Genau 23 Länder habe ich mit Gismo bereist, wir haben gemeinsam in Marokko und Rumänien gelebt und er ist für mein Studium mit mir von Köln nach Baden-Württemberg gezogen. An ein Leben ohne ihn kann ich mich kaum erinnern, schließlich war ich selbst gerade erst 10 Jahre alt, als er in mein Leben trat. Doch es gibt diese eine letzte Reise, auf der wir unseren Vierbeiner nicht begleiten können. Die, vor der ich mich all die Jahre gefürchtet habe und ich bin mir sicher, so geht es vielen Tierbesitzern. Am 19.09.2023 habe ich nach über 14 einhalb gemeinsamen Jahren meinen Hund Gismo einschläfern und ihn so auf seine letzte Reise über die Regenbogenbrücke ziehen lassen.
Wie alles begann…
Dieser Blogbeitrag handelt ausnahmsweise nicht von fernen Ländern, aufregenden Abenteuern oder den besten Hoteltipps. Er handelt von einem gerade einmal 8-Monate alten Husky-Schäferhund-Mischling, der Februar 2009 im Tierheim Köln-Dellbrück auf seine neuen Besitzer wartete. Seine Vorbesitzer hatten ihn kurz nach Silvester an der Autobahnausfahrt Köln Kalk angebunden und waren ohne ihn davon gefahren. Im Nachhinein frage ich mich, ob das vielleicht die Ursache für seine extremen Verlustängste gewesen sein könnte.


Zufällig stießen mein Vater und ich auf einem Rundgang über das Tierheim-Gelände auf ihn, zu dem Ersterer mit dem Vorsatz „Wir holen aber keinen Hund“ aufgebrochen war. Ich würde diesen Blogbeitrag nicht schreiben, wäre Gismo nicht drei Wochen später bei meinem Vater eingezogen. Als Trennungskind sah ich meinen Papa und Gismo nur an den Wochenenden oder in den Ferien, dennoch hatte ich von Anfang an eine extrem innige Beziehung zu dem jungen Hund. Als eine Person die an Schicksal glaubt, bin ich ganz fest davon überzeugt, dass Gismo aus einem bestimmten Grund in mein Leben getreten ist. Besonders als Jugendliche mit wechselnden Interessen und Hobbys, blieb er die Bindestelle zwischen mir und meinem Vater und auch später zwischen der ganzen Familie. Er hat mich mehr über Loyalität, Freundschaft und Treue gelehrt, als jeder Mensch es hätte tun können.
So vergingen die Jahre. Ich machte mein Abitur, arbeitete und schmiedete Zukunftspläne. Der Entschluss für die Weltreise fiel. Während mir der Abschied von meiner Familie schon schwer fiel, so war dies doch kein Vergleich zum Abschied von Gismo, den ich nicht einfach anrufen oder ihm erklären konnte, weshalb ich ihn für so lange Zeit nicht besuchen würde. Wer Horseshoe Travel schon länger folgt, der weiß, was nun geschah… Neun Monate mit dem Rucksack quer durch Südostasien, über China und Japan bis nach Sri Lanka. Als ich gerade in einem japanischen Reitstall arbeitete, erhielt ich einen überraschenden Anruf von daheim; Mein Vater war völlig plötzlich mit nur 56 Jahren gestorben. Nach einer langen Rückreise von Tokio nach Köln realisierte ich recht schnell, dass sich mein Leben über Nacht komplett gewendet hatte. Von meinem Vater blieb mir nicht viel außer ein paar alten Schallplatten, seinen geliebten Stephen King-Büchern und dem inzwischen 9-jährigen Gismo. Nicht eine Sekunde dachte ich darüber nach, Gismo nicht zu übernehmen. Nicht eine einzige Sekunde in den folgenden sechs Jahren habe ich diese Entscheidung bereut.

„Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“ Diese Worte von Hildegard von Bingen beschreiben meine Situation 2017 ganz gut. Ich weiß nicht, ob ich Papas Tod ohne Gismo so gut verkraftet hätte. Doch mit der Verantwortung für ein Tier stellt sich ganz automatisch ein neuer Rhythmus ein. Bis zu Gismos allerletzten Tag waren wir täglich mindestens zwei Stunden, im Winter meist deutlich länger, unterwegs. Nach dem Tod meines Vaters suchte ich also keine Hostels mehr, buchte keine Flugtickets durch Asien oder scheiterte auch nicht mehr täglich am Verhandeln auf den lokalen Märkten, sondern verbrachte viele Stunden mit Gismo in der Natur, arbeitete wieder und plante unsere erste gemeinsame Reise.
Mit Hund quer durch Europa bis nach Nordafrika
Während all meiner gemeinsamen Reisen mit Gismo hatte ich durchaus Momente, während derer ich mich nach Freunden, Familie oder allgemein Menschen gesehnt habe, wenn ich mal wieder mitten im Nirgendwo gestrandet war. Doch dank meines Hundes war ich nie einsam oder allein. In den sechs Jahren in denen er so wirklich MEIN HUND war, haben Gismo und ich mehr von der Welt gesehen, als es so manchen Menschen in seinen Lebzeiten möglich ist. Davon zeugt ja allein schon dieser Reiseblog, zu dessen Markenzeichen es ja inzwischen gehört, immer mehrere Monate hinterher zu hängen. Im Nachhinein bin ich so dankbar für jeden einzelnen Tag, den ich mit Gismo teilen durfte, egal ob auf Reisen oder daheim.























Insgesamt bin ich mit meinem Hund durch 23 verschiedene Länder gereist. Er hat auf unseren unzähligen Städetrips die Metropolen Europas gesehen. Wir waren in Paris, Prag, London, Venedig, Barcelona, Oslo oder Krakow, um nur einige wenige zu nennen. Gemeinsam sind wir in den kältesten Bergseen Südtirols geschwommen und durch die verschiedensten Gebirge gewandert, dem weiten Gebiet der Alpen in Österreich, Deutschland, Italien und Slowenien, zwischen Braunbären im Făgăraș-Gebirge in Rumänien, durch ursprüngliche Bergdörfer im nordafrikanischen Atlas-Gebirge, im Monchique-Gebirge in Portugal oder den französischen Vogesen. Zusammen haben wir an den schönsten Stränden Europas gebadet, vor der portugisieschen Algarveküste, im heißesten Sommer Südenglands unterhalb der Kreidefelsen, auf beengten Raum an den übervollen Hundestränden der Toskana in Italien, an den weitläufigen Stränden Zeelands in Holland und an vielen weiteren. Gemeinsam waren wir auf Roadtrips mit meinem alten VW-Bus Henry unterwegs, haben uns bis Russland, Litauen, Polen und Tschechien vorgewagt. Im Sommer 2022 sind wir über 13.000 Kilometer über die gesamte britische Insel, von England nach Wales, über Schottland nach Nordirland, bis nach Irland gereist. Unsere letzte Reise führte uns in die Heimat der nordischen Hunderassen, Gismos Ursprung, den ich ihm so gerne noch zeigen wollte. Knapp 15.000 Kilometer über Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen, einmal die norwegische Westküste hinauf bis ins finnische Lappland und über Schweden wieder zurück. Doch egal wie weit entfernt von daheim, Hauptsache wir waren zusammen.
… Wie es nun weitergeht
Ich hatte erst überlegt, die Kapitelüberschrift „Wie alles endete zu nennen“, aber das kommt mir nicht richtig vor. Mein Leben geht weiter, denn Arbeit, Uni und Privatleben nehmen leider wenig Rücksicht auf persönliche Schicksalsschläge. Und Gismo? Er lebt in der Erinnerung und in den Herzen von so vielen Zwei- und Vierbeiner auf der ganzen Welt weiter, welcher Hund kann das schon von sich behaupten. Und doch, es ist verdammt hart ohne ihn… Egal welche Hürden in unseren 14 gemeinsamen Jahren vor uns lagen, Autopannen, schwere Klausuren in der Uni, seltsame Couchsurfing-Gastgeber, Liebeskummer, ein Streit mit Freunden oder weitere Verluste in der Familie, Gismo war immer da. Und das ist auch das Schwerste jetzt, da er fort ist. Auch mit teilweise leeren Bankkonto während meiner Unizeit, hat Gismo mich doch zum reichsten Menschen der Welt gemacht, einfach durch seine Präsenz. Worte allein reichen nicht aus um dieses Vertrauen, das Verständnis und die Liebe zwischen uns zu beschreiben. Ebenso gibt es keine passenden Worte für den Schmerz, der auf das leere Hundekörbchen folgt. Was bleibt sind einzig die Erinnerungen, ein Auto voller Hundehaare und Unmengen an Fotos. Fotos von Spaziergängen im Schnee, Schwimmen im See, Kuscheln im Körbchen und den vielen, vielen Reisen. Denn am Ende war doch die Welt Gismos Zuhause, ganz so, wie es sich für einen echten Reisehund gehört.
Das Leben von Hunden ist zu kurz. Das ist eigentlich ihr einziger Fehler
Agnes Turnbull
Ich habe mich dazu entschlossen, Horseshoe Travel auch ohne Gismo weiter zu führen. Es steckt einfach zu viel Arbeit und Herzblut in diesem Blog, als das ich ihn jetzt aufgeben könnte. Noch stehen einige Artikel über Gismos und meine gemeinsamen Reisen aus, insbesondere von Irland und Skandinavien. Danach wird sich der Fokus von Horseshoe Travel vermutlich wieder mehr in Richtung Backpacking, Fernreisen und Alleinreisen als Frau verschieben. Und so macht es mich glücklich zu sehen, dass Gismo auf Horseshoe Travel weiterlebt.
Dafür gibt es einfach keine Worte.
Ich finde es toll, dass du weiter machen möchtest und damit Gismo ja auch irgendwie ein kleines Denkmal setzt.
Auch ich habe lange überlegt nach Nico’s Tod weiterzumachen, aber mit jedem „Hallo Nico, …“ zu Beginn unserer Beiträge lebt er weiter und nimmt an unseren Abenteuern teil.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und all unsere Erinnerungen an ein geliebtes Familienmitglied kann uns sowieso niemand nehmen.
Liebe Grüße Anja und Charly 🙋🏻♀️🐶
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Hallo Anja, danke für deine netten Worte. Ich denke auch, Gismo wurden viele Denkmäler auf der ganzen Welt gesetzt, dieser Blog ist nur einer von ihnen.
Alles Liebe auch an deinen Charly,
Nadine
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Liebe Nafine,
dass tut mir leid, dass dein treuer Begleitet gestorben ist! Du hast ja so viele schöne Erinnerungen an Eure gemeinsamen Reisen, damit kannst Du Dich hoffentlich etwas trösten!
Ich bin gerade in der Schweiz bei meinen Sohn und Familie, da hatte ich doch kurz vorher deine Berichte über die Reise mit Gismo in Bern gelesen!
Alles Gute, liebe Grüße,
Susanne
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Hallo Susanne,
ich wusste gar nicht, dass Sie meinem Blog noch folgen- Lieben Dank für die netten Worte, das zeigt mir einfach, dass ich in diesen schweren Zeiten nicht alleine darstehe.
Liebe Grüße in die Schweiz,
Nadine
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Hi Donni!
es tut mir so leid was passiert ist und ich wünsche dir viel Kraft… du weißt ja, am besten geht es sich Schritt für Schritt!
ich liebe deinen Blog und schaue immer wieder gerne vorbei um zu sehen das du so machst, und weil ich das sehr inspirierend finde.
deswegen freue ich mich sehr dass du trotzdem weiterschreiben wirst!
Auf viele neue Abenteuer mit Gismo im Herzen!
Deine Juli
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Hi Jules,
ich danke dir für die lieben Worte- ich werde die gemeinsame Reise mit euch beiden auf jeden Fall auch nie vergessen. Vielleicht schreibst du ja dann den nächsten Blogbeitrag für mich aus Spanien 🙂
Alles Liebe und bis bald,
Nadine
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❤️❤️
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Liebe Nadine, ich habe gerade deinen wunderschönen Bericht über Gismos letzte Reise gelesen…eine schönere Liebeserklärung konntest du ihm gar nicht machen. Du glaubst gar nicht wie oft ich an dich denke. Und ich kann mir vorstellen wie leer es jetzt in deinem Leben geworden ist. Bin froh das du Sebi an deiner Seite hast. Tröste dich damit das dein Papa ihn garantiert am Ende der Regenbogenbrücke abgeholt hat und das er jetzt keine Schmerzen mehr hat. Die Beiden haben sicher jetzt eine gute Zeit zusammen. Ihr habt ihm das größte Geschenk gemacht, eure Liebe wird ihn immer begleiten.
Drück dich gaaaaaaaaanz fest und wünsche dir einen guten Start für den Master, ganz liebe Grüße von Joe und mir… PS. Die Fotos sind sooooooooo schön…
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Hallo liebe Gerlinde,
ich danke dir! Ich bin mir sicher, dass nur jemand der sein Tier so sehr liebt wie wir beide, verstehen kann was diese Trauer bedeutet. Es gibt weiterhin keine Worte für den Schmerz, es gibt aber ein danach.
Wir sehen uns im November,
Alles Liebe für dich und deine Luna,
Nadine
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4 Pfoten, 2 Füße – ihr beide wart ein tolles Team! Es tut so weh, ihn nicht mehr auf dieser Welt zu wissen! Doch auch, wenn Gisibär nicht mehr in der „Wirklichkeit“ lebt, so lebt er doch für immer in unseren Erinnerungen, denn Hundehaare lassen sich wegsaugen, Pfotenabdrücke sich wegwischen, aber die Spuren, die dein Seelentier in deinem Leben hinterlassen hat, sind für die Ewigkeit!
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Und die Spuren auf der Couch, auf dem Boden und der Terrasse bleiben zum Glück auf für immer 🙂
Bis bald Mama,
Deine Nadine
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Liebe Nadine,
nachdem ich schon auf Instagram gesehen hatte, dass Gismo seine letzte Reise angetreten hat, wollte ich dir schon längst schreiben.
Gestern mussten nun auch wir unseren Hund Momo gehen lassen. Dieser Schmerz ist unbeschreiblich und nimmt einen komplett ein. Trost kann man nur darin finden, was für ein schönes Leben Gismo und auch Momo hatten.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft ❤️
Wie toll, dass du den Blog weitermachst, habe mich immer gefreut von deinen Abenteuern zu lesen!
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Hallo Ann Sophie,
tut mir sehr leid, dass nun auch Momos letzte Reise angestanden hat. Ich wünsche dir, dass du mit dem Schmerz zu leben lernst und dich auf die guten Momente besinnen kannst, die ihr beide hattet. Ich bin mir sicher, davon gab es mehr als genug.
Alles Liebe
Nadine
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Ich habe deinen ergreifenden Beitrag erst heute gelesen, der hat mich sehr berührt. Ich kann dein Leid und deinen Schmerz sehr gut verstehen, da auch in unserer Familie immer ein Vierbeiner unser Leben begleitet. Vielleicht ist es für dich ein kleiner Trost, aber Gismo hatte durch dich ein wunderbares Leben, wie es nur wenige Hunde aus dem Tierheim erleben. Nach jedem Tunnel kommt auch wieder Licht. Liebe Grüße
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Danke für die lieben Worte, da steckt auf jeden Fall viel Wahres drin.
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