen zu erlangen sind z. B. Investieren (z. B. ETFs, Immobilien, Dividenden) oder ein zweites Standbein haben (E-Books schreiben oder Onlinekurse erstellen).

Prioriäten setzen

Besonders als Work & Traveller dauert es häufig, bis das erste Geld fließt. Stattdessen kommen erstmal hohe Ausgaben auf dich zu – Flugtickets, Visakosten, Auslandskrankenversicherung, die ersten paar Tage im Hostel, die du damit verbringst, ein lokales Bankkonto zu eröffnen, die Steuernummer zu beantragen und dich im neuen Land zurechtzufinden. Ein gewisses finanzielles Polster ist also notwendig – ein Nachweis wird häufig auch bei Einreise verlangt. Um die Kosten vor deiner Reise zu senken, gibt es verschiedene Möglichkeiten – Möbel, Auto und sonstige Gebrauchsgegenstände verkaufen, die du im Ausland nicht benötigst. Alternativ kannst du auch darüber nachdenken, die Wohnung unterzuvermieten.

Wer lange ins Ausland will, muss irgendwann Prioriäten setzen – Abo’s, Verträge und Versicherungen kündigen, einen Nebenjob daheim suchen und auf teure Ausgaben für Hobbys und Trips vor Abflug verzichten. Weitere Tipps, um vor einem längeren Auslandsaufenthalt Geld zu sparen, findest du hier; Geld sparen vor der Weltreise, Weltreise – Spartipps & Sparplan für deine Reise oder Spartipps für eure Weltreise.

Fazit

Wenn das Reisen zum Arbeitsalltag wird – in Zeiten von Home Office, Remote-Arbeitsmodellen und digitaler Vernetzung ist flexibles Arbeiten von unterwegs so einfach wie nie. Nie war Selbstbestimmtheit und Ortsunabhängigkeit im Beruf so wichtig wie heute. Nie wurde so viel von Work-Life-Balance gesprochen. Und so prägen sie eine ganze Generation – die Digitalen Nomaden, die Freiheitsliebenden, diejenigen, die Arbeit und ihr Zuhause in der Welt suchen. Diejenigen, die den nine-to-five-Alltag zwar nicht unbedingt aufgeben, ihr Glück jedoch im Reisen als Lifestyle bzw. Arbeiten von Unterwegs finden. Und dabei sind es nicht immer die klassischen Jobs, die zu großen Geld und Glück führen. Manchmal sind ein Eimer gepflügte Kiwis, ein geschorenes Alpaka oder eine Herde Rinder, die auf ihre neue Weide getrieben wurden, der wahre Lohn des Tages.

Weitere Artikel über das Arbeiten auf Reisen findest du hier:

Als Volontär auf einer Farm in Laos

Wenn ich eines während meiner Zeit in Asien gelernt habe, dann das du nie genau weißt, was dich in einem neuen Land erwartet. So ist der Moment, indem du den Stempel in den Pass erhältst und durch die Flughafentüren hinaus in eine neue Welt trittst, meist der einprägsamste. Die dröhnenden Motoren der Tuk Tuks, Menschen…

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Hi, ich bin Nadine, 27 Jahre alt und komme ursprünglich aus Köln. Seit einer 8-monatigen Soloreise durch Asien nach dem Abitur hat mich das Reisefieber gepackt. Gemeinsam mit meinem Hund Gismo war ich auf zahlreichen Roadtrips durch Europa bis nach Nordafrika unterwegs. Nach seinem Tod reise ich nun wieder viel mit dem Backpack durch ferne Länder. Hier auf meinem Blog Horseshoe Travel verbinde ich meine beiden großen Leidenschaften: das Reisen und das Reiten – und das schon seit 2016!

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